Invisible Foods rettet Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette
Stellen Sie sich und das Startup Invisible Foods doch kurz unseren Lesern vor!
Mit Invisible Foods retten wir Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette: Unser B2B-Marktplatz vermittelt überschüssige Lebensmittel zwischen Herstellern und Produzenten.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Täglich werden unzählige Ressourcen durch einen intransparenten Umgang mit Lebensmitteln verschwendet. Das wollen wir mit Invisible Foods ändern.
Welche Vision steckt hinter Invisible Foods?
Unsere Vision ist es, Lebensmittel entlang der Produktions- und Lieferkette zu vermitteln, um damit die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Wir entwickeln eine Lösung, die nicht nur kurzfristig (durch die Vermittlung), sondern auch langfristig (durch das Sammeln der Daten und der daraus abgeleiteten Optimierungen) einen positiven Beitrag zu unserem Ökosystem beiträgt. Wenn wir aufzeigen, an welcher Stelle Überschüsse bzw. Abfälle anfallen, kann diese Information gleichzeitig auch eine Inspirationsquelle für neue Produkte bzw. Startups und Unternehmen sein.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Das Projekt ist als Innovationsidee aus dem Unternehmen Sleighdogs und in Zusammenarbeit mit der Berlin Startup School entstanden. Auch mithilfe dieses Rahmens kann das Projekt in den nächsten Monaten auf sein Potential getestet werden. Für dieses Vorhaben konnten wir bereits zwei tolle Partner gewinnen: Die United Nations Economic Commission for Europe, sowie die Rush Group Ltd. (einer der größten Gemüse- und Obst-Händler weltweit). Darüber hinaus sind wir bereits in Gesprächen mit lokalen Produzenten und Lebensmittelrettern aus Berlin.
Die größte Herausforderung liegt aktuell in der Auswertung der vorhanden Daten, sowie der Ableitung eines funktionierenden Geschäftsmodells in Zusammenarbeit mit allen Partnern. Als Marktplatzmodell müssen wir Angebot und Nachfrage gleichermaßen im Blick behalten.
Wer ist die Zielgruppe von Invisible Foods?
Zielgruppe von Invisible Foods sind Produzenten, Händler und Verarbeiter von Lebensmitteln.
Wie funktioniert Invisible Foods? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Auf dem Weg vom Produzenten zum Verkäufer kommt es oft zu unvorhersehbaren Zwischenfällen. Ist bspw. der Reifeprozess zu weit fortgeschritten, nehmen Supermärkte die Ware nicht mehr an. Ist das Lager (über-)belegt, kommt es zum gleichen Szenario. Aktuell versuchen Trader diese Ware mit hohem Zeit- und Kostenaufwand per Telefon oder E-Mail weiterzuvermitteln. Wir haben in diesem Zusammenhang bereits eine Datenbank aufgebaut, die untersucht, an welcher Stelle der Wertschöpfungskette überschüssige Lebensmittel anfallen. Das gilt auch für Lebensmittel, die bereits in der Produktion als Überschuss und somit Abfall gelten. So dient https://www.invisible-foods.eu im ersten Schritt als Informationsplattform: Wir sammeln Informationen darüber, wo und wie viel „Food Loss“ anfällt, noch bevor die Lebensmittel den Endkonsumenten erreichen.
Dies ist die Grundlage für eine B2B-Plattform/Marktplatz, auf der die Überschüsse direkt gehandelt werden können. Damit sorgen wir auch für mehr Transparenz in veralteten Marktstrukturen bzw. Lebensmittelwertschöpfungsketten. Die Vermittlung von Lebensmitteln gestaltet sich auf diesem Wege effizienter, umweltschonender und kostengünstiger.
Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?
Durch Corona sind die alten und starren Strukturen der Lebensmittelmärkte kollabiert. Die Nachfrage hat sich stark verändert, Berge aus Lebensmitteln finden keine Abnehmer. Beispielsweise bleiben viele Bauern gerade auf Ihren Kartoffeln durch den Shutdown der Gastronomie sitzen. Aber auch bei Avocados finden fast 50% der Ernte gerade keinen Käufer. Daran hängen nach aktueller auch Hochrechnung 2.000 Bauern, die vor der Insolvenz stehen. Wir sind davon überzeugt mit digitaler Innovation in Zukunft den Markt flexibler und effizienter zu gestalten.
Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?
Wir waren Anfang diesen Jahres noch in der Ausarbeitungsphase, in der wir zunächst Informationen im Zusammenhang mit der Idee gesammelt haben. Im März und April überhaupt jemanden zu erreichen war fast unmöglich. Also haben wir über bereits vorhandene Kontakte versucht an die richtigen Ansprechpartner zu kommen – zwar über Umwege aber teilweise mit Erfolg. Eine Whatsapp-Unterhaltung oder Sprachnachricht hat sich in dieser Zeit als zielführender erwiesen als eine E-Mail.
Wo sehen Sie in der Krise die Chance?
Die Krise zeigt noch einmal viel deutlicher wie undurchsichtig und starr der Lebensmittelmarkt ist. Innovationen entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette sind dringend nötig. Alleine bei Fruchtimporteuren wurden in den Monaten März und April 40% mehr Lebensmittel weggeworfen, weil sie nicht vermittelt werden konnten.
Invisible Foods, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir wollen in fünf Jahren die erste Anlaufstelle für Surplus Food in Europa sein, konstant neue Impulse setzen und die Lebensmittelverschwendung bis dahin halbieren. Damit wollen wir auch einen Beitrag zur „Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“ unserer Bundesregierung leisten. Gemeinsam mit allen Beteiligten denken wir vom Feld bis zum Teller neu, nutzen neue digitale Möglichkeiten und bringen den Endkonsumenten und Lebensmittel näher zusammen. Eine neue Wertschöpfung schafft neue Wertschätzung – und damit landen weniger Lebensmittel in der Tonne.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Die Krise auch als Chance zur Veränderung sehen, sich immer wieder zu hinterfragen und Dinge zu tun, für die man wirklich brennt.
Es lohnt sich mit möglichst vielen potentiellen Kunden, Partnern oder Mitarbeitern so früh und so viel möglich zu sprechen, anstatt Lösungen im stillen Kämmerlein zu entwickeln.
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Nicolas Wenz für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder