Digi Sapiens ist Finalist für Startup of the Year des Frankfurt Forward Awards
Stellen Sie sich und Ihr Startup doch kurz unseren Lesern vor!
Mein Name ist Daniel Iglesias und ich habe zusammen mit Andreas Haag, unserem CTO, im Oktober 2020 die Digi Sapiens – Digital Learning GmbH gegründet. Wir sind ein innovatives Startup, das sich auf Sprachtechnologie spezialisiert hat.
Unsere Mission ist es, soziale und berufliche Mobilität durch die Verbesserung von Lese- und Sprachfähigkeiten zu fördern.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Spracherkennungssystemen, die hauptsächlich kurze Phrasen von Erwachsenen verarbeiten, ist unsere Technologie in der Lage, den Inhalt und die Nuancen der gesprochenen Sprache über längere Passagen und Dialoge hinweg zu verstehen – und dies bei Kindern sowie Erwachsenen. Unser erstes Produkt, der LaLeTu (Lautlesetutor), entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Ernst Klett Verlag, zielt darauf ab, die Leseflüssigkeit bei Kindern und Jugendlichen zu verbessern und so ein drängendes gesellschaftliches Problem anzugehen.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Die Inspiration zur Gründung von Digi Sapiens entstand durch die Begeisterung meiner Tochter für Sprachtechnologien. Als jemand, der den sozialen Aufstieg durch Bildung selbst erlebt hat, wollte ich verstehen, warum vielen jungen Menschen dieser Aufstieg nicht gelingt. Die Erkenntnis, dass Kompetenzen im Lesen und Sprechen entscheidend für den Bildungserfolg sind, motivierte mich, meine berufliche Laufbahn in der Finanzwelt zu verlassen und ein eigenes Unternehmen zu gründen, um Kinder und Jugendliche zu fördern.
Welche Vision steckt hinter Ihrem Startup?
Unsere Vision ist es, transformative Veränderungen in der Art und Weise herbeizuführen, wie Lese- und Sprachfähigkeiten gelehrt und gelernt werden. Wir streben danach, durch unsere Technologie persönliche und berufliche Entwicklungschancen für Menschen weltweit zu eröffnen und somit einen bedeutenden Beitrag zur Überwindung von Bildungs- und Kommunikationsbarrieren zu leisten. Wir sehen ein enormes Potenzial darin, Lernenden individuell angepasste Lernpfade anzubieten und so jeder Person die Möglichkeit zu geben, ihr volles Potenzial zu entfalten.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die größte Herausforderung bestand darin, ein Expertenteam auf dem Gebiet der Sprachtechnologien zusammenzustellen, dieses von der Idee zu überzeugen und dies in der Überbrückungsphase bis zur ersten Finanzierungsrunde nahezu ohne finanzielle Mittel als Gegenleistung. Diesen Vertrauensvorschuss in mich als Geschäftsführer und meine Vision zu erzielen war eine echte Challenge.
Im nächsten Schritt benötigten wir als Unternehmen genügend Sprachaufzeichnungen von laut lesenden Kindern, um unsere Technologie ausreichend zu trainieren und gute Analyseergebnisse zu erzielen. In Zusammenarbeit mit mehreren Kooperationspartnern ist uns auch dies gut und rechtssicher gelungen.
Das erste Geld erhielten wir über eine Förderung des Hessischen Digitalministerium (Distr@l) und durch ein kleines Investment der HEAG Holding AG. Schließlich gewannen wir unseren Ankerinvestor: ein regionales, impactorientiertes Family Office. Mit dem Ernst Klett Verlag erzielten wir schließlich unsere ersten Umsätze.
Wer ist die Zielgruppe Ihres Startups?
Direkte Zielgruppe sind Partner, die mit unserer Technologie Bildungseinrichtungen und Lernende erreichen (B2BC / B2BG). Mit Blick auf den Schulvertrieb des LaLeTu, übernimmt diese Rolle in Deutschland der Ernst Klett Verlag.
Wir stellen unsere Sprachtechnologie aber auch anderen Startups zur Verfügung (SaaS), damit sie damit eigene Applikationen entwickeln können. Unsere Aktivitäten fokussieren sich derzeit auf den deutschsprachigen Raum (DACH-Region). Erste Aktivitäten starten aber auch in Asien im Rahmen des „German Accelerator“-Programms. Perspektivisch erweitert sich der Zielmarkt auf Europa und auch global.
Wie funktioniert Ihr Startup? Wo liegen die Vorteile?
Wir sind Sprachtechnologie- und SaaS-Experten. Bei uns bekommt man sowohl Basis-Technologie (Spracherkennung, Textannotation, Silbentrennung, etc.), Content von renommierten Kinder- und Jugendbuchverlagen oder aber ganze Anwendungen auf Grundlage dieser Technologien, die wir „schlüsselfertig“ umsetzen und betreiben können.
Mit uns können sich unsere Partner auf das konzentrieren, was sie am besten können, um die Bildungsanforderung ihres Klientels innovativ zu bedienen. Ein weiterer Vorteil ist, dass unsere Technologie vielfältig eingesetzt werden kann. Neben der Bildung ist hier beispielsweise auch der medizinische Bereich zu nennen. Denn über die Stimme und Sprache lassen sich auch zahlreiche psychische und neurologische Erkrankungen frühzeitig erkennen, behandeln und deren Verlauf kontrollieren.
Sie sind Finalist für Startup of the Year. Wie geht es jetzt weiter?
Wir erweitern kontinuierlich die Sprachen und Parameter, die unsere Technologie verarbeiten kann. Wir wollen mit dem LaLeTu international expandieren und ihn neben Schulen auch Privathaushalten in einer gesonderten Version zugänglich machen.
Außerdem wollen wir uns dem Fachkräftemangel widmen, indem wir es qualifizierten Menschen (beispielsweise aus dem Pflegebereich) über eine spezielle Sprachlernlösung erleichtern, erfolgreich das notwendige Sprachniveau für die Auswanderung zu erreichen. Nicht zuletzt beschäftigen wir uns auch mit medizinischen Einsatzszenarien.
Wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir als Unternehmen wollen vor allem gesund wachsen und durch Kooperationen und Partnerschaften zügig die Profitabilität erreichen. In fünf Jahren sehen wir uns sowohl national als auch international als führender Anbieter von bildungsbezogener Sprachtechnologie und darauf basierenden Lösungen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
- Plant einen ordentlichen Finanzpuffer für die unmittelbare Zeit nach der Gründung ein und stellt sicher, dass Ihr über ausreichend Rückendeckung aus dem privaten Umfeld verfügt.
- Bohrt dicke Bretter – das Meistern schwieriger Aufgaben setzt Euch von der Masse ab.
- Seid zuverlässig und haltet Eure Versprechen – auch unter widrigen Bedingungen.
Wir bedanken uns bei Daniel Iglesias für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder