Montag, September 15, 2025
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Kann Mode gleichzeitig schön, nachhaltig und fair sein?

KIKOONI steht für handgefertigte Mode- und Wohnaccessoires, die traditionelle Handwerkskunst mit nachhaltigem Design verbinden.

Wie würden Sie KIKOONI und die Geschichte hinter der Gründung kurz vorstellen?

Ich habe viele Jahre in einem Schmuck- und Accessoire-Unternehmen gearbeitet, das stark im Bereich Fast Fashion verankert war. Dort habe ich als Illustratorin angefangen und später als Designerin und Produktmanagerin gearbeitet – fest und frei. Diese Zeit war sehr prägend, aber irgendwann entstand in mir der Wunsch nach einer anderen Art von Mode: weg von kurzlebigen Trends, hin zu Produkten, die Seele und Wert haben.
Schon immer haben mich Farben, Muster und traditionelles Handwerk begeistert – vor allem auf meinen Reisen nach Indien und in andere ferne Länder. Als Grafikerin und Illustratorin war die visuelle Welt für mich stets ein Antrieb. Aus dieser Leidenschaft und dem Wunsch nach etwas Sinnvollem entstand 2018 KIKOONI in Berlin.

Meine Mutter war von Anfang an Teil der Idee. Durch ihren Beruf als Stewardess hat sie selbst viel von der Welt gesehen und ein besonderes Auge für Schönes entwickelt. Sie brachte sofort ihre Begeisterung mit ein, und so gründeten wir gemeinsam eine GbR.

Welche persönlichen Erfahrungen oder Werte haben Sie motiviert, KIKOONI ins Leben zu rufen?

Mich fasziniert die Schönheit von Handarbeit und die Geschichten, die dahinterstehen. Besonders berührt mich die Arbeit kleiner Betriebe – häufig von Frauen geführt – die mit viel Liebe und Tradition fertigen. Solche Strukturen möchte ich unterstützen.
Farben und Muster sind für mich mehr als nur Gestaltungselemente. Sie sind ein Ausdruck von Lebensfreude, kultureller Vielfalt und Individualität. Bei KIKOONI möchten wir genau das transportieren: Freude an schönen Dingen, die Sinn stiften.

Ein besonderes Anliegen ist uns die Zusammenarbeit mit Projekten, die Frauen stärken. Zum Beispiel arbeiten wir aktuell mit einer Organisation in Indien zusammen, die verwitweten oder verstoßenen Frauen eine neue Perspektive gibt. Solche Partnerschaften zeigen, dass Mode nicht nur Konsum ist, sondern auch eine soziale Wirkung entfalten kann.

Welche Vision verfolgen Sie mit KIKOONI und wie möchten Sie diese Schritt für Schritt umsetzen?

Unsere Vision ist es, Mode und Accessoires zu schaffen, die eine Geschichte tragen – Produkte mit emotionalem und kulturellem Wert, die lange Freude machen. Wir wollen keine Teile, die nach einer Saison aussortiert werden, sondern Lieblingsstücke mit Persönlichkeit.
Wichtig ist uns dabei auch, die Menschen sichtbar zu machen, die diese Stücke herstellen. Sie sollen genauso profitieren wie die Konsumentinnen. Freude, Fairness und Wertschätzung stehen bei uns im Mittelpunkt.

Nachhaltigkeit spielt dabei eine zentrale Rolle. Rund 80 % unserer Produkte bestehen aus Baumwolle oder anderen Naturfasern. Kleider und Jacken etwa sind zu 100 % aus Baumwolle gefertigt. Polyester versuchen wir komplett zu vermeiden – lediglich bei wasserfesten Innenfuttern, etwa für Kosmetiktaschen, kommt es noch vor. Hier suchen wir aktiv nach recycelten Alternativen. Schritt für Schritt wollen wir die Kollektion so konsequent wie möglich auf Naturmaterialien umstellen.

Wer ist die wichtigste Zielgruppe für Ihre handgefertigten Mode- und Wohnaccessoires?

Unsere Hauptkundinnen sind umweltbewusste Frauen, die bewusst konsumieren und Wert auf Langlebigkeit legen. Viele sind um die 40, oft Mütter, die nicht nur an sich, sondern auch an die Zukunft denken. Ich selbst bin Mutter und weiß daher sehr gut, was diese Zielgruppe braucht.
Aber auch jüngere Menschen in den 20ern gehören zu unseren Kundinnen – sie sind heute kritischer denn je und fragen ganz bewusst nach Herkunft, Produktionsbedingungen und Materialien. Ebenso begeistern sich Frauen über 50 für unsere Kollektionen, besonders für unsere Baumwollkleider und Kaschmirschals.

Durch meine Erfahrung in der Trendrecherche habe ich gelernt, zwischen kurzlebigen Hypes und echten Klassikern zu unterscheiden. Dieses Gespür hilft uns, eine Kollektion zu entwickeln, die nicht nur nachhaltig ist, sondern auch modisch Bestand hat.

Welche Rolle spielt Transparenz in der Wertschöpfungskette?

Transparenz ist ein Kernwert unserer Arbeit. Wir arbeiten ausschließlich mit kleinen Produzenten, die wir persönlich kennen und deren Arbeitsweise wir nachvollziehen können. In Indien haben wir unsere Partner mehrfach besucht, kennen die Produktionsstätten und wissen genau, unter welchen Bedingungen dort gearbeitet wird.
Wir legen großen Wert auf regionale Rohstoffe: In Indien verarbeiten wir indische Baumwolle, in Guatemala wird Baumwolle aus lokalem Anbau verwendet. Traditionelles Handwerk ist meist eng mit regionalen Materialien verknüpft – das macht unsere Produkte so authentisch. Regelmäßiger Austausch mit unseren Produzenten ist uns sehr wichtig.

Was unterscheidet KIKOONI von anderen Anbietern nachhaltiger Mode- und Wohnprodukte?

Wir sind mutiger in der Farbigkeit und fröhlicher im Ausdruck. Während viele nachhaltige Marken eher minimalistisch und neutral arbeiten, möchten wir Lebensfreude durch kräftige Muster und Farben vermitteln.
Zudem setzen wir bewusst auf kulturelle Vielfalt: Wir verbinden traditionelles Handwerk aus unterschiedlichen Ländern mit unseren eigenen Designs. Dadurch entstehen Produkte, die nicht nur schön, sondern auch einzigartig sind.

Mit welchen Herausforderungen mussten Sie sich bisher am stärksten auseinandersetzen?

Die größte Herausforderung war sicherlich die Balance zwischen Unternehmensaufbau und Familiengründung. Meine Kinder sind heute vier und sieben Jahre alt – die Anfangszeit war intensiv und manchmal auch überwältigend.
Hinzu kamen rechtliche Stolpersteine. Unsere Marke trug ursprünglich einen Namen mit dem Wort „Coco“ – und wir erhielten prompt ein Schreiben von Chanel. Das notwendige Rebranding war ein Schock, aber auch eine wertvolle Lektion. Wir haben gelernt, wo wir aufpassen müssen, wann man sich juristische Unterstützung holt und wo man selbst weiterkämpft.

Welche Bedeutung hat die Zusammenarbeit mit kleinen Manufakturen und Frauenkollektiven für KIKOONI?

Sie ist das Herzstück unserer Marke. KIKOONI lebt davon, dass wir mit Menschen zusammenarbeiten, die ihre Handwerkskunst in jedes Produkt einfließen lassen. Wir möchten aktiv dazu beitragen, dass diese Strukturen bestehen bleiben und weiterwachsen können.
Besonders wichtig ist uns die Zusammenarbeit mit Frauenkollektiven, die oftmals unter schwierigen Bedingungen arbeiten. Wir prüfen auch Projekte in Deutschland, bei denen Stoffe von Organisationen verarbeitet werden, die bedürftige Frauen unterstützen. So möchten wir auch lokal etwas bewirken.

Welche Produktlinien oder Märkte möchten Sie in Zukunft stärker ausbauen?

Wir möchten unser Engagement in Afrika ausweiten. Besonders die Textilkunst aus Ghana, aber auch das Handwerk aus Marokko und Westafrika inspiriert uns sehr. Hier sehen wir viel Potenzial. Auch unsere Kollektion aus Guatemala soll weiterwachsen.

Wie stellen Sie sicher, dass Nachhaltigkeit und Design bei KIKOONI im Einklang bleiben?

Ich begleite jedes Produkt von der Idee über die ersten Skizzen bis hin zum fertigen Design. So haben wir die volle Kontrolle über Materialien, Herstellungsweise und Gestaltung. Unser Ziel ist es, Nachhaltigkeit nicht als Einschränkung, sondern als kreativen Motor zu verstehen.

Welche Chancen sehen Sie aktuell im wachsenden Markt für nachhaltige Lifestyle-Produkte?

Der Markt wächst enorm – und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ebenso. Immer mehr Menschen suchen gezielt nach Produkten mit Ursprung, Geschichte und Sinn. Hier sehen wir eine große Chance, unser Sortiment auszubauen und gleichzeitig zur Bewahrung von traditionellem Handwerk beizutragen.

Welche drei Ratschläge würden Sie jungen Gründerinnen mit auf den Weg geben?

Bleib dir selbst treu – Authentizität ist die Basis jeder Marke.

Warte nicht zu lange – wenn du überzeugt bist, mach es einfach.

Setze auf organisches Wachstum – gesundes, nachhaltiges Wachsen ist wertvoller als schnelle Skalierung.

Bild Claudia und Adelheid Zähle Bildcredit: Eva Kögler

Wir bedanken uns bei Claudia Zähle für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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