InnoZell entwickelt tierversuchsfreie Testmethoden auf Basis menschlicher Zellmodelle und setzt damit neue Maßstäbe für ethische und präzisere Medikamentenprüfungen.
Können Sie uns einen Überblick über die Entstehung von InnoZell und die Personen hinter dem Unternehmen geben?
Das InnoZell-Team vereint Fachkompetenz aus Zellbiologie, Biotechnologie und Unternehmensführung: Dr. Clovis H., Seumen T. (CEO, Entwicklung CellAlarm), Dr. Ann-Kathrin Mix (Forschung & Entwicklung), Erik Sontowski, M.Sc. (IT & Automatisierung), Joachim Plesch (Business Development) und Prof. Dr. Christof R. Hauck (wissenschaftlicher Mentor/Advisor). Wir sind ein internationales, diverse und multidisziplinäre team. Diese Kombination aus wissenschaftlicher Exzellenz und unternehmerischer Erfahrung bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Markteinführung.
Patientensicherheit ist unsere oberste Priorität. Ethik und wissenschaftliche Präzision sind unser Maßstab. Dahinter steht ein interdisziplinäres Team mit fundiertem Fachwissen. Es widmet sich einer zentralen Frage: Wie kann medizinische Forschung ohne Schaden funktionieren? Wir bauen ein Unternehmen auf, das konsequent auf human-zellbasierte Methoden setzt. Aus Überzeugung. Und als Beitrag zu verantwortungsvoller, zeitgemäßer Forschung.
Welche Vision verfolgt InnoZell im Bereich der tierversuchsfreien Medikamententestung, und welche Schritte planen Sie, um diese zu realisieren?
Unsere Vision ist klar. Menschliche Gesundheit darf nicht auf Erkenntnissen aus Tierversuchen beruhen. Diese sind oft nicht übertragbar. Tiere und Menschen unterscheiden sich genetisch zu stark. Das führt zu falschen Ergebnissen, verpassten Chancen oder gefährlichen Fehleinschätzungen bei Medikamenten.
Die Folge ist eindeutig. Viele Präparate scheitern erst in späten Phasen der klinischen Studien. Sie wirken im Menschen ganz anders als im Tiermodell. Gleichzeitig sterben Millionen Tiere. Wofür? Für Daten, die uns kaum weiterhelfen. Deshalb setzen wir auf moderne, humanrelevante Testmethoden. Technologien, die direkt auf den Menschen zugeschnitten sind. Zum Beispiel Zellmodelle. Das Ziel ist bessere Vorhersagbarkeit, mehr Patientensicherheit und das Ende von Methoden, die weder ethisch noch zeitgemäß sind. Unser Versprechen ist klar. Wir arbeiten für eine Forschung, die schützt. Nicht nur Leben, sondern auch Vertrauen. Unsere Mission ist ebenso klar. Unzuverlässige Tierversuche gehören der Vergangenheit an.
Wie identifizieren Sie die Hauptzielgruppen für Ihr Produkt CellAlarm, und auf welche Weise adressieren Sie deren spezifische Bedürfnisse?
Für uns ist ziemlich klar, wer zu InnoZell passt: Unternehmen, die mehr wollen als nur Effizienz. Die sagen: „Unsere Lösungen sollen nicht nur funktionieren, sondern auch unsere Werte widerspiegeln.“ Genau da setzen wir an.
Nach diesem Grundsatz liegen CellAlarm Hauptzielgruppen vor allem in Biotech-, MedTech- und Biopharmazeutischen Unternehmen. Dabei handelt es sich oft um Kunden, die offen für neue Wege sind und keine Kompromisse mehr zwischen wissenschaftlicher Qualität und ethischem Anspruch eingehen wollen. Zudem ist die Erfüllung regulatorischer Anforderungen für sie ein zentrales Anliegen.
Wie wir ihre Bedürfnisse angehen? Ganz ehrlich: Im Dialog. Wir glauben nicht an One-Size-Fits-All. edes Produkt ist einzigartig. CellAlarm muss für jede Produktart individuell validiert und bestätigt werden. Deshalb sind wir offen für Pilotprojekte mit allen interessierten Unternehmen. Vertrauen entsteht bei uns durch Transparenz und Zusammenarbeit. Am Ende zählt, dass unsere Partner mit gutem Gefühl sagen können: Das passt: fachlich, ethisch und zu uns als Team.
Welche besonderen Herausforderungen begegnen Sie bei der Entwicklung und Markteinführung von CellAlarm, und wie gehen Sie damit um?
Wir stehen mit CellAlarm vor drei zentralen Herausforderungen: Erstens ist der Zugang zu den richtigen Entscheider:innen (Persona) in Unternehmen oft schwierig. Zweitens sind die regulatorischen Vorgaben komplex und noch nicht auf unsere Methode zugeschnitten. Drittens fordern uns begrenzte personelle und finanzielle Ressourcen.
Trotzdem gehen wir diesen Weg. Wir begegnen diesen Herausforderungen mit verschiedenen Ansätzen. Um die richtigen Ansprechpartner:innen in Unternehmen zu erreichen, schreiben wir E-Mails, nutzen Startup-Netzwerke und private Kontakte, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Außerdem führen wir derzeit Validierungstests an ersten Produkten durch, die bald verfügbar sein werden. Und schließlich beantragen wir öffentliche Fördermittel, etwa über das BF-Programm „GO-Bio“, um unsere Arbeit zu finanzieren.
Was unterscheidet CellAlarm von anderen Testmethoden auf dem Markt, und welche Alleinstellungsmerkmale bietet es?
CellAlarm ist für uns kein Produkt im klassischen Sinne. Es ist eine Überzeugung. Der Beweis, dass Präzision und Empathie sich nicht ausschließen müssen.
Wir bieten ein leistungsstarkes, patentiertes MAT-Protokoll (Monocyte Activation Test) für unternehmensinterne Pyrogentests. Unsere innovative Methode fördert den Wandel hin zu einer ethischen und regulatorisch konformen Qualitätskontrolle in der Pharma-, Medizin- und Biotech-Branche. Das ermöglicht Herstellern: Produktsicherheit zu erhöhen, Qualitätssicherung zu optimieren und ethische sowie regulatorische Standards einzuhalten.
Was CellAlarm besonders macht? Es liefert eine höhere Reproduzierbarkeit als Tierversuche, ist vollständig tierversuchsfrei und lässt sich einfach in bestehende Workflows integrieren, kein Mehraufwand, kein Umweg.
Was uns antreibt, geht über Technologie hinaus. Jeder Test mit CellAlarm wird Tierversuche ersetzen. Das ist kein Detail, sondern unser Kern.
Wie sehen die zukünftigen Pläne von InnoZell aus?
Wenn wir an die Zukunft denken, sehen wir ein offenes Feld, ein Canvas voller Möglichkeiten. Aber unser Kompass bleibt klar: Ethik ist für uns kein Hindernis, sondern der Motor echter Innovation.
Konkret heißt das: 2026 bringen wir CellAlarm platform mit KI-Integration auf den Markt. Dazu gehören die offizielle Registrierung unseres Unternehmens bei den zuständigen Behörden sowie der erfolgreiche Abschluss von mindestens fünf Pilotprojekten. Zudem wollen wir die nötigen Mittel einwerben, um unsere Markteintrittsstrategie umzusetzen. Die mittel- und langfristigen Ziele werden zum gegebenen Zeitpunkt definiert. Zunächst konzentrieren wir uns darauf, uns als verlässlicher Referenzpartner zu etablieren. Wir wollen Maßstäbe setzen als globaler Standard für human-zellbasierte Testverfahren.
Dabei verlieren wir nie das große Ganze aus dem Blick. Jeder Schritt, den wir gehen, soll eine Branche mitgestalten, in der Wissenschaft und Mitgefühl gleich viel zählen.
Welche Entwicklungen sind in naher Zukunft geplant?
Im Allgemeinen arbeiten wir an Next-Gen-Humanzellbasierten Testsystemen. CellAlarm ist ein leistungsstarker Monozyten-Aktivierungstest, der eingerichtet und registriert wird. Wir konzentrieren uns auf die Produktvalidierung für verschiedene Produkttypen in Kombination mit der damit verbundenen iterativen Entwicklung. Neben Pyrogentests als aktuelle bemerkenswerte Anwendung untersuchen wir die anderen Anwendungen unseres Modells. Parallel dazu entwickeln wir aktiv die anderen Komponenten unserer CellAlarm-Plattform weiter, einschließlich weiterer Aspekte wie KI-Integration und Präzisionsmedizin.
Wie hat die „Go-Bio Initial“-Förderung des BMBF die Entwicklung von InnoZell beeinflusst?
Als die Förderung bewilligt wurde, war das wie Rückenwind in einem Marathon. Es war klar: Wir sind auf dem richtigen Weg. Die Finanzierung unterstützt uns derzeit dabei, zentrale Herausforderungen anzugehen von der Analyse der Marktsituation über die Entwicklung der Einstiegsstrategie bis hin zur Ausarbeitung tragfähiger Geschäftsmodelle.
Zudem bearbeiten wir rechtliche Fragestellungen, etwa die Freedom-to-Operate in Kombination mit einer Risikominderungsstrategie. Parallel arbeiten wir weiter am wissenschaftlichen Konzept, um das Anwendungsspektrum unserer zellbasierten Plattform mit humanen Zellen gezielt auszubauen.
Vor allem aber ist diese Förderung mehr als nur finanzielle Hilfe. Sie ist ein klares Signal: Unsere Vision hat gesellschaftliche Relevanz. Und genau das gibt uns die Motivation, jeden Tag weiterzumachen.
Welche weiteren Förderungen oder Partnerschaften streben Sie an?
Wir streben gezielt weitere Förderungen an, die uns dabei unterstützen, den Übergang von der Validierungsphase in den Markt zu gestalten, insbesondere Programme auf nationaler Ebene, wie z. B. EXIST-Forschungstransfer oder Go-Bio Machbarkeitphase, VIP+.
Strategische Partnerschaften sind für uns zentral. Dazu zählen Medtechs, Biotechs und Biopharmaunternehmen. Sie müssen die Pyrogenbelastung in ihren Produkten überwachen, um regulatorische Vorgaben zu erfüllen. Konkret geht es um parenterale Produkte, also Arzneimittel, die direkt in den Körper eingebracht werden. Genauso wichtig sind Partnerschaften mit Forschungseinrichtungen.
Sie unterstützen uns dabei, die Plattform wissenschaftlich weiterzuentwickeln und praxisnah zu optimieren.
Wir sind offen für Kooperationen. Unternehmen jeder Größe sind eingeladen, Pilot- oder joint-Validierungsprojekte passend zu ihren Produkten mit uns umzusetzen.
Ziel ist es, ein starkes Netzwerk aufzubauen, das unsere Vision einer human-zellbasierten, ethisch fundierten und regulatorisch tragfähigen Teststrategie gemeinsam voranbringt.
Welche ethischen Überlegungen spielen bei der Entwicklung Ihrer tierversuchsfreien Testmethoden eine Rolle?
Ethische Überlegungen stehen im Zentrum unserer Arbeit. Unsere tierversuchsfreie Testmethode hat ein klares Ziel. Sie soll menschliche Sicherheit verbessern, ohne Leid zu verursachen. Wir orientieren uns an drei Prinzipien. Erstens: die Vermeidung von Tierleid. Wir setzen bewusst auf humanbasierte Modelle. Denn wir glauben, dass Forschung auch ohne Tierleid auskommen kann. Zweitens: die Relevanz für den Menschen. Tests mit menschlichen Zellen liefern direkt übertragbare Ergebnisse. So steigt die Aussagekraft. Und wir handeln verantwortungsvoll. Drittens: Transparenz und Verantwortung. Wir entwickeln unsere Methoden offen und nachvollziehbar. Im Austausch mit Partnern, Regulierungsbehörden und der Gesellschaft. Denn ethisches Handeln heißt für uns auch, erklärbar und überprüfbar zu sein. Unser Ansatz ist mehr als eine Alternative. Er ist ein notwendiger Wandel. Hin zu einer Forschung, die Fortschritt mit Werten verbindet.
Welche Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die ein Start-up im biotechnologischen Bereich aufbauen möchten?
Es wäre anmaßend für uns, anderen Start-ups derzeit Ratschläge zu geben. Wir sind noch nicht da, aber mit unserer kurzen Erfahrung können wir sagen: Hört nie auf, an euer Warum zu glauben, selbst wenn alle um euch herum sagen, es sei unmöglich. Genau dieses Warum trägt euch durch die härtesten Phasen. Wichtig ist: Holt euch ein Team, das eure Mission wirklich lebt. Nutzt Förderprogramme wie EXIST oder Go-Bio, um Ressourcen aufzubauen. Und sucht euch ein Netzwerk, das euch nicht nur bestärkt, sondern auch ehrlich spiegelt.
Und vor allem: Gründet nicht, um Geld zu machen. Gründet, weil ihr wirklich etwas verändern wollt. Alles andere ergibt sich oder verliert seinen Wert.
Wie hat die Zusammenarbeit mit der Universität Konstanz und der Gründungsinitiative Kilometer1 Ihr Unternehmen geprägt?
Diese Partnerschaften sind wie Sauerstoff für unsere frühen Flammen, ohne sie wäre aus der Idee vielleicht nie ein echtes Projekt geworden. Mit der Universität Konstanz hatten wir Zugang zu Hochleistungslaboren und wertvoller Grundlagenforschung. Kilometer 1 hat uns mit Mentoring, Begleitung in allen Aspekten sowie Förderanträgen und praktischem Skalierungswissen unterstützt, genau das, was wir am Anfang gebraucht haben. Wir schätzen die großartige Unterstützung unserer Universität sehr. Ebenso danken wir dem Team des Transfer- und Entwicklungsbüros für die kontinuierliche Begleitung und den verlässlichen Austausch.
Und sie haben uns etwas Wichtiges gezeigt: Innovation braucht beides: Wurzeln, die Halt geben, und Flügel, die den Mut zum Abheben stärken.
Bilderrechte : Jana Kaiser, Universität Konstanz
Wir bedanken uns bei Clovis H., Seumen T für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.