Peakboard All-in-One-Lösung aus Hard- und Software, mit der Daten aus verschiedensten Quellen effizient, individuell und in Echtzeit kommuniziert werden
Stellen Sie sich und das Startup Peakboard doch kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Patrick Theobald und habe zusammen mit Peter Wohlfarth Peakboard gegründet. Wir beschäftigen uns seit langem mit den Prozessen in Logistik und Produktion und mussten immer wieder feststellen, dass eine falsche Vorstellung von Digitalisierung viele Unternehmen im Vornherein davon abhält, sich mit dem Thema ernsthaft auseinanderzusetzen. Sind davon überzeugt, dass der Schritt zu digitalen Lösungen weder unüberschaubare Kosten verursachen noch ein riesiges Projekt sein muss, für das man vielleicht gar nicht die Ressourcen hat.
Wir wollen Menschen, die direkt in der Fertigung oder im Lager tätig sind und in ihrer täglichen Arbeit Optimierungspotentiale sehen, ein Tool an die Hand geben, um diese Potenziale heben zu können. Dafür entwickelten wir eine Datenvisualisierung, die nicht nur leicht verständlich ist, sondern auch schnell, problemlos und günstig zu implementieren ist und allen Beteiligten schnell vor Augen führt, welche Vorteile sich ihnen bieten: Die Darstellung von Daten in Echtzeit steigert nicht nur die Effizienz, sie führt auch zu höherer Motivation, da Menschen nun unmittelbar sehen, dass ihre Arbeit Auswirkung auf den gesamten großen Prozess hat.
Heute sind wir ein buntes und dynamisches Team von 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und konnten bereits über 160 Kunden weltweit von unserer All-in-One-Lösung überzeugen.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Bevor ich mein erstes Unternehmen gründete, arbeitete ich als Software-Entwickler bei einem international führenden Großhändler. Da erlebte ich das Problem der schleppenden Informationsweitergabe aus nächster Nähe: Informationen wurden noch aufwendig in Excel zusammengestellt, ausgedruckt und dann in einem Meeting besprochen. Die Belegschaft wünschte sich schließlich, dass die Information, wo es gut läuft und wo gerade nicht, auf großen Monitoren in den Hallen angezeigt würde. Alles wurde kostspielig von Hand programmiert. Das hat meinen Ehrgeiz geweckt, dafür eine Lösung zu finden. Die Idee von Peakboard war geboren. Mir war klar, dass ich diese Entwicklung selbst vorantreiben musste, denn für ein Projekt im Rahmen einer Festanstellung war es schlicht zu groß. Allerdings dauerte es dann noch 12 Jahre bis zur Gründung von Peakboard.
Welche Vision steckt hinter Peakboard?
Wir möchten Menschen in Unternehmen befähigen, bessere Entscheidungen zu treffen, ihre Prozesse zu optimieren und diese effizienter steuern zu können. Auf der ganzen Welt beschäftigt die Menschen in Unternehmen die eine zentrale Frage: Wo stehen wir gerade und wo sollten wir jetzt eigentlich stehen? Der Schlüssel dazu ist die Visualisierung von Prozessdaten in Echtzeit.
Peakboard stellt diese Daten schnell, einfach und in Echtzeit genau dort zur Verfügung, wo sie gebraucht werden. Egal ob für Führungskräfte im Büro oder für Werker an den einzelnen Industriearbeitsplätzen.
Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Peakboard entstand wie auch mein erstes Unternehmen, Theobald Software, das ich 2004 gründete, fernab der Startup-Hochburg Berlin hier in Stuttgart ohne Finanzierungsrunden und Fremdkapital von externen Investoren. Das Unternehmen wuchs ausschließlich organisch. Heute beschäftigt Theobald Software rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zählt 26 der DAX-30 Unternehmen zu seinen Kunden. Bei Peakboard verhält es sich ähnlich, auch hier wollen wir solide wirtschaften und ohne Fremdkapital wachsen. Allerdings ermöglicht das Kapital von Theobald Software vereinzelt Schritte, die nicht unmittelbar auf den Umsatz einzahlen. Ein Freiraum, der bei der Komplexität des Produkts auch vonnöten ist.
Die Komplexität ist auch gleichsam die größte Herausforderung: Es ist die Vielzahl der technischen Knackpunkte und Aspekte, die in Abhängigkeit zueinander stehen und daher gleichzeitig bearbeitet werden müssen. Schließlich ist ja unser Ziel, ein technisch extrem anspruchsvolles Produkt mit der Einfachheit einer App zu vereinen.
Wer ist die Zielgruppe von Peakboard?
