Geburts-TENS: Schmerzlinderung nach der Geburt durch TENS (Transkutane elektrische Nervenstimulation) ein etabliertes Verfahren in der Schmerztherapie
Stellen Sie sich und Geburts-TENS doch kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Christine Wendl, 43 Jahre alt und Mutter von zwei Töchtern. Ich habe Geburts-TENS als Label des Start-up Mutterglück gegründet. Die Geburt eines Menschen ist der wichtigste Moment des Elternseins, einer, an den man sich immer erinnern wird. Leider ist dieser Moment auch mit Schmerzen verbunden. Ich will Frauen helfen, diese Schmerzen zu lindern, ohne Medikamente, die sofort über die Blutbahn auf Mutter und Baby übergehen. Die Schmerzlinderung erfolgt über die Haut, sicher und ohne Nebenwirkungen.
Warum haben Sie sich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?
Ich habe einige Jahre in Australien gelebt und meine erste Tochter ist dort geboren. Wir hatten eine super-schöne Zeit. Die Menschen dort sind so offen und immer positiv. Im Geburtsvorbereitungskurs haben mein Mann und ich den Einsatz von Geburts-TENS Geräten kennengelernt. Dort nützen das sehr viele Frauen, und auch sehr erfolgreich.
Die Frauen kaufen oder mieten sich die Geräte und probieren sie schon vor der Geburt aus. Wenn die Wehen dann zuhause losgehen, wird das Geburts-TENS Gerät aus der Kliniktasche gepackt und eingesetzt. Die Australierinnen sind da sehr selbstbestimmt.
Nachdem wir wieder nach Deutschland gezogen sind, wurde unsere zweite Tochter geboren. Ich war ganz überrascht, dass weder Hebammen noch Mütter diese Methode kannten. Hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass Schwangere die Verantwortung gerne an die Hebamme abgeben. Das wollte ich ändern und hab Geburts-TENS.de gegründet.
Was war bei der Gründung von Geburts-TENS die größte Herausforderung?
Eine große Herausforderung sind die ganzen Regularien und die Bürokratie im Gesundheitswesen. Auch das Marketing erweist sich wegen des Heilmittelwerbegesetzes oft als Herausforderung. Ich kann nicht so frei kommunizieren, wie ich es aus dem Marketing gewohnt bin, und das ist gerade online ein wichtiger Punkt.
Dann ist das Thema Vertrauen bei mir sehr wichtig. Das Wichtigste für Eltern ist die Gesundheit ihres Babys. Sie greifen auf die Erfahrungen und das Wissen der Hebammen zurück. Wenn die Hebamme jedoch nie im Ausland gearbeitet hat, kennt sie diese Technologie nicht, da sie nicht Teil ihrer Ausbildung ist.
Ich habe viele Hebammen im Kreißsaal zu Geburts-TENS Geräten geschult. Diese wissen nun, was die Frauen von daheim in den Kreißsaal mitbringen. Die Geburtsvorbereitung machen aber meist ganz andere Hebammen.
Zudem sind die Geburtsvorbereitungskurse in Deutschland nicht standardisiert. Flächendeckend Innovationen in den Markt zu bekommen ist hier sehr aufwendig. Da sind uns andere Länder wie England, Australien, Niederlande und die skandinavischen Länder voraus.
Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?
Ja, absolut! Ein großer Teil meiner Aufgabe ist es, das Unternehmen ständig an eine geänderte Situation anzupassen. Am Anfang habe ich viel Aufklärungsarbeit für medizinische Fachkreise betrieben. Heute rede ich vor allem mit Schwangeren. Die ganze Kommunikation hat sich geändert.
Ich komme eigentlich aus der IT. Da entwickelt man auch nicht die Software und übergibt sie dem Kunden, wenn Sie perfekt ist. Das ist ein agiler Prozess, an dem man gemeinsam mit dem Kunden arbeitet, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. So ähnlich entwickle ich mich mit dem Markt zusammen.
Den Zustand des Perfekten gibt es gar nicht. Sobald etwas umgesetzt ist, habe ich schon wieder dazu gelernt und die nächste Änderung steht an. Der Perfektionismus findet sich eher in der stetigen Optimierung als im perfekten Ergebnis.
Welche Vision steckt hinter Geburts-TENS?
Die Geburt ist eines der prägendsten Erfahrungen im Leben eines Menschen. Leider ist dieser natürliche Prozess auch mit Schmerzen verbunden. Ich bekomme viele Zuschriften von Frauen, die sich dafür bedanken, ihnen diesen Moment verschönert zu haben. Das ist schon eine tolle Motivation weiterzumachen, bis alle Schwangeren die Methode kennen und selbst entscheiden können, ob sie ein Gerät nutzen wollen oder lieber etwas anderes.
Wer ist die Zielgruppe von Geburts-TENS?
Schwangere, die schon eine Kugel haben. Tatsächlich ist es so, dass sich Frauen am Anfang der Schwangerschaft nicht für mein Produkt interessieren. Das Baby steht im Mittelpunkt und es gibt so viele neue Themen. Erst wenn der Bauch gewachsen ist und man das Bewusstsein erlangt, dass das Baby ja auch irgendwie raus will, interessieren sich die Frauen auch für das „Wie“.
Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
TENS (Transkutane elektrische Nervenstimulation) ist ein etabliertes Verfahren in der Schmerztherapie. TENS Geräte werden in Kliniken und Praxen eingesetzt. Es gibt auch viele Geräte für Laien in den Haushalten. Diese Geräte haben automatisierte Programme, die vorprogrammiert sind und einfach ablaufen. Diese Programme sind aber für die Geburt nicht geeignet.
Ein Geburts-TENS Gerät wird manuell von der Anwenderin gesteuert. Es besitzt eine Wehen-Taste mit der per Knopfdruck zwischen Wehenpause und Wehenphase gewechselt werden kann. Das Gerät ist so einfach zu bedienen, dass die Gebärende auch während der Wehen intuitiv steuern kann. Sie soll sich nicht primär mit der Bedienung des Gerätes beschäftigen, sondern es soll sie beim natürlichen Wehen-Rhythmus unterstützen.
Auch die eingesetzten Geburts-Elektroden sind speziell dafür entwickelt, dass die Frau diese 12 Stunden und mehr nutzen kann, auch wenn sie schwitzt und eine höhere Körpertemperatur entwickelt.
Geburts-TENS, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Ich finde, es gibt sehr wenige gute Produkte am Markt, die echte Frauenprobleme lösen. Es tut sich gerade viel, da immer mehr Frauen Unternehmen gründen. Sie sehen und verstehen die Bedürfnisse von Frauen und bieten Lösungen an. Auch ich habe noch viele Ideen für frauenspezifische Produkte und werde das Portfolio erweitern.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?
Als Unternehmer darf man nicht davor zurückschrecken, neue Wege zu gehen. Das erfordert viel Energie und einen klaren Gedanken. Deswegen sind Pausen wie Urlaube enorm wichtig. Ich habe seit dem ersten Gründungsjahr meine Urlaube genommen, und danach alles viel klarer gesehen.
Suche den Kontakt zu anderen Gründern und Mentoren, tausch dich aus und frage auch nach Tipps und Hilfe. Gründer ist nicht gleich Gründer: Suche also nach dem richtigen Partner für dich. Ich habe zum Beispiel auch einen Mentor, der aus der Sportindustrie kommt und in einem großen Konzern das Marketing geleitet hat und nun in Rente ist.
Gewöhne dich an das Gefühl, an einem Tag total motiviert zu sein, und am kommenden Tag alles in Frage zu stellen. Wachstum verläuft nicht stetig, sondern mit vielen Aufs und Abs.
Wir bedanken uns bei Christine Wendl für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder