Alasco macht die Prozesse in der Immobilienbranche digital und transparent
Stellen Sie sich und das Startup Alasco doch kurz unseren Lesern vor!
Hi, mein Name ist Benjamin Günther. Mit meinen Mitgründern Sebastian Schuon und Anselm Bauer habe ich 2018 Alasco gegründet. Unsere Mission ist es, die Immobilienbranche auf Augenhöhe mit digital führenden Industrien zu bringen – mit Cloud-basiertem Echtzeit-Controlling. Klingt im ersten Moment sehr trocken, ist aber tatsächlich total spannend und wichtig. Denn zum einen betrifft bezahlbarer Wohnraum jede und jeden einzelnen von uns. Zum anderen ist die Bau- und Immobilienbranche ein enormer Hebel, um CO2-Emissionen zu senken und die Klimaschutzziele zu erreichen. Das sind Themen, mit denen wir uns jeden Tag beschäftigen und die wir mit Alasco angehen.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Die Idee zu Alasco entstand, nachdem Sebastian, Anselm und ich unser erstes Start-up Stylight an Pro7Sat1 verkauft hatten. Meine Mitgründer und ich haben damals zusammen ein Family Office in München eröffnet und andere Start-ups als Investoren und Business Angels unterstützt, z.B. Personio. Außerdem haben wir in Gewerbeimmobilien investiert und dabei schnell gemerkt, dass uns kein Tool so richtig glücklich macht. Die Branche war generell sehr wenig digital.
Das gesamte Kostencontrolling lief über Excel-Listen – und wer schon einmal in Excel gearbeitet hat, weiß, wie fehleranfällig das ist. Gerade wenn es um große Geldsummen geht, können Kosten komplett aus dem Ruder laufen, wie etwa beim Flughafen BER oder der Elbphilharmonie. Das ist ein echtes Trauerspiel, wenn man bedenkt, dass die Bau- und Immobilienbranche eine der größten Industrien Deutschlands ist. Für unsere Zwecke hat Sebastian dann selbst etwas programmiert. So fingen wir an, uns mit dem Thema zu beschäftigen, woraus dann die Idee zu Alasco entstand.
Welche Vision steckt hinter Alasco?
Wir möchten die Prozesse in der Branche digital und transparent machen, um Kosten und Zeit zu sparen. Und genau das ist unsere Vision: schnellere, bessere, datengetriebene Entscheidungen ermöglichen und die Branche fit für die Zukunft machen. Um das zu erreichen, wollen wir den kompletten Lebenszyklus einer Immobilie kostenseitig digital abbilden und steuerbar machen – vom Bau bis zum Bestand.
Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die größte Herausforderung war sicherlich die Real Estate Branche als solche, weil man es mit sehr vielen Stakeholdern und Parteien zu tun hat. Man muss also nicht nur einen Kunden und sein Geschäftsmodell verstehen, seine Interessen kennen und seine Probleme lösen, sondern immer mehrere Perspektiven einnehmen, um erfolgreich zu sein. Gleichzeitig sind wir ausgerechnet 2018 mit dem Thema Kostencontrolling gestartet – in einer Zeit, in der Kosten nicht die größte Priorität hatten.
Mittlerweile ist der Preisdruck durch Kostensteigerungen und Lieferengpässe die größte Herausforderung der Branche. Dieses enorme Potenzial haben nicht nur wir, sondern auch unsere Investoren erkannt. Wir finanzieren uns durch Venture Capital und vertrauen auf Brancheninsider und Business Angels. Uns war immer wichtig, dass wir das Beste aus beiden Welten vereinen – Tech und Real Estate.
Das erste Seed-Kapital kam 2018 u.a. von HV Holtzbrinck Ventures, Prop-Tech Investor Picus Capital und den Flixbus-Gründern. Mit Business Angels wie dem Personio-Gründer Hanno Renner haben wir zusätzliche Tech- und Startup-Kompetenz an Bord. Die Lösung erhielt damit den nötigen Feinschliff und wurde an den Markt gebracht. Anfang 2022 kam dann die Series B Finanzierungsrunde angeführt von Insight Partners, einem der der weltweit führenden Software- und Technologie-Investoren.
Wer ist die Zielgruppe von Alasco?
Zum einen wollen wir Projektentwickler bzw. Bauherren erreichen, die Immobilienprojekte verwirklichen. Aber wir sprechen auch Asset Manager mit dem immer wichtiger werdenden Thema ESG an. Grundsätzlich profitieren alle an einem Immobilienprojekt beteiligten Personen und Gewerke von der Nutzung von Alasco. Früher mussten z.B. Handwerker bis zu drei Monate auf ihr Geld warten, weil Rechnungen analog durch mehrere Hände gingen und gestempelt wurden. Mit der digitalen Rechnungserfassung durch Alasco haben Handwerker ihr Geld in der Regel schon nach 5 bis 7 Werktagen, weil sich alles ganz einfach via Klick freigeben lässt. Das klingt banal, ist aber leider noch nicht state-of-the-art.
Wie funktioniert Alasco? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Kern von Alasco ist der Echtzeit-Ansatz, mit der Cloud als zentraler Plattform. Dank dieser können alle Projektbeteiligten Finanzdaten und Prozesse digital und aktiv managen. Verträge, Aufträge und Rechnungen lassen sich ortsunabhängig verwalten und freigeben. Übersichten zu Ausgaben und Budgets sind dank dem Echtzeit-Feature immer auf dem aktuellsten Stand und für alle Beteiligten verfügbar. Alasco verbessert auf diese Weise nicht nur die Usability und Produktivität, sondern mit automatisierten Workflows auch die Zusammenarbeit. Excel-Exzesse sind passé.
Wo geht der Weg für Alasco hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Mit den frischen 35 Millionen Euro aus unserer Series-B-Finanzierungsrunde im Januar werden wir vor allem unser Produkt verbessern. Das heißt: Entwicklungskapazitäten und Produktentwicklung massiv ausbauen. Dafür sind wir im ständigen Austausch mit unseren Kunden, um auch wirklich die Lösungen zu entwickeln, die sie brauchen. 2022 verdoppeln wir die Zahl der Mitarbeitenden und stellen 120 neue Top-Talente ein. Außerdem bringen wir Alasco auf den internationalen Markt und sind gerade dabei, unser erstes Office in London zu eröffnen.
In den nächsten Jahren wollen wir weiter schrittweise expandieren und Alasco weiter in Richtung einer umfänglichen “Real Estate Success Software” entwickeln, die Projektbeteiligte bei ihren datengetriebenen Entscheidungen und Workflows unterstützt. Sie soll dann bis 2025 bei über 100.000 Gebäuden zum Einsatz kommen. Die Vision: Die Branche nachhaltig digitalisieren, Kosten- und Zeitaufwand minimieren und CO2-Emissionen reduzieren.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Demütig bleiben: Es gibt Dinge, die man gut kann und Dinge, die man nicht so gut kann. Es hilft, sich das immer wieder zu vergegenwärtigen. Kann man etwas nicht, sollte man auf die Expertise der Gesellschafter vertrauen – so bekommt man von allen Seiten die richtigen Perspektiven.
Es gibt ein Thema, das Gründer oft vernachlässigen: die persönliche Entwicklung. Darum kümmert sich ja eigentlich keiner, aber es hat einen enormen Einfluss auf die Unternehmens- und Führungskultur.
Darauf achten, wie groß der Markt ist. Egal wie gut die Idee ist – wenn das Marktpotenzial nicht stimmt, wird sie im Sand verlaufen.
Wir bedanken uns bei Benjamin Günther für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder