Sonntag, Dezember 10, 2023
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Sammelt Erfahrung in anderen Unternehmen bevor ihr euch selbständig macht

Tiny Roar entwickelt Spiele die für viel Lärm sorgen

Stellt euch und euer Startup Unternehmen Tiny Roar doch kurz unseren Lesern vor!
Tiny Roar wurde im Mai 2015 von Robert Koch, Dario Müller und mir, Maurice Hagelstein in Hamburg gegründet. Unser erklärtes Ziel ist es, mit Tiny Roar runde und durchweg spaßige Spielerlebnisse zu entwickeln, die jeder genießen kann, während wir gleichzeitig intern ein kreatives und konstruktives Arbeitsumfeld erschaffen.
Seit Juli 2016 ist Sebastian Sacher Teil unseres Teams und unterstützt seitdem tatkräftig Dario im Bereich der Programmierung, während sich Robert um alle Aspekte der Grafik, wie zum Beispiel die Spielwelt und das Benutzer Interface kümmert und ich für die Konzeption der Spielfeatures, sowie deren narrativen Elemente zuständig bin.
Unsere Disziplinen überschneiden sich täglich, so dass sich jeder einbringen kann und weshalb wir einen sehr offenen und ehrlichen Ton wahren. Am Ende glauben wir an die Stärke des besten Arguments.

Wie ist die Idee zu Tiny Roar entstanden und wie habt ihr euch als Gründerteam zusammengefunden?
Noch bevor Robert und ich bei unserem alten Arbeitgeber (ebenfalls in der Gamesbranche) die Kündigung eingereicht haben, war uns klar dass wir weiterhin Spiele entwickeln wollen, aber eben ohne viel Politik und dafür mehr Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung. Auf dem Hamburger Indie Treff, eine regelmäßige Veranstaltung auf der die lokale Szene sich austauscht, kamen wir mit Dario ins Gespräch. Er war gerade im Begriff sein Studium im Bereich Game Coding zu beenden und sich selbständig zu machen – das passte also perfekt. Um herauszufinden, ob wir als Team eine Zukunft haben, kamen wir zu dem Global Game Jam 2015 bei InnoGames zusammen, bei dem es galt, in 48 Stunden ein spaßiges Spiel zu entwickeln. Wir wurden von der Jury für unser Spiel “Herp ‘n’ Derp” mit dem ersten Platz belohnt, was uns genug Sicherheit gab, dass wir als Team selbst unter starkem Zeitdruck gut funktionieren und gute Produkte hervorbringen können.
Der Name “Tiny Roar” ergab sich aus unserem Mantra, dass man mit kleinen Dingen schon für viel Lärm sorgen kann.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie habt ihr euch finanziert?
Letztendlich ist der Mangel an Förderungen und die nicht sonderlicher gesunde, bzw. aufgeschlossenen Einstellung zu der Branche seitens der Regierung, welche quasi Hand in Hand gehen, die größte Herausforderung, der wir uns täglich stellen müssen. Die Gamesbranche wächst kontinuierlich und während Deutschland einer der wichtigsten Absatzmärkte ist, kommen aus Deutschland noch viel zu wenige Hits, was unweigerlich mit den schwierigen Startbedingungen zusammenhängt.
Uns war von Anfang an klar, dass wir nicht mit einem Vollpreisspiel durchstarten können, da solch ein Projekt gerne 12 Monate und mehr in Anspruch nimmt. Daher haben wir uns schnell nach renommierten Publishern umgeschaut, welche wir in Kalypso Media Mobile und Spil Games gefunden haben. Mit diesen Partnern können wir uns voll auf die Entwicklung konzentrieren, viele Erfahrungen sammeln und uns für große Projekte in der Zukunft wappnen.

Wer ist die Zielgruppe von Tiny Roar?
Wir sind grundsätzlich der Meinung, dass jedes Spiel für jede Art von Spieler, aber auch Nicht-Spieler zugänglich sein muss. Am Ende wollen wir ein Portfolio aufbauen, in dem jeder ein Spiel findet, welches perfekt zu ihm passt. Aktuell konzentrieren wir uns auf mobile Plattformen wie iOS und Android, weil diese Spiele kleine Entwicklungszyklen mit sich bringen und wir hier schnell und viel lernen können. Darüber hinaus haben wir auf dem Markt die Chance viele verschiedene Zielgruppen zu erreichen.

Wie viele Spiele habt ihr momentan?
Offiziell veröffentlicht haben wir zwei Spiele, welche sowohl für Apple- als auch für Google Devices kostenlos erhältlich sind:
“Jump the Rope” ist ein Arcade-Game welches voll und ganz nach dem “Easy to learn, hard to master”-Prinzip lebt und besonders im Wettkampf gegen Freunde für viel Nervenkitzel sorgt.
In “Crazy Maze” verarbeiten wir die Kindheitserfahrung, bei völliger Übermüdung mit dem Finger die Labyrinthe auf der Rückseite von Cornflakes Packungen abzufahren, um schnell das Ziel zu finden. In unserem Spiel hilft man einem kleinen Affen, der beste Taxifahrer aller Zeiten zu werden, nur leider hat ihm die Stadtplanung dank der rätselbespickten Straßen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dieses Spiel kann man auch online mit Freunden spielen, um zu sehen wer smarter und flinker beim Knobeln ist.

Wie schnelllebig ist der Game Markt?
Sehr und irgendwie auch gar nicht. Es kommen täglich hunderte neuer Spiele auf den Markt, dabei findet man aber immer wieder Spielelemente aus 40 Jahre alten Spielen. Oft ist es die Form und die Art der Präsentation die sich radikal ändert, aber viele psychologische Trigger, die am Ende für den Spielspaß sorgen, sind oft dieselben wie damals bei Pac-Man, Super Mario Bros und Heroes of Might and Magic.
Ähnlich verhält es sich mit Spielefirmen. Immer wieder brechen große Spielefirmen ein, nur um am Ende Platz für neue Firmen zu machen, welche sich aus frischen Talenten und Veteranen zusammensetzen.
Am Ende bleibt eines immer gleich: Der Drang der Menschen zu spielen.

Welche Spiele sind momentan beliebt?
Inzwischen gibt es Spiele die auf jede Situation oder besser gesagt, jeden Spielertypen passen.
Heutzutage habe ich ein Spiel für den Arbeitsweg, eines was ich regelmäßig mit Freunden online spiele und eines in dem ich mich allein für unzählige Stunden flüchten kann.
Aktuell erfreuen sich neben Blockbustern wie Pokémon Go sogenannte Clicker-Games großer Beliebtheit. Diese Spiele zeichnen sich durch sehr simple Herausforderungen, aber hohen Belohnungsfrequenzen aus. Daher ist es kein Zufall, dass sich eines unserer aktuellen Projekte diesem Spielprinzips bedient, aber Komponenten aus weiteren Genres mit sich bringt.
Spontan gibt es noch Spielempfehlungen von unserem Team:
Sebastian: Stardew Valley – Garantiert stundenlange Beschäftigung, gepaart mit einer witzigen Story.
Dario: Mirror´s Edge – Dieses Spiel hat es geschafft ein altes Spielprinzip auf eine völlig neue Art und Weise zu verpacken.
Robert: Journey – Ein simples Spielprinzip gepaart mit einer wunderschönen Atmosphäre.
Maurice: Armello – Ein fantastisch schöne Brettspiel Erfahrung, die so kaum analog möglich gewesen wäre.

Tiny Roar, wo geht der Weg hin? Wo seht ihr euch in fünf Jahren?
In 5 Jahren haben wir ca. 8 Spiele verschiedener Größe und für unterschiedliche Plattformen wie Smartphones und Konsole veröffentlicht, sind ein 7 Personen-starkes-Team, geben unser Folgeinterview auf eurer Plattform und sind immer noch unglaublich dankbar, dass wir die besten Jobs der Welt haben.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würdet Ihren angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1) Sammelt Erfahrung in anderen Unternehmen bevor ihr euch selbständig macht.
Die (Games-)Branche ist klein und neben der Expertise, die man sich in großen Firmen erarbeitet, lernt ihr hier viele wichtige Kontakte kennen, auf die ihr dank der herausfordernden Startbedingungen regelrecht angewiesen seid.
2) Baut Produkte, um den Markt frühzeitig zu testen und eure Zielgruppe besser kennen zu lernen. Nutzt am Anfang des Projektverlaufs Umfragen, A/B Testing und frühe Veröffentlichungen, um herauszufinden, ob es das richtige Produkt ist, es die KPI (Key Performance Indicators) und setzt die Prioritäten gegebenenfalls anders und behaltet dabei die Wirtschaftlichkeit im Auge.
3) Macht eure Hausaufgaben. Die haben schon während der Schulzeit tierisch genervt, aber konfrontieren euch schon früh mit Szenarien, die sehr schnell Realität werden können. Videospiele zu entwickeln ist zwar ein kreativer Traumjob, aber Business-, Finanzpläne und Buchhaltung gehören auch hier zum Alltag.

Wir bedanken uns bei Maurice für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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