Samstag, Dezember 9, 2023
StartFinTechWebID: Warum die Bankenlandschaft noch massiv vom FinTech-Boom profitieren wird

WebID: Warum die Bankenlandschaft noch massiv vom FinTech-Boom profitieren wird

Interview mit den beiden Geschäftsführern der WebID Solutions GmbH: Franz Thomas Fürst (links) und Frank Stefan Jorga (rechts)

Sabine Elsäßer: Welche Trends werden wir in den nächsten Jahren im Bereich des Bankings sehen?
Frank S. Jorga/WebID Solutions: Die Facette an Produkten und Anwendungsmöglichkeiten von digitalen Services wird in den nächsten Jahren noch rapide zunehmen. Multifunktionale Apps, welche das Management der eigenen Finanzen schnell und einfach ermöglichen, werden in Zukunft in jedem Smartphone zur Grundausstattung gehören. Zudem wird es flächendeckend möglich sein, sich per Smartphone zu identifizieren und selbst Verträge die der Schriftformerfordernis bedürfen, innerhalb kürzester Zeit abzuschließen. Das Videoidentifikations- und Legitimationsverfahren sowie die Qualifizierte Elektronische Signatur (QES) wären hier beispielsweise als Schlüsseltechnologien zu nennen. Blickt man etwas weiter, wird die Automatisierung der Risikoeinschätzung sowie das Handlungsfeld von Big Data bei der Interpretation von Daten insbesondere bei Banken zunehmend auf der Agenda stehen.

Sabine Elsäßer: Viele Banken sehen sich angesichts der Digitalisierung stark unter Druck gesetzt. Was können Banken tun, um auf die Überholspur zu wechseln?
Franz Thomas Fürst/WebID Solutions: Banken als auch Nicht-Finanzinstitute müssen mehr vom modernen Kunden her denken. Dies bedeutet,sichbedeutet, sich intensiv mit den veränderten Bedürfnissen seiner Käuferschaft zu beschäftigen und die eigenen Produkte und Dienstleistungen adäquat anzupassen. Dazu gehört etwa die Implementierung von smarten Eröffnungs- und Antragsprozessen, Zahlungssysteme mit hoher Usability und ein ständiger Dialog mit dem Kunden. Zugleich liegt es an den Mittelständlern in Deutschlanddie richtigen Rahmenbedingungen für Innovationen zu schaffen, d.h. für eine ideale Infrastruktur und eine offene Unternehmenspolitik zu sorgen, die kreative und zum Teil disruptive Ideen auch erlaubt.

Sabine Elsäßer: Machen FinTechs den Banken Konkurrenz?
Frank S. Jorga/WebID Solutions: Dem würde ich nicht zwangsläufig zustimmen.Eszustimmen. Es stimmt zwar, dass es eine hohe Bewegung in den letzten Jahren am Markt gegeben hat, doch Digitallösungen wie wir sie beispielsweise bereitstellen, ergänzen das Produktportfolio viel mehr, als dass sie in Konkurrenz zu dem Portfolio der Kreditinstitute stehen. Wir können aus Erfahrung sagen, dass sich gerade zukunftsorientierte Finanzinstitute die Entwicklungen im InsurTech- und FinTech-Bereich als Denkanstöße und Chancen sehen. Wir sehen uns persönlich daher eher als „Enabler“ der etablierten Unternehmen, welche die Transformation im Bankensektor in gemeinschaftlicher Arbeit begleiten undfürund für den Kunden das beste Nutzererlebnis entwickeln.

Sabine Elsäßer: Welchen Beitrag können und müssen innovative FinTechs leisten, um den Wandel der Bankenlandschaft positiv zu befördern?
Franz Thomas Fürst/WebID Solutions: Gerade deutsche FinTech-Unternehmen müssen mehr als nur disruptive Technologien für Nutzer bereitstellen. Als FinTech-Unternehmen, das den Anspruch hat, das Leben der Menschen tatsächlich nachhaltig zu verbessern, genügt es heute nicht mehr, nur gute Ideen für eine kleine Schicht von Avantgardisten bereitzustellen –Gründer müssen mit einer gewissen Hartnäckigkeit an bestehende Institutionen heranzutreten und sich adaptieren. Das haben wir 2014 selbst während unserer mehrmonatigen Verhandlung mit dem Bundesministerium der Finanzen erfahren müssen, bis wir schließlich unsere offizielle Freigabe als Erfinder der Videoidentifizierung vom BMF bekommen haben. Ambitionierte FinTechs müssen diesen Spagat wagen und sich den institutionellen Rahmenbedingungen anpassen.

Sabine Elsäßer: Inwieweit werden sich Anforderungen im Bereich der Datensicherheit und der Compliance verändern?
Frank S. Jorga/WebID Solutions: Wir nehmen die Felder Compliance und Datenschutz besonders ernst und sehen uns als Marktführer verpflichtet,hierverpflichtet, hier nicht nur die gesetzlichen Datenschutzstandards zu erfüllen, sondern auch neue StandardsfürStandards für die Branche zu setzen.Fürsetzen. Für uns bedeutet das bspw. konkret, dass alle bei uns eingehenden sensiblen Personendatenumgehend mittels technologisch führender Blockverschlüsselungstandards kodiert werden, sodass diese selbst bei einem externen Angriff nicht mehr entschlüsselt werden können.Wirkönnen. Wir gehen davon aus, dass die Anforderungen an FinTech-Unternehmen, die mit sensiblen Daten umgehen, noch stärker vom Gesetzgeber oder von den Aufsichtsstellen reguliert werden, sodass sich schon bald eine Marktbereinigung im Hinblick auf nicht qualitativ ausgerichtete FinTechs abzeichnen könnte.

Sabine Elsäßer: Inwieweit wird sich dietraditionelledie traditionelle Bankberatung verändern?
Franz Thomas Fürst/WebID Solutions: Das Banking wie wir es noch vor zehn Jahren kannten, wird sich innerhalb der kommenden Dekade erheblich verändert haben. Leistungen wie das mobile bargeldlose BezahlenviaBezahlen via Cardless Cash oder Technologien wie die Videoidentifikation und -legimitmation werden unseren Alltag deutlich prägen. Zentraler Ausgangspunkt der Veränderungen sind und bleiben die Bedürfnisse der Kunden. In der Konsequenz heißt das natürlich auch, dass mit den gestiegenen Erwartungen der Anwender auch die Anforderungen an die Privatkundenberater gestiegen sind. Physische Treffen mit dem örtlichen Bankberater werden zusehends rarer, da sich die kompletten Finanzen sowie das Investieren bequem von zu Hause, dem Bus oder der Bahn aus steuern lassen. Banken werdendaherwerden daher vermehrt die Rolle eines vielseitigen Multiplikators wahrnehmen müssen, welcher die passenden Beratungsdienstleistungen und ProduktezurProdukte zur Verfügung stellt.

Sabine Elsäßer: Vielen Dank für das spannende Interview.

Zu den Autoren:
Frank Stefan Jorga startete früh mit einer eigenen unternehmerischen Tätigkeit im Bereich Informationstechnologie. Im Anschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der deutschen Großbank Dresdner Bank AG und war dort tätig. Dem folgten betriebswirtschaftliche Studien und beide juristische Staatsexamina (Zulassung als Rechtsanwalt) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Nach einem abgeschlossenen Zusatzstudium im Bereich Law & Business Administration an der Universität Bielefeld, einem internationalen Projekt in Los Angeles und einer Tätigkeit für den Aufsichtsrat der Dresdner Bank AG folgten verantwortliche leitende Positionen als Chefsyndikus und Geschäftsführer bei Mittelstandsunternehmen und Konzernen. Prägende Themen sind International Collection, Payment, Risk Management, Distressed Debts, Strategische Geschäftsfelder und die Marktetablierung neuer eCommerce-Finanzprodukte. Frank S. Jorga ist aktuell zudem Inhaber der Beteiligungsgesellschaft FEB Capital GmbH und Aufsichtsrat der Deutsche Kontor Privatbank AG. Nach einer erfolgreichen Aufbauphase seit 2011 als Gründer und Hauptgesellschafter der WebID Solutions GmbH engagiert er sich nun seit Anfang 2014 in der Position als Co-CEO und CSO für die nationale und weltweite Expansion der Gesellschaft.

Franz Thomas Fürst studierte an der Boston University und erlangte dort innerhalb von drei Jahren einen BS/BA in Business Administration. Nach Verkauf der familieneigenen Firmengruppe setzte er seine akademische Ausbildung an der London Business School fort und erlangte dort einen MBA. Nach mehrjähriger Beratungstätigkeit für CSC Index in Cambridge, Massachusetts sowie London und München war Hr.FürstHr. Fürst für die Credit Suisse First Boston in London und Frankfurt im M&A Investment Banking tätig. Über zehn Jahre baute er ein eigenes Beratungsunternehmen mit den Industrieschwerpunkten Finanzdienstleistungen, Medien und Retail auf. Seit 2012 ist Thomas Fürst Gründer sowie Co-CEO und CFO der WebID Solutions GmbH, dem Erfinder der GwG-konformen Onlineidentifikation ohne Medienbruch.

Wir bedanken uns bei Frank Stefan Jorga und Franz Thomas Fürst für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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