Freitag, Februar 21, 2025
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Scaling fast

So wächst dein Start-up, ohne im HR-Chaos zu versinken

Schnelles Wachstum ist das Ziel jedes Start-ups – doch genau daran scheitern viele. Während sich Gründer:innen auf Produkt, Finanzierung und Marktstrategie fokussieren, bleibt ein entscheidender Faktor oft auf der Strecke: das eigene Team. Wer keine klare Personalstrategie hat, riskiert ineffiziente Prozesse, unklare Verantwortlichkeiten und hohe Fluktuation. Das Problem: Viele bemerken erst, dass HR zur Wachstumsbremse wird, wenn es zu spät ist. Dabei kann die richtige Struktur von Anfang an dafür sorgen, dass das Unternehmen stabil und nachhaltig skaliert – ohne im Chaos zu versinken.

Warum schnelles Wachstum oft an der eigenen Organisation scheitert

Start-ups sind darauf ausgerichtet, schnell zu wachsen. Mehr Kunden, höhere Umsätze, neue Märkte – Skalierung ist das große Ziel. Doch was oft übersehen wird: Der limitierende Faktor ist nicht das Produkt oder das Kapital, sondern das eigene Team.

Studien zeigen, dass 23 Prozent der gescheiterten Start-ups nicht an mangelnder Finanzierung oder schlechter Produktentwicklung scheitern, sondern an internen Problemen – unklare Rollenverteilung, ineffiziente Strukturen und eine zu späte Professionalisierung im Personalmanagement.

Der Fehler: Die HR-Strategie wird oft erst dann ernst genommen, wenn es bereits zu spät ist. Wenn Stellen hektisch besetzt werden müssen, Teams überlastet sind oder sich Leistungsträger verabschieden. Doch wer erst handelt, wenn das Problem akut ist, steckt meist schon tief im Chaos.

Die ersten Mitarbeitenden sind entscheidend

Ein Start-up wächst von einer Idee zu einem Unternehmen – und dieser Übergang entscheidet sich an den ersten zehn bis zwanzig Mitarbeitenden. Sie prägen die Unternehmenskultur, beeinflussen, wie effizient Prozesse laufen, und legen fest, wie widerstandsfähig die Organisation langfristig ist.

Viele Gründer:innen stellen jedoch nach Verfügbarkeit ein. Wer dringend Unterstützung braucht, nimmt den Erstbesten – nicht unbedingt den Besten. Die Folge: Rollen bleiben unscharf, Zuständigkeiten überlappen sich und die Teamstruktur wird zur Wachstumsbremse.

Ein strukturiertes Recruiting verhindert genau das. Active Sourcing ermöglicht es, gezielt nach passenden Talenten zu suchen, anstatt darauf zu warten, dass sich Bewerber:innen von selbst melden. Doch genauso wichtig wie das Finden ist das Auswählen.

Unstrukturierte Einstellungsprozesse mit zu vielen oder zu wenigen Gesprächsrunden schrecken Top-Kandidaten ab. Drei Interviews sind ideal: ein Erstgespräch, eine fachliche Prüfung und eine Team-Runde. Wer aber den Auswahlprozess zu kompliziert gestaltet, verliert Talente an agilere Wettbewerber.

Ein weiterer Fehler: fehlendes Onboarding. Neue Mitarbeitende werden oft ins kalte Wasser geworfen, was Einarbeitung, Produktivität und Motivation beeinträchtigt. Start-ups, die ein strukturiertes Onboarding haben, reduzieren die Fluktuation um bis zu 60 Prozent.

Skalierung braucht Strukturen – aber nicht sofort eine HR-Abteilung

Viele Start-ups stellen sich die Frage: Wann brauchen wir eine eigene HR-Abteilung? Die ehrliche Antwort: Am Anfang reichen klare Prozesse. Eine voll ausgebaute HR-Struktur ist nicht sofort nötig, aber ein durchdachter Plan für Recruiting, Vertragsmanagement und Mitarbeiterentwicklung ist essenziell.

Die Lösung: HR-Tools! Sie helfen, Abläufe zu optimieren. Doch viele junge Unternehmen investieren zu früh in komplexe Softwarelösungen, die noch gar nicht notwendig sind. Stattdessen ist eine schrittweise Digitalisierung sinnvoll.

Ein pragmatischer Ansatz: Einfache Bewerbermanagement-Tools wie Recruitee oder Greenhouse sorgen für effiziente Recruiting-Prozesse. Plattformen wie Personio oder BambooHR bieten flexible Lösungen für Mitarbeiterverwaltung. Start-ups, die früh die richtigen Tools nutzen, vermeiden später aufwendige Systemwechsel.

Führung muss mitwachsen

Viele Start-ups setzen anfangs auf eine flache Hierarchie – ein Ansatz, der funktioniert, solange das Team klein ist. Doch mit zunehmender Größe braucht es klare Rollen und Verantwortlichkeiten.

Wer das zu lange ignoriert, schafft eine Kultur der Unklarheit. Mitarbeiter:innen wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen, wichtige Entscheidungen ziehen sich in die Länge, und es entstehen Konflikte.

Auch Führungskompetenz entwickelt sich nicht von selbst. In den meisten Start-ups übernehmen die Gründer:innen automatisch eine Führungsrolle – oft, ohne darauf vorbereitet zu sein. Doch sobald das Team wächst, wird Leadership zum entscheidenden Erfolgsfaktor.

Schlechte Führung bedeutet Unsicherheit im Team, langsame Entscheidungsprozesse und steigende Fluktuation. Wer früh Coaching-Programme oder Schulungen für Teamleads einführt, schafft eine starke Führungskultur.

Ein Beispiel: Personio, ein Münchener HR-Tech-Start-up, hat von Anfang an gezielt in Führungskräfteentwicklung investiert. Statt nur schnell neue Mitarbeitende einzustellen, setzte das Unternehmen auf klare Rollen und Führungstrainings. Das Ergebnis: stabiles Wachstum ohne die typischen Skalierungsprobleme.

Eine starke Unternehmenskultur zahlt sich aus

Start-ups, die langfristig erfolgreich sind, haben nicht nur ein gutes Produkt – sie haben auch eine starke Kultur. Unternehmen, die auf regelmäßiges Feedback setzen, steigern die Mitarbeiterzufriedenheit und verhindern, dass Probleme eskalieren.

Ein wichtiger Punkt ist auch die Teamzusammensetzung. Viele Start-ups stellen unbewusst Menschen ein, die ihnen ähnlich sind – mit der gleichen Ausbildung und ähnlicher Denkweise. Doch genau das kann Innovationen bremsen. Studien zeigen, dass diverse Teams kreativer sind und bessere Entscheidungen treffen.

Start-ups, die bewusst auf unterschiedliche Perspektiven setzen, sind widerstandsfähiger und flexibler. Sie profitieren von einem breiteren Erfahrungsschatz und vermeiden blinde Flecken in ihrer Strategie.

Fazit: Wachstum beginnt intern

Ein Start-up kann nicht erfolgreich skalieren, wenn es intern chaotisch organisiert ist. Wer Personalstrategie nur als Nebensache behandelt, riskiert ineffiziente Prozesse, hohe Fluktuation und fehlende Strukturen – Probleme, die sich mit zunehmender Größe potenzieren.

Das bedeutet nicht, dass ein junges Unternehmen sofort eine HR-Abteilung braucht. Aber es bedeutet, dass Recruiting, Teamstruktur und Führung von Anfang an mitgedacht werden müssen.

Start-ups, die das früh verstehen, wachsen schneller, stabiler und nachhaltiger – ohne im internen Chaos zu versinken.

Bild: Dr. Simon Kentsch @StrackPhotography

Autor

Dr. Simon Kentsch ist Experte für Talentmanagement und unterstützt Unternehmen dabei, skalierbare HR-Strategien zu entwickeln. Als Berater und Speaker bringt er Start-ups und Scale-ups auf Wachstumskurs.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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