Atelier Sofia steht für ein Schmucklabel, das recyceltes Gold und CO₂-neutrale Labordiamanten zu zeitlosen, werteorientierten Schmuckstücken verbindet
Wie ist die Idee zu Atelier Sofia entstanden und welche persönlichen Erfahrungen haben Sie auf diesem Weg geprägt?
Ich wollte schon immer etwas Eigenes machen, allerdings fehlte mir die passende Idee, wofür ich mich begeistern konnte, und meine Leidenschaft weckte. Alles begann zufällig, als ich auf der Suche nach einem Geschenk für die Hochzeit meiner Schwester auf das Thema Lab-Grown-Diamanten stieß. Nach dem Hochzeitstrubel habe ich mich intensiver damit beschäftigt, viel gelesen und schnell gemerkt: Hier brenne ich für etwas, nämlich ein eigenes Schmucklabel mit einem progressiven, werteorientierten Ansatz.
Ein halbes Jahr habe ich darüber nachgedacht, bevor ich mich entschied, diesen Traum ernsthaft zu verfolgen. Meine Familie hat mich von Anfang an unterstützt: Eine Schwester arbeitet in der Modebranche, die andere ist Bauingenieurin, Architektin und Feng-Shui-Beraterin und bringt ein feines Gespür für Formen und Design mit. Mein Bruder als Rechtsanwalt stand mir bei allen rechtlichen Fragen zur Seite. Diese Unterstützung hat mir ermöglicht, Atelier Sofia auf ein solides Fundament zu stellen – und gleichzeitig meinen persönlichen Traum zu leben: Schmuck zu kreieren, der nicht nur schön ist, sondern auch Bedeutung, Persönlichkeit und Werte trägt.
Meine Leidenschaft für Schmuck begleitet mich schon seit meiner Kindheit.
In unseren Urlauben in Griechenland kamen wir immer mit Armbändern, Ringen oder Halsketten zurück. Besonders in der Plaka in Athen gibt es unzählige sehr süße, kleine Läden mit Unmengen an Schmuck, dort haben wir immer was gefunden. Zudem haben wir uns dort Material gekauft, um selbst zu Hause in Deutschland für uns Schwestern Armbänder herzustellen. Meine Schwester hatte mir mal ein Armband mit Kristallperlen und Buchstaben gemacht auf dem „Sugar“ stand und dies trug ich fast immer. Ich weiß noch, als ich nach einer Vorlesung zum Professor gegangen bin, um ihn etwas zu fragen und er zu mir sagt: „Sugar? Ach, wie süß, heißen Sie so?“ Ich bin hochrot angelaufen und stammelte nur: ,,Äh nein, ich heiße Sofia, das war ein Geschenk.“ Danach hieß ich für einen Kommilitonen, der das mitbekommen hatte, nur noch Sugar. Schmuck verbindet Menschen, erzählt Geschichten und hält immer eine Anekdote bereit. Das finde ich sehr schön.
Welche Rolle spielt Ihre internationale Erfahrung bei Marken wie Louis Vuitton und Wolford für die Arbeit mit Atelier Sofia?
Eine sehr große Rolle. Schon während meines BWL-Studiums in Düsseldorf wollte ich in die Modebranche und habe als Aushilfe bei Louis Vuitton in der RTW-Abteilung sowie in der damaligen Deutschlandzentrale gearbeitet. Dort habe ich gelernt, was es bedeutet, Luxus auf höchstem Niveau zu denken – von der Perfektion im Detail bis hin zur besonderen Beziehung zu den Kundinnen und Kunden. Bei Wolford hat mich die konsequente Innovationskraft beeindruckt: Das Unternehmen hat immer wieder neue Materialien und Techniken auf den Markt gebracht und damit Standards gesetzt. Diese Haltung – Tradition mit Fortschritt zu verbinden – hat mich sehr geprägt.
Als ich dann auf das Thema laborgezüchtete Diamanten gestoßen bin, konnte ich genau diese Erfahrungen verbinden: die Welt des Luxus mit Innovationsgeist und die Fähigkeit, Mode und Schmuck nicht nur als Produkte, sondern als Ausdruck von Persönlichkeit, Stil und Haltung zu begreifen. Für mich ist Atelier Sofia die Synthese aus all diesen Stationen – ein Label, das Eleganz und Qualität mit einem modernen, zukunftsorientierten Ansatz verbindet.
Was verstehen Sie unter modernem, werteorientiertem Luxus und wie setzen Sie dieses Konzept im Alltag Ihres Unternehmens um?
Mir gefällt Ihre Wortwahl „moderner, werteorientierter Luxus“. Dieser Begriff interpretiert Luxus neu: weg von reinem Status, Überfluss und äußeren Symbolen hin zu einem Luxus, der mit persönlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Werten im Einklang steht. Moderner, werteorientierter Luxus bedeutet für mich, dass Kostbarkeit nicht allein im materiellen Wert oder in äußerem Glanz liegt, sondern in der Verbindung von Ästhetik, Verantwortung und Bedeutung. Ein Schmuckstück wird so zu einem Ausdruck von Haltung: zeitlos gestaltet, mit Sorgfalt gefertigt und aus Quellen stammend, die Fairness, Qualität und Authentizität widerspiegeln.
Wir arbeiten ausschließlich mit recyceltem Gold, das von Scheideanstalten in Pforzheim – der traditionsreichen Goldstadt Deutschlands – stammt. Aus bereits vorhandenem Gold entstehen so neue Schmuckstücke, die Schönheit und Verantwortung miteinander verbinden. Unsere Partner in Pforzheim, von der Manufaktur bis hin zum Lieferanten für Halsketten und Armbänder, verwenden ausschließlich recyceltes Gold. So bleibt der gesamte Entstehungsprozess unserer Schmuckstücke konsequent im Kreislauf – regional verankert, hochwertig gefertigt und werteorientiert gedacht. Ein Kreislauf, der für uns den einzig richtigen Weg darstellt. Denn wir fragen uns: Müssen heute wirklich noch Gold und auch Diamanten unter schwierigsten Bedingungen aus der Erde geholt werden? Wir glauben: nein. Unser Ziel ist es, Ressourcen zu bewahren und gleichzeitig Schmuck zu erschaffen, der Werte verkörpert.
Auch bei unseren Labordiamanten gehen wir diesen Weg: Wir beziehen ausschließlich Labordiamanten von unserem Partner in Antwerpen, der den gesamten Lebenszyklus – vom Einkauf der Gase über das Wachstum und den Schliff bis hin zur Anlieferung der Labordiamanten – CO₂-neutral gestaltet. So verbinden wir Schönheit und Eleganz mit Innovationskraft und Verantwortung.
Mit Atelier Sofia verbinden Sie recyceltes Gold aus Pforzheim und CO₂-neutrale Labordiamanten aus Belgien. Was macht diese Kombination für Sie so einzigartig?
Unsere Schmuckstücke vereinen Tradition und Innovation auf eine besondere Weise. Pforzheim steht seit 1767 für höchste Schmuckkunst und präzises Handwerk – hier beziehen wir unser recyceltes Gold, das bereits einen langen Weg hinter sich hat und nun in einem neuen Kreislauf weiterlebt. Die Labordiamanten wiederum beziehen wir aus Antwerpen, der internationalen Hauptstadt des Diamantenhandels. In Antwerpen arbeiten wir mit einem Partner zusammen, dessen Labordiamanten in Indien, China und den USA zu 100% mit erneuerbaren Energien hergestellt werden, und deren gesamter Lebenszyklus CO₂-neutral gestaltet ist – vom Wachstum über den Schliff bis zur Anlieferung nach Antwerpen. Zusammen bringen diese beiden Elemente das Beste aus Vergangenheit und Zukunft zusammen – klassisches Handwerk trifft auf moderne Verantwortung.
Welche Kundinnen und Kunden möchten Sie mit Ihren Schmuckstücken ansprechen und wie reagieren diese auf Ihr Verständnis von Green Luxury?
Ich möchte Menschen ansprechen, die Schönheit nicht losgelöst von Sinn sehen, sondern Schmuck tragen möchten, der auch eine Haltung verkörpert. Ich möchte Frauen ansprechen, die unabhängig und selbstbewusst sind – Frauen, die mitten im Leben stehen, sich ihre Wünsche selbst erfüllen und nicht jemanden um Erlaubnis bitten müssen, ob sie sich etwas Schönes gönnen dürfen. Sie schenken sich selbst etwas Wertvolles. Schmuck erzählt Geschichten, weckt Emotionen und wird zum Spiegel der Trägerin oder des Trägers.
Meine Kundinnen und Kunden schätzen, dass sie mit unseren Schmuckstücken nicht nur Eleganz und Qualität wählen, sondern zugleich Verantwortung und Fairness unterstützen. Viele reagieren begeistert, weil sie merken: Luxus kann heute mehr bedeuten als Status – er kann eine bewusste Entscheidung sein.
Natürlich höre ich manchmal:
„Deine Schmuckstücke sind wunderschön, aber der Preis …“. Dann erkläre ich, wie er entsteht: Wir fertigen in einer traditionsreichen Manufaktur in Pforzheim, wo faire Bedingungen und höchste Handwerksqualität gelten. Die Arbeitskosten sind dort naturgemäß hoch, aber das spiegelt sich in der Präzision und Hingabe unserer Goldschmiede wider. Hinzu kommen unsere CO₂-neutralen Labordiamanten in höchster Qualität: Farbe D–F, Schliff Exzellent oder Exzellent bis Sehr gut+ sowie Reinheit VVS–VS. All das hat seinen Wert, und echte Qualität darf nicht auf Kosten von Handwerk und Anspruch reduziert werden.
Schauen wir mal auf die Modebranche:
Dort zahlen viele Konsumentinnen und Konsumenten ganz selbstverständlich hohe Summen für Luxusprodukte, die oft nicht dort gefertigt werden, wo es das Etikett vermuten lässt. „Made in Italy“ bedeutet nicht immer, dass ein Stück wirklich in italienischer Handwerkskunst entstanden ist – manchmal sind die Produktionsbedingungen weit entfernt von diesem Ideal. Ähnlich verhält es sich bei Luxusmode „Made in China“, die trotz niedrigerer Herstellungskosten zu enormen Preisen verkauft wird. Bei Atelier Sofia gehen wir bewusst den transparenten Weg, damit Kundinnen und Kunden genau wissen, wofür sie bezahlen: Handwerkskunst aus Pforzheim, feinste Labordiamanten und eine Haltung, die Werte sichtbar macht.
Die Demokratisierung von Luxus ist ein zentrales Thema für Sie. Was bedeutet das konkret für die Schmuckbranche?
Für mich bedeutet die Demokratisierung von Luxus, dass Schönheit, Qualität und Verantwortung nicht mehr einer kleinen Elite vorbehalten sein müssen. In der Schmuckbranche heißt das, hochwertige Stücke so zu gestalten und anzubieten, dass sie für mehr Menschen zugänglich werden – ohne Kompromisse bei Handwerk oder Werten. Luxus ist nicht länger nur eine Frage des Preises, sondern der Haltung und der Bedeutung, die ein Schmuckstück trägt.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen bei der Herstellung nachhaltiger Schmuckstücke und wie gehen Sie damit um?
Eine große Herausforderung liegt in der konsequenten Materialauswahl. Recyceltes Gold und CO₂-neutrale Labordiamanten sind nicht überall selbstverständlich verfügbar und erfordern zuverlässige Partner, die die gleichen Werte teilen. Zudem sind die Produktionskosten höher, und oft braucht es viel Aufklärungsarbeit, um Kundinnen und Kunden zu zeigen, warum dieser Weg so wichtig ist.
Hinzu kommt das Thema Glaubwürdigkeit. Denn während wir größten Wert auf Transparenz legen, gibt es leider in der Branche immer wieder schwarze Schafe, die es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen: Es wird behauptet, in Deutschland zu produzieren oder sogar Labordiamanten aus Deutschland zu verwenden, obwohl das schlicht nicht stimmt. Mein ursprüngliches Ziel war es tatsächlich, Labordiamanten aus Deutschland zu beziehen. Ich habe intensiv recherchiert und nach vielen Telefonaten drei Lieferanten gefunden – allerdings zu Preisen, die aufgrund der hohen Energie- und Arbeitskosten in Deutschland nicht konkurrenzfähig gewesen wären. Deshalb ist es für mich schwer nachvollziehbar, wenn Unternehmen mit „Labordiamanten aus Deutschland“ werben. Für Atelier Sofia habe ich die Suche schließlich auf Antwerpen ausgeweitet – die internationale Hauptstadt der Diamanten mit jahrhundertelanger Tradition und höchster Expertise. Dort habe ich einen Partner gefunden, der den gesamten Lebenszyklus seiner Labordiamanten CO₂-neutral gestaltet, vom Wachstum bis zum Schliff und der Anlieferung. Diese Verbindung aus weltweitem Diamanten-Know-how und moderner Verantwortung ist für mich die richtige Alternative – auch wenn es zunächst eine große Herausforderung war, von meinem ursprünglichen Ziel abzurücken.
Wo sehen Sie die größten Chancen für Green Luxury in den kommenden Jahren?
Ich sehe die größte Chance darin, dass immer mehr Menschen bewusster konsumieren und sich fragen: Woher kommt mein Schmuck, welche Geschichte steckt dahinter? Green Luxury gibt eine Antwort darauf, indem er Schönheit mit Integrität verbindet. Für die Branche bedeutet das, neue Maßstäbe zu setzen – und für mich persönlich ist es die Möglichkeit, Kundinnen und Kunden Schmuck anzubieten, der nicht nur Freude bereitet, sondern auch für eine bessere Zukunft steht.
Welche Vision verfolgen Sie mit Atelier Sofia und wie möchten Sie diese langfristig erreichen?
Meine Vision ist es, Luxus neu zu definieren: nicht als Überfluss, sondern als bewusste Entscheidung für Schönheit mit Haltung. Bewusster Luxus vereint Schönheit und Ethik harmonisch. Mit Atelier Sofia möchte ich zeigen, dass Schmuck zeitlos und elegant sein kann, ohne Kompromisse bei Fairness und Verantwortung. Langfristig möchte ich diese Philosophie weitertragen, über Kollektionen, die international wahrgenommen werden – dabei aber stets meinen Wurzeln und Werten treu bleiben.
Welche Entwicklungen oder Kollektionen dürfen wir in Zukunft von Ihnen erwarten?
Ich arbeite kontinuierlich daran, die Kollektionen weiterzuentwickeln und neue Designs zu schaffen, die die DNA von Atelier Sofia verkörpern: klare Formen, zeitlose Eleganz und meine tiefe Verbundenheit und Liebe zu Griechenland. Jedes Schmuckstück trägt den Namen einer griechischen Göttin oder Muse. Starke Wesen, die für Inspiration, Schönheit und Positivität stehen. Die Namen wähle ich sehr bewusst aus: Mal lasse ich mich von der Bedeutung einer Göttin oder Muse leiten und entwerfe ein Schmuckstück, das ihre Symbolik widerspiegelt. Ein anderes Mal steht zunächst das Design im Vordergrund, und erst danach entscheide ich, welche Göttin oder Muse mit ihrer Geschichte und Ausstrahlung am besten dazu passt. In diesem Namensprozess sind auch meine Schwestern stark eingebunden – ihre Perspektiven und Ideen sind für mich sehr wertvoll. Doch am Ende liegt die finale Entscheidung bei mir. Dieser wechselseitige kreative Prozess verleiht den Schmuckstücken zusätzliche Tiefe und macht sie zu mehr als nur einem Accessoire – sie tragen eine Geschichte in sich.
Was würden Sie jungen Gründerinnen raten, die sich in der Luxus- oder Lifestylebranche positionieren möchten?
Mein wichtigster Rat ist: Seien Sie mutig und vertreten Sie Ihre Haltung konsequent. In der Luxus- und Lifestylebranche wird viel mit Bildern und Versprechen gearbeitet – und nicht immer ist das, was nach außen kommuniziert wird, auch die Realität. Kundinnen und Kunden werden leider oft in die Irre geführt. Umso wichtiger ist es, sich selbst treu zu bleiben, transparent zu arbeiten und klar zu zeigen, wofür man steht. Wer diesen Weg mit Überzeugung geht, baut Schritt für Schritt Glaubwürdigkeit auf – und genau das schafft langfristig Vertrauen.
Welche drei wichtigsten Tipps geben Sie anderen Unternehmerinnen mit auf den Weg, die nachhaltige Geschäftsmodelle aufbauen wollen?
Mein erster Tipp ist: Bleiben Sie konsequent. Natürlich ist es in der Realität schwierig, in wirklich allen Bereichen eines Unternehmens sofort ein werteorientiertes Modell vollständig umzusetzen – es gibt immer Grenzen, Abhängigkeiten oder Faktoren, die man nicht selbst beeinflussen kann. Aber wo immer es möglich ist, sollte man konsequent an den eigenen Werten festhalten und diese klar in die Praxis übertragen. Schon kleine Schritte in die richtige Richtung sind wertvoll.
Mein zweiter Tipp: Setzen Sie auf Transparenz. Wer offenlegt, wie und wo produziert wird, schafft Nähe und Authentizität – und genau das unterscheidet verantwortungsbewusste Unternehmen von anonymen Marken. Transparenz bedeutet nicht, perfekt zu sein, sondern nachvollziehbar zu zeigen, wofür man steht.
Mein dritter Tipp: Haben Sie Geduld. Ein Unternehmen, das auf Werte setzt, entfaltet seine Wirkung nicht von heute auf morgen. Vertrauen wächst mit der Zeit und es lohnt sich diesen Weg aus Überzeugung zu gehen. Veränderungen entwickeln ihre Kraft nicht über Nacht, sondern durch Beständigkeit.
Bild @ Uta Seebooth
Wir bedanken uns bei Sofia Antoniou für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.