Dienstag, Dezember 24, 2024
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Vatorex rettet Bienen- artgerechte Imkerei mit chemiefreier Varroa Bekämpfung

Stellen Sie sich und das Startup Vatorex kurz unseren Lesern vor!

Vatorex kümmert sich um die Honigbienen. Unsere Gründer stammen aus einer Imkerfamilie und da weltweit Honigbienenvölker sterben, wollten wir handeln. Eine der Hauptursachen für die Bienensterblichkeit ist die Varroa-Milbe. Wir bieten eine chemiefreie und automatisierte Behandlung gegen die Varroa und helfen Imker/innen, ihre Bienenstöcke auf intelligente Weise zu überwachen und zu verwalten.

Gestartet sind wir mit einer Wärmebehandlung gegen die Milbe. Da Bienen eine höhere Hitzeverträglichkeit haben als Varroa-Milben, erwärmen wir die einzelnen Brutwaben. Die Milben beginnen bei 39°C zu sterben, während die Bienen bis zu 45°C vertragen können. Wenn wir den Bienenstock also von Zeit zu Zeit 41°C erwärmen, sterben die Varroa-Milben und die Bienen überleben unversehrt.

Unser Gründungsteam besteht aus unserem CEO Pascal Brunner, dem Imker Willi Brunner (über 50 Jahre Erfahrung) und unserem Teckie Renato Cortesi.

Wie entstand die Idee?

Willi Brunner, unser Imker und Biologe, hatte die Idee während eines Geschäftsfluges nach Peking. Während andere Passagiere «The Economist» lasen, blätterte er in der Schweizerischen Bienenzeitung. Dort stiess er auf einen wissenschaftlichen Artikel über die im Labor funktionierende Wärmebehandlung, und entwickelte das Konzept, diese Idee direkt in die dynamische Umgebung eines Bienenstocks zu übertragen.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Die Varroa-Milbe ist weltweit eine Bedrohung für Bienen. Da sich der Parasit ursprünglich zusammen mit der asiatischen Honigbiene entwickelte und dann verschleppt wurde, fehlen den westlichen Honigbienen in Europa und Nordamerika die natürlichen Abwehrmechanismen. Bislang verwenden Imker aggressive Säuren (Ameisensäure, Oxalsäure), um mit Varroa fertig zu werden – was aber auch den Bienen schadet. Da wir uns der Grösse dieses Problems bewusst waren, beschlossen wir, unsere Idee auszuprobieren und den Bienen und Imkern zu helfen.

Welche Vision steckt hinter Vatorex?

Die Bienensterblichkeit ist nicht nur eine schlechte Nachricht für Honigliebhaber allein. Durch die Bestäubung sind Bienen unverzichtbar für unser Ökosystem und die Landwirtschaft. So ist beispielsweise rund ein Drittel der Nahrungsversorgung auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Deshalb wollen wir durch das Stärken der Bienenvitalität zu einer gesünderen, robusteren und nachhaltigeren Welt beitragen.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Der Aufbau eines Unternehmens ist ein Abenteuer und es gab sicherlich den einen oder anderen Stolperstein. Eine grosse Challenge war das Auftreiben des Geldes für die Konstruktion einer Wabenmaschine. Zu Beginn haben wir jeden einzelnen Heizdraht von Hand in die Wachsplatte montiert, was enorm zeitaufwendig und unhaltbar war, wenn wir zu einem seriösen Unternehmen wachsen wollten. Durch eine Crowdfunding-Kampagne konnten wir genügend Mittel sammeln, um diesen Prozess nun zu automatisieren. Obwohl wir unsere Supply Chain noch deutlich verbessern können, haben wir nun die Kapazität, über 100 Kunden in 8 verschiedenen Ländern zu beliefern.

Wer ist die Zielgruppe von Vatorex?

Unsere Produkte erleichtern den Imker/innen das Leben und erhöhen die Vitalität ihrer Bienenvölker. Deshalb bedienen wir alle Bienenfreunde, vom Hobby-Imker bis zum Profi. Unsere Varroa-Lösung bietet ermöglicht ihnen eine effiziente und bienenfreundliche Methode der Varroa-Behandlung. Ausserdem bieten wir die Smartphone-App «Hive Manager» an, mit der digitale Bienenzüchter ihre Völker organisieren und überwachen können, sowie Produkte für das Monitoring von Bienenstöcken. 

Wie funktioniert Vatorex? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Varroa wird derzeit meist mit aggressiven Säuren behandelt, die auch die Bienen schädigen und zu Rückständen im Wachs und Honig führen können. Da Varroa-Milben immer widerstandsfähiger gegen diese Chemikalien werden und immer häufiger eingesetzt werden müssen, ist diese Praxis nicht mehr lange tragbar. Unsere wärmebasierte Lösung hat sich als effiziente (95% Varroa getötet) und nachhaltige Behandlung erwiesen, ohne negative Nebenwirkungen für die Bienen. Tatsächlich entwickeln die Bienenvölker im Vergleich zur Säurebehandlung um 31% besser über die gesamte Brutperiode, was auch zu höherem Honigertrag führt..

Im Vergleich zu anderen Wärmebehandlungsmethoden (z.B. Wärmezufuhr von ausserhalb des Bienenstocks) befindet sich unsere vollautomatische und solarbetriebene Lösung direkt im Bienenvolk. Jede Brutwabe ist mit einem Heizdraht ausgestattet, einer «Bodenheizung für die Bienenbrut». Auf diese Weise können wir die Temperatur sehr präzise regeln.

Wie ist das Feedback?

Grundsätzlich sind praktisch alle Imkerinnen und Imker interessiert an unserer Innovation. Das meiste Feedback dreht sich darum, wie unsere Lösungen genau funktionieren und in die individuellen Betriebsweisen integriert werden können. Es gibt aber auch alteingesessene Bienenzüchter, welche nichts von Innovation in der Bienenzucht wissen möchten – wir decken da also ein breites Feedbackspektrum ab.

Das für uns wichtigste Feedback ist, wenn Kunden nach einem Jahr unsere Lösung für weitere Völker oder zusätzliche Standorte kaufen. Und da haben wir glücklicherweise eine sehr hohe Quote.

Können Sie Ihren typischen Arbeitstag beschreiben?

Oh, das ist keine einfache Frage! Oft verbringe ich einen Teil meiner Zeit bei den Bienen. Wir haben über 80 Bienenvölker, die natürlich gepflegt werden müssen. Wir untersuchen auch kontinuierlich die Wirksamkeit unserer Produkte bei unseren eigenen Bienen und suchen nach Verbesserungen. Trotzdem schätze ich, dass ich die meiste Zeit im Büro bin oder Besprechungen habe. Im Moment laufen so viele verschiedene Projekte wie Finanzierung, Gespräche mit potenziellen Kunden, die Entwicklung neuer Produkte und die Suche nach neuen Talenten für unser Unternehmen. Ein typischer Arbeitstag hat also einiges zu bieten, von der Arbeit mit Bienen über Meetings bis hin zur Umsetzung all dieser Dinge, die aus den Treffen entstehen.

Vatorex, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Die Bienensterblichkeit ist ein globales Problem, deshalb wollen wir ein globales Unternehmen werden. Wir haben bereits Kunden in 8 Ländern und Pilotversuche nächstes Jahr in weiteren Märkten. Ich glaube, dass Vatorex in fünf Jahren in mehreren nationalen Imkerrichtlinien als Referenz für die Varroa-Behandlung genannt wird. Aber das Wichtigste für uns ist, unsere Basis an zufriedenen Kunden zu vergrössern, da sie der Motor für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung sind.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Erstens: finde etwas, woran du wirklich glaubst. Das klingt zwar ein wenig klischeehaft, aber du verbringst so viel Zeit mit der Umsetzung deiner Idee, dass es sich nicht lohnt, etwas halbpatzig zu verfolgen.

Zweitens: sei hartnäckig. Als Unternehmer und/oder CEO wird dich die tägliche Achterbahnfahrt sowieso treffen. Derjenige Unternehmer, der es schafft, einmal mehr wieder aufzustehen, wird der Erfolgreiche sein.

Und zuletzt: Nimm dir ab und zu Zeit, um deinen Kopf zu lüften. Ich persönlich mache gerne Sport. Vor allem, wenn die Dinge nicht wie geplant laufen oder wenn es sehr viel zu tun gibt, lohnt es sich, auch einmal eine Verschnaufpause einzulegen.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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