Donnerstag, November 20, 2025
StartWorkbaseHow to EnergyTech: Wie man erfolgreiches Wachstum auf dem deutschen Energiemarkt erzielt

How to EnergyTech: Wie man erfolgreiches Wachstum auf dem deutschen Energiemarkt erzielt

Wer heute ein Start-up im Energiesektor gründet

Wer heute ein Start-up im Energiesektor gründet, verfolgt meist eine große Vision. Es geht nicht nur um wirtschaftlichen Erfolg, sondern um Wirkung, um Klimaschutz und um die Zukunft unseres Energiesystems. Kaum ein anderer Markt vereint technologische Innovation, gesellschaftliche Verantwortung und politische Dynamik so stark wie der Energiesektor. Doch wer hier bestehen will, merkt schnell, dass andere Regeln gelten.

Der deutsche Energiemarkt ist stabil und verlässlich, zugleich aber streng reguliert. Entscheidungen dauern länger, Prozesse sind komplex und Vertrauen wiegt mehr als Geschwindigkeit. Für Gründer*innen bedeutet das: Erfolg entsteht nicht durch Disruption, sondern durch ein tiefes Verständnis des Systems.

Ich habe in den letzten Jahren viele Gründer*innen auf ihrem Weg begleitet. Manche konnten innerhalb weniger Jahre wachsen, andere sind früh ins Straucheln geraten. Der Unterschied lag selten in der Technologie. Es waren meist die, die das System verstanden, die langfristig Erfolg hatten.

„Im Energiemarkt gewinnt, wer das System wirklich versteht und es mit Geduld verändert.“

Der lange Atem

Einer der größten Stolpersteine im Energiemarkt ist das Thema Zeit. Stadtwerke, Netzbetreiberinnen und kommunale Auftraggeberinnen arbeiten in Zyklen, die auf Jahre ausgelegt sind. Wer glaubt, in wenigen Monaten ein Produkt großflächig verkaufen zu können, unterschätzt die Realität.

Doch genau darin liegt auch eine Chance. Wer früh mit den relevanten Akteurinnen spricht, regulatorische Prozesse versteht und erste Pilotprojekte realisiert, baut Vertrauen auf, das Bestand hat. Erfolgreiche Gründerinnen betrachten ihren Markteintritt nicht als Sprint, sondern als Langstrecke mit Etappen, Partner*innen und klaren Meilensteinen.

Gerade weil der Markt träge wirkt, entstehen Vorteile für Start-ups, die strategisch denken. Wer weiß, wie Genehmigungen, Ausschreibungen und Netzanschlüsse ablaufen, kann Risiken früh erkennen und umgehen. Erfolg bedeutet hier nicht, gegen das System anzukämpfen, sondern sich im richtigen Moment einzufügen und es von innen heraus zu verbessern.

„Vertrauen entsteht im Energiemarkt nicht durch Tempo, sondern durch Verlässlichkeit und Beständigkeit.“

Warum interdisziplinäre Teams entscheidend sind

Technologie ist das Rückgrat vieler Energy Tech Start-ups, aber nicht ihre Seele. Zu oft bestehen Teams fast ausschließlich aus Ingenieurinnen und Entwicklerinnen, die sich intensiv mit der technischen Lösung befassen, jedoch die Dynamik des Marktes unterschätzen. Erfolgreiche Start-ups setzen deshalb auf interdisziplinäre Teams, in denen technisches, wirtschaftliches und politisches Know-how vereint ist.

Gründer*innen, die sich früh Expertise in Regulierungsfragen, Vertrieb und Finanzierung sichern, verschaffen sich einen echten Wettbewerbsvorteil. Sie verstehen, wie Förderprogramme funktionieren, wie politische Entscheidungen entstehen und wie Innovationen in bestehende Strukturen integriert werden können.

Diese Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Wenn ein Team die Sprache von Investorinnen ebenso spricht wie die von Behörden oder Energieversorger:innen, entsteht eine Brücke zwischen Technologie, Markt und Gesellschaft. Und genau diese Brücken sind im Energiesektor der Schlüssel zum Wachstum.

