Ackerherz bietet eine breite Auswahl an hochwertigen Bio-Produkten über einen Online-Shop mit Mitgliedschaftsmodell an und macht sie so für alle leicht zugänglich und erschwinglich
Seit unserem letzten Interview hat sich Ackerherz stark weiterentwickelt. Was waren die größten Erfolge und Herausforderungen im vergangenen Jahr?
Zunächst einmal danke für die Interviewmöglichkeit! Ich nutze die Gelegenheit, mich kurz vorzustellen: Ich bin Julia Möckel und seit Juni 2024 als neue CEO mit Ackerherz auf gemeinsamer Mission – und habe es bis heute zu keinem Zeitpunkt bereut.
Wir von Ackerherz sind 2022 angetreten, um den Handel mit Bio-Produkten zu revolutionieren und sie für jede*n erschwinglich zu machen. Bio galt und gilt auch heute noch in gewisser Weise als elitär, was in unseren Augen wenig zielführend ist. Bio muss sich gesamtgesellschaftlich etablieren, wenn die Ökologisierung der Landwirtschaft und damit der gesamte ökologische Wandel gelingen soll. Unser Anspruch ist es deshalb, Bio diesen Stempel zu nehmen, indem wir eine große Auswahl an Bio-Produkten bis zu 50 % günstiger über einen Onlineshop mit Mitgliedschaftsmodell vertreiben. Vor allem vor dem Hintergrund der Inflation ist dieser Anspruch wichtiger denn je.
Was sich seitdem verändert hat, ist die Kaufbereitschaft von Kund*innen, wenn es um Bio-Produkte geht.
Kurz gesagt: Die Deutschen greifen wieder vermehrt zu Bio. Nicht zuletzt, da auch Discounter mehr und mehr Bio-Produkte in ihr Sortiment aufnehmen. Grundsätzlich finden wir es natürlich großartig, wenn Bio-Produkte einem größeren Markt zugänglich werden – genau dafür sind wir ja ursprünglich angetreten. Wir von Ackerherz wollen diese Bewegung noch weiter befeuern, indem wir den klassischen, stationären Bio-Fachhandel, der sich durch hohe Qualität und großes Engagement seitens der Erzeuger*innen auszeichnet, auf das Onlinegeschäft erweitern – natürlich zu den für uns typischen fairen Preisen.
Wir profitieren natürlich von der verstärkten Kaufbereitschaft von Bio-Lebensmitteln und ich wage gleichzeitig zu behaupten, dass wir von Ackerherz daran nicht ganz unbeteiligt sind. Als wir vor zwei Jahren mit unserem Modell gestartet sind, wussten wir nicht, ob Kund*innen überhaupt bereit dazu sind, Bio-Produkte online zu shoppen. Heute wissen wir: Wir haben genau den richtigen Schritt gewagt, denn unsere Mitgliederzahlen haben sich in 2024 gegenüber dem Vorjahr verdoppelt und unser Umsatz ist sogar um das 2,5-fache gestiegen. Nicht zuletzt auch, da wir unser Sortiment kontinuierlich erweitert und dabei unsere Community immer mit einbezogen haben.
Wie haben Sie Ihre Lieferkette weiter optimiert, um den steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Regionalität gerecht zu werden?
Wie bereits erwähnt, wurde Ackerherz gegründet, um Bio-Produkte für alle zugänglich zu machen. Auf Regionalität setzen wir überall dort, wo es möglich ist, und haben stets den Anspruch, mit jenen Lieferant*innen zusammenzuarbeiten, die die qualitativ hochwertigsten Produkte anbieten. Unter bestimmten Umständen kommen wir in puncto Regionalität allerdings an unsere Grenzen. So können Landwirt*innen bspw. Linsen und Nudeln nur auf dem bundesweiten Markt profitabel vertreiben. Unsere Mitglieder beziehen dann zwar haltbare Lebensmittel von einem bundesweiten Lieferanten, können aber gleichzeitig dank der Preisersparnis durch Ackerherz aber den/die lokal*en Bio-Gemüsebäuer*in von nebenan unterstützen.
Um außerdem einen anderen Aspekt der Regionalität aufzugreifen: Die Versorgung des ländlichen Raumes ist uns ein großes Anliegen. Große Bio-Ketten finden sich in Deutschland meist in Städten, auf dem Land ist die Versorgung unterdurchschnittlich. Das zeigen auch unsere Nutzungsstatistiken: Zwei Drittel unserer Kundschaft bestellen aus dem ländlichen Raum.
Die Nachfrage nach regionalen und umweltfreundlichen Produkten wächst stetig. Wie reagiert Ackerherz auf diesen Trend in Bezug auf das Sortiment?
Wir reagieren darauf, indem wir unser Sortiment kontinuierlich weiter ausbauen. So ist es unser Ziel, zeitnah auch frische Lebensmittel anzubieten. Hierfür braucht es allerdings ein engmaschiges Lieferantennetzwerk, das schnell, mit einem konkreten Zeitfenster und mit ökologischen Verpackungen zustellt – Regionalität wird auch hier zusehends wichtig. Ich möchte außerdem nicht unerwähnt lassen, dass die Zusammenarbeit mit unserer Community unglaublich wertvoll ist, wenn es um die Erweiterung des Sortiments geht. Schließlich wissen unsere Kund*innen am besten, welches Produkt ihnen noch in der Vorratskammer fehlt.
Welche neuen digitalen Features oder Optimierungen haben Sie eingeführt, um den Einkauf für Ihre Kundschaft noch einfacher zu gestalten?
Wir versuchen, das Einkaufserlebnis so personalisiert wie möglich zu gestalten, so dass jede*r Kund*in auf seine/ihre Bedürfnisse zugeschnittene Produktempfehlungen angezeigt bekommt. Eine App haben wir noch gar nicht, werden diese aber im nächsten Jahr implementieren.
Welche Maßnahmen haben Sie unternommen, um die Umweltbilanz von Ackerherz zu verbessern? Gibt es konkrete Projekte zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks?
Wir benutzen recyceltes Versandmaterial und versenden CO2-kompensiert. Wir reisen nur mit der Bahn zu unserem Mutterkonzern La Fourche nach Paris und freuen uns auf die Direktverbindung zwischen Berlin und Paris, die im Dezember implementiert werden soll.
Der Löwenanteil unseres CO2-Fußabdrucks entfällt aber natürlich auf die Produkte, die wir verkaufen. Online anzubieten, war daher für uns von Anfang an Mittel zum Zweck: Nur die wenigsten wissen, dass Onlineeinkäufe einen deutlich kleineren CO2-Abdruck haben als Käufe im Ladengeschäft, z.B. aufgrund von Betriebskosten des Geschäfts, Mitarbeitenden oder der Fahrt jedes und jeder Einkaufenden zum Supermarkt.
Um den CO2-Fußabdruck unserer Produkte noch weiter zu senken, bieten wir außerdem Inhalte zu Themen wie veganer Ernährung oder Verzicht auf Kaffee an und spielen zugehörige Produktempfehlungen aus.
Die Konkurrenz im Bereich der Online-Lebensmittelhändler wächst. Wie differenziert sich Ackerherz, um weiterhin aufzufallen und Kund*innen zu binden?
Wir von Ackerherz haben uns auf die Fahne geschrieben, auch den ländlichen Raum zuverlässig mit hochqualitativen Bio-Lebensmitteln zu versorgen. Unsere unbedingten USPs sind darüber hinaus zum einen unsere Angebotsvielfalt und zum anderen, dass Kund*innen bei uns bis zu 50 % günstiger einkaufen können.
Haben Sie Pläne, Ihre geografische Reichweite auszubauen, oder stehen neue Services für Ihre Kundschaft in Aussicht?
Ackerherz ist auf dem deutschen Markt aktiv und wir verfolgen dieselbe Mission wie unser Mutterkonzern La Fourche in Frankreich. Unser nächstes Ziel ist es nun, das oben erwähnte deutschlandweite Lieferantennetzwerk aufzubauen, um unsere Kund*innen nachhaltiger und noch schneller mit einer noch größeren Produktauswahl versorgen zu können. Und als langfristiges Ziel gilt natürlich nach wie vor: Der größte Online-Supermarkt für Bio-Produkte zu werden.
Wie haben sich die Erwartungen und das Feedback Ihrer Kundschaft entwickelt, und wie passt sich Ackerherz an diese neuen Erwartungen an?
Unser Sortiment hat sich seit unseren Anfängen stark erweitert und darauf reagieren die Mitglieder sehr positiv. Aktuell ist der dringendste Wunsch unserer Mitglieder, bei Ackerherz auch aus weiteren Kategorien auswählen und bspw. frische Lebensmittel bestellen zu können.
Welchen Einfluss haben technologische Entwicklungen, wie Künstliche Intelligenz oder Datenanalyse, auf die Betriebsabläufe und das Kundenerlebnis bei Ackerherz?
Als E-Commerce-Unternehmen haben wir natürlich Zugriff auf einen großen Datenschatz und verfügen dadurch, dass wir Inhalte personalisiert ausspielen und schneller auf Trends reagieren können, am Ende auch über einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den stationären Läden.
Wie sehen Sie die Zukunft des nachhaltigen Online-Lebensmittelhandels in Deutschland, und welche Rolle wird Ackerherz dabei spielen?
Dass der Onlinehandel, egal mit welchen Produkten, boomt, ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt. Gerade im Bio-Fachhandel-Segment sehen wir hier deutliches Potenzial, das stationäre Angebot, das es vor allem in den Städten gibt, zu erweitern – auf den Onlinehandel und damit vor allem auf den ländlichen Raum. Ackerherz wird dabei eine maßgebliche Rolle spielen, davon bin ich überzeugt.
Was möchten Sie anderen Gründern mit auf den Weg geben, die sich im Bereich Nachhaltigkeit und E-Commerce etablieren wollen?
Nachhaltigkeit geht uns alle an, auch wenn die Berichterstattung rund um Fridays for Future und Co. deutlich zurückgegangen ist. In diesem Sinne ist jede Maßnahme wertvoll, die dazu beiträgt, den Klimawandel etwas zu verlangsamen. An die Gründer*innen da draußen: Sucht euch ein Problem und entwickelt eine Lösung, die Welt braucht euch!
Bild Ackerherz CEO Julia Moeckel Copyright Ackerherz
Wir bedanken uns bei Julia Moeckel für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.