Theoretisch kann Peakboard in allen Unternehmen, in denen Daten visualisiert werden sollen, eingesetzt werden. Die meisten Kunden kommen bisher aus den Branchen Logistik und Produktion. Wir sprechen insbesondere die „Optimierer“ an, also Mitarbeiter, die sehr nah an den Prozessen im Unternehmen sind und dort Optimierungspotentiale sehen.
Wie funktioniert Peakboard? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Ein großer Vorteil unserer Lösung ist, dass ihre Integration keine gravierenden Eingriffe in die Unternehmens-IT oder gar einen kompletten Austausch der IT benötigt. Vielmehr dockt sich Peakboard an die bestehende Infrastruktur an. Peakboard ist eine All-in-One-Lösung aus Hard- und Software, die keinen zentralen Server und auch keine Cloud benötigt. Das macht Peakboard nicht nur sehr schnell, sondern auch sehr sicher, da die Daten alle in dem Unternehmen bleiben. Andere Visualisierungslösungen bereiten Daten auf, die in der Vergangenheit liegen.
Das bringt allerdings nichts, wenn es darum geht, schnell in Prozesse eingreifen zu wollen – wenn etwa eine Störung vorliegt – oder gar vorausschauend zu handeln, wenn beispielsweise das System anzeigt, dass in Kürze eine Komponente aufgefüllt werden muss, um zu verhindern, dass eine komplette Produktionsstraße sonst für diesen Zeitraum zum Stillstand kommen würde. Wir bringen dagegen Daten in Echtzeit und in leicht verständlicher Art und Weise ans Licht. Der Gestaltung sind dabei keinerlei Grenzen gesetzt.
Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?
Nach dem anfänglichen Schock, der zweifellos sich für alle von uns ungewöhnlich angefühlt hat, war es eigentlich kein Problem. Unsere Arbeitsweise hat es nicht beeinflusst, denn wir haben schon immer viel remote gearbeitet und Abstimmungsgespräche per Slack gab es vorher auch schon. Das größere Problem war, dass alle bestehenden und potenziellen Kunden mit sich selbst beschäftigt waren und wir mit der neuen, ungewöhnlichen Idee uns erstmal hintenanstellen mussten. Wirtschaftlich hat es uns also sehr weh getan.
Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?
Eine große Veränderung war die Entscheidung, dass wir auf deutlich weniger Messen vertreten sein werden und stattdessen versuchen, den Kundenkontakt online aufrechtzuhalten. Das war bisher im B2B-Geschäft weniger verbreitet aber verändert sich gerade auch zusehends.
Wir bauen auch das Arbeiten aus dem Homeoffice weiter aus. Aus dem gelegentlichen Arbeiten von zuhause eine neue Unternehmenskultur zu machen, ist gar nicht so leicht und erfordert auch die aktive Mitarbeit der Geschäftsleitung. Es ist schlichtweg ein anderes Arbeiten und man muss lernen, damit umzugehen und eventuelle Nachteile, wie z.B. der fehlende direkte persönliche Austausch bei einer Tasse Kaffee zwischendurch, zu kompensieren.
Wo sehen Sie in der Krise die Chance?
Die Krise zwingt alle Unternehmen, sich neu zu sortieren. Im Rahmen dieses Neu-Sortierens sehen wir die Chance, uns Gehör zu verschaffen. Ansonsten finde ich, dass „Krise als Chance“ eine ziemlich überstrapazierte Phrase ist.
Peakboard, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Das Ziel ist klar und ehrgeizig. In fünf Jahren, also 2025, wollen wir 10.000 Boxen pro Jahr verkaufen. Und zwar in alle entwickelten Länder der Welt. Und ich hoffe, dass möglichst viele Konkurrenten unsere Idee kopieren. Das wäre der größte Ritterschlag. Ich sehe keinen Grund, warum das nicht passieren sollte.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Maximale Leidenschaft in das Projekt stecken. Tag und Nacht. Wer noch Kapazität für Partys hat, macht es nicht richtig.
Man sollte das durchsetzen und machen, was man für richtig hält. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als die Leute zu ignorieren, die einem ständig erklären wollen, wie die Dinge funktionieren: Banker, Steuerberater, aber auch Freunde, Eltern und Zweifler im Allgemeinen. Die ganze Welt ist voll von vermeintlichen Experten und Sprücheklopfern. Nur ein Prozent davon ist es vermutlich wert, zur Kenntnis genommen zu werden. Idealerweise hört man nur auf die Leute, die schon einmal da waren, wo man selber hin will.
Gute Personalführung ist eine oft unterschätzte Aufgabe. Man sollte selber konstant an sich arbeiten, um einen guten Job zu machen. Das gilt insbesondere für Tech-Freaks unter den Gründern, die Personalfragen als lästiges Übel abtun. Am Ende ist es aber kriegsentscheidend. Ich habe sehr lange gebraucht, um das zu lernen.
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Wir bedanken uns bei Patrick Theobald für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder