Friedvolles Kommunizieren zwischen zwei Esskulturen
Zu den bevorstehenden Feiertagen kommen die Familienmitglieder zusammen, um das Jahr ausklingen zu lassen und genussvoll den Magen zu füllen. Wer nun jedoch andere Ernährungsvorstellungen hat, bzw. Intoleranzen aufweist, wird gerne einmal zum Diskussionsthema der Tischrunde. Jeder entscheidet sich im Laufe seines Lebens für diejenige Ernährung, die ihn glücklich macht und auch verträglich ist. Doch was ist, wenn man die einzige Person in der Tischrunde ist, die einen anderen Ernährungsstil pflegt und es durch veraltete Ansichten beider Seiten zum Streit kommt? Die Gesundheitsmanagerin und vegane Ernährungsberaterin, Kerstin Konrad, erklärt 5 Tricks für ein entspanntes Miteinander am Esstisch.
Kerstin Konrad weiß durch ihre tägliche Arbeit und aus der Erfahrung heraus, wie kontrovers das Thema des Veganismus und Einschränkungen durch Lebensmittelunverträglichkeiten bei einem gemeinsamen Essen und allgemein im Alltag sein können. Gleichwohl versteht sie es, konfliktfreie Kommunikation zu leben und ihren Klienten wertvolle Tipps für den friedlichen Umgang mit (kritischen) Mitmenschen an die Hand zu geben.
1. Zuhören, besonnen bleiben und ausreden lassen
Wenn sich ein Gespräch ergibt, solltest du zunächst entspannt zuhören, die anderen ausreden lassen und ein Lächeln auf den Lippen bewahren. Damit schaffst du es, Fragen locker-lässig zu beantworten und eine freundliche Grundstimmung zu wahren. Ich finde es eine gute Idee, mit Lächeln an die Sache heranzugehen, da es mir persönlich dann besser gelingt, die gute Laune aufrecht zu erhalten und eine angenehme Basis für einen Austausch zu schaffen. Dein Gegenüber wird ohnehin anderer Meinung sein, aber wesentlich ruhiger und gelassener vorgehen, wenn du eine entspannte, besonnene Stimmung ausstrahlst (Spiegelreflex).
2. Ich-Botschaften verwenden
Kennst du auch das Gefühl, dass man den Anderen am liebsten ohne Umschweife von der veganen Ernährung überzeugen möchte? Das führt in den meisten Fällen zu nichts, daher sollte der Fokus weg von deinem Gegenüber, hin zu dir gehen. Verwende gezielt Ich-Botschaften, um auszudrücken, wie du fühlst und denkst (z. B. “Ich habe mit Mitleid mit den Tieren und möchte nicht, dass Tiere zum Essen getötet werden.”). Diese Art der Kommunikation trifft bei den Gesprächspartnern viel eher auf Akzeptanz, weil sie nicht das Gefühl haben, angegriffen zu werden und sich verteidigen zu müssen. Zudem haben sie dadurch die Chance, einen Einblick in deine Empfindungen und Bedürfnisse zu bekommen.
3. Akzeptanz von anderen Meinungen
Wenn du dich vegan ernährst, wirst du im Leben noch oft auf Menschen stoßen, die deine Meinung nicht teilen. Übe dich in Akzeptanz von konträren Ansichten, denn es bringt dir mehr, diese zu akzeptieren anstatt zu tolerieren. Akzeptanz kommt aus dem lateinischen und bedeutet „gutheißen“ oder „annehmen“. Hingegen bedeutet Toleranz, ebenfalls aus dem Lateinischen, „erdulden“ oder „ertragen“. Akzeptanz ist daher ein aktiver Vorgang und positiv behaftet. Hingegen ist Toleranz eher ein passiver Vorgang und negativ behaftet, da in diesem Fall eine Wertung vorgenommen wird.
4. Essensplan vorher aufstellen
Wenn ich irgendwo eingeladen bin, hat es sich für mich bewährt, vorher mit den Gastgebern zu sprechen und dabei das Menü abzuklären oder anzubieten, etwas mitzubringen. Gastgeber wissen oft selbst nicht, wie sie vegane Kost anbieten können und sind dankbar, wenn man ihnen die Essensfrage abnimmt, bzw. aktiv anspricht. Die richtige Kommunikation im Vorfeld ist entscheidend, um Konflikte und Unstimmigkeiten vor Ort zu vermeiden. Und wer weiß: Vielleicht freuen sich auch die anderen Gäste, wenn du z. B. einen veganen Nachtisch mitbringst?
5. Begeistern statt Werten
Wir neigen dazu, andere Haltungen abzuwerten und zu verurteilen. Egal, ob das nur in deinem Kopf oder tatsächlich auch mit ausgesprochenen Wörtern stattfindet: viel schöner ist es, wenn du deine Zuhörer mit den positiven Effekten des veganen Lebensstils begeistert. Du kannst davon berichten, wie es sich auf deinen Körper auswirkt und beschreiben, dass du mehr Energie, weniger Völlegefühl und tolle Leistungssteigerung beim Sport genießt, seit du dich vegan ernährst. Nicht jeder wird sich vom Hocker reißen lassen, aber bei der einen oder anderen Person wird deine Begeisterung auf fruchtbaren Boden fallen. Und schon hast du eine interessante und vor allem friedvolle Gesprächsgrundlage geschaffen.
Autor:
Kerstin Konrad ist studierte Gesundheitsmanagerin und vegane Ernährungstrainerin in Ausbildung. Durch ihre tägliche Arbeit sowohl in Einzelberatungen als auch als Fachberaterin im Reformladen hat sie es sich zum Ziel gemacht für ihre Kunden die passende Ernährungsform zu finden, um wieder mit Genuss eine neue Esskultur zu entwickeln und zu leben. Aus persönlicher Erfahrung heraus, weiß sie wie kontrovers das Thema des Veganismus und die Kommunikation zwischen verschiedenen Esskulturen sein kann. Sie bietet Online Einzelberatungen an, wie man seine Ernährung in 3 Monaten problemfrei umstellen kann und in Frieden kommunizieren kann.
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder