TERN Group ist ein AI-Health-Tech-Unternehmen. Bekämpft den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen mit digitalen Plattformlösungen und lokalen Strukturen.
Können Sie uns TERN Group vorstellen und erzählen, wer die Menschen hinter dem Unternehmen sind?
TERN ist ein AI-Health-Tech-Unternehmen, das eine große Aufgabe hat: Wir wollen den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen nachhaltig lösen. Dazu verbinden wir digitale Plattformlösungen mit lokalen Strukturen. Hinter TERN stehen Menschen, die selbst erlebt haben, wie notwendig ein funktionierendes Gesundheitssystem ist und wie nötig wir auch qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland brauchen. Ich bin Managing Director von TERN Deutschland, die Gründer der TERN Group sind Avinav Nigam und Krishna Ramkumar. Sie haben TERN 2023 ins Leben gerufen. Heute arbeiten über 130 Kolleg:innen weltweit für uns, davon 21 in Deutschland.
Welche persönliche Motivation hat Sie dazu bewegt, TERN Deutschland zu gründen?
Bei mir gab es schon früh eine Verbindung zwischen Gesundheit und Technik. Meine Mutter als MTA hatte die Gesundheitsthemen an den Küchentisch gebracht, mein Vater als Ingenieur die Technik. Später habe ich in Tunesien Sprachschulen aufgebaut und erlebt, wie viele exzellent ausgebildete Pflegefachkräfte davon träumten, nach Deutschland zu gehen, wo sich der Fachkräftemangel bereits abzeichnete. Mit meinem Unternehmen Gerandu bin ich zunächst 2017 gestartet, habe ein Netzwerk in 6 Ländern aufgebaut und schließlich 2024 mit der TERN Group fusioniert, um gemeinsam digitale und physische Lösungen zu entwickeln.
Was ist die übergeordnete Vision von TERN und wie wollen Sie diese in den nächsten Jahren erreichen?
Unsere Vision ist klar: Wir wollen Menschen helfen, die Menschen helfen. Dafür bauen wir eine Infrastruktur, die Arbeitsmigration fair, skalierbar und nachhaltig macht. Nach der erfolgreichen Series A und nun insgesamt in uns investierten 33 Millionen US-Dollar, können wir unsere KI-gestützte Recruiting-Plattform weiterentwickeln und an physischen Pilotprojekten im Bereich „Hospital at Home“ arbeiten, um die deutsche Pflegelandschaft zu entlasten.
Wie stellen Sie sicher, dass internationale Fachkräfte nicht nur erfolgreich rekrutiert, sondern auch nachhaltig integriert werden?
Die Erfahrung zeigt: Integration beginnt lange vor der Ankunft. Unsere Fachkräfte absolvieren 8 bis 12 Monate Sprachkurse im Heimatland, besuchen Sensibilisierungstrainings und lernen die deutsche Kultur kennen . Nach der Ankunft begleiten wir sie weiter. Wir wissen etwa, wie wichtig Wohnraum, Patinnen und Paten oder auch Sport- und Freizeitangebote in den Kliniken sind. Das Ergebnis: 96 Prozent unserer vermittelten Fachkräfte arbeiten auch nach einem Jahr noch beim selben Arbeitgeber.
Was unterscheidet TERN von anderen Anbietern im Bereich Fachkräfte-Rekrutierung und Integration?
Wir sind kein Vermittler im klassischen Sinne. Wir sind ein Infrastrukturanbieter. Unsere Plattform digitalisiert die Verfahren und spart so Monate an Wartezeit und macht alle Zwischenschritte in Echtzeit sichtbar. Dafür setzen wir KI sehr gezielt im Prozess ein. Gleichzeitig stellen wir die Qualität unserer Leistung mit unseren Bildungspartnern in den Herkunftsländern und Gütesiegeln wie dem RAL „Faire Anwerbung Pflege Deutschland“ sicher. Und wir gehen den Weg bis zum Ende: Wir kümmern uns nicht nur um Verträge, sondern um Menschen.
Welche typischen Herausforderungen begegnen Ihnen bei der Zusammenarbeit mit Behörden und wie gehen Sie damit um?
Natürlich könnten wir auch über die Bürokratie klagen. Anerkennungen, Übersetzungen, Visa – oft dauert alles länger, als es könnte, weil auch dort die Leute fehlen. Doch was wir den Unternehmen, die uns beauftragen, bieten können, ist ein digitalisierter Prozess. So ist für beide Seiten transparent und nachvollziehbar, wo das Verfahren steht und was die nächsten Schritte sind.
Wie unterstützen Sie Unternehmen dabei, Fachkräfte langfristig zu binden und welche Erfolgsquote können Sie vorweisen?
Wir helfen, damit Fachkräfte sich als Menschen willkommen fühlen. Die bereits angesprochenen Themen wie Wohnraum oder Freizeitgestaltung sind für die nach Deutschland kommenden Fachkräfte essenziell. Wir fragen im Bewerbungsprozess etwa nach Hobbys und Persönlichkeitsmerkmalen. Ganz bewusst, damit wir oder das Unternehmen den Kontakt zum Handball-Team oder der Freiwilligen Feuerwehr in der Region herstellen können. Auch den Kontakt zu anderen migrierten Fachkräften vor Ort stellen wir hier. Denn viele Fragen – wie funktioniert der ÖPNV, wo finde ich Lebensmittel aus der Heimat – lassen sich einem Peer am Besten stellen.
Welche Pläne haben Sie für die Weiterentwicklung von TERN in den kommenden Jahren?
Wir arbeiten daran, unsere Plattform zu einer Self-Service-Lösung auszubauen, bei der Kliniken selbst auf unseren globalen Talentpool zugreifen können. Unsere Betreuung wird unterstützt durch Menschen vor Ort, aber auch durch digitale Modelle – so wissen wir mehr über die Gesundheit und Performance unserer Kolleg:innen und können zum Beispiel Burnout-Phasen vorhersehen und rechtzeitig intervenieren. Parallel entwickeln wir technologiegestützte „Hospital at Home“-Modelle, um ältere Menschen zu Hause versorgen zu können. So verbinden wir internationale Fachkräfte mit lokalen Versorgungsstrukturen.
Wie wichtig ist das Thema faire Anwerbung für Sie und welche Standards setzen Sie hier um?
Überlebenswichtig. Wir tragen nicht umsonst das Gütezeichen „Faire Anwerbung Pflege Deutschland“ des Bundesministeriums für Gesundheit. Für uns gilt: Transparenz, klare Verträge, keine Kosten für die Fachkräfte. Faire Anwerbung ist die Basis dafür, dass Integration nicht nur gelingt, sondern Vertrauen wächst – bei allen Beteiligten.
Welche Erfahrungen aus Ihrer bisherigen Arbeit möchten Sie anderen Gründerinnen und Gründern als Ratschlag mitgeben?
Gründen ist kein Sprint, sondern ein Ausdauerlauf – und der tut manchmal weh. Man muss bereit sein, durch Durststrecken zu gehen und gleichzeitig offen zu bleiben für Kultur, Menschen, unerwartete Wendungen. Ich habe in Tunesien gelernt, dass Vertrauen vor Verträgen kommt. Wer das beherzigt, baut Unternehmen auf, die über Zahlen hinaus Bestand haben. Wichtig ist für mich: Ich muss mit der Freude und der Kraft aus 2 Prozent Erfolg die anderen 98 Prozent Misserfolg meistern – keine leichte Aufgabe.
Welche Rolle spielt kulturelle und soziale Integration bei Ihrem Ansatz und warum ist sie für Sie genauso wichtig wie die fachliche Qualifikation?
Gesundheit ist nie nur Fachlichkeit. Gesundheit heißt, Menschen im intimsten Moment ihres Lebens zu begleiten – Krankheit, Alter, Sterben. Dafür braucht es Sprache, Empathie und Verständnis für Kultur. Wir investieren deshalb so viel in kulturelle Vorbereitung und soziale Integration. Denn erst wenn sich Talente auch privat zu Hause fühlen, bleiben sie. Und genau das braucht Deutschland – und Europa.
Matthias Mauch Bildcredit: TERN Deutschland/Anja Meyer
Wir bedanken uns bei Matthias Mauch für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder
Premium Start-up: TERN Group

Kontakt:
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Ansprechperson : Floriana Raffauf