Wire: Sichere Kommunikation, Telefon- und Videokonferenzen sowie Dateiaustausch durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt
Stellen Sie sich und das Startup Wire doch kurz unseren Lesern vor!
Wire ist die sicherste Kollaborationsplattform weltweit und hat dabei die Kommunikation innerhalb von Unternehmen und Regierungsinstitutionen ebenso schnell und vor allem nachhaltig verändert wie Skype die Telefonie. Mit unserem Hauptsitz in Berlin und weiteren Standorten in der Schweiz und den USA starteten wir Anfang 2018 und bedienen heute mehr als 1.500 Kunden, die sich aus Unternehmen und Regierungen zusammensetzen. Wir gehören zu den am schnellsten wachsenden Kommunikations- und Kollaborationsplattformen und bieten unseren Kunden Messaging, Sprache & Video, Dateiaustausch und Suchfunktion – und das alles mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung im offenen Protokollstandard Message Layer Security (MLS). Die Analysten von Forrester und Gartner zählen uns aufgrund dieser praktischen und gleichzeitig sicheren Funktionen zu den effizientesten und sichersten Lösungen weltweit.
Ich persönlich habe mich schon immer sehr für Echtzeit-Kommunikation interessiert und mich jahrelang der Standardisierung der Sprach-Codices, die letztendlich zum WebRTC-Standard geführt haben, gewidmet. Vor Wire gründete ich bereits andere Unternehmen wie beispielsweise die Telio Holding ASA, die inzwischen an der Osloer Börse notiert ist, oder Camino Networks, die von Skype/eBay übernommen wurde. Man könnte sagen, ich bin Unternehmer durch und durch.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Seit mehr als zehn Jahren bin ich im Voice-over-IP-Bereich tätig und habe lange beobachtet, wie sich die IP-Telefonie und das Messaging langsam in Richtung Mobilfunk bewegt. Anbieter versuchten Ihr Glück auf verschiedenen Wegen: Skype mit ihrer Desktop-Lösung, WhatsApp, die sich den Austausch von Nachrichten auf die Fahne schrieben oder der Chat-Dienst Viber, der zwar einen guten Ruf hatte, aber in Sachen Sicherheit wenig bot. Mir wurde klar, dass bislang kein Messaging-Dienst auf dem Markt war, der wirklich alle Wünsche eines Nutzers berücksichtigte. In einer Welt, in der die Kommunikation schneller und mobiler ist als wir denken können, müssen wir alles in einer Lösung bieten: Zuverlässig, sicher, Daten schützend und zudem cross-device. Das war die Geburtsstunde von Wire.
Welche Vision steckt hinter Wire?
Von unserer Geburtsstunde an leben wir nach zwei Prinzipien: Sicherheit und Datenschutz. Unser Ziel besteht darin, allen – sowohl Unternehmen und Regierungen, als auch den Nutzern selbst – die sicherste Kommunikation zu ermöglichen. In einer Welt, in der wir in den letzten Jahren einen massiven Vertrauensverlust in Bezug auf Big Tech erlitten haben, versuchen wir mit unserer Lösung dieses Vertrauen wiederherzustellen. Das schaffen wir, indem wir uns auf Datenminimierung, -hoheit und sichere Standards konzentrieren. Wir gewährleisten unseren Kunden Sicherheit, wollen dabei aber auch das größtmögliche Maß an Benutzerfreundlichkeit sicherstellen. Für beides wurden wir in der Vergangenheit bereits ausgezeichnet: Wir haben unter anderem den Cybersecurity Breakthrough’s Award für die „sicherste Kommunikationslösung“ und den Capterra’s Award für die „beste Benutzerfreundlichkeit“ gewonnen.
Von der Idee bis zum Start: Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Unsere größte Herausforderung ist sicherlich, dass wir täglich gegen einen sehr starken, aber besiegbaren Gegner kämpfen: die Cyber-Kriminalität. Kaum vorstellbar, dass diese Betrugsform, deren Rate von allen am schnellsten ansteigt, unsere Weltwirtschaft jährlich bis zu sechs Billionen US-Dollar kostet, oder? Wir kämpfen jeden Tag gegen die Zeit, um Daten angemessen zu schützen, ohne dabei ihre Mobilität und Produktivität zu beeinträchtigen – das ist die einzige Möglichkeit, sich gegen Cyber-Angriffe zu wehren. Janus Friis, einer der Skype-Gründer, hat mit uns diesen Kampf eröffnet: Von Anfang an und immer mit an Wires Seite ist er als Hauptinvestor ein wichtiges Glied unseres Unternehmens.
Wer ist die Zielgruppe von Wire?
Unsere Kunden sind in erster Linie Unternehmen, die öffentliche Hand und Regierungsinstitutionen. Wir bieten Ihnen die ganze Klaviatur der Kommunikation: Von Einzel- zu Gruppenunterhaltungen über Nachrichten, Telefon- und Videokonferenzen, bis hin zur Bildschirm- und Dateifreigabe – alles ist möglich. Diese Funktionen bieten auch andere Tools, doch der entscheidende Unterschied besteht in unserer Verschlüsselungsart, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – mit ihr sind alle Daten abgesichert. Außerdem können unsere Kunden Wire über eigene Server, also on premises, als auch in der Cloud betreiben. In dem Fall fallen sie dann sogar unter das strenge europäische und Schweizer Datenschutzrecht, denn unsere Server befinden sich in der EU und nicht etwa im EU-Ausland, wie es bei vielen anderen Anbietern der Fall ist.
Wie funktioniert Wire? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Daten zu schützen. Wir bei Wire setzen auf die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Die meisten Cloud-basierten Dienste verschlüsseln Daten nur während der Übertragung, was dem Anbieter die Möglichkeit gibt, sowohl die Schlüssel als auch die Daten zu kontrollieren. Das hat nicht viel mit sicherer Datenübertragung zutun. Denn: Hat der Anbieter einen Einblick, können sich auch Dritte einen Zugriff darauf verschaffen. So ist es Außenstehenden möglich, mit minimalem Aufwand die vermeintlich gesicherten Daten ganz einfach zu stehlen. Um dies zu vermeiden, arbeiten wir mit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die jede Nachricht beim Sender verschlüsselt und erst beim korrekten Empfänger wieder entschlüsselt.
Doch das reicht uns bei Wire noch nicht:
Zusätzlich zu dieser Verschlüsselungsmethode arbeiten wir auch noch mit unserem speziell entwickelten Sicherheitsprotokoll Messaging Layer Security (MLS), was uns absolut einzigartig macht. Sie bietet neben einer benutzerfreundlichen Oberfläche noch ganz andere Features: Über verschiedene Endgeräte können Nutzer in kleinen und großen Gruppen absolut sicher und ohne das Risiko einer Fehlbedienung kommunizieren, wobei die Teilnehmerzahl dabei keine Rolle spielt. Denken Sie einfach an eine Million Euro in Ein-Euro-Münzen, die sie sicher lagern möchten. Die meisten würden sie in einem Safe verstecken. Wire steckt jedoch eine Million Ein-Euro-Münzen in jeweils eine Million unterschiedliche Safes. Glauben Sie mir, an diese eine Million Euro kann und möchte niemand mehr kommen.
Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?
Die Pandemie schlug auch bei uns ein wie eine Bombe – allerdings in einem etwas anderen Sinne. Wir bekommen seit dem Ausbruch der Pandemie ungefähr zehnmal so viele Anfragen als zuvor und sind uns sicher, dass die Zahlen nicht so schnell wieder abflachen werden. Kurz zum Vergleich: Im ersten Quartal 2020 haben wir 407 Prozent mehr Umsatz verzeichnet als im gleichen Vorjahreszeitraum, was gewaltig ist.
Ob kleine, mittelständische und große Unternehmen oder auch Regierungsinstitutionen und öffentliche Einrichtungen wie die Polizei – viele suchen seit Beginn der Krise händeringend nach Hilfe, da sie sich in Anbetracht dieser Notsituation nicht genügend vorbereitet fühlen. Sie wissen nicht, was dazu gehört, ihre Mitarbeiter plötzlich ins Home Office schicken zu müssen und wie sie ihnen das entsprechende technische Setup schaffen sollen. Auch haben sie keine Ahnung von den Konsequenzen, welchen Einfluss dezentrales Arbeiten auf die interne und externe Kommunikation des Unternehmens hat, wenn plötzlich alle Mitarbeiter verstreut in ihren Wohnzimmern oder provisorisch eingerichteten Arbeitszimmern arbeiten.
Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?
Wir hatten das Glück, dass einige unserer Mitarbeiter schon vor der Pandemie von zu Hause aus oder remote gearbeitet haben. Daher sahen wir uns nicht mit den gleichen Schwierigkeiten konfrontiert, die andere Unternehmen plötzlich hatten. Viele der für das Arbeiten von zu Hause erforderlichen Prozesse und Systeme waren bereits vorhanden, aber natürlich war es auch für uns eine Umstellung, dass mit einem Schlag alle in ihrem eigenen Kämmerchen saßen. Vielen fehlte der kreative und unverfängliche Küchen-Talk an der Espresso-Maschine oder der schnelle Austausch über die Bürotische hinweg. Wir versuchten, dieses Leck so gut wie möglich virtuell auszugleichen. Beispielsweise haben wir unsere Meetings immer mit “Chit-Chatting” begonnen, ohne gleich in die konkrete Agenda einzusteigen. Das hat ungemein geholfen, die aktuelle Stimmung des Teams einzufangen und sich regelmäßig Feedback einzuholen. Heute würde ich sagen, haben wir uns daran gewöhnt und genießen auch die Vorteile, die die Remote-Arbeit mit sich bringt.
Wo sehen Sie in der Krise die Chance?
Wir erhoffen uns durch die Pandemie, dass Unternehmen wie auch Regierungsinstitutionen zum Denken angeregt werden und sich darüber Gedanken machen, wie sie ihren Daten den besten Schutz bieten können. Und wenn sie sich dann entscheiden, ihre Kommunikation in Expertenhände zu legen, sind wir für sie da. Stellen Sie sich vor, was für eine Katastrophe es gäbe, wenn die hochsensiblen Daten einer Regierung in falsche Hände geraten würden. Genau das möchten wir verhindern und bieten deshalb eine orts- und zeitunabhängige sichere Kommunikation, in der auch die Wahl des Endgeräts keine Rolle spielt.
Wire, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Skype for Business neigt sich dem Ende seiner Lebensdauer zu und eines unserer Ziele ist es, zu beweisen, dass Wire die einzige wirklich sichere Alternative darstellt. Darüber hinaus möchten wir uns stärker auf den DevOps-Markt konzentrieren und haben deshalb Ende 2019 unseren VP Sales EMEA, Christian Nink, eingestellt. Gemeinsam mit ihm gehen wir momentan die Branchen an, in denen Cyber-Sicherheit noch nie so wichtig war wie heute: Regierungen, Finanzinstitutionen und andere besonders kritische Branchen. Deswegen haben wir uns auch entschieden, unsere Lösung über den IT-Channel zu vertreiben.
Mit unserem Partner SVA System Vertrieb Alexander GmbH, einem der führenden deutschen Systemhäusern, möchten wir unseren Kundenstamm vor allem in den Bereichen Großunternehmen, wie schon erwähnt Regierungsinstitutionen und der Öffentlichen Hand noch weiter ausbauen. Zudem streben wir eine weitere Verdoppelung unserer Einnahmen in 2020 an und arbeiten mit Hochtouren daran, unsere Messaging Layer Security (MLS)-Technologie offiziell einzuführen. Ziel dieser Technologie wird unter anderem sein, Tools federation-fähig zu machen. Federation ist ein Zusammenschluss einzelner Systeme, die trotz der Verbindung ihre jeweilige Selbstständigkeit bewahren. So könnte A beispielsweise von seinem WhatsApp-Account aus B eine Nachricht auf dessen Instagram-Konto schicken – wären beide Tools Federation-fähig.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Erstens: Kennen Sie Ihren Markt in und auswendig. Informieren Sie sich regelmäßig, kennen Sie die Menschen, die sich hinter Ihren Kunden verbergen.
Zweitens: Seien Sie bei der Auswahl Ihren Mitarbeiter sehr wählerisch. Schauen Sie sich die Person sehr gründlich an, die Sie einstellen möchten, denn Sie muss mit Ihnen gemeinsam das Ziel haben, Ihr Unternehmen erfolgreich zu machen. Wenn Sie sich entschieden haben: Wertschätzen Sie Ihre Leute!
Drittens: Seien Sie hartnäckig. Seien Sie davon überzeugt, was Sie tun und boxen Sie es durch, auch wenn Sie immer wieder auf Hürden stoßen. Der Weg eines Gründers ist manches Mal steinig, doch geben Sie nicht auf – das ist der Schlüssel zum Erfolg.
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Wir bedanken uns bei Alan Duric für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder