involve.me ist eine SaaS-Plattform für interaktive und personalisierte Customer Journeys
Können Sie uns einen Einblick geben, wie involve.me entstanden ist und wer die Köpfe hinter dem Unternehmen sind?
involve.me ist aus stereosense hervorgegangen, einem CMS für VR Applikationen, mit dem unter anderem für Universal Pictures interaktive Projekte umgesetzt wurden. Die Projekte waren spannend, aber wir merkten schnell: VR war noch ein Nischenmarkt, schwer skalierbar und für viele Kunden zu aufwendig. Gleichzeitig erkannten wir, wie groß der Bedarf an interaktiven, digitalen Erlebnissen im Marketing ist, nur eben ohne VR-Brille. Infolgedessen kam es zu einer 180-Grad-Wende: weg von 360 Grad VR-Projekten hin zu einem SaaS-Produkt, das Unternehmen weltweit nutzen können. 2019 wurde dann aus stereosense involve.me, mit dem Ziel, ein skalierbares Produkt zu bauen. Heute führen wir das Unternehmen mit einem schlanken Management-Team – ich als Co-Founder & CEO, mein Mitgründer und CTO Florian Burmann und ein Team, das sich auf Produktentwicklung, Marketing und Internationalisierung fokussiert.
Welche Vision verfolgt involve.me langfristig und wie möchten Sie diesen Schritt für Schritt realisieren?
Unsere Vision ist es, eine neue Generation von Software zu schaffen, die nicht nur Werkzeuge bereitstellt, sondern aktiv mitarbeitet. Wir nennen das „Service as a Software“. Konkret bedeutet das: Unsere Plattform soll eigenständig ganze Customer Journeys aus einem einzigen Prompt generieren, inklusive Web Interfaces mit personalisiertem Design & Brand Identity, sowie ganze Marketing-Workflows. Wir realisieren das Schritt für Schritt, indem wir KI tiefer in unser Produkt integrieren und unseren AI Agent befähigen, immer mehr Aufgaben selbstständig zu übernehmen.
Wie definieren Sie die Zielgruppe Ihrer Plattform und welche konkreten Bedürfnisse sprechen Sie damit an?
Wir wollen eine breite Kundenbasis bedienen, also von KMUs bis zu globalen Marken. Besonders stark wachsen wir in Branchen, in denen Personalisierung und Vertrauen entscheidend sind, bspw. bei Direct to Consumer Brands oder Demand Generation Agenturen. Unsere Zielgruppe sind Marketing-Manager:innen, Agenturen sowie Unternehmen aus Publishing, Consumer Goods, Hospitality und Software.
Das zentrale Bedürfnis unserer Kunden ist es, digitale Erlebnisse zu schaffen, die nicht nur Aufmerksamkeit erzeugen, sondern nachhaltig Vertrauen aufbauen und zu messbaren Ergebnissen führen. Besonders wichtig ist dabei, aus anonymen Website-Besuchern qualifizierte Leads zu machen und diese im weiteren Verlauf effizient zu konvertieren. Gleichzeitig suchen sie nach Lösungen, die einfach integrierbar, skalierbar und flexibel einsetzbar sind – unabhängig davon, um welchen Schritt es in dem Funnel geht. Dabei erwarten sie Tools, die sowohl eine hohe Benutzerfreundlichkeit bieten als auch datengetriebene Optimierungen ermöglichen.
Inwiefern unterscheidet sich involve.me von klassischen Formular- oder Landingpage-Tools?
Wir sind die erste Plattform in unserem Segment, die einen integrierten AI Agent bietet. Statt nur Werkzeuge bereitzustellen, unterstützt involve.me aktiv beim Aufbau kompletter Funnels. Unsere Kunden schätzen die Personalisierungsmöglichkeiten, die nahtlose Integration in bestehende Systeme sowie Features wie dynamische Preisrechner. Anders als klassische Tools möchten wir keine simplen Quiz-Formate bieten, sondern hochprofessionelle, auf Conversion ausgerichtete Customer Journeys.
Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz in Ihren Produkten und wie verändert sie die Arbeit mit Funnels und Umfragen?
KI steht im Zentrum unseres Produkts. Unser Agent kann heute schon komplette Multi-Step-Funnels aus einfachen Prompts generieren. Er schlägt Inhalte, Designs und Workflows vor, die auf Best Practices basieren. Damit reduzieren wir Komplexität und ermöglichen es Marketing-Teams, schneller, datengetriebener und effizienter zu arbeiten. Langfristig wird der AI Agent Aufgaben eigenständig übernehmen und Funnels nicht nur bauen, sondern auch optimieren.
Gab es Hürden oder besondere Herausforderungen in der Entwicklung von involve.me und wie sind Sie damit umgegangen?
Wie beim Aufbau jedes Startups mussten wir viele Herausfoderungen meistern. In der Frühphase brauchten wir „Builder“: Generalisten, die schnell aus dem Nichts etwas Nutzbares shippen. Mit wachsender Traktion brauchte es dann „Scaler“: Spezialisten für Growth, Data, AI und Security, klare Verantwortlichkeiten und Prozesse. Wir haben das Setup konsequent an die jeweilige Phase angepasst – inklusive der schwierigen Entscheidung, uns von Rollen zu trennen, die nicht mehr passten.
Bei Features sind wir vom „auch noch“ zum „nur noch“ gewechselt. Wir priorisieren strikt nach Wirkung auf Aktivierung, Time-to-Value und Retention, testen klein, setzen klare Kill-Dates und sagen bewusst Nein. Viele Ideen sterben früh, damit wenige den Unterschied machen.
Beim Produkt-Market-Fit sind wir vom „Baukasten für alles“ zu einem klaren Nutzenversprechen geschwenkt: AI-unterstützte, interaktive Funnels und Website-Widgets für SMBs und Agenturen, die Leads qualifizieren und Conversions steigern. Wir haben unseren ICP geschärft, regelmäßig mit Power-Usern und Churnern gesprochen und Pricing/Packaging getestet – alles, was keinen direkten Kundennutzen stiftet, kam von der Roadmap.
Wie wichtig ist Personalisierung für Ihre Kunden und welche Lösungen bietet Ihre Plattform dabei an?
Personalisierung ist einer der größten Erfolgsfaktoren für unsere Kunden. Mit involve.me können Unternehmen Inhalte und Ergebnisse dynamisch. Le Creuset und Nectar zum Beispiel haben unseren interaktive Produktfinder in ihren Seiten integriert.
Welche Integrationen oder Partnerschaften sind für Sie besonders entscheidend, um Ihren Nutzern echten Mehrwert zu bieten?
Wir bieten über 60 native Integrationen, darunter CRM-, Marketing- und Sales-Tools. Diese nahtlose Anbindung sorgt dafür, dass involve.me nicht als isolierte Lösung genutzt wird, sondern Teil der bestehenden Workflows unserer Kunden ist. Genau diese Tiefe macht den Mehrwert aus.
Wo sehen Sie die größten Wachstumschancen für involve.me in den kommenden Jahren?
Wir wollen unsere starke Position in den USA weiter ausbauen. Dort haben wir bereits über 50 % unserer Kunden. Parallel dazu wollen wir unsere Präsenz in DACH und UK stärken und gezielt Branchen wie DTC und Agenturen erobern. In diesen Märkten ist die Nachfrage nach sicheren, personalisierten Lösungen besonders hoch.
Welche Funktionen oder Weiterentwicklungen dürfen wir in naher Zukunft erwarten?
2026 wird unser AI Agent in der Lage sein, komplette Customer Journeys aus einem einzigen Prompt zu generieren – also nicht nur Design und Inhalte, sondern auch Workflows und Messaging Sequenzen für Marketing und Sales zu automatisieren. Das bringt uns einen großen Schritt näher an unsere Vision „Service as a Software“.
Was würden Sie Gründerinnen und Gründern raten, die ebenfalls ein SaaS-Startup aufbauen möchten?
Kurzgefasst: Resilienz schlägt alles. Ihr Job ist, über lange Zeit konsequent weiterzumachen – durch Fehlschläge, Pivots und zähe Wochen. Gleichzeitig gab es nie eine bessere Zeit zum Gründen: Open-Source, günstige Infrastruktur und massenhaft frei zugängliches Know-how beschleunigen jeden Schritt.
Welche drei Lektionen aus Ihrer bisherigen Reise würden Sie anderen Unternehmern unbedingt mitgeben?
Am Anfang zählt die Nische. Es braucht ein klar definiertes Idealprofil von Kunden, einen spürbaren Pain Point und einen funktionierenden Akquisekanal. Mit 50 bis 100 perfekt passenden Kunden lässt sich Wirkung und Retention belegen, bevor man überhaupt an Expansion denkt.
Die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind fast so entscheidend wie die Mitgründer. Es lohnt sich, für Lernkurve und Ownership einzustellen, nicht für Lebensläufe. Kulturfit sollte getestet, ein Probeprojekt durchgeführt und Fehlbesetzungen möglichst früh korrigiert werden.
Finanzierung sollte so lange wie möglich durch Bootstrapping erfolgen – zumindest bis zum Product-Market-Fit. Das zwingt zu Klarheit: Der Markt validiert, nicht Investoren. Umsatz finanziert die nächsten Iterationen. Kapital kommt erst nach PMF ins Spiel, um das Geschäft hochzuskalieren, nicht um Product-Market-Fit künstlich zu erzwingen. Die wichtigsten Leitmetriken sind dabei Kohorten-Retention, Time-to-Value und die Conversion zu zahlenden Kunden.
Bildcredits @ involve.me
Wir bedanken uns bei Vlad Gozman für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.