Mittwoch, Oktober 30, 2024
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Eigenen Ängste akzeptieren und überwinden

travellair Reiseportal für klimaneutrales Reisen

Stellen Sie sich und das Startup travellair kurz unseren Lesern vor! 

Mein Name ist Johannes, 35 Jahre, Hamburger, Ehemann, Vater, Läufer und Gründer von travellair, einem Reiseportal für klimaneutrales Reisen. 

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen? 

Ich wusste schon früh, dass ich mich einmal gründen will. Das fing schon in der Ausbildung an. Mit Mitte 20 wagte ich dann den Schritt und bin krachend gescheitert. Dabei verlor ich viel Geld. Trotzdem habe ich in dieser Zeit sehr viel gelernt. Als ich nach zwei Jahren zurück in die Festanstellung gehen musste und die dortige Fremdbestimmung erlebte, war ich mir sicher: Ich bin für die Selbstständigkeit gemacht. Es fehlte nur noch die richtige Idee.

Welche Vision steckt hinter travellair? 

Es geht letzten Endes darum, unseren Kindern und Enkelkindern und allen nachfolgenden Generationen eine Welt zu hinterlassen, die nicht vollkommen im Arsch ist. Ich will nicht, dass meine Tochter Schnee nur aus den Erzählungen ihrer Großeltern kennt. 

Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert? 

Die größte Herausforderung war es mit Sicherheit, den richtigen Partner mit der richtigen Software für die Buchungsabwicklung zu finden. Da ich nicht aus der Reisebranche komme, musste mir viele Dinge selbst aneignen und anlesen

Finanziert habe ich die Gründung bisher komplett mit Eigenkapital. Ich sehe travelllair auch eher als social StartUp, bei dem es in erster Linie um die gute Sache und zweitrangig ums große Geld geht. Das klingt in den Ohren der meisten Investoren wenig attraktiv. Diese Unabhängigkeit von Fremdkapital macht vieles einfacher, weil ich niemandem außer mir selbst Rechenschaft schuldig bin; stellt einen aber auch vor viele Herausforderungen, weil zum Beispiel am Anfang das Kapital fehlt, um das ganz große Marketing-Rad zu drehen und Menschen auf das Portal aufmerksam zu machen. Das zwingt einen dazu, kreativ zu werden. 

Wer ist die Zielgruppe von travellair? 

Im Prinzip jeder, der eine Reise, einen Flug oder ein Hotel buchen will und dem es wichtig ist, dass die entstandene Emission kompensiert wird, der dafür aber nicht extra bezahlen möchte. Ich würde also behaupten, zwischen 16 und 99 gibt es nur sehr wenige Menschen, für die das Angebot uninteressant ist.

Wie funktioniert travellair? Wo liegen die Vorteile?  Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

travellair ist ein Reisesuchmaschine, über die man Millionen Reiseangebote, Flüge und Hotels auf der ganzen Welt suchen und direkt buchen kann. Das Besondere: 50 Prozent der Umsätze werden in die weltweite Aufforstung investiert. Die gepflanzten Bäume entziehen der Atmosphäre über die Jahre mehrere Tonnen CO2, so dass die reisebedingte Emission mittelfristig überkompensiert wird.

Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Menschen den Sinn und die Wichtigkeit von CO2-Kompensation durchaus einsehen, in der Regel aber nicht bereit sind, zusätzlich zur Reise einen Beitrag für die Kompensation zu bezahlen. Im Gegensatz zu anderen Kompensations-Anbietern entstehen dem Kunden bei travellair keine zusätzlichen Kosten. Die Kompensation ist zu 100 Prozent im Reisepreis enthalten. Der Kunde zahlt den gleichen Preis, den er bei anderen Anbietern auch zahlen würde.

Wie ist das Feedback? 

Durchweg positiv. Die allermeisten wissen das Angebot sehr gut einzuordnen. Natürlich wäre es das Beste, ganz auf das Fliegen zu verzichten. Aber ich denke, dass ist in der aktuellen Zeit, in der Urlaubsreise auch Statussymbole sind, ein sehr unrealistischer Wunsch. Wenn man also unbedingt in den Urlaub fliegen möchte, dann ist es doch perfekt, dass ohne zusätzliche Kosten noch ein paar Bäume gepflanzt und die Emissionen dadurch kompensiert werden.

travellair, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? 

Im ersten Schritt geht es jetzt darum, travellair in der DACH-Region bekannt zu machen und als relevanten Anbieter auf dem Reisemarkt zu etablieren. Der Sprung ins fremdsprachige Ausland soll dann schnellstmöglich folgen. Das Geschäftsmodell lässt wenig finanzielle Spielräume, so dass eine schnelle Expansion extrem wichtig ist, um in einem umkämpften Markt bestehen zu können.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Vor allem ist es wichtig, an sich und seine Idee zu glauben. Man begegnet vielen Zweifeln, von denen man sich nicht beeinflussen lassen darf. Dennoch ist es wichtig, seine Familie frühzeitig zu involvieren. Ohne einen Partner oder eine Partnerin, die hinter der Idee steht, wird es schwer. Und: Man sollte Ängste zulassen und als etwas vollkommen Natürliches akzeptieren, sich von ihnen aber nicht beherrschen lassen. Angst kann etwas sehr Positives sein, weil sie die Sinne schärft. Seine eigenen Ängste zu akzeptieren und zu überwinden ist meiner Meinung nach essentiell während der Gründung und im gesamten Lebenszyklus des Unternehmens.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Johannes Kröger für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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