Books on Mars ist ein Berliner Verlag, der sich auf relevante Zeitgeistthemen, gesellschaftliche Diskurse und innovative Buchkonzepte spezialisiert hat – mit einem strategischen Ansatz, der traditionelle Verlagsexpertise mit modernen Technologien verbindet
Was ist die Idee hinter Books on Mars und wer sind die Köpfe, die das Unternehmen gegründet haben?
Der zukunftsweisende Name unseres Unternehmens trägt eine klare Botschaft ins sich: Trotz digitaler Transformation und disruptiver Entwicklungen wie KI wird das Buch – als ältestes Printmedium – auch in Zukunft seinen festen Platz behalten. Die Kennzahlen des deutschen Buchmarkts sind nach wie vor beeindruckend, und das Interesse an gedruckten Sachbüchern und Romanen ungebrochen. Gegründet habe ich das Unternehmen 2021.
Wie kam es zur Gründung – gab es einen bestimmten Moment oder Auslöser?
Der Auslöser für die Gründung war das Problem der fehlenden Sichtbarkeit in einem Markt, der jährlich von Zehntausenden neuer Bücher überschwemmt wird. Die meisten dieser Werke verschwinden ungesehen. Es ist, als würde man ein unsichtbares Buch veröffentlichen und darauf hoffen, dass zufällig jemand den Titel errät. Als mir das klar wurde, wusste ich: Es braucht einen ganz neuen Ansatz.
Welche Vision verfolgt Books on Mars im Bereich Publishing und wie soll diese Realität werden?
Die Vision von Books on Mars – sie ist längst Realität. Unser Ansatz funktioniert, weil wir strategisch denken. Im Kern stellen wir uns immer dieselben drei Fragen: Ist das Thema relevant? Gibt es eine Zielgruppe oder das Potenzial, eine zu erschließen? Und wenn ja: Wie erreichen wir diese Zielgruppe? Erst wenn wir auf diese Fragen klare Antworten haben, beginnt die eigentliche Arbeit am Manuskript.
An wen richtet sich euer Angebot konkret und wie findet ihr heraus, was diese Zielgruppe wirklich braucht?
Unser Programm ist genreübergreifend. Als junger Berliner Verlag fokussieren wir uns auf Zeitgeistthemen, gesellschaftlichen Diskurse und innovative Buchkonzepte. Um relevante Bücher zu entwickeln, gehen wir bereits im Vorfeld tief in die Zielgruppenanalyse. Ein gutes Beispiel dafür ist der SPIEGEL-Bestseller GELD IM GLÜCK von Karl Matthäus Schmidt – ein empathischer Finanzratgeber, wie es ihn in dieser Form bislang nicht gab. Ein Buch mit bislang ungenutztem Potenzial. Denn Empathie ist im Finanzbereich ein unterschätzter Schlüssel. Viele Menschen stehen sich beim Thema Geld selbst im Weg – mit Ängsten, Unsicherheiten, Blockaden. Dabei ist kluge Geldanlage keine Frage der Komplexität, sondern der inneren Haltung. Genau hier setzt der Autor an – und erreicht die Leserinnen und Leser dort, wo ihre persönlichen Hürden liegen. Die Resonanz? Enorm.
Was unterscheidet Books on Mars von anderen Anbietern im Self-Publishing-Markt?
Books on Mars ist kein Self-Publishing-Verlag. Wir verstehen uns als kuratierter Publikumsverlag: Wir wählen unsere Titel gezielt aus, investieren selbst in jedes Buch und begleiten unsere Autor:innen mit echtem verlegerischem Anspruch redaktionell, gestalterisch und kommunikativ.
Gab es auf eurem bisherigen Weg große Hürden oder Rückschläge? Wie seid ihr damit umgegangen?
Große Rückschläge gab es zum Glück nicht. Doch unternehmerisch tätig zu sein bedeutet immer auch, die unvermeidlichen Höhen und Tiefen auszuhalten, die diesen Weg begleiten. Es ist ein ständiges Navigieren zwischen Ambition und Realität – nicht immer einfach, aber für mich stets lohnend.
Wie verändert sich eurer Meinung nach die Publishing-Branche und welchen Beitrag wollt ihr dazu leisten?
Die Menschen kaufen weiterhin Bücher – viele Bücher. In Deutschland nach wie vor deutlich mehr als E-Books oder Hörbücher. Und: Entgegen verbreiteter Klischees ist der Anteil junger Leserinnen und Leser überraschend hoch. Was sich jedoch spürbar verändert hat, sind die Trends. Ein Blick auf die heutigen Bestsellerlisten im Vergleich zu denen vor zehn oder zwanzig Jahren zeigt den Einfluss digitaler Plattformen wie BookTok. Ich würde nicht sagen, dass der Anspruch an Literatur gesunken ist – aber die Themen, Tonalität und Leseerwartungen haben sich grundlegend gewandelt. Unser Beitrag dazu? Wir nehmen diese Dynamiken ernst. Wie beobachten, analysieren, verstehen – und entwickeln daraus Bücher, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind: sichtbar, präzise, zeitgemäß.
Was habt ihr aus der Anfangszeit gelernt, das ihr heute unbedingt anders machen würdet?
In der Anfangsphase haben wir auch Literatur ausgewählt, die wir intuitiv als gut oder interessant empfanden. Rückblickend würde ich diesen Ansatz heute anders gestalten. Unsere Veröffentlichungen richten sich genau an ein definiertes Leserpublikum – deshalb sollte die Auswahl der Literatur weniger vom subjektiven Eindruck, sondern stärker von Relevanz und Zielgruppenorientierung geprägt sein.
Wie plant ihr, Books on Mars in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln?
Books on Mars veröffentlich Bücher, die nicht nur aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen aufgreifen, sondern diese aktiv mitgestalten. Unser Programm vereint inhaltliche Tiefe mit wirtschaftlichem Potenzial. Wir sprechen ein anspruchsvolles Publikum an und arbeiten mit Autorinnen und Autoren zusammen, deren Themen langfristige Relevanz besitzen und zur Meinungsbildung beitragen. So etablieren wir ein Verlagsprofil, das inhaltlichen Anspruch mit strategischer Marktpositionierung vereint.
Welche Rolle spielen technologische Innovationen in eurem Geschäftsmodell?
Von Anfang an spielt eine präzise Markt- und Zielgruppenanalyse bei uns eine zentrale Rolle. Erst wenn wir eine klare Strategie entwickelt haben, beginnt die eigentliche Manuskriptarbeit. Als Buchverlag arbeiten wir mit einem traditionellen Medium, dessen Entwicklung sich deutlich von den schnellen Prozessen eines Start-up-Produkts unterscheidet. Ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen ist ein langfristiger Prozess, der nicht von heute auf morgen passiert. Um das Buch anschließend bestmöglich zu positionieren, nutzen wir konsequent die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten des digitalen Raums. Ob durch gezielte Social-Media-Kampagnen, datengetriebenes Marketing oder innovative digitale Formate – wir setzen auf Technologien, die uns unterstützen, eine breite Leserschaft zu erreichen und nachhaltige Sichtbarkeit für unsere Titel zu schaffen.
Wenn ihr heute drei Tipps an andere Gründer weitergeben könntet – welche wären das?
Mein erster Tipp geht speziell an Gründerinnen: Fordert viel mehr Kapital! Ich spreche oft mit Gründerinnen, die über immense Kompetenzen und Energiereserven verfügen. Viele arbeiten bis zur totalen Erschöpfung – und scheitern am Ende trotzdem. Ein zentraler Grund dafür: Gründerinnen werden nach wie vor systematisch vom Kapital ausgeschlossen – das geht bis an die Grenzen der finanziellen Strangulation. Besonders deutlich wird das am Beispiel Venture Capital: 2023 gingen nur 2 Prozent aus der gewaltigen monetären Masse an jährlich investiertem Venture Capital an Unternehmen, die von Frauen gegründet wurden. 2024 hat sich diese Zahl sogar halbiert – auf unter 1 Prozent. Die Empörung darüber muss viel größer sein. Es nützt niemanden, sich halbtot zu arbeiten, wenn die Ursachen für finanzielles Scheitern ganz woanders liegen. Was mich immer wieder erstaunt, ist, wie viel Arbeit Frauen für viel zu wenig Geld leisten. Das muss endlich ein Ende haben.
Unternehmertum ist für mich die härteste – aber auch beste Schule, die es gibt. Diese Ambivalenz gilt es auszuhalten. Schmerz- und Grenzerfahrungen gehören dazu und sind in diesem Metier ganz normal. Gerade diese Herausforderungen führen oft zu den größten Entwicklungen – sowohl für das Unternehmen als auch für die eigene Persönlichkeit. Also: Enjoy the journey.
Mir hilft es, mein Ziel genau zu kennen und dann konsequent auf Kurs zu bleiben – indem ich jeden einzelnen, detaillierten Schritt gehe. Shortcuts interessieren mich genauso wenig wie unnötige Umwege.
Was motiviert euch persönlich jeden Tag aufs Neue, an Books on Mars zu arbeiten?
Anspruchsvolle Inhalte zu entwickeln, virtuelle Räume zu gestalten und die Ästhetik von Büchern zu inszenieren – das vereint für mich traditionelles Handwerk mit technologischer Innovation. Dies in einem außergewöhnlich engagierten Team zu tun, macht diesen Job für mich nicht nur erfüllend, sondern auch ungemein bereichernd.
Foto: Antonia Schulemann (c) Sandra Kühnapfend
Wir bedanken uns bei Antonia Schulemann für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.