Ourdio individualisierbare Hörbücher mit Computer-generierten Stimmen
Stellen Sie sich und das Startup Ourdio doch kurz unseren Lesern vor!
Ourdio verwandelt mit Computer-generierten Stimmen, von professionellen menschlichen Sprecher*innen eingesprochen, Texte in Hörbücher. Das ist unsere Kernidee. Aktuell sind wir dabei, auf diese Weise Komponenten in einem Hörbuch austauschbar zu machen, also zum Beispiel den Namen, Charaktereigenschaften oder Story-Elemente. So lässt sich den Nutzer*innen ein ganz persönliches Hörbucherlebnis ermöglichen, in dem sie mitbestimmen können und zum Beispiel selbst Teil der Geschichte werden. Besonders für Kinder ist dies sehr spannend, wenn sie zu Held*innen in einem Abenteuer werden. „Ourdio on demand“ ist das print-on-demand der Hörbuchindustrie.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Uns alle im Team verbindet die Begeisterung, etwas ganz Neues aufzubauen, und für persönliche Hörerlebnisse. Unser Johannes zum Beispiel hat in seiner Kindheit alte Märchen auf Kassette gehört, die sein Opa für ihn selbst aufgenommen hat. Diesen persönlichen Schatz weiterzugeben und anderen zu ermöglichen, für ihre Enkel*innen, Patenkinder oder Nichten und Neffen – simpel aber professionell – eigene Hörbücher zu produzieren, fanden wir toll. In der Zwischenzeit haben wir uns zwar etwas von der ursprünglichen Idee fortbewegt, aber das war der Startschuss, der uns zusammengebracht hat.
Was war bei der Gründung von Ourdio die größte Herausforderung?
Wir sind ein Team von sieben Leuten, die alle über ganz Deutschland verteilt sind. Die Zusammenarbeit macht das natürlich nicht leichter. Bei der Kommunikation geholfen hat uns, dass unsere Gründung in eine Zeit gefallen ist, in der ohnehin vieles remote abläuft und Videocalls inzwischen alltäglich sind.
Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?
Gerade das macht ja den besonderen Charakter eines Startups aus! Eigentlich ist nichts perfekt, man fängt bei null an, aber dafür man kann die Dinge auch genauso angehen, wie man es für richtig hält. Daraus schöpfen Gründer*innen ja auch ihre außerordentliche Innovationskraft. Wir müssen auf keine bestehende Strukturen Rücksicht nehmen, das Wasser bahnt sich frei seinen Weg. Aber natürlich hilft es, Unterstützer*innen zu haben. Wir haben uns mit unserer Geschäftsidee zum Beispiel für den Inkubator Media Lift von nextMedia.Hamburg beworben – und wurden tatsächlich als eines von fünf Teams aufgenommen. Das Frühphasen-Förderprogramm unterstützt junge Startups wie uns bei der Entwicklung ihres Geschäftsmodells.
Welche Vision steckt hinter Ourdio?
Die Grundidee hat sich im Laufe der Zeit ein bisschen gewandelt, aber die Vision ist ähnlich geblieben. Wir möchten den Menschen ein persönlicheres Hörerlebnis ermöglichen. Dazu gehört, dass man sich in Zukunft jedes Buch, das einem gefällt, von einer professionellen Sprecher*innen-Stimme vorlesen lassen kann. Und wir wollen das Austauschen von Namen oder Charaktereigenschaften in Geschichten ermöglichen. Die Tochter oder der Enkel werden dann selbst Teil des Abenteuers.
Wer ist die Zielgruppe von Ourdio?
Das persönliche Hörerlebnis adressiert natürlich die kleinen und großen Audiofans da draußen. Tatsächlich ist unsere Zielgruppe aber noch vielfältiger. Wir bieten Sprecher*innen die Möglichkeit mit ihrer Stimme ein passives Einkommen zu erzielen – man könnte sagen, wir sind das Aktienpaket für Sprecher*innen. Weniger bekannten Schriftsteller*innen geben wir überhaupt erst die Möglichkeit, ihre Bücher zu vertonen, weil das mit Ourdio natürlich viel günstiger ist als mit einer klassischen Studioproduktion. Schließlich sind da noch die Verlage, denen wir im Produktionsprozess nicht nur Kosten und Nerven sparen, sondern mit individualisierbaren Hörbüchern auch das Produktportfolio erweitern.
Wie funktioniert Ourdio?
Wir nutzen Neural Language-Technologien, um die Stimmen von professionellen Sprecher*innen oder Schauspieler*innen mit ihrem einzigartigen Charakter, also der Klangfarbe und der individuellen Art und Weise zu betonen, kopieren zu können. Wobei „kopieren“ vielleicht etwas lapidar klingt. Eigentlich ist es ein komplexer Vorgang, bei dem die Software mit Hilfe von Sample-Material die jeweilige Stimme erlernt und dabei Stück für Stück authentischer wird.
Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Text-to-Speech ist in der Tat keine Erfindung, auf die wir Anspruch erheben können – Computerstimmen gibt es heute schon viele. Wir möchten aber nicht irgendwelche Stimmen synthetisieren, sondern in erster Linie die von professionellen Sprecher*innen. Gekonnt Bücher vorlesen ist nämlich eine echte Kunst und die möchten wir zusammen mit dem Bezug zu den vertrauten Stimmen transportieren. Darin liegt auch unser zweites Alleinstellungsmerkmal. Hörbücher sind die Königsklasse in Sachen Vertonung, da hat sich bislang noch niemand so richtig herangetraut. Aber auch wenn die Knopfdruckvertonung heute noch nicht möglich ist, ist die Zeit für die Technologie optimal.
Ourdio, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Ourdio wird zusammen mit der Technologie wachsen – und für die unterschiedlichsten Anwendungsfälle unserer Idee im Hörbuchmarkt eine Lösung haben. In fünf Jahren möchten wir über den deutschen Markt hinaus skaliert haben.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?
Seine Ziele mit dem nötigen Selbstbewusstsein verfolgen, Innovation ist gefragter denn je.
Kill your darlings, but only if it’s necessary: Eine gute Mischung aus Anpassungsvermögen und Durchhaltefähigkeit.
So viel Dialog suchen wie irgendwie möglich, anders lernt man sein Produktuniversum nicht kennen.
Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder