Mittwoch, Dezember 6, 2023
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Schnell aber nicht überhastet agieren

Virusbedarf importiert Schutzausrüstung gegen Corona aus China

Stellen Sie sich und Virusbedarf.de doch kurz unseren Lesern vor

Mein Name ist Yannick Spang, Unternehmer, Mitinhaber des chinesischen Unternehmens ASTTC Co., Ltd. und Initiator des Projektes Virusbedarf.de. Virusbedarf.de hat frühzeitig die Corona-Situation erkannt und es sich gegen Ende Februar 2020 zur Aufgabe gemacht Schutzausrüstung zum Kampf gegen Corona  aus China nach Deutschland zu importieren. Zu diesem Zeitpunkt jedoch noch ganz ohne spezielle Website und Projektnamen.

Gemeinsam mit meiner Geschäftspartnerin Qipian und meinem Geschäftspartner Eugen haben wir das Projekt ins Leben gerufen. Als strategischen Partner haben wir uns relativ früh die hellocustoms GmbH mit Patrick Burwitz — für zollrechtliche Angelegenheiten, sowie kurze Zeit später die Lupudu GmbH — für die innerdeutsche Verkaufsabwicklung und Logistik ins Boot geholt.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Unsere erste Gründung liegt in der Tat schon etwa 15 Jahre zurück. Wir sind also schon eine ganze Weile Unternehmerinnen bzw. Unternehmer. Unsere Unternehmen gibt es teilweise bereits seit über 10 Jahren.

Ich würde diese Frage darum eher auf Projektebene beantworten wollen. Im Grunde genommen ist es nämlich so, dass wir in erster Linie Projekte gründen, schauen wie es läuft und diese Projekte im Erfolgsfall und explizitem Bedarf in eigene Unternehmen auslagern. Und diese betreiben wir dann solange, wie wir selbst dem Geschäft einen Mehrwert bieten können, unsere Prioritäten sich verschieben oder andere ab diesem Zeitpunkt schlicht besser für die entsprechende Unternehmensphase geeignet sind.

Virusbedarf.de ist derzeit übrigens noch kein eigenständiges Unternehmen, sondern ein Projekt unserer bestehenden Trading-Company, die ihren Sitz wie eben erwähnt in China hat. Und genau hier kann ich dann die Brücke zu dem schlagen, was die Intention unserer ersten Gründung eines Unternehmens war.

Kurz gesagt war es schlichtweg notwendig.

Eugen Stranz und ich sind langjährige Wegbegleiter und Freunde. Damals waren wir beide sehr interessiert an Musik, welche unser beider Hobby war. Daraus entstanden sind ein Musik-Label, kurze Zeit später kam ein Onlinemagazin hinzu, welches für unsere damaligen Verhältnisse recht erfolgreich wurde und letztlich sind wir im E-Commerce gelandet. Und wo Geld verdient wird, da müssen Strukturen her. Das wiederum resultiere in der ersten Gründung.

Es war demnach mitnichten so, dass wir uns — wie oftmals üblich — gezielt vorgenommen haben Unternehmer zu werden und ein Unternehmen zu gründen. Es hört sich vielleicht langweilig an, aber es kam einfach eines zum anderen und so entstanden über die Jahre 10 Unternehmen in 3 Ländern.  Von den Affiliate-Projekten, zur Agentur, über eigene Onlineshops bis zu SaaS und der Trading-Company haben wir einiges durch  —  und das im weitesten Sinne stets mit Fokus auf E-Commerce. 

Als wir einmal die Unternehmerluft geschnuppert haben, hat uns die Faszination daran nicht mehr losgelassen und wir waren mit Passion bei der Sache. Auch wenn es nicht immer einfach ist, kann ich dennoch sagen: zum Glück.

Welche Vision steckt hinter Virsubedarf.de?

Wir möchten uns in einem sehr interessanten Markt, während der Krise, als zuverlässiger Partner mit guter Qualität und fairen Preisen positionieren, um langfristig im Bereich der Schutzausrüstung als Zulieferer anerkannt zu werden.

Bisher durften wir direkt oder indirekt mit unserer Schutzausrüstung die Bundesregierung und andere öffentliche Stellen, Hilfsorganisationen, Pflegeeinrichtungen, Apotheken, Ärzte und viele weitere Abnehmer beliefern und so beim Kampf gegen Corona unterstützen. Das macht uns sehr stolz und genau das war unsere Vision.

Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen?

Puh, da gab und gibt es einiges. Von exorbitant gestiegenen Frachtpreisen in der Hochphase, neuen Zoll- und Export-Regulierungen, über unlauter arbeitenden Mitbewerbern, bis hin zu sehr viel Druck war da einiges dabei.

Im Monat April 2020 gab es zum Beispiel satte vier Änderungen von Regulierungen in China. Diese hatte zum Beispiel zur Folge, dass Hunderttausende Masken — die bereits fertig produziert und auf dem Weg zum Flughafen waren, wieder zurück zur Fabrik mussten, weil auf der Verpackung etwas angebracht war, was ab diesem Zeitpunkt nur noch zulässig war wenn ein Hersteller auf einer neu eingeführten ‘whitelist’ stand. Unsere Partner haben die Anforderungen, um auf diese Liste zu gelangen zwar erfüllt, jedoch kann sich jeder vorstellen, welche Wartezeiten es gab, als auf einen Schlag tausende Unternehmen auf diese Liste kommen wollten. Auch geplante  Frachtwege fielen von einem auf den nächsten Tag einfach weg und es mussten sehr schnell Alternativen her.

Unsere Partner und wir standen zu diesem Zeitpunkt massiv unter Druck — auch weil es  natürlich Deadlines gab, zu denen die dringend benötigte Schutzausrüstung ankommen musste. Mit jeder verspäteten Lieferung hätten wir sechsstellige Summen riskiert oder gar verloren.

Die Teams unserer Partner und unser eigenes Teams haben zu dieser Zeit non-stop und wochenlang mehr als 20 Stunden am Tag gearbeitet. Teilweise wurde im Büro geschlafen und selbiges nicht verlassen. Ja, es gab schon einige Herausforderungen hinter den Kulissen, von denen man in Deutschland wenig weiß und gehört hat.

Auch wenn es hart war, im Grunde haben genau diese Widrigkeiten unseren mehrsprachigen und chinesisch-deutschen Team  einen Vorteil verschafft. Viele andere haben in dieser Zeit leider große Probleme gehabt und wahrscheinlich viel Geld verloren. Weil sie nicht wie wir in beiden Ländern und vor allem in allen relevanten Bereichen die in-house Kompetenz hatten die wir haben.

Und wie haben Sie sich finanziert?

Wir sind komplett eigenfinanziert, worauf wir im Nachhinein und nach Millionenumsätzen innerhalb weniger Wochen auch recht stolz sind. 

Zwar haben wir anfänglich mit einigen Investoren und Beratern in dem Bereich gesprochen, weil wir uns erhofft hatten damit noch schneller agieren zu können, allerdings waren diese zum damaligen Zeitpunkt alle skeptisch und niemand wollte das Risiko eingehen. Auch wegen der seinerzeit schlechten Presse über Qualitätsmängel bei chinesischer Ware. Uns wurde sogar geraten diese “Schnapsidee” lieber sein zu lassen.

Letztlich haben sich jedoch alle unsere Annahmen bestätigt, wir durften Recht behalten und unsere Pläne sind allesamt aufgegangen. Wir durften also auch ohne externes Geld sehr schnell sehr viel Erfolg verbuchen. Es war im Nachhinein betrachtet also der richtige Weg.

Ob wir in den kommenden Monaten, während der Wachstumsphase, doch noch strategische Partner inklusive entsprechender Finanzierung mit an nehmen, wird die Entwicklung der Situation zeigen. Ausgeschlossen ist es nicht. Auch wenn wir derzeit keinen Kapitalbedarf haben.

Wer ist die Zielgruppe von Virusbedarf.de?

Gestartet sind wir mit einer ausschließlichen Ausrichtung an den Gesundheitsbereich. Also zum Beispiel Pflegeeinrichtungen, Ärzte und Ähnliches. Auch das war Teil unserer Strategie, ein echtes Problem zu lösen.

Jetzt, nachdem der akute Bedarf — bei den Stellen die am dringendsten Schutzausrüstung benötigten — für das erste gedeckt ist, sind wir gerade in der Phase der Öffnung für andere Zielgruppen. Die Maskenpflicht spielt hierbei natürlich eine Rolle und der Bedarf besteht in vielerlei Bereichen. Unsere Hauptzielgruppe ist B2B und B2A. Aber auch B2C kann nun über virusbedarf.de Schutzausrüstung beschaffen.

Virusbedarf.de, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Ich mag es gerne in kürzeren Zeiteinheiten zu denken. Natürlich habe ich Visionen. Sprechen möchte ich jedoch grundsätzlich immer nur über einen Zeitraum von 3-9 Monaten. Schließlich leben wir, insbesondere gerade, in sehr dynamischen Zeiten.

Die Regierung spricht von einem mittelfristigen Bedarf in Höhe von einer Milliarde Masken und anderer Schutzausrüstung. Dabei handelt es sich lediglich um den Bedarf innerhalb einschlägiger Bereiche. Hinzu kommt noch der zivile und gewerbliche Bereich. In diesem Markt möchten wir uns weiterhin als zuverlässiger Partner positionieren.

Uns geht es wirklich darum ein Problem zu lösen. Nach der ersten heißen Phase der vergangen Monate gibt es mittlerweile viele Anbieter von Schutzausrüstung. Viele davon versuchen das Maximum an Profit zu generieren. Einige Anbieter verschwinden schon wieder. Wer jetzt noch neu einsteigen möchte, wird es mehr als schwer haben. Wir hingegen sind in der komfortablen Situation einen sehr guten Vorsprung zu haben und möchten diesen auch nutzen.

Wir denken das Thema langfristig und bieten auch in Zeiten in denen die Marktpreise teilweise 50 % über unseren liegen, Schutzausrüstung zu fairen Preisen an. Unser kurzfristiges Ziel der kommenden 3-6 Monate ist es, uns einen festen und dauerhaft wiederkehrenden Kundenstamm aufzubauen. 

Nachdem unsere Zulieferkette sich bereits in der Krise bewährt hat, arbeiten wir nun — unter anderem durch Marketingmaßnahmen, die wir während der ersten Monate kurioserweise gar nicht gebraucht haben — genau an dieser Vergrößerung unseres Kundenstamms.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

1) Vorsichtig aber nicht ängstlich sein. Deutschland und Europa machen es angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern nicht gerade einfach. Wegen vielen Risiken werden Vorhaben vielfach bereits in der Entstehungsphase abgebrochen. Aber wer nicht wagt, der gewinnt auch nicht. Man sollte das Risiko und den potentiellen Return abwägen, es oftmals einfach darauf ankommen lassen und im Zweifel eben damit leben können, dass man einen teuren Fehler begangen aber dennoch ausreichend verdient hat.

2) Schnell aber nicht überhastet agieren. Nicht selten hat man das Gefühl, unbedingt sofort handeln zu müssen und verliert dadurch sehr wichtige Dinge aus den Augen.  Wir hatten zum Beispiel die erste Ware nach knapp 8 Wochen in Deutschland — andere nach 3 Wochen. Wir hatten aber keinerlei Probleme mit der Ware, hatten ordentlich geprüfte Qualität und sogar deutsche Verpackungen. Andere hatten schnell Ware und kämpfen nun seit Wochen mit Problemen, weil die Vorarbeiten nicht sorgfältig gemacht wurden und die importierte Ware jetzt z.B. nicht marktfähig ist.

3) Nicht ohne Hinterfragen auf die Tipps von anderen hören, fast immer selbst ausprobieren und die Tipps auf Basis eigener Erfahrungen validieren. 

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Yannick Spang das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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