„Die besten Teams verbinden Technik, Marktverständnis und Politik zu einer gemeinsamen Sprache des Fortschritts.“

Die Cap Table als strategisches Werkzeug

In kaum einem Bereich ist die Wahl der Investorinnen so entscheidend wie im Energiemarkt. Kapital ist wichtig, aber nicht ausreichend. Entscheidend sind die Netzwerke, die Erfahrung und der Zugang zum Markt, den Investorinnen mitbringen.

Start-ups, die ihre Cap Table bewusst gestalten, holen sich Partner:innen an Bord, die mehr als Geld bieten. Energieversorger:innen, Industrieunternehmen oder spezialisierte Fonds bringen Marktkenntnis, strategische Kontakte und operative Unterstützung in Pilotprojekten ein. Sie öffnen Türen, die allein oft verschlossen blieben.

Dabei ist nicht jede Finanzierung ein Fortschritt. Die besten Gründer:innen achten darauf, dass ihre Investor:innen dieselbe Vision teilen: nachhaltiges Wachstum statt kurzfristiger Profit. Eine klar strukturierte Cap Table mit transparenten Rollen und Verantwortlichkeiten schafft Vertrauen und legt die Basis für langfristige Stabilität.

„Kapital ist wichtig, doch der wahre Wert eines Investors liegt in Erfahrung, Zugang und gemeinsamen Zielen.“

System Impact belegen

Im Energiemarkt reicht es nicht, ein gutes Produkt zu haben. Entscheidend ist, welchen Beitrag es tatsächlich leistet. Start-ups müssen nachweisen können, wie ihre Technologie das Energiesystem dekarbonisiert, effizienter macht oder stabilisiert. Dafür braucht es klare Kennzahlen, Pilotprojekte mit Ergebnissen und belastbare Daten.

Unternehmen, die ihren Einfluss präzise belegen können, gewinnen schneller Vertrauen, bei Kund:innen ebenso wie bei Partner:innen und Investor:innen. Im Energiesystem zählt Glaubwürdigkeit, nicht Lautstärke. Greenwashing wird hier sofort erkannt. Wer seinen Carbon ROI belegen kann, überzeugt mit Fakten statt mit Versprechen.

„Im Energiesektor überzeugt nicht, wer am lautesten wirbt, sondern wer Wirkung sichtbar macht und Vertrauen verdient.“

Zukunft gestalten

Trotz aller Herausforderungen lohnt sich der Weg. Der weltweite Ausbau erneuerbarer Energien hat ein Rekordtempo erreicht. Laut der Internationalen Energieagentur wird sich die installierte Leistung aus erneuerbaren Quellen bis 2030 voraussichtlich mehr als verdoppeln. Diese Entwicklung wird vor allem durch Solarenergie getragen, findet jedoch in einem Umfeld statt, das von Lieferkettenproblemen, finanziellen Engpässen und regulatorischen Hürden geprägt ist.

Auch die Internationale Agentur für erneuerbare Energien zeigt, dass das Tempo noch nicht ausreicht, um die globalen Ziele zu erreichen. 2024 wurden weltweit rund 582 Gigawatt an erneuerbarer Leistung installiert. Um die auf der Uno-Klimakonferenz von Dubai vereinbarte Verdreifachung bis 2030 zu schaffen, wären jährlich über 1100 Gigawatt nötig. Trotzdem wächst das Vertrauen in die Zukunft des Sektors. Immer mehr Investitionen fließen in nachhaltige Technologien, und jedes Jahr entstehen neue Geschäftsmodelle, die Effizienz, Digitalisierung und Klimaschutz verbinden.

Für Gründer:innen bedeutet das: Der Weg mag lang und anspruchsvoll sein, aber er führt in eine Zukunft mit enormem Potenzial. Der Energiemarkt ist kein Ort für schnelle Gewinne, sondern für nachhaltige Wirkung. Wer Geduld und strategische Klarheit mitbringt, gestaltet aktiv die Energiezukunft und baut zugleich ein stabiles, wachsendes Unternehmen auf.

„Geduld ist im Energiemarkt keine Schwäche, sondern die Kraft, mit der echter Wandel möglich wird.“

Bild Fotograf Moritz Leisen

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Jan Lozek
Jan Lozekhttps://fev.vc/
Jan Lozek ist Gründer und Managing Director von Future Energy Ventures. Er begleitet Gründerinnen und Investorinnen an der Schnittstelle von Technologie, Energiewende und Wachstum.
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