rouvia Transportlogistik-Plattform für Speditionen und Logistik
Stellen Sie sich und das Startup rouvia doch kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Benjamin Noyan, studierter Ökonom, mit einiger Erfahrung im Bereich Logistik und SaaS/PaaS-Software. Vor der Gründung von rouvia war ich schon in der Transport- und Logistikbranche aktiv, unter anderem als Managementberater für Oliver Wyman. Dort habe ich mich dann weiter auf den Transport- und Logistikmarkt spezialisiert und an strategischen und operativen Themen für Speditionen und Transportunternehmen mit einem Fokus auf Landtransporte gearbeitet.
Mit rouvia bieten wir die erste Transportlogistik-Plattform für Speditionen und Logistik verantwortliche, die alle Transportmittel im In- und Hinterland – via Straße, Schiene und Binnenschifffahrt – digital miteinander verknüpft und nahtlos kombinierbar macht. Die daraus entstehende Multimodalität beschreibt einen in sich geschlossenen Transportprozess, bei dem für den Transport der Güter vom Versender zum Empfänger verschiedene Verkehrsträger genutzt werden. Durch diese nahtlose Kombinierbarkeit gestalten wir Lieferketten intelligent auf breiter Datenbasis und machen sie so kosteneffizienter, transparenter und nachhaltiger in ihrer Umweltbilanz.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Aufgewachsen im Transitland Österreich, war ich stets mit den negativen Folgen des Binnentransports konfrontiert: Luftverschmutzung sowie Verkehrsprobleme auf den Straßen, die infolge des hohen Transportaufkommens entstehen, gaben mir dann die Idee zur Gründung von rouvia. Meine vorherige Spezialisierung auf den Transport- und Logistikmarkt hat mir dazu noch geholfen, die nötige Expertise zu erlangen.
Welche Vision steckt hinter rouvia?
Mit rouvia haben wir es uns zum Ziel gemacht, intelligentere Lieferketten zu ermöglichen, indem wir wirtschaftlich und ökologisch optimalere Transportentscheidungen fördern. Heute greifen Speditionen nach wie vor meist auf den traditionellen LKW zurück. Dies lässt sich größtenteils darauf zurückführen, dass die Vorteile anderer Verkehrsträger (oder Kombinationen daraus) nicht bekannt sind. Zudem ist der organisatorische Aufwand oft zu groß, oder die Kundenerfahrung ist unzureichend gestaltet. Mit rouvia erschließen wir die fehlende Digitalisierung der nachhaltigen Transportoptionen auf der Schiene und Europas Wasserstraßen, um die Vorteile CO₂-armer Transporte transparenter und zugänglicher zu machen. Es ist unser Anspruch, die Vorteile nachhaltiger multimodaler Transporte transparent, zugänglich und wirtschaftlich zu machen. Mit unserer Emissionsanalyse lassen sich zudem die Auswirkungen der Lieferketten erkennen und Möglichkeiten erkunden, den ökologischen Fußabdruck zu verringern.
Von der Idee bis zum Start: Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Als First-Time-Gründer war meine größte Herausforderung während des Aufbaus von rouvia die Balance zwischen fokussierter Verfolgung unserer Geschäftsziele, dem Aufbau einer spannenden Firmenkultur, und der Erhaltung meines Privatlebens. Die Schwierigkeit für mich war, dass ich mich schnell in der Planung und Umsetzung unserer Geschäftsziele verloren habe und die beiden anderen Aspekte vergessen habe. Was dabei geholfen hat, eine gesunde Balance zu finden, waren besonders eine diszipliniertere Planung sowie der Aufbau eines starken Teams.
Zudem ist es sicher eine der größten Herausforderungen, einen Markt zu digitalisieren, der noch nicht durchgängig an eine digitale Zukunft glaubt und dadurch Disruption eher zögerlich gegenübersteht. Hier braucht es viel Überzeugungsarbeit und Durchhaltevermögen, um die Vorteile digitaler Lösungen einfach und überzeugend zu vermitteln.
Und nicht zuletzt ist natürlich auch das Thema Finanzierung in Zeiten der Ungewissheit und zurückhaltender Investoren eine Herausforderung. Ich denke, dass wir hier bisher vieles richtig gemacht haben, denn wir sind durch eine Reihe von Investoren finanziert, und das nicht nur aus der Logistikbranche. Im November konnten wir bekannt geben, eine Finanzierung in Höhe von 2,9 Millionen Euro bekommen zu haben.
Das Kapital stammt vom Berliner Frühphaseninvestor Cavalry Ventures und dem auf Logistik spezialisierten Investor Dynamo Ventures aus Tennessee, USA. Zudem beteiligten sich an der Finanzierungsrunde Entrepreneur First und Prequel Ventures. Business Angels und Logistik-Experten investieren ebenfalls, darunter die Gründer von Flexport, Philipp Ortwein, Maximilian Schäfer und Markus Doetsch (Gründer von Instafreight), Jens Lapinski von Angel Invest, Ewald Kaiser (ehemaliger COO von DB Schenker), Nathan Zielke (ehemaliger Vorstand von SBB & Rail Cargo Austria) und Marian Pufahl (Direktor von Project44).
Wer ist die Zielgruppe von rouvia?
Unsere Zielgruppe sind hauptsächlich Spediteure und Logistik verantwortliche, die einen Wert in Innovationen sehen und ihre Lieferketten optimieren wollen. Gemeinsam mit ihnen wollen wir eine digitale und multimodale Zukunft sichern, um Effizienz zu fördern und den Umschwung zu nachhaltigen Lieferketten zu beschleunigen.
Wie funktioniert rouvia? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
rouvia ist ein Fracht-Management-System, über das Speditionskunden jegliche Landtransporte digital und effizient planen, buchen, und verwalten können.
Die Grundbasis des Systems bildet unser Kapazitätsnetzwerk, für das wir Frachtführer auf der Straße, Schiene und Wasserstraßen über Schnittstellen in einer digitalen Lösung integrieren und ihre Datensätze harmonisieren. Dies bildet den Grundstein für die Modularität, über die wir die verschiedenen Verkehrsträger nahtlos kombinieren können. Dadurch können wir sicherstellen, dass wir stets den wirtschaftlich und ökologisch besten Transport für die Anforderungen unserer Kunden widerspiegeln.
Im Planungsprozess liefern wir unseren Kunden binnen Sekunden eine Übersicht der möglichen Transportoptionen und bieten durch Echtzeitdaten von Preisen, Transportzeiten, und CO₂-Emissionen eine noch nie dagewesene Transparenz, um optimierte Entscheidungen zu ermöglichen. Die Auftragsvergabe an den oder die Frachtführer kann durch die Standardisierung von Prozessen in weniger als 1 Minute erfolgen, egal ob es sich hierbei um Spot- oder Festkapazitäten handelt. Im Transportmanagement dreht sich alles rund um die Automatisierung von arbeitsintensiven Prozessen, und erhöhter Visibilität entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Durch die digitale Einbindung der verschiedenen Dienstleister einer intermodalen Lieferkette, können wir unseren Kunden ETA-Prognosen für jeden Transportabschnitt bereiten.
Heute arbeiten Speditionen oft mit dutzenden Subunternehmern, von denen jeder seine eigenen Buchungsformen und Prozesse hat und einen unterschiedlichen Digitalisierungsgrad aufweist. Dies bringt Ineffizienzen und erhöhte Kosten mit sich. Mit rouvia standardisieren wir diese Prozesse entlang des gesamten Tarnsportzyklus und schalten Effizienzen frei, die es in dieser Form heute nicht gibt. Über eine einzige API-Schnittstelle, oder unser Web-basiertes Interface, können Spediteure so jegliche benötigten Kapazitäten digital managen – effizient, nahtlos, und zukunftssicher.
Zudem lässt sich mit rouvia auf Basis der Vorgänge eine umfangreiche Leistungsanalyse erstellen. Auf diese Weise können Speditionen ihre Kapazitäten skalieren und sich flexibel an die sich verändernden Transportanforderungen, Kundenbedürfnisse und Marktentwicklungen anpassen.
Ein weiteres Plus: Die multimodalen Transportketten von uns können den CO₂-Ausstoß um bis zu 90 Prozent senken und die Frachtkosten um circa 15 Prozent reduzieren.
rouvia ist tatsächlich die erste digitale Transportplanungsplattform für Spediteure und Logistiker, die alle Verkehrsträger des Landverkehrs nahtlos (ohne Brüche) integriert.
rouvia, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unser Ziel mit rouvia in den nächsten Jahren wird es sein, einen neuen Standard für ein nachhaltigeres Fracht-Management in Europa zu setzen. Während heute ein Großteil der europäischen Transporte mit dem klassischen LKW durchgeführt werden, glauben wir an eine multimodale Zukunft, in der für jeden Transport der Verkehrsträger eingesetzt wird, der wirtschaftlich und ökologisch den größten Mehrwert für Speditionen, deren Kunden, und dessen Umgebung erbringt. Der Grundstein hierzu ist der holistische Tür-zu-Tür Gedanke, den wir mit unserer vollumfänglichen Lösung verfolgen, sowie ein ausgezeichnetes und kontinuierliches Kundenerlebnis.
Derzeit bieten wir unsere Lösung ausschließlich für die Planung, Buchung und das Management von externen Kapazitäten. Nach dem Ausbau und der Optimierung des Kapazitätsnetzwerkes und der derzeitigen Kernfunktionen ist der nächste Schritt die Einbindung der speditionsinternen Ressourcenplanung, um den Zyklus zu schließen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Erstens: Die richtige Balance finden. Geschäftsziele sind wichtig und es ist entscheidend, sich für die Umsetzung einen ausgereiften Plan zurechtzulegen – auch mit Blick auf das erste Investment. Doch dabei darf die Firmenkultur auf keinen Fall zu kurz kommen, und das bedeutet auch, dass man den Mitarbeitenden vorleben sollte, was man unter Work-Life-Balance versteht. Das hilft nicht nur dabei, die Kolleg*innen von Anfang an mitzunehmen, sondern sorgt auch dafür, dass man selbst nicht nach kurzer Zeit ausbrennt.
Zweitens: Sorgt für Transparenz. Wo stehen wir und wo wollen wir hin? Hier sollten Gründer*innen stets Klarheit schaffen und nah am Team und den Partnern sein. Das kann manchmal auch bedeuten, zuerst ehrlich zu sich selbst zu sein.
Drittens: Suche den Dialog, so oft es geht. Gerade in Branchen, die sich mit der Digitalisierung schwerer tun, ist es entscheidend den Kontakt zu suchen – und zwar zu jeder sich bietenden Gelegenheit. Manchmal habe ich den Eindruck, dass einzelne Gründer*innen nur ihren Investoren gefallen wollen oder davon ausgehen, dass man ihre Lösung ohnehin feiern wird. Das ist nicht der Fall. Gerade digitale Lösungen müssen immer wieder erklärt werden und dabei muss der Kunde und seine Marktrealität im Mittelpunkt stehen.
Wir bedanken uns bei Benjamin Noyan für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder