Das Startup theblood ist Teil des Stealth Mode Förderprogramm der Factory Berlin: In diesem Interview erzählt die Gründerin Isabelle Guenou mehr über sich und ihr Unternehmen
Stell dich und dein Startup doch kurz unseren Lesern vor!
Für mich ist neu denken essenziell, denn ich bin Gründerin eines Startups in einem Bereich, in dem ich wirklich jeden Tag dazu lerne. Ich bin Isabelle, 26 Jahre alt, aus Berlin und Gründerin von theblood. Gemeinsam mit meiner Mitgründerin Miriam Santer, haben wir theblood ins Leben gerufen, um dazu beizutragen eine riesige Datenlücke zu schließen, die im Bereich der Gesundheitsdaten mit Hinblick auf Menstruation immer noch besteht. Wir haben uns zum Ziel gemacht Menstruationsblut zu analysieren und dieses auf verschiedene Parameter wie bspw. Spurenelemente, Hormone oder auch Vitamine zu untersuchen und geben unseren Nutzer:innen damit gezielte Gesundheitsreports und Informationen zurück. Relevant hierbei zu erwähnen ist, dass wir keine Krankheiten somit feststellen oder diagnostizieren. Wir verwerten die Blutprobe, die eh schon da ist. Und wollen Wissen generieren und zurückgeben.
Warum hast du dich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Das hat sich für mich eher ergeben. Meine Mitgründerin Miriam Santer und ich, wir haben uns schon im Masterstudium kennengelernt. Bereits zu dieser Zeit gab es auch die allererste Startup-Idee. Einige Jahre später hat mich die Konzeption zu einem Periodenprodukt mit Nahrungsergänzungsmitteln nicht losgelassen. Aus der Grundidee ist dann die Konzeption zu theblood entstanden. Nach meinen ersten Ausarbeitungen wollte ich dann Miriam unbedingt als Mitgründerin. Sie war von Sekunde eins an begeistert. Das Konzept so wie es bis dato steht haben wir dann zusammen ausgearbeitet.
Trotz Gründungsgeist und dem Antrieb Wissen zu generieren, ist das gesamte Vorhaben ein Herzensprojekt für mich. Durch eigene persönliche Erfahrungen mit Endometriose und Ovarialzysten, kennen wir Gründerinnen die Problematik nur zu gut. Wir haben beide viele Jahre damit verbracht herauszufinden, was los ist, um schlussendlich richtige Diagnosen zu bekommen. Demnach möchte ich Wissen generieren und verbreiten. Ich bin davon überzeugt, dass mit mehr Wissen über Menstruationsblut ein ganz neuer Zugang zur Regelblutung geschaffen wird und das nicht nur für Menschen, die menstruieren. Blut bzw. die Menstruation kann hier ein Mediator für Wissen sein.
Was war bei der Gründung von theblood die größte Herausforderung?
Der erste entscheidende Entschluss war für mich die größte Herausforderung. Zuvor habe ich als Projektmanagerin in einer Digitalagentur hauptsächlich Kund:innen aus dem Premium Automobilbereich betreut und beraten. Die Entscheidung zu treffen diese Welt hinter mir zu lassen war eine persönliche Herausforderung. Und wie für viele Gründer:innen ein Sprung ins kalte Wasser. Dennoch versuche ich wirklich tagtäglich dazuzulernen, weiterzubilden und mich herauszufordern. Es macht mir unfassbar Spaß und ich bin schon jetzt, noch in unserer Early-Stage Phase, dankbar für die Entwicklungen, die wir erzielt haben und auch noch werden.
Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?
“Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat”. Das Zitat stammt von Mark Twain. Selbstverständlich kann man mit einer Idee starten! Auch wenn diese nicht perfekt ist. Jeder fängt mal klein an. Eine Entscheidung zu treffen und anzufangen ist der Grundstein für jede Gründung. Reflektion ist ein essenzieller Schlüssel, um eigene Kompetenzen einzuschätzen und somit auch Schwächen. Kompetenzen in sein Gründungsteam zu integrieren, die sich letztendlich ergänzen ist meiner Meinung nach unfassbar wichtig.
Welche Vision steckt hinter theblood?
Die Vision ist groß, wir wollen Wissen generieren und Bewusstsein schaffen an Stellen, wo es jetzt noch fehlt. Wir sind inspiriert von der Wissenschaft, verführt von Achtsamkeit und wollen tatsächliche Innovationen an den Markt bringen. Theblood fördert die Qualität des bewussten Lebens und die Wertschätzung der Menstruation. Wir haben es uns zur Mission gemacht, den Menschen, die anscheinend noch zu wenig erforscht sind, Selbstbestimmung zu geben. Und das sind leider auch noch im Jahr 2022 – Frauen. Wir streben demnach auch an ein eigenes Office mit internem Labor aufzubauen. An diesem Ort wollen wir Wissenschaft in unsere Innovation einfließen lassen und mit Anspruch an Design und Kommunikation verbinden. Wir wollen nicht über unsere Mitarbeiter:innen bestimmen, Mitwirkende werden wir herausfordern und inspirieren. Aktuell arbeiten wir mit ausgewählten wissenschaftlichen Berater:innen und Ärzt:innen zusammen, um eine Grundlage für unser Vorhaben zu schaffen.
Wer ist die Zielgruppe?
Wir unterteilen unsere Zielgruppen zunächst in drei Segmente: Frauen, die mit Hormonschwankungen zu kämpfen haben, hier PCOS oder Endometriose schon diagnostiziert bekommen haben oder aber auch bspw. die Pille erst abgesetzt haben. Hier besteht ein relativ großes Bewusstsein für den eigenen Zyklus. Des Weiteren sind für uns auch Frauen von großer Relevanz, die erste Berührungen mit einem Kinderwunsch haben und hier erste Umstellungen eingeläutet haben. Zuletzt berücksichtigen wir auch sogenannte Bio Hacker, die einen besonderen Fokus auf körperliche Performance richten. Der Zyklus hier verrät auch Potenziale zu der aktuellen Leistungsfähigkeit, die wir berücksichtigen.
Warum hast du dich für das Stealth Mode Förderprogramm beworben?
Die Factory Berlin ist eine besondere Community. Hier steckt nicht nur der Ort dahinter, sondern auch ein Verbund aus großen und kleinen Unternehmen, kreativen diversen Köpfen und Macher:innen, die ein großartiges Netzwerk bilden. Mit dem Stealth Mode Förderprogramm hatte ich hier die Möglichkeit Teil von zu sein und Austausch zu suchen und auch zu finden. Zudem habe ich mich im Voraus informiert, welche Startups in den letzten Stealth Mode Editionen mit dabei waren. Die meiste Motivation entnehme ich stets aus Gesprächen mit anderen Gründer:innen, die ihre Erfahrungen mit mir persönlich teilen.
Wie ist der Ablauf des Stealth Mode Förderprogramms?
Zu Beginn haben wir alle Teilnehmer:innen trotz Pandemie in der Factory Berlin kennengelernt. Mentor:innen wurden zugewiesen und es gab Remote-Workshops zu relevanten Themenbereichen wie Brand Building, Pitching, Financing, etc. Besonders der Austausch zwischen den Gründer:innen ist hilfreich, da man hier aus eigenen Erfahrungen nochmals lernt und von anderen Input bekommt, der einen weiterbringt.
Wie werdet ihr von den Mentor:innen unterstützt?
Durch regelmäßige Coachings werden die aktuellen Prozesse näher beleuchtet. Es wird viel hinterfragt, gechallenged und kalkuliert, was der nächste strategische Schritt sein soll. Umso häufiger die Coachings stattfinden, umso enger wird natürlich der Austausch und auch die Begeisterung für das eigene Vorhaben steigt bei den Mentor:innen. Diese enge Zusammenarbeit ist enorm effizient und gibt Raum für uns Gründer:innen zur Reflektion und Priorisierung.
Wo siehst du dich und dein Startup in fünf Jahren?
In fünf Jahren haben wir definitiv erste interne Machbarkeitsstudien aufgestellt und abgeschlossen, unseren Prototypen für die letztendliche Produktion entwickelt und auch der Markteintritt liegt einige Jahre hinter uns. Mein Ziel ist es enorm tolle, smarte und wissbegierige Mitarbeiter:innen in einem Team zu vereinen. Diese sind dann schon an der nächsten Produktvision dran. Da ich selbst aus dem Brand Building und Digitalbereich komme, ist mir die einhergehende interne Community als auch die zur Marke sehr wichtig. Die FemTech Community ist generell eine sehr freundliche, aufgeschlossene und unterstützende Community. Dieses Gefühl wird auch intern im Team gefördert und spürbar sein. Theblood wird zu diesem Zeitpunkt Wissen generiert haben für die Menstruation. Somit ist vielen Menschen bewusst, es gibt auch einen lehrreichen spannenden Ansatz zur (eigenen) Menstruation, der nicht nervig und rosa sein muss, sondern individuell, lehrreich und spezifisch.
Welche 3 Tipps würdest du angehenden Gründer:innen mit auf den Weg geben?
Mut
Resilienz
Und nochmals viel Resilienz!
Um sich in Krisen weiterzuentwickeln braucht es Resilienz und ein gewisses Mindset. Immer und immer wieder aufzustehen, können manche Menschen schon durch ihren puren Optimismus und starken Charakter. Andere lernen hier ihr Mindset anzupassen. So muss auch ich an mir, Tagein und Tagaus, arbeiten, mein Mindset erweitern und lernen, mit Herausforderungen und Aufgaben zu wachsen. Ich denke, Resilienz ist durchaus ein starkes Fundament für Erfolg – Erfolg in jeglicher Hinsicht.
Wir bedanken uns bei Natalia Walentynowicz für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder