Fintelify ist eine spielerische Finanzbildungs-App, die jungen Menschen einfach und unterhaltsam finanzielles Wissen vermittelt.
Was hat dich mit 17 Jahren dazu bewegt, Fintelify zu gründen – und wie bist du auf die Idee gekommen?
Finanzbildung war ein Thema, das mich schon früh begeistert und meine Freizeit stark geprägt hat. Seit ich 12 war, wusste ich, dass ich ins Investment Banking möchte, woraufhin ich diverse Finanz-Praktika absolvierte, die meine Leidenschaft weiter stärkten. Als ich schließlich nach einer spielerischen Finanzbildungs-App suchte, da Finanzbildung in der Schule nicht ausreichend behandelt wurde, und nichts Passendes fand, war das der Auslöser für die Gründung von Fintelify.
Wie verlief der Weg zur offiziellen Gründung, besonders mit Blick auf die familiengerichtliche Genehmigung?
Es war schlimm. Den Antrag zur Gründung von Fintelify habe ich im März vergangenen Jahres gestellt. Darauf folgten ein verpflichtendes Gründerseminar, Gutachten von Lehrern und Eltern, ein umfangreicher Businessplan zur Prüfung durch die IHK und das alles postalisch. Nach rund neun Monaten Schriftverkehr wurde ich zu einem persönlichen Gespräch zum Amtsgericht Münster eingeladen, welches etwa 30 Minuten dauerte. Im Anschluss erhielt ich die Genehmigung, ein Erwerbsgeschäft zu führen. Danach hieß es erneut warten auf die Steuernummer und die Umsatzsteuer-ID. Am 1. März dieses Jahres, fast genau ein Jahr nach Antragstellung, ging die App schließlich auf den Markt.
Was unterscheidet Fintelify von klassischen Angeboten zur Finanzbildung?
Fintelify unterscheidet sich vor allem in drei Punkten von klassischen Finanzbildungsangeboten. Zum einen durch die Zugänglichkeit und Einfachheit der Lerninhalte, die step-by-step aufgebaut und leicht verständlich sind. Zum anderen durch die eingebauten spielerischen Elemente, die Finanzbildung, die oft als trocken empfunden wird, gerade für junge Menschen unterhaltsam machen. Zudem schließt Fintelify eine enorme Lücke im App-Sektor, in dem es kaum attraktive Angebote zu zugänglicher Finanzbildung gibt.
Wie funktioniert das Prinzip der Gamifizierung in deiner App konkret?
Fintelify ist in viele Mini-Lektionen unterteilt. Nutzer lernen neue Finanzthemen über sehr kurze, WhatsApp-ähnliche Texte. Anschließend folgt ein Quiz, das durch einen Fortschrittsbalken den Lernstand visualisiert. Für das erfolgreiche Absolvieren dieser Lektionen gibt es Punkte, mit denen weitere Lektionen freigeschaltet werden können. Zusätzlich motivieren tägliche Lern-Streaks: Wer regelmäßig lernt, steigert seine Streak, wer einen Tag pausiert, verliert sie wieder. So bleibt das Lernen spielerisch und belohnend.
Was war dir bei der Gestaltung der Lerninhalte besonders wichtig?
Mir war besonders wichtig, dass die Inhalte leicht verständlich und trotzdem spannend sind, damit man gut ins Thema reinkommt und motiviert bleibt, ohne überfordert zu werden.
Welche Rückmeldungen hast du seit dem Silent Launch am 1. März erhalten?
Seit dem Silent Launch habe ich neben viel positiver Rückmeldung auch eine ganze Menge wertvolles Nutzerfeedback erhalten. Dafür bin ich sehr dankbar, denn genau dadurch kann ich Fintelify kontinuierlich verbessern und noch gezielter an den Bedürfnissen der Nutzer ausrichten.
Warum ist es dir ein Anliegen, finanzielle Bildung unabhängig und niedrigschwellig zugänglich zu machen?
Finanzielle Bildung ist heute wichtiger denn je, besonders in einer Zeit, in der junge Menschen mit immer komplexeren finanziellen Herausforderungen konfrontiert werden. Und leider kommt finanzielle Bildung in der Schule immer noch viel zu kurz, was ich bis heute nicht ganz nachvollziehen kann. Deshalb dachte ich mir, dass es doch viel einfacher sein müsste, jungen Menschen das nötige Wissen zu vermitteln. Dieser Gedanke war auch der Auslöser für die Gründung meiner schulischen Börsen-AG und mein politisches Engagement. Dabei wurde mir schnell klar, dass junge Menschen kein Interesse an langweiligen und schwer verständlichen Inhalten haben. Sie möchten Spaß am Lernen haben. Mit Fintelify schließe ich diese wichtige Lücke und ermögliche es jungen Menschen, sich frühzeitig auf mögliche finanzielle Herausforderungen vorzubereiten.
Wie erreichst du deine Zielgruppe – und wie bleibst du für junge Menschen relevant?
Um meine Zielgruppe gut zu erreichen, setze ich auf Social Media Marketing über Plattformen wie Instagram und TikTok. Zusätzlich optimiere ich die App-Store-Präsenz von Fintelify, damit die App leicht gefunden und ansprechend präsentiert wird. Ergänzend dazu veröffentlicht Fintelify regelmäßig umfassende Updates mit zusätzlichen Gamification-Elementen und vertieften Inhalten, um die Nutzerbindung zu stärken und das Angebot noch besser zu gestalten.
Mit welchen Herausforderungen hattest du als junger Gründer bisher zu kämpfen?
Neben der erforderlichen familiengerichtlichen Genehmigung gab es weitere Hürden, etwa beim Zugang zu bestimmten Finanzdienstleistungen. Da ich in einigen Bereichen noch nicht voll geschäftsfähig bin, müssen meine Eltern Verträge mitunter in meinem Namen unterzeichnen, was Prozesse deutlich verlangsamt.
Wie sehen die nächsten Schritte für Fintelify aus – was ist als Nächstes geplant?
Im Vordergrund steht die kontinuierliche Optimierung der App, insbesondere durch die Erweiterung der Gamification-Elemente und die Vertiefung der Inhalte. Zudem ist es mir wichtig, die Sichtbarkeit der App zu erhöhen, um Finanzbildung noch mehr Menschen zugänglich zu machen.
Was motiviert dich persönlich, dich so intensiv mit dem Thema Finanzbildung auseinanderzusetzen?
Dank meines familiären Backgrounds motiviert mich vor allem das Unternehmertum, mich intensiv mit Finanzbildung auseinanderzusetzen. Ich finde den gesamten Prozess von der Gründung über die Wirtschaftszyklen bis hin zu möglichen Börsengängen äußerst spannend und sehe Finanzbildung als essenzielle Grundlage dafür.
Welche Tipps würdest du anderen Jugendlichen geben, die mit einer eigenen Idee durchstarten wollen?
Eine wirkliche Empfehlung ist, nicht zu sehr auf die Meinungen von anderen zu hören, sondern erstmal etwas aufzubauen, auf den Markt zu bringen und sich Feedback einzuholen. Die Lernkurve dabei ist so enorm hoch, dass es sich im Umkehrschluss nur lohnen kann, selbst wenn nicht alles direkt funktioniert. Daneben sollte es unbedingt etwas sein, was einem selbst Spaß macht und wovon man wirklich Ahnung hat, sonst verfliegt die anfängliche Motivation sehr schnell.
Bild: Mattia Freund © privat
Wir bedanken uns bei Mattia Freund für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.