Montag, November 18, 2024
StartGründerTalkWie hat dieser Manager den Erfolg seiner Künstler gemeistert?

Wie hat dieser Manager den Erfolg seiner Künstler gemeistert?

ALL IMPACT Management ist spezialisiert auf das strategische Management und die langfristige Entwicklung von erfolgreichen Künstlerkarrieren.

Herr Völler, Sie sind seit 2015 im Artist Management tätig. Was hat Sie ursprünglich dazu bewogen, in diese Branche einzusteigen, und wie hat sich Ihre Vision für ALL IMPACT Management seitdem entwickelt?

Für mich persönlich war immer klar: Ich möchte selbstständig sein. Die Medien haben dabei immer eine große Rolle für mich gespielt. So hatte ich im Jahr 2012 zum Beispiel noch selbst einen YouTube Channel. Ich wollte allerdings lieber etwas Größeres schaffen. Diese Möglichkeit sah ich im Management. In den ersten Jahren, bis 2015, sah es noch ziemlich mau aus in Deutschland. In den USA boomte hingegen der Markt und so habe ich auch in Deutschland total an den digitalen Erfolg der Creator bzw. damals YouTuber und Blogger geglaubt. 

Von Beginn an lautete meine Vision und zugleich Mission: Ich möchte mit den absoluten Top Brands zusammenarbeiten und Creator dorthin entwickeln. Nach zwei Jahren als Einzelunternehmer habe ich 2017 ALL IMPACT Management gegründet. Mit Gründungsstart ging es im Februar 2017 erstmals zur Fashion Week nach New York. Diese steht für mich für High-End und maximalen Erfolg und so lautet auch die Vision für ALL IMPACT. Wir wollen allen voran in Deutschland, nach Möglichkeit auch international, maximal erfolgreich arbeiten. 

Was sind Ihrer Meinung nach die entscheidenden Faktoren, die eine erfolgreiche Social Media Karriere ausmachen?

Grundsätzlich gibt es in Social Media nicht die eine Formel, die es umzusetzen gilt, um am Ende erfolgreich zu sein. Ich halte auch wenig davon zu sagen jeder Creator müsse seine Nische finden. Das wichtigste Kriterium meiner Meinung nach ist, dass jeder Creator vor der Kamera genau so agiert, wie hinter der Kamera. Das Wort „Authentizität“ wird leider inflationär in Social Media angewendet, ist hier aber Goldrichtig platziert. Die wichtigsten Eigenschaften für einen Creator sind Kreativität, Kontinuität und vor allem eine echte Bindung zu seiner Community, sprich den Followern. Die Followerzahlen in Gänze sind total egal, was zählt ist die Bindung der Community. Hierin liegt das Geheimnis zum Erfolg. 

Sie betonen die Wichtigkeit der Positionierung als Creator. Was sind die häufigsten Fehler, die neue Creator bei ihrem Personal Branding machen, und wie können diese vermieden werden?

Der größte Fehler, den Creator begehen, ist die blanke Jagd nach Followern. Oftmals signalisiert das ein Desinteresse an den bestehenden Followern, auf die gar nicht eingegangen wird.

Ein großer Fehler sind auch die übertriebenen Gewinnspiele. Kurzfristig erzeugen diese vermeintlich tolle Zahlen, die wenige Wochen später nichts mehr wert sind, weil es in der Regel nicht zur Community-Bindung führt, sondern lediglich zu Followern, die auf ein erneutes Gewinnspiel warten. Der Reiz für Brands und Agenturen geht dadurch natürlich berechtigterweise verloren. 

Wie findet ein Creator den passenden Content für sich, und welche Rolle spielen dabei die individuellen Stärken und Interessen des Creators?

Ein Creator soll und muss im Idealfall seine persönlichen Interessen ausleben. Nichts funktioniert meiner Erfahrung nach besser, als diese in den Vordergrund zu stellen. 

Natürlich gehört aber etwas mehr dazu. Der Content muss entsprechend umgesetzt werden, ansprechend sein und die Community im Idealfall begeistern. Darüber hinaus sollte dieser Content so gut sein, dass die Community um Menschen mit den gleichen Interessen erweitert wird, also Follower, die sich mit dem Creator identifizieren. 

Mit Cita Maass, Gerda Lewis und Jessie Bluegrey haben wir bei uns im Management gleich drei Creatorinnen die deshalb in Deutschland zu absoluten Top-Creatorinnen gehören. Mit Millane Friesen haben wir anhand dieser Strategie sogar den Weg zu einer internationalen Karriere geebnet. 

Warum ist die Qualität der Follower wichtiger als deren Anzahl, und wie kann ein Creator gute von schlechten Followern unterscheiden?

Hat ein Creator viele Follower, aber wenige Views in der Story, wirkt sich das prozentual negativ auf das Engagement aus. Gleiches gilt auch im Feed bei der Anzahl der Likes oder den Abrufen der Reels. 

Zudem ist es wichtig, dass die Follower von Alter und Geschlecht her zum jeweiligen Creator und dessen Content passen. 

Ein Beispiel: Als weibliche Creatorin mit 800K Followern, die Damenmode in ihren Hauls bewirbt, bringen 500K männliche Follower rein gar nichts, wenn es um das Einlösen von Rabattcodes für Blusen und Strandkleider geht. 

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist auch der Länderanteil. Für deutsche Creator zählt hier insbesondere die DACH-Region in den Insights. 

Sie haben in der Vergangenheit betont, dass das Löschen von Followern ein Gamechanger sein kann. Können Sie ein konkretes Praxisbeispiel geben und erläutern, warum dies eine erfolgreiche Strategie sein kann?

Wenn ein Creator hauptsächlich die DACH-Region bespielt, dann ist es wichtig demographisch auch so aufgestellt zu sein. Dementsprechend ist es wichtig hier ein Auge auf das Following zu haben, womit in erster Linie natürlich Bots gemeint sind. Davon gibt es leider immer noch sehr viele. Ein paar wenige Prozent an Followern aus Europa oder beispielsweise den USA sind nicht schlimm, solange diese im marginalen Bereich sind. 

Ab wie vielen Followern benötigt ein Creator Ihrer Meinung nach ein Management, und welche Kriterien sollte ein Creator bei der Auswahl eines guten Managements beachten?

Das lässt sich anhand von Followern nicht sagen. Entscheidend ist, was ein Creator an Content, Kreativität, Fleiß, Zielstrebigkeit und Insights der jeweiligen Plattformen zu bieten hat. Auch unternehmerisches Denken ist ab einem gewissen Punkt von Relevanz. 

Mit einer Jessie Bluegrey haben wir mit unter 100K Followern auf TikTok begonnen, mit einer Millane Friesen damals bei weit unter 100K Followern auf Instagram. 

Ein Creator benötigt also genau dann ein gutes Management, wenn aus einem Hobby ein Beruf werden soll. 

Bei der Auswahl des Managements sollte darauf geachtet werden, welche Creator das Management bereits vertritt, welche Erfolge es vorzuweisen hat und wie breit es aufgestellt ist. Mit ALL IMPACT bieten wir nicht nur Unterstützung im klassischen Management an, sondern auch im Bereich PR und alles rund um die Kreativität und Erstellung von Content. 

Wie stehen Sie zur Zusammenarbeit mit minderjährigen Creatorn? Welche besonderen Herausforderungen und Verantwortungen bringt dies mit sich?

Die Zusammenarbeit mit Minderjährigen habe ich bei ALL IMPACT kategorisch ausgeschlossen. 2020 haben wir damals mit der UK-Creatorin „Darcey“, die drei Monate vor ihrem 18. Geburtstag stand, eine kurzfristige Ausnahme gemacht. Für mich ist es wichtig, dass Creator nicht nur die Schule beenden, sondern auch das echte Leben kennenlernen und somit eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren. Entscheiden kann ich das nicht, ich rate es aber jedem Creator, auch wenn uns das manchmal in der Arbeit aufhält. 

In all den Jahren habe ich in dieser Branche viel gesehen und meines Erachtens unterschätzen Eltern den Einfluss von Social Media auf ihre Kinder erheblich. Der Druck, den Zahlen, bestehend aus Followern, Views und Likes auf junge Menschen ausübt, ist enorm und kann erhebliche Nachteile in der persönlichen Entwicklung mit sich bringen. 

Betrachtet man die Entwicklung in den vergangenen zwei, drei Jahren, so sieht man, dass Creator mittlerweile nicht nur in Social Media stattfinden, sondern auch in den klassischen Medien, wie TV Werbung, digitalen Anzeigen in Städten oder auch bei Brands im stationären Handel. Das wird in Zukunft in allen Bereichen weiter zunehmen, nur eben noch zielgruppengerechter, als es bisher möglich war. Top-Creator bringen, bis auf wenige Ausnahmen, mehr Vertrauen mit als klassische Testimonials wie Sänger oder Models. 

Affiliate Marketing ist eine wichtige Einnahmequelle für Influencer. Was sind die wichtigsten Do’s and Don’ts, die Sie Ihren Artists in diesem Bereich mit auf den Weg geben?

Das Affiliate Marketing kann für Influencer in der Tat sehr spannend sein. Grundsätzlich gilt, der persönliche Content sollte immer überwiegen. Zu viel Werbung verwässert die Qualität. Die ausgewählten Werbepartner sollten zu den Interessen des Creators passen oder zu den Produkten, welche ggf. regelmäßig im Content eine Rolle spielen. 

Hat ein Creator mit einer Brand keine Kooperation, kann ein Affiliate Link tatsächlich eine weitere Möglichkeit der Monetarisierung sein und zugleich ein Service für die Community, aber auch die betreffende Brand. Wichtig ist, dass für eine solche Platzierung kein großer Werbeblock stattfindet und der Content nicht werblich wirkt. Wie bei jeder Werbung gilt es auch einen Affiliate Link korrekt zu kennzeichnen und die Follower darauf hinzuweisen. 

Sie haben als Solopreneur begonnen und leiten heute ein 15-köpfiges Team. Was waren die größten Herausforderungen auf Ihrem Weg, und welche Tipps würden Sie anderen angehenden Unternehmern geben?

Der Schritt in die Selbstständigkeit war das eine, das Personal zu führen war und ist aber nochmal etwas ganz anderes. Die größte Herausforderung bestand für mich darin, eine reibungslose und funktionierende Kommunikation zwischen den Standorten Köln und Hamburg hinzubekommen. In den ersten vier Jahren saßen wir alle immer an einem Tisch zum Teammeeting. Das änderte sich mit einem weiteren Standort und brachte das ein oder andere Thema im Tagesgeschäft mit sich. Heute sind wir alle gut eingespielt und das Team kommuniziert wunderbar und verbringt auch viel Zeit miteinander, sowohl in Köln als auch in Hamburg, da gibt es gerne mal gegenseitigen Besuch an beiden Standorten. 

Mein wertvollster Tipp lautet: Risiko wird belohnt! Ich war und bin grundsätzlich immer mutig unterwegs. Mitunter bringt das allerdings auch mal ein Minus mit sich, finanziell oder an anderer Stelle. Dennoch, die Lehren und Erkenntnisse aus mutigen Handlungen sind oftmals Gold wert und erweitern den persönlichen Horizont. 

Wie stellen Sie sicher, dass die Karrieren Ihrer Artists nachhaltig sind und auch langfristig erfolgreich bleiben? Welche Strategien und Planungen setzen Sie dafür ein?

Bei ALL IMPACT verfolgen wir das Ziel, unsere Creator langfristig zur eigenen Marke aufzubauen. Das macht sie unabhängiger von der Zusammenarbeit mit Unternehmen und bietet die Möglichkeit, den Content noch persönlicher zu gestalten. Wird eine eigene Brand aufgebaut, dann nach den persönlichen Interessen, welche mit den Interessen und Wünschen der Community, über oftmals viele Jahre, übereinstimmen. 

Als Manager ist es wichtig, dies frühzeitig zu erkennen und dafür entsprechend auch die nötigen Maßnahmen einzuleiten.

Gelangt ein Creator an diesen Punkt bzw. zeichnet sich die Möglichkeit für eine eigene Brand ab, so setzen wir uns zusammen und entwerfen einen Businessplan. Dieser Prozess nimmt einiges an Zeit in Anspruch und auch der Content muss dann fortan darauf abgestimmt werden. Mittlerweile sind wir in diesem Vorgang aber routiniert und haben die richtigen Ansprechpartner dafür an unserer Seite.

Bildcredits/Fotograf: Jonas Krautwurst

Wir bedanken uns bei David Völler für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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