Die Gründer von Le Gillard, Spiriteux au Citron neu definierter Gin aus München, in der Höhle der Löwen
Stellen Sie sich und das Startup Le Gillard doch kurz vor!
Wir sind ein dreiköpfiges Team aus Hörgeschädigten mit unserem Produkt Le Gillard Spiritueux au Citron. Seit der Gründung vor fünf Jahren haben wir mit allen Hürden und Barrieren ein inklusionsfreundliches Unternehmen mit einem echt geilen Getränk aufgebaut.
Wie ist die Idee zu Le Gillard entstanden?
Das Familienrezept wurde auf Altstadtfesten in der Normandie ausgeschenkt und hat sich schnell herumgesprochen. Als enger Freund der Familie Gillard hat Fabio Del Tufo auf den Festen ausgeholfen und kam zum ersten Mal in den Genuss. Für ihn war es wie Liebe auf dem ersten Geschmack. Fast auf Knien flehte Fabio um die Rezeptur, da er selbst ein richtiger Feinschmecker ist. Doch Schankwart Monsieur Gillard stellte eine augenzwinkernde Bedingung:
Del Tufo sollte Treue und Willensstärke beweisen und mindestens jeden Sommer aushelfen.
Es dauerte ganze sechs Jahre bis Fabio endlich das Rezept bekommen hatte. Tatsächlich machte Monsieur Gillard in Sachen Geheimniskrämerei nichts vor: Wie in Agenten-Manier überreichte er Fabio weg von allen Blicken ein kryptisches Schmierpapier. Nach vielen Geschmackstests wurde der Inhalt endgültig entschlüsselt und unter Freunden ausgeschenkt. Angetrieben vom positiven Feedback hat Fabio nach über zehn Jahren den Weg zur Firmengründung mit Damian und Domo gefunden, und so konnte das altfranzösische Rezept in Deutschland wiederbelebt werden.
Welche Vision steckt hinter Le Gillard?
Wir möchten unseren “Le Gillard” in vielen Regalen sehen und als heißer Aperitif-Tipp in der Gastronomie empfohlen wird. Doch die Flasche ist aber nicht nur eine Flasche. Wir sehen uns auch als Hafen für künstlerische Freidenker und wollen die Kunst mit Genuss verbinden. Das auffällige Logo mit dem “G” ist für uns auch ein Sinnbild, dass man trotz Einschränkungen seinen Träumen folgen kann. Unsere Motivation spiegelt sich auch in unserer Lebenserfahrung wider – ein Beispiel ist die Skepsis: Dass man wegen Hörschädigung es nie schaffen würde sich zu beweisen. But everything is possible! Aber vor allem wollen wir eins: Menschen zum Genuss der Lebensfreude inspirieren, es soll gut schmecken und einfach Spaß machen!
Wer ist die Zielgruppe von Le Gillard?
Das Getränk passt zu vielen Anlässen, ob auf Hochzeiten, Dinner oder Party – wir möchten unsere Leidenschaft des guten Geschmacks weitergeben. Ein Aushängeschild für Menschen sein, die guten Genuss schätzen – ob für sich selbst, in Zweisamkeit oder in geselliger Runde.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen sich für die Sendung Die Höhle der Löwen zu bewerben?
Wir hatten uns davor bereits bei vielen potenziellen Investoren gemeldet, da wir unsere größte Schwäche ausgleichen mussten: Die Kommunikation. Unser Onlineshop war für den Vertrieb vom Vorteil, da wir “nicht hören” mussten. Zudem ist der Spirituosenmarkt hart umkämpft und auf Dauer würde es sich neben dem Vollzeitjob einfach nicht rentieren. Dann kam Damian auf die Idee, es mal bei “Die Höhle der Löwen” zu probieren. Alleine der Vorschlag klang total verrückt, fast schon lächerlich, weil wir nie so weit gedacht haben. Aber der Versuch war es wert, wir waren nach der positiven Rückmeldung völlig aus dem Häuschen…
Wie haben Sie sich auf die Sendung vorbereitet?
Wir waren alle verdammt nervös. Keiner von uns wusste, was uns erwarten wird. Wir kannten die Sendung zwar schon, haben aber die Highlights der letzten Staffeln angeschaut, um ein besseres Gefühl zu bekommen das Auftreten der Start Ups analysiert und die ganzen Deals unter die Lupe genommen. Die Nerven waren zum Zerreißen gespannt – es ging um alles oder nichts. Unser Ziel war es, jemanden zu finden, der uns unsere Schwächen zu Stärken machen kann und den Traum mit uns gehen will.
Sie sind eines der wenigen Startup Unternehmen, dass es in die Sendung Die Höhle der Löwen geschafft hat. Wie motivierend war das für Sie?
Wir waren einerseits optimistisch, aber hatten auch Zweifel. Aber wir sahen auch das Licht am Ende des Tunnels. Wir dachten uns: “So eine Chance ist einmalig!” Letztendlich haben wir uns gegenseitig stark gemacht, dass wir eine der ersten Unternehmen mit Hörschädigung dabei sein durften und womöglich Geschichte schreiben können.
Wie wichtig war dieser Schritt für Sie als Startup Unternehmen? Auch unter dem Gesichtspunkt, dass durch Die Höhle der Löwen viele Interessenten und auch Medien auf Le Gillard aufmerksam werden?
Wenn Sie sich vorstellen, dass wir in einen Laden reingehen müssen, um unser Produkt dort zu verkaufen, aber den Kunden nicht verstehen können und deswegen nur Absagen kriegen, weil der Kunde sich wundert, warum die Kommunikation so schwer ist. Wie würden Sie sich fühlen? In der Wirtschaft muss ich den Kunden in wenigen Sekunden überzeugen. Das braucht ein gutes Gehör, welches wir nicht haben. Der Schritt ist damit für uns essenziell. Dass da, wo wir nicht hören können, wir trotzdem gehört werden. Die Mediale Aufmerksamkeit entlastet uns dort, wo wir unsere größte Schwäche haben.
Welchen Investor hatten Sie im Fokus?
Wir hatten mehrere Löwen im Blick. Wir wussten aber auch, dass es für die Löwen etwas Neues ist und ungewohnt sein kann, wenn da drei Hörgeschädigte mit einem Produkt sind. Und wir wussten nicht, wie sie alle reagieren werden. Es geht immerhin um ein riskantes Investment. Daher wollten wir uns vor Ort auch anschauen, wie die Löwen damit umgehen werden.
Le Gillard, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In fünf Jahren wollen wir eine stabile Premium-Marke mit Charakter werden und wollen deutschlandweit in jedem Regal griffbereit sein. Dass jeder Mensch, der den guten Genuss schätzt oder einen “Positive Vibe” braucht, die Flasche für sich findet. Wir wollen ein Zeichen für kulinarische Vielfalt und gelebte Toleranz setzen – unverwechselbar, flamboyant und kreativ.
Wir haben Freude am Teilen und wollen Freidenker und Künstler an unserer Creative Community teilhaben lassen. Das Engagement hat mit der Kunst Box Challenge 2021 sehr gut funktioniert.
Da wir drei gewisse Lebenserfahrungen aufgrund unserer Hörbehinderung durchgemacht haben, werden wir ein bisschen “unkonventionell” angesehen. Das wollen wir zu unserer Stärke machen, in dem wir augenzwinkernd gegen den Mainstream schwimmen und Menschen zum Genuss der Lebensfreude inspirieren und zum Tanz der Geschmäcker einladen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Aus der Perspektive eines Behinderten möchten wir mitgeben, dass man sich seinen eigenen Schwächen bewusst ist. Finde Wege oder Lösungen, um deine Schwäche zu einer Stärke zu machen. Unsere Stärke liegt Online, da wir analog schwer verstehen. Und natürlich auch als Team, denn gemeinsam ist man immer stärker als allein. Als wir neben dem Beruf gearbeitet haben, war die Automatisierung der ersten Jahre sehr lohnenswert.
Mache Make or Buy Entscheidungen – oder anders gesagt: selbst herstellen oder fertig kaufen? Als dritten Tipp können wir nur noch mitgeben: Jede Woche wirst du dir die Frage stellen, warum du das alles überhaupt noch machst. Das ist vollkommen in Ordnung, so erging es uns auch. Aber jede Woche, die du trotzdem nicht aufgibst, wird dir zeigen, dass du genau das Feuer hast, was für ein Start-Up notwendig ist!
Bild: V.l.: Dominik Nimar, Fabio del Tufo und Damian Breu präsentieren mit „GinGillard“ eine Zitrushaltige Spirituose auf Gin Basis. Die drei gehörlosen Gründer erhoffen sich ein Investment von 150.000 Euro für 15 Prozent der Anteile an ihrem Unternehmen. Foto: RTL / Frank W. Hempel
Le Gillard ist am 05. September 2022 in der Höhle der Löwen
Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder