wave ist ein neues soziales Netzwerk, das mit AI-gesteuerter Moderation für ein freundliches und sicheres Online-Erlebnis sorgt
Wie kam es zur Gründung von wave, und welche Erfahrungen aus Ihrer gemeinsamen Arbeit mit eventsofa haben Sie in dieses Projekt eingebracht?
Die Idee eines freundlichen, sozialen Netzwerks tragen wir schon längere Zeit mit uns herum. Als Meta-Chef Mark Zuckerberg seine Entscheidung gegen Faktenchecks verkündet hat, war klar, jetzt machen wir es! Das ist das Momentum für ein europäisches Netzwerk.
Seit eventsofa arbeiten wir kontinuierlich zusammen, es sind mittlerweile über 15 Jahre. Wir sind ein eingespieltes Team, in dem die Rollen klar verteilt sind. Wir können uns 100 prozentig aufeinander verlassen. Es gab in der Vergangenheit keine Herausforderung, die wir nicht zusammen lösen konnten. Das macht stark für alle neuen Vorhaben.
Was unterscheidet wave grundlegend von etablierten Plattformen wie Instagram oder Bluesky?
wave ist wie Instagram eine bildzentrierte Plattform, aber mit starker Moderation mittels AI. Mit Zuckerbergs Kurswechsel ist Instagram dabei, das neue X zu werden.
Bluesky und Mastodon als Meta/X-Alternativen sind hingegen Textfokussiert, weswegen es hier auch stark um kontroverse Diskussionen geht. Außerdem gibt es noch den technischen Unterschied, dass Netzwerke wie Mastodon und Pixelfed dezentralisiert laufen, was die einfache Benutzung erschwert.
Wie möchten Sie mit wave das Vertrauen der Nutzer zurückgewinnen und gleichzeitig die Verbreitung von Desinformationen und Hass eindämmen?
Das Vertrauen wollen wir damit zurückgewinnen, dass wir uns bewusst als “nicht Zuckerberg” positionieren, das heißt als freundliches, das unpolitisch ist und durch starke AI-Moderation gegen Hass und Fake vorgeht. Dabei setzen wir auf Influencer, die zum einen keine Lust auf Hass haben und in unserem Modell mehr Geld verdienen.
Welche Zielgruppen sprechen Sie mit wave an, und wie stellen Sie sicher, dass deren spezifische Bedürfnisse berücksichtigt werden?
Wir fokussieren uns auf Influencer, und helfen kleinen zu wachsen und Influencern mittler Größe kostenoptimierter ihre Inhalte zu vermarkten – ohne in Hasskommentaren unterzugehen.
Inwiefern sehen Sie in der aktuellen Entscheidung von Meta, auf Faktenchecks zu verzichten, eine Chance für wave, sich als Alternative zu etablieren?
Wir sehen es als das Momentum! Es ist eine einmalige Chance, ein europäisches Netzwerk zu etablieren. Rückenwind geben uns allein die Zuwachsraten von Bluesky, die nach jeder weiteren Kundgabe von Musk und Zuckerberg steigen.
Wie funktioniert die AI-gesteuerte Moderation von wave konkret, und wie stellen Sie sicher, dass sie transparent und fair bleibt?
Wir investieren in XAI (Explainable AI) und beziehen den EU AI Act in unsere Entwicklung ein. Warum Kommentare und Inhalte von einer KI gesperrt werden, wird dem Nutzer transparent gemacht.
Was war bisher die größte Herausforderung bei der Entwicklung und Einführung von wave, und wie haben Sie diese gemeistert?
Die hohen Kosten für das AI-Training stellen mit die größte Herausforderung dar und hierfür risikofreudige Investoren in Deutschland und Europa zu finden.
Stefanie Jarantowski, als Kommunikationsexpertin: Wie wichtig ist die Vermittlung von demokratischen Werten für die Markenbotschaft von wave?
Sehr wichtig. Wir leben die demokratischen Werte bei wave und wollen mit unserem Netzwerk ein Zeichen für die Zukunft der sozialen Medien setzen, weg von Polarisierung, hin zu Transparenz und demokratischen Werten.
Studien belegen, dass Hass im Netz die Demokratie gefährdet. Die Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug. Wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht“ von 2024 zeigt, dass die freie Meinungsäußerung nicht gegeben ist, wenn mehr als die Hälfte der Befragten angibt, sich aus Angst im Netz seltener zur eigenen politischen Meinung zu bekennen (57 Prozent) und sich seltener an Diskussionen beteiligen (55 Prozent).Gegen diesen Hass geht wave mit Hilfe starker AI-Moderation vor.
Stephan Schmidt, als Tech-Veteran: Welche technischen Innovationen machen wavvve einzigartig und zukunftssicher?
Der aktuelle Trend geht bei den großen sozialen Netzwerken weg von Moderation und zu einer Wild-West-Mentalität. Wir glauben, durch Moderation ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Leute wohlfühlen. Wir arbeiten deshalb daran, die beste AI-Moderation zu haben, da andere Wettbewerber dies technisch vernachlässigen. Durch die Ideen von neuen AI-Modellen wie DeepSeek können wir mit den ganz Großen konkurrieren.
Welche langfristigen Pläne haben Sie für die internationale Expansion von wave, und welche Märkte sind für Sie besonders interessant?
Für uns ist Europa besonders interessant. Denn Europa ist einer der größten Märkte für Instagram, größer als Nordamerika, was leider oft vergessen wird. Europa darf sich nicht kleinmachen. Und hier starten wir in einem der wichtigsten Märkte: bei den 440.000 Influencern in Deutschland. Und nach Europa kommt der Rest der Welt
Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern mitgeben, die in einem hochkompetitiven Umfeld wie dem Social-Media-Markt Fuß fassen möchten?
Nicht aufgeben, genügend Nudeln im Schrank haben und nie vergessen: There’s no such thing as overnight success.
Bilder @ privat
Wir bedanken uns bei Stefanie Jarantowski und Stephan Schmidt für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.