Dienstag, Dezember 24, 2024
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Den eigenen Perfektionismus in den Urlaub schicken

uncutbread: Premium-Kollektion aus nachhaltig, fair und vegan produzierten Shirts

Stellen Sie sich und das Startup uncutbread doch kurz unseren Lesern vor!

Sehr gerne. Ich bin Anna Fink – PR-Manager bei Tag, Social Startup Gründerin bei Nacht und (in den kommenden Tagen) frischgebackene Zweifach-Mama. Ich habe uncutbread 2019 nebenbei gegründet, um anderen dabei zu helfen, die Welt jeden Tag ein Stück bunter, gerechter und gesünder zu machen. Dafür teilen wir die Hälfte des Rohgewinns aus unserer wachsenden Premium-Kollektion aus nachhaltig, fair und vegan produzierten Shirts mit ausgewählten Non-Profit Organisationen Viva con Agua, reNature, der Turtle Foundation und Madamfo Ghana. Die Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen ist bereits in Planung.

Jeder Organisation widmen wir ein eigenes Design, das an die SOS-Morsezeichen angelehnt ist und aus nur sechs Punkten und drei Strichen besteht. Und mit diesen Designs werden dann unsere Produkte veredelt, die wir in unserem Onlineshop vertreiben. So lässt sich exakt nachvollziehen, wie hoch die Gewinnbeteiligung für jeden Partner ist. 

Zudem haben wir Anfang des Jahres unser Geschäft auch um B2B-Angebote erweitert und realisieren z.B. für Team- oder Personalausstattung, Marketing-Aktivitäten etc. individuell gestaltete Shirts, Sweatshirts, Taschen, Accessoires, Give-Aways uvm. Dabei bleibt das Grundkonzept unverändert: Gemeinsam mit dem Kunden wählen wir eine Non-Profit Organisation, an die 50 Prozent unseres Rohgewinns geht – und die wir anschließend im Rahmen unserer B2C-Kollektion idealerweise auch langfristig unterstützen.

Warum haben Sie sich entschlossen ein Unternehmen zu gründen?

Jedes Jahr aufs Neue standen wir vor der Frage, an welche Organisationen wir wieviel spenden sollen. Dabei mussten wir für uns entscheiden, welches Schicksal und welche Not am „größten“ ist. Daher stellte sich mir immer öfter die Frage, wie ich einen größeren Beitrag zur „Rettung der Welt“ leisten kann als unsere eigenen Mittel zulassen. So entstand die Idee, ein nachhaltiges und skalierbares Geschäftskonzept auf die Beine zu stellen, das unseren Beitrag langfristig relevant erhöht und sich thematisch nicht auf einzelne Bereiche begrenzt.

Was war bei der Gründung von uncutbread die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung war sicherlich, die Grundidee des Teiles und den Aspekt der Nachhaltigkeit in der Umsetzung nicht zu verwässern und gleichzeitig ein profitables und skalierbares Geschäftskonzept zu entwickeln. Das hat es mir anfangs auch erschwert, die Idee auf den Punkt zu bringen und verständlich zu erklären, dass es bei uncutbread nicht um das Produkt selbst geht, sondern darum, was wir mit unseren Produkten bewirken. Wir würden auch Zahnstocher aus Graskartons verkaufen, wenn die Nachfrage vorhanden wäre und wir so unseren Umsatz und damit den Gewinnanteil für unsere Organisationen erhöhen könnten. Aber das musste ich erst einmal selbst verstehen.

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Auf jeden Fall. Für uns hat das genauso funktioniert, auch wenn es zugegebenermaßen schwer war. In meinem Job stehen normalerweise Brand und Marketing an oberster Stelle. Das verleitet leicht dazu, diesen Anspruch zu übernehmen. Als Startup mit begrenzten Ressourcen ist das jedoch schlichtweg unrealistisch – und auf Dauer frustrierend. Also passen wir mit jedem neuen Schritt einfach den darauffolgenden an und bleiben agil, um in unseren Prozessen immer besser, detailorientierter und effizienter und in unserer Kommunikation immer einfacher, ansprechender und relevanter zu werden.

Welche Vision steckt hinter uncutbread?

Ganz bescheiden: eine kleine Revolution der Wirtschaftsrealität und die Rettung der Welt. Wir wollen zeigen, dass sich profitables und kompromisslos verantwortungsvolles Wirtschaften auch für Startups und KMUs nicht ausschließen. Wir wünschen uns eine Welt, in der sich Unternehmen nicht nur ihren Shareholdern sondern im Kern auch dem Gemeinwohl und unserer Umwelt gegenüber verpflichtet fühlen.

Wer ist die Zielgruppe von uncutbread?

Unsere Zielgruppen sind design- und qualitätsbewusste Endkonsumenten mit einem nachhaltigen Lifestyle, B2B-Kunden mit einem verantwortungsbewussten Wertesystem und nicht zuletzt Non-Profit Organisationen, die Unterstützung im Fundraising suchen.

Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Der große Unterschied liegt im Kern unseres Geschäftskonzeptes: Bei uncutbread dreht sich alles ums Teilen und um diejenigen, die unsere Welt jeden Tag ein Stück besser machen. Deswegen distanzieren wir uns entschieden vom aktuellen Trend „Greenwashing“. Ein paar Prozente für gute Zwecke zu spenden, lässt sich einfach in Marketingbudgets integrieren. Grundsätzlich und dauerhaft 50 Prozent des Rohgewinns abzugeben erfordert hingegen einen langen Atem und die Bereitschaft, bedeutend geringere Gewinnanteile und Margen in Kauf zu nehmen, sehr eng zu kalkulieren, um den Cashflow sicherzustellen, und dadurch z.B. auch auf attraktive Distributionswege verzichten zu müssen und unermüdlich nach gleichgesinnten Partnern und Dienstleistern zu suchen.

Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?

Durch unsere reine Onlinepräsenz und als junge Brand, die eher im Bereich Slow Shopping angesiedelt ist, haben sich unsere wirtschaftlichen Prozesse nicht gravierend verändert. Durch den gesteigerten Bedarf an Hilfe, Zusammenhalt und gegenseitiger Unterstützung sehen wir lediglich unsere Existenzberechtigung gestärkt. 

Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?

Wir haben die Gewinnbeteiligung für Madamfo Ghana bis auf weiteres von 50 auf 100 Prozent erhöht, um der Organisation bestmöglich dabei zu helfen, die weitere Ausbreitung des Corona-Virus in Afrika zu verhindern. Zudem sammeln wir unter wehelp@uncutbread.com weitere Vorschläge für lokale und regionale Organisationen, die wir unterstützen können.

Wo sehen Sie in der Krise die Chance?

Wie viele andere hoffe ich, dass wir als Gesellschaft diese Ausnahmesituation zum Anlass nehmen, den bisherigen Status Quo zu hinterfragen. Dass wir die Chance nutzen und uns trauen, beruflich, unternehmerisch und privat neue Wege zu gehen und neuen, mutigen Ideen Raum zu schaffen. Vielleicht erfinden wir uns am Schluss sogar neu.

uncutbread, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir wollen uns zum einen zu einem vertrauenswürdigen und wertvollen Partner für Non-Profit-Organisationen etablieren, der durch seine hohe Reichweite, Glaubwürdigkeit und Schlagkraft einen wesentlichen Unterschied für relevante Projekte darstellen kann. Zum anderen wollen wir uncutbread unabhängig vom aktuellen Produktportfolio zu einer multithematischen Plattform entwickeln, auf der sich  perspektivisch vielleicht nicht nur ausgewählte Produktkollektionen und Serviceleistungen widerfinden, sondern auch weiterführende Angebote und exklusiver Content rund um unsere Schwerpunktthemen.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?

Einfach machen. Nicht zu viel nach links und rechts schauen, den eigenen Perfektionismus in den Urlaub schicken und sich von erster Skepsis im Umfeld nicht entmutigen lassen! Nicht jeder versteht das Potenzial einer guten Idee von Anfang an.

Sparringspartner, Mentoren und Kritiker suchen. Sie helfen, die richtigen Fragen zu stellen und helfen dabei, die eigene Idee zu schärfen und in eine starke Story zu übersetzen.

Ich würde das eigene Netzwerk auf jeden Fall mit relevanten Updates auf dem Laufenden halten. Allerdings würde ich keine Zeit in breit aufgestellte Netzwerke investieren, sondern gezielt GründerInnen in ähnlichen Situationen und potenzielle Partner mit ähnlichen Wertesystemen ansprechen und nach einem offenen Erfahrungsaustausch fragen. Kostet am Anfang etwas Überwindung, lohnt sich aber und bereichert das eigene Netzwerk mit wirklich wertvollen Kontakten. 

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Anna Fink für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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