Dienstag, November 26, 2024
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Wie hilft diese Plattform jungen Menschen, den perfekten Studienplatz zu finden?

Anue bietet jungen Menschen eine innovative Plattform, die sie dabei unterstützt, den idealen Studienplatz und den perfekten Start ins Erwachsenenleben zu finden

Könnten Sie Anue kurz vorstellen und erklären, welche Personen hinter dem Unternehmen stehen und was deren jeweilige Rolle ist?

Anue ist eine „One-Stop-Solution“, mit der junge Menschen den Übergang von der Schule ins Studium und vom Jugend- ins Erwachsenenleben meistern. Der Name leitet sich vom englischen Wort „anew“ ab, also „starting anew“ oder „neu anfangen“ – genau das, was die Nutzerinnen unserer Plattform tun, wenn für sie ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Anue verspricht angehenden Studierenden, mithilfe eines Matching-Systems auf der Website des Unternehmens in nur 10 Minuten das für sie ideale Studienangebot zu finden. Die Plattform berücksichtigt dabei mehr als 26.000 Studienangebote in Deutschland. Nutzerinnen füllen einen Fragebogen aus, machen u. a. Angaben zum Schulabschluss, dem gewünschten Studienbeginn, aber eben auch zu ihrer gewünschten Umgebung für ein Studium (eher ländlich, oder Großstadt, eher mehr oder weniger Nachtleben, usw..).

Der Prozess dauert etwa zehn Minuten. Sobald alles ausgefüllt ist, erhält man eine Übersicht der „Matches“ – inklusive des „besten Matches“, also des am besten passenden Studienangebots in Deutschland, maßgeschneidert auf die im Fragebogen angegebenen Präferenzen. Mit der Plattform verfolgen wir das Ziel, Fehlentscheidungen bei der Studienwahl zu minimieren und so die hohe Anzahl an Studienabbrüchen zu reduzieren, die den Staat jährlich Milliarden kosten. Die durch unseren Matching-Prozess gesammelten Informationen über unsere Nutzer*innen nutzen wir im nächsten Schritt, um ihnen bei der Suche nach den besten Partnern, Produkten und Dienstleistungen für einen erfolgreichen Studienstart zu helfen. Dazu gehört u. a. die Suche nach Studienfinanzierung, einem Studierendenjob und einer Wohnung.

Diese drei Features werden voraussichtlich Anfang nächsten Jahres online gehen.

Die ersten dreieinhalb Jahre habe ich, abgesehen von der technischen Entwicklung der Plattform, die ich an ein externes Team ausgelagert habe, das Projekt alleine aufgebaut. Dieser Weg war geprägt von Höhen und Tiefen, Erfolgen und Rückschlägen. Schließlich konnte ich die erste Finanzierung sichern und das Team erweitern: Viktor Krawutschke kam als Head of Technology, Fernanda Candas übernahm das Design, und Francisco Serrano verantwortet den Bereich User Experience und das tägliche operative Geschäft.

Was ist die zentrale Vision von Anue, und welche konkreten Schritte werden unternommen, um diese Vision zu verwirklichen?

Unser langfristiges Ziel ist es, eine zentrale Anlaufstelle für alle jungen Menschen zu sein, die den nächsten großen Schritt in ihre Zukunft machen. Wir möchten sie vom letzten Schuljahr bis zum ersten Vollzeitjob begleiten und ihnen nicht nur bei der Karriere- und Bildungsorientierung zur Seite stehen, sondern auch bei allen anderen Themen, die in dieser Lebensphase wichtig sind, von der Wohnungssuche über Praktika bis hin zu finanzieller Unterstützung. Unsere Nutzer*innen durchlaufen in der Regel nicht nur den Übergang von der Schule ins Studium, sondern auch den vom Jugend- ins Erwachsenenleben. Dabei möchten wir sie ganzheitlich begleiten und ihnen den Einstieg in diesen neuen Lebensabschnitt erleichtern.

Wer gehört zur Zielgruppe von Anue, und wie stellen Sie sicher, dass deren Bedürfnisse optimal erfüllt werden?

Unsere Zielgruppe umfasst alle Menschen, die in Deutschland studieren möchten. Wir unterstützen sie dabei, aus den zahlreichen Studienmöglichkeiten die für sie passende Option zu finden. Besonders im Fokus steht dabei das jüngere Marktsegment – junge Erwachsene im Alter von 17 bis 20 Jahren, die nach einem Erststudium suchen. Um sicherzustellen, dass wir alle Bedürfnisse unserer Nutzer*innen abdecken, arbeiten wir eng mit ihnen zusammen. Wir testen unsere Plattform kontinuierlich und stimmen alle Entwicklungen und Verbesserungen regelmäßig mit unserer Zielgruppe ab. So gewährleisten wir, dass unsere Lösungen stets den tatsächlichen Anforderungen und Erwartungen angehender Studierender entsprechen.

Mit welchen Herausforderungen sieht sich Anue aktuell konfrontiert, und wie geht das Team damit um, um diese zu meistern?

Operativ betrachtet stellt die Pflege der Daten, auf denen unser Matching basiert, die größte Herausforderung dar. Mit knapp einer Million Datenpunkte, die stets aktuell gehalten werden müssen, ist dies eine komplexe Aufgabe. Wir arbeiten aktuell an einer vollautomatisierten Lösung.

Was macht Anue Ihrer Meinung nach besonders, und wodurch unterscheidet sich Ihr Unternehmen von Wettbewerbern auf dem Markt?

Es gibt viele Aspekte, die Anue besonders machen, aber meiner Ansicht nach ist der Wichtigste, dass bei uns die Studienorientierung nicht als Vorwand für Umsatzgenerierung dient. Das Matching und die Empfehlungen, die unsere Nutzer*innen erhalten, basieren ausschließlich auf den für sie besten Optionen, ohne dass in dem Prozess zahlende Hochschulen bevorzugt werden. Denn es gibt bei Anue kein „Pay-to-play“ – das heißt, eine Hochschule wird nicht besser oder häufiger im Matching gelistet, nur weil sie zahlender Kunde bei Anue ist.

Dieser Grundsatz führte auch zu unserem Pivot in diesem Jahr: Wir haben erkannt, dass eine reine Monetarisierung durch die Vermittlung von Studierenden an Hochschulen schwierig ist, ohne dabei zahlende Hochschulen zu priorisieren. Dies wäre jedoch völlig konträr zu unserer Mission, jungen Menschen eine zielgerichtete und qualitativ hochwertige Orientierung zu bieten – besonders in Zeiten des Fachkräftemangels.

Zwei wichtige Erkenntnisse konnten wir jedoch gewinnen: Erstens verfügen wir über eine enorme Datenmenge, die uns wertvolle Einblicke in die Bedürfnisse angehender Studierender bietet. Zweitens stellen wir fest, dass unsere Nutzer*innen oft mit weit mehr Fragen und Herausforderungen konfrontiert sind als nur der Frage „Was, wo und wie soll ich studieren?” So können wir sie nicht nur besser bis zum Studium begleiten, sondern auch unsere Einnahmequellen diversifizieren, ohne je Kompromisse bei der Qualität der Studienempfehlung einzugehen. Dieser vollumfängliche Ansatz ist der zweite Unterschied zu anderen Orientierungsportalen.

Wie stellen Sie sicher, dass die Finanzplanung bei Anue auch langfristig gesund und nachhaltig ist?

Wir glauben, dass man für eine gesunde und nachhaltige Finanzplanung auch gesundes und nachhaltiges Wachstum braucht. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass “hyper growth” langfristig oft fatale Probleme mit sich bringt. Daher setzen wir auf eine gesunde Wachstumsrate, insbesondere im Personalbereich.

Was sind die wichtigsten Meilensteine, die Anue in den kommenden Jahren erreichen möchte?

In den kommenden Jahren hat Anue drei zentrale Meilenstein im Fokus: Nächstes Jahr möchten wir die Marke von 200.000 Nutzerinnen erreichen, was unsere Marktposition signifikant stärken wird. Ein weiterer Meilenstein wird die Einführung unseres einzigartigen und innovativen inhaltlichen Matching-Ansatzes, der Nutzerinnen nicht nur bei der Entscheidung unterstützt, welchen Berufs- und Bildungsweg sie einschlagen sollen, sondern auch den Kontakt zwischen Unternehmen und den Nutzerinnen als zukünftige Arbeitnehmerinnen ermöglicht – bereits vor Beginn des Studiums. Abhängig von der Marktdynamik und dem Wettbewerbsumfeld streben wir an, bis 2026 profitabel zu sein.

Wie sieht die Unternehmenskultur bei Anue aus, und wie wird diese im Alltag des Teams gelebt?

Bei Anue lebt unsere Unternehmenskultur von der gemeinsamen Überzeugung, dass unser Produkt eine echte Lücke schließt. Viele von uns haben selbst erfahren, wie herausfordernd der Übergang von der Schule ins Studium sein kann, und wir alle hätten uns damals eine Lösung wie Anue gewünscht. Diese persönliche Motivation spiegelt sich in unserer täglichen Arbeit wider und treibt uns an, eine Plattform zu entwickeln, die auch wirklich einen Unterschied macht.

Diese Leidenschaft für unsere Mission führt dazu, dass wir uns ständig hinterfragen, wie wir das Erlebnis für unsere Nutzer*innen noch besser gestalten können. Dabei fördern wir eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens und der kontinuierlichen Weiterentwicklung, um so eine Umgebung zu schaffen, in der sich alle wertgeschätzt fühlen und an etwas Sinnvollem arbeiten – eine Plattform zu bauen, die jungen Menschen Orientierung und Sicherheit für ihre Zukunft gibt.

Welche Entwicklungsmöglichkeiten oder neuen Angebote planen Sie in Zukunft für Ihre Kunden?

Aktuell hilft das Unternehmen nur bei der Wahl des richtigen Studienangebots, doch wir wissen, dass die Herausforderungen für junge Studierende damit nicht enden. Wie finanziert man sein Studium? Welche Job-Möglichkeiten gibt es? Wo findet man in den wenigen Monaten zwischen Immatrikulation und Studienbeginn eine Wohnung – in einer Stadt, die man vielleicht noch nicht kennt? Anue wird bis Anfang 2025 auch diese Fragen beantworten können. Denn wir planen, mit einem innovativen, inhaltlichen Matching bald auch bei der Berufsorientierung zu unterstützen, was Anue ermöglicht, seinen Nutzer auch nicht-akademische Bildungswege aufzuzeigen.

Die aktuelle Entwicklung in den USA ist sehr interessant. Wir gehen davon aus, dass die politische Situation, insbesondere die Wahl Donald Trumps, zu einem Rückgang internationaler Studierender in den USA führen könnte. Diese Veränderung eröffnet Europa und insbesondere Deutschland eine Chance: Wenn es gelingt, diese Studieninteressierten anzuziehen, könnte dies die Position Deutschlands als attraktives Bildungsziel erheblich stärken. Anue sieht hier großes Potenzial, auch jungen Menschen aus aller Welt den Zugang zum deutschen Bildungsmarkt zu erleichtern und Deutschland als führenden Studienstandort zu etablieren.

Was würden Sie anderen Gründern raten, die ein eigenes Unternehmen aufbauen möchten, um ihre Finanzen im Griff zu behalten?

Mein wichtigster Rat an Gründer*innen betrifft das Thema Personal: Gehälter sind häufig der größte Kostenpunkt und die Auswahl der richtigen Mitarbeitenden kann besonders herausfordernd sein, wenn man in einem Bereich nicht selbst Experte ist. Ein umfangreicher Bewerbungsprozess ist und bleibt essenziell, damit gezielt Personen eingestellt werden, die nicht nur die richtigen Fähigkeiten mitbringen, sondern auch zur Unternehmenskultur passen und das Team wirklich voranbringen. Eine sorgfältige Wahl der Mitarbeitenden spart langfristig Kosten und stärkt die Basis des Unternehmens – das habe ich selbst erlebt.

Es sollte auch nie unterschätzt werden, wie lange es dauern kann, bis Geld auf dem Konto ist – egal ob durch eigene Einnahmen oder Finanzierungen.

Wenn Sie rückblickend auf die Anfänge von Anue schauen, was würden Sie heute anders machen, und welche Entscheidungen waren besonders wichtig?

Rückblickend würde ich definitiv davon abraten, alleine zu gründen. Es mag motivierend und schön sein, Erfolge durch eigene Schaffenskraft erreicht zu haben, doch im gleichen Maße lastet auch jeder Rückschlag auf einem alleine. Besonders die Investorensuche gestaltet sich deutlich schwieriger, wenn kein Team hinter der Idee steht. Interessanterweise habe ich am Anfang meiner Reise als Unternehmer einen Artikel gelesen, in dem ein Gründer genau diesen Punkt betonte – ich muss ihm inzwischen voll zustimmen. Man hat natürlich nicht immer das Glück, sofort Mitgründer*innen zu finden, oder Freunde, die bereit sind, ihren Job aufzugeben und mit einem zu gründen. Wenn es nicht anders geht, ist ein Weg als Solo-Gründer natürlich möglich, doch mein Rat wäre, so früh wie möglich ein starkes Team aufzubauen. Das stärkt nicht nur das Unternehmen, sondern ermöglicht es auch, Herausforderungen gemeinsam zu meistern.

Bild Anue Gründer und CEO Marvin Zornig @Anue Education Solutions GmbH

Wir bedanken uns bei Marvin Zornig für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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