Donnerstag, April 25, 2024
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Von Null auf Schnellboot

Wie kann man es als kleines, neues Unternehmen mit wenigen Mitarbeitern schaffen, sich gegen etablierte internationale Konzerne auf einem der härtesten Märkte zu etablieren?

Der Aufbau eines Versicherers von Null mit einem kleinen Team von anfangs 23 Leuten erscheint nicht nur in einem so entwickelenten Versicherungsmarkt wie in Deutschland als eine Herkulesaufgabe. Schließlich tummeln sich in Deutschland rund 530 Versicherungsunternehmen und versuchen mit ihren Leistungen und Angeboten die Kunden zu erreichen. Wohlgemerkt 530 Wettbewerber in einer sehr alten Branche mit langen Kundenbeziehungen und über Generationen aufgebauten Datenschätzen. Doch sieht man genauer hin macht gerade hier ein Markteintritt sehr viel Sinn, zu viele der etablierten Unternehmen haben in den letzten Jahren den digitalen Zugang zum Kunden und damit den Anschluss an den Markt verloren. Der Wandel bei den Kundenbedürfnissen hat tiefe Brechen in die Reihen der Geschäftsmodelle geschlagen. Die Beiträge sind zwar noch stabil, aber die Kundenanzahl stagniert und der Bestand überaltert, die manuelle analoge Pflege der Bestände ist sehr kostenintensiv. 

Darin liegt die Chance für ein junges ambitioniertes Team, nämlich Dinge grundlegend und von der Basis konsequent digital und auf maximalen Service ausgerichtet anzupacken. Dabei geht es weniger um bahnbrechend revolutionäre Produktideen, ein bisschen natürlich auch, sondern im Wesentlichen darum, die Produkte und Prozesse so zu automatisieren, dass der Kunde bei gleicher oder besserer Leistung schnelleren transparenteren Service zu einem sehr guten Preis erhält. Und das, ohne dabei Abstriche machen zu müssen. Mit der richtigen Workforce, die sich auf diese Aufgabe konzentriert ist dies auch im Wettbewerb mit finanzstarken Konzernen, die über ein Hundertfaches an Mitarbeitern verfügen, machbar.

Ein Beispiel:

Im Versicherungsmarkt gibt es derzeit viele Medienbrüche, die sehr viele Ressourcen binden, was sich auf der Kostenseite und der Kundenzufriedenheit bemerkbar macht. Bei Neodigital erhält ein Kunde Zugang zu seinen Produkten, kann ohne Papierkram seine Versicherungen verwalten, anpassen und falls notwendig auch unkompliziert und jederzeit kündigen. Das alles gepaart mit einem transparenten Prozess und Offenlegung der Service-Levels, die jeder Kunde in seiner myNeo App einsehen kann. Es wird nichts versteckt. Und wenn nichts versteckt wird, müssen die Prozesse sitzen und man wird daran gemessen. Feedback ist also auch ein wichtiger Erfolgsfaktor.  

Kleine Expertenteams sind Trumpf

Das klingt nach der perfekten Versicherungswelt, respektive dem perfekten Geschäftsmodell, bei dem alle Prozesse digital abbildbar sind und einfach laufen – und das ist auch das Ziel. Mit einem kleinen Team ist es deswegen auch unabdingbar, effiziente Prozesse umzusetzen, anders würde man der Masse an Geschäftsvorfällen nicht Herr werden. Um diese Effizienz zu erreichen, benötigt es aber neben Kreativität und Innovation sowie natürlich auch der obligatorischen Versicherungslizenz, tiefgreifendes Know-How aus der Praxis. 

Man braucht also auch Experten. Oder anders gesagt: Der Aufbau eines in Deutschland lizensierten Versicherers ist keine Aufgabe für „Jugend forscht“ oder kann mal eben so nebenher im Rahmen einer Bachelorarbeit als Start-Up Projekt nebenher ausprobiert werden. Dabei möchte ich gar nicht in Abrede stellen, dass genau das bei bestimmten Geschäftsideen oder Brachen unmöglich ist, aber wenn, zeigt es oft die niedrige Evolutionsstufe eines Sektors – und diese unbestellten Felder werden immer seltener. Für hart umkämpfte Märkte braucht man also die entsprechende Workforce, Und besagte Experten findet man nicht an jeder Ecke, denn auch traditionelle Arbeitgeber suchen diese Talente natürlich ebenso. Auch  wer jetzt meint, Berlin wäre doch ideal, dem sei gesagt, auf die Idee sind auch schon andere gekommen. Auch in den vermeintlichen Hotspots werden die Spezialisten rar.

Der War of Talents kommt einen da ganz schnell in den Sinn. 

Für uns hat es sich als wesentlich erwiesen, mit einem kleinen hochprofessionellen Team abseits der ausgetretenen Wege eine Versicherungsfabrik im Saarland aufzubauen. Der Erfolg gibt uns Recht. Und die Talente, die findet man auch im Saarland, man muss sich nur mehr Mühe geben. Das hat viel mit der viel beschworenen Start-Up-Kultur zu tun, deren Ausprägung nicht an einem Ort gebunden ist.  Im Gegensatz zu den tradierten Arbeitgebern bieten wir Entwicklungschancen in einem exponentiell wachsenden dynamischen Markt, flache Hierarchien, direkte Einflussnahme auf das Unternehmensergebnis und eine Teamkultur die auf viel gegenseitiges Miteinander aufbaut. Nachwuchs erreichen wir beispielsweise über unsere Kooperationen mit den Hochschulen im Umkreis, zu denen einige zu den führenden Fakultäten für KI und Big Data in Deutschland zählen. So sind wir allein im Jahr 2020 um 22 Mitarbeiter gewachsen und damit knapp an der 50 und erreichen unsere Projektziele auch aus dem Homeoffice und trotz Corona.  

Zusammen skaliert es sich oft besser

Es kommt also ganz entscheidend auf das Talent und die Erfahrung im Team an. Und es muss eine perfekte Mischung sein aus Innovationskraft, Willen zur Veränderung und trotzdem fundierten fachlichen Background und viel Erfahrung aus der Praxis. Es ist wichtig, die Prozesse aus allen Blickwinkeln zu betrachten und danach zu entwickeln. Dabei zählt die Meinung des Produktmanagers genauso viel wie die der IT, des Schadenmanagements und letztendlich auch der Kunden, denn hier aggregiert sich der Prozess und das Produkt in einer Dienstleistung. Nur so kann man sich mit einem kleinen Team gegenüber viel älteren und größeren Gesellschaften behaupten. Wobei behaupten an dieser Stelle nicht richtig ist, denn auch eines muss man für den Erfolg mitbringen, den Mut zur Kooperation. Die Vorstellung „wir gegen die“ ist für viele Wirtschaftsbereiche kontraproduktiv – und kann auch langfristig für Start-ups ein falsches, weil unrentables Ziel sein.

Es zahlt sich aus, nicht konfrontativ allen zu beweisen, dass man es besser kann, sondern kooperativ anbietet, miteinander den Markt zu verbessern. Da kann der Große von den vermeintlich Kleinen etwas lernen und übernehmen und der Kleine profitiert umgedreht auch von der Erweiterung des Geschäftsmodells – Ergebnis: Die so wichtige Skalierung findet statt. Kooperation gepaart mit den Vorteilen Innovation, Agilität und Geschwindigkeit erlauben es nunmehr im vierten Jahr der Neodigital sich erfolgreich im Reigen der etablierten Markteilnehmer eine feste Position zu erarbeiten. Es kommt eben nicht so sehr darauf an wie viele Mitarbeiter ein Unternehmen hat, es kommt darauf an, dass die Richtigen an Bord sind und auch bleiben. 

Autor: Stephen Voss

Stephen Voss begann seine berufliche Laufbahn bei der Allianz AG in Frankfurt. Nach Abschluss seines Studiums 1997 als Dipl. Betriebswirt arbeitete Stephen Voss bei führenden Finanzdienstleistungsunternehmen in Management und C-Level Positionen im In- und Ausland. Seit dem 1. Januar 2017 ist Herr Voss zugleich Mitgründer und Vorstand für Vertrieb und Marketing der Neodigital Versicherung AG in Neunkirchen. www.neodigital.de

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