Donnerstag, Juli 3, 2025
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Wie viel Verantwortung steckt in einem Klick?

Usercentrics bietet Unternehmen datenschutzkonforme Lösungen für Einwilligungsmanagement und setzt dabei auf Transparenz, Nutzerfreundlichkeit und technologische Innovation.

Was waren die größten Meilensteine und Herausforderungen für Usercentrics seit unserem letzten Gespräch?

Donna Dror: 2024 haben wir mit einem Umsatzwachstum von 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und gleichzeitig hoher Profitabilität abgeschlossen – das war für uns ein bedeutender Meilenstein. Die Herausforderung dabei war, sicherzustellen, dass alle unsere Teams und Systeme entsprechend skalierbar aufgestellt sind. Ich bin wirklich stolz auf unser Team, das da richtig viel geleistet hat.

Wie hat sich die Datenschutzlandschaft in Europa und weltweit verändert, und welche Auswirkungen haben diese Veränderungen auf die Arbeit von Usercentrics?

Adelina Peltea: Wir befinden uns mitten in einem tiefgreifenden Wandel: Datenschutz entwickelt sich von einer reinen Pflichtübung zum Fundament für Vertrauen. Verbraucher:innen von heute erwarten nicht nur Transparenz – sie belohnen sie auch. Marken, die klar kommunizieren, wie sie mit Daten umgehen, bauen stärkere und loyalere Kundenbeziehungen auf.

Bei Usercentrics war Compliance schon immer ein zentrales Anliegen, aber wir gehen über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Wir wissen: Datenschutz steigert den Markenwert. „Privacy-Led Marketing“ bedeutet für uns, Einwilligungen bewusst einzuholen – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Überzeugung. Immer mehr Marketer verfolgen diesen Ansatz – nicht nur, weil es sich richtig anfühlt, sondern weil Vertrauen langfristiges Wachstum und echten Geschäftserfolg ermöglicht.

Welche neuen Funktionen oder Produktentwicklungen hat Usercentrics kürzlich eingeführt, um den sich verändernden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden?

Donna Dror: Wir haben drei neue Produkte in der Pipeline: einen Datenschutzrichtlinien-Generator, eine Plattform für Präferenzmanagement und eine Lösung für serverseitiges Tracking. Während wir diese mit Hochdruck entwickeln, optimieren wir auch laufend die Nutzererfahrung unserer Consent Management Platform. 

Wie unterstützt Usercentrics seine Kund*innen dabei, die komplexen Datenschutzanforderungen in verschiedenen Regionen zu erfüllen?

Donna Dror: Für viele unserer Kunden ist das ein Dauerbrenner – die gesetzlichen Vorgaben ändern sich ständig und das über verschiedene Länder hinweg. Unser Ziel ist, ihnen möglichst viel Arbeit abzunehmen. Unsere Plattform ist darauf ausgelegt, sich flexibel an unterschiedliche gesetzliche Rahmenbedingungen anzupassen – darunter die DSGVO, CCPA, LGPD und weitere, neue Datenschutzgesetze weltweit.

Durch regionsspezifische Einstellungen, automatische Updates bei regulatorischen Änderungen und integrierte rechtliche Expertise ermöglichen wir es unseren Kund:innen, Datenschutzvorgaben zuverlässig einzuhalten. So können sie Vertrauen bei ihren Nutzer:innen aufbauen – und wir sind überzeugt: Dieses Vertrauen ist die Grundlage für erfolgreiches Marketing und nachhaltige Monetarisierung.  

Welche Rolle spielen Technologien wie künstliche Intelligenz oder Automatisierung in der Entwicklung Ihrer Lösungen für den Datenschutz?

Donna Dror: Was wir derzeit im Bereich generativer KI erleben, ist weniger eine Revolution der Technologie selbst, sondern vielmehr ihrer breiten Verfügbarkeit. Die Technik gibt es ja schon länger, aber jetzt kann sie plötzlich jeder nutzen. Auch wir überlegen natürlich, wo KI für uns Sinn ergibt. Darüber hinaus kann KI sowohl Unternehmen als auch Nutzer:innen dabei unterstützen, ihre Rechte im Zusammenhang mit Datenschutz, Datenverarbeitung und gesetzlichen Vorgaben besser zu verstehen. Informationen dazu – etwa in Datenschutzerklärungen – werden meist von Jurist:innen erstellt und sind für Laien schwer verständlich. Genau hier liegt ein großes Potenzial von KI: komplexe Inhalte vereinfacht, zielgruppengerecht und verständlich aufzubereiten.

Ein weiterer Effekt, den KI auf unsere Branche hat: Sie rückt das Thema Datenzugriff und Datenrechte stärker ins öffentliche Bewusstsein. Seit KI die Schlagzeilen dominiert, erkennen viele erstmals, wie stark sie auf Daten angewiesen ist – oft ohne explizite Zustimmung der Nutzer:innen. Für uns als Anbieter im Bereich Consent Management ist diese Entwicklung ehrlich gesagt durchaus positiv.

Adelina Peltea: In letzter Zeit wird viel über die Nutzererfahrung von Cookie-Bannern diskutiert – und ja, wenn sie schlecht umgesetzt sind, können sie durchaus nerven. Aber sie sind weit mehr als nur Banner: Sie stehen für etwas Grundsätzliches – das Recht, selbstbestimmt über die eigenen Daten zu entscheiden. Und weil sie oft der erste Kontaktpunkt zwischen Nutzer:in und Marke sind, bieten sie die Chance, schon beim ersten Klick Vertrauen aufzubauen.


Bei Usercentrics wollen wir die Einwilligungserfahrung neu denken. Wir entwickeln Lösungen, die sich natürlich anfühlen – nicht aufdringlich. Erlebnisse, die intuitiv, respektvoll und wirklich nutzerzentriert sind. Denn der Banner ist kein Selbstzweck – er ist der Türöffner für eine vertrauensvolle Beziehung.  

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Partnern und Regulierungsbehörden, um die Datenschutzkonformität für Ihre Kunden zu gewährleisten?

Donna Dror: Wir arbeiten eng mit Datenschutzexperten, Juristen, Behörden und Branchenpartnern zusammen. So bleiben wir auf dem neuesten Stand und bringen uns aktiv in Diskussionen und in die Entwicklungen neuer Privatsphärestandards ein. Mit Compliance-Beratungen und Tech-Partnern stellen wir sicher, dass unsere Lösungen immer auf dem neuesten Stand sind – sowohl rechtlich als auch technologisch. Gleichzeitig unterstützen wir unsere Kunden mit Schulungen und Materialien, damit sie sich im Datenschutz-Alltag gut zurechtfinden. 

Wie verändert sich das Kundenfeedback und die Erwartungen an Datenschutzlösungen, und wie passt sich Usercentrics daran an?

Adelina Peltea: Es ist ganz klar zu sehen: Datenschutz wird in den Marketingabteilungen inzwischen als Teil der Marken- und Performance-Strategie verstanden. Es geht nicht mehr nur darum, die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen – es geht darum, Vertrauen aufzubauen. Genau hier setzt Privacy-Led Marketing an. Es geht nicht darum, möglichst viele Daten zu sammeln, sondern darum, dies transparent, respektvoll und unter Kontrolle der Nutzer:innen zu tun. Bei Usercentrics entwickeln wir unsere Produkte weiter, um diesen Wandel zu unterstützen.  

Adelina Peltea: Wir wollen das Thema für alle Beteiligten einfacher machen. Nutzer sollten verstehen, was mit ihren Daten passiert, ohne dafür juristische Kenntnisse zu brauchen. Deshalb setzen wir auf klare, verständliche Sprache, echte Auswahlmöglichkeiten und einfache Wege, Einwilligungen später anzupassen. Und wir arbeiten eng mit Marketingteams zusammen. Nicht nur, um rechtliche Anforderungen zu erklären, sondern auch, um zu zeigen, wie sich daraus kreative und wirkungsvolle Strategien ableiten lassen. Richtig umgesetzt, ist Datenschutz kein Hindernis – sondern ein Hebel. 

Gibt es Pläne zur geografischen Expansion oder zur Erweiterung des Produktportfolios ?

Donna Dror: In Europa sind wir aktuell Marktführer – das wollen wir bleiben. Gleichzeitig bauen wir unsere Aktivitäten in Nordamerika weiter aus. Unsere Büros haben zwar feste Standorte, im Kern verstehen wir uns aber als globales Unternehmen – und sind stolz darauf, Kund:innen in fast 200 Ländern zu unterstützen. Für die Zukunft sehen wir vor allem in Asien-Pazifik und Lateinamerika großes Potenzial, denn dort gewinnt das Thema Datenschutz zunehmend an Bedeutung. Auch unser Produktportfolio wollen wir stetig weiterentwickeln – über Consent Management hinaus, hin zu umfassenden Lösungen, mit denen Unternehmen ihre Datenschutzstrategie ganzheitlich aufstellen können. 

Adelina Peltea: Daten gehören heute zu den wichtigsten Assets eines Unternehmens. Aber ohne Einwilligung sind sie praktisch wertlos. Consent ist die Währung, mit der Daten überhaupt erst sinnvoll genutzt werden können. Datenschutz ist inzwischen in der breiten Öffentlichkeit angekommen – in der Politik, im Business, in der Medienlandschaft. Und es wird zunehmend genauer hingeschaut, wie Daten gesammelt, verwendet und weitergegeben werden.

Wir sind überzeugt: Privacy-Led Marketing wird der neue Standard. Unser Ziel ist es, Unternehmen Technologien an die Hand zu geben, mit denen sie verantwortungsvoll wachsen können. Die Zukunft des Marketings ist transparent, nutzerzentriert und basiert auf echter Zustimmung – und genau dafür bauen wir die passenden Werkzeuge. 

Was möchten Sie anderen Unternehmen oder Gründern mit auf den Weg geben, die in der schnelllebigen und regulierten Datenschutzbranche Fuß fassen wollen?

Adelina Peltea: Wartet nicht, bis Datenschutz zur Pflicht wird – seid Vorreiter. Wer heute etwas Neues entwickelt, sollte Privacy by Design von Anfang an mitdenken. Nutzer merken sehr genau, ob verantwortungsvoll mit ihren Daten umgegangen wird – und sie vergessen es auch nicht, wenn das nicht der Fall ist. Wer hier von Anfang an transparent ist, ist klar im Vorteil. Vertrauen entsteht nicht über Nacht, aber langfristig zahlt es sich aus.

Bild: Adelina Peltea @ Usercentrics

Wir bedanken uns bei Adelina Peltea und Donna Dror für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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