LOVR: Ein lederähnliches Textil aus Pflanzenfasern
Stellen Sie sich und das Startup LOVR doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind Lucas Fuhrmann, Julian Mushövel und Montgomery Wagner – ursprünglich Schulfreunde und nun Gründer von LOVR: Ein lederähnliches Textil aus Pflanzenfasern, das genauso robust ist wie tierisches Leder, ohne dabei zu den Umweltproblemen der Industrie beizutragen.
LOVR steht für Lederähnlich, Ohne Erdöl, Vegan & Reststoffbasiert. Es wird aus Ernteabfällen des lokalen Hanfanbaus hergestellt.
Welche Vision steckt hinter LOVR?
Die ursprüngliche Idee hinter LOVR kommt von Lucas. Er hat sich schon länger für nachhaltige Mode interessiert und in verschiedenen Projekten in dem Bereich mitgearbeitet. Dadurch bekam er auch Einblicke in Leder Produktionsstätten in Asien, die doch sehr schockierend waren. Er machte sich also selbst auf die Suche nach einer nachhaltigen Alternative und begann zunächst in seiner Garage mit verschiedenen Pflanzenfasern zu experimentieren. Die Idee war, ein Material aus Reststoffen zu entwickeln, das ressourcenarm und CO2 neutral ist, und somit vollständig recycelt werden kann.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Die Gründung erfolgte 2020, als Montgomery und Julian dazukamen. Uns ist wichtig, dass es nicht nur ein Forschungsprojekt ist, sondern auch einen Impact in der realen Welt leisten kann. Deswegen arbeiten wir zusammen daran, aus der Idee ein marktreifes Produkt zu machen, das in möglichst vielen Bereichen eingesetzt werden kann.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Wir sind momentan mit dem Exist-Gründerstipendium gefördert, das es uns ermöglicht in Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt an unserem Start-up zu arbeiten und deren Labore zu nutzen. Nun raisen wir eine Seed-Runde, um unsere weitere Finanzierung zu sichern.
Aktuell arbeiten wir an der Skalierung von LOVR, da wir das Material bisweilen nur im Labormaßstab herstellen können. Für die dafür notwendigen Produktionsversuche benötigen wir die entsprechenden finanziellen Mittel.
Wer ist die Zielgruppe von LOVR?
LOVR ist eine B2B Brand. Unsere potenziellen Kunden sind also Hersteller von Lederwaren, die nach neuen, umweltfreundlichen Materialien für ihre Produkte suchen. Dies können aus der Schuh- und Accessoire Branche kommen, aber auch aus der Möbel- und Automobilindustrie.
Was ist das Besondere an LOVR? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Es gibt bereits einige Anbieter auf dem Markt, die pflanzliche Lederalternativen in industriellen Mengen produzieren und entsprechend vertreiben. Allerdings kommt von diesen bisher keine ohne zusätzliche Kunststoffschicht aus.
Das ist der große Unterschied von LOVR: Unser Material besteht nur aus einer Schicht, die ausschließlich aus pflanzlichen Komponenten besteht. Dadurch ist es nicht nur biologisch abbaubar und leicht zu recyceln, sondern bietet auch Vorteile in der Verarbeitung, z.B. beim Vernähen.
Da LOVR künftig CO2 neutral hergestellt werden kann, ist es gerade interessant für Unternehmen, die ihre Emissionen reduzieren möchten.
LOVR, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unsere nächsten Schritte sind der Abschluss unserer Seed-Runde, das Labor verlassen, die Produktion starten und schon bald unseren ersten Kunden im Schuhsegment beliefern. Unser Plan ist es, dass 2027 die ersten Autositze mit LOVR bezogen sind. Damit verhindern wir bis 2027 den Ausstoß von 350.000 Tonnen CO2.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Das Team ist unheimlich wichtig! Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es wertvoll ist, ein Team zu haben in dem es zwischenmenschlich harmoniert und man sich auch fachlich gut ergänzt.
Holt euch früh Feedback von euren potenziellen Kunden, selbst wenn euer Produkt noch nicht perfekt ausgefeilt ist.
Sucht euch Unterstützung von außen und profitiert von Netzwerken. Wir haben schon bei verschiedenen Gründungswettbewerben und Accelerator-Programmen teilgenommen, durch deren Netzwerke sich viele wertvolle Kontakte ergeben haben.
Wir bedanken uns bei Lucas Fuhrmann, Julian Mushövel und Montgomery Wagner für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder