Aware macht Gesundheitsdaten verständlich und gibt individuelle Handlungsempfehlungen, um proaktiv die eigene Gesundheit zu verbessern.
Könnten Sie uns einen Einblick in die Gründungsgeschichte von Aware und die Hintergründe der Gründer geben?
Ich habe im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung bei meinem Hausarzt einen Bluttest gemacht. Hätte sich dieser Arzt, im übrigen Vater von meinem Mitgründer Ferdinand Schmidt-Thomé, nicht so viel Zeit genommen, meine Werte mit mir detailliert durchzugehen und zu erklären, hätte ich mir die Untersuchung auch sparen können. So entstand die Idee, zusammen mit Ferdinand Aware zu gründen. Eine App mit dem Ziel, Gesundheitsdaten übersichtlich und leicht verständlich zu präsentieren und dem Menschen Handlungsempfehlungen zu geben, wie er diese Werte positiv durch Ernährung, Bewegung und Schlaf beeinflussen kann.
Was ist die zentrale Vision von Aware, und welche Schritte unternehmen Sie, um diese zu verwirklichen?
Unser Ziel mit Aware ist es, einen maßgeblichen Beitrag dabei zu leisten, dass wir uns als Gesellschaft proaktiv mit unserer Gesundheit auseinandersetzen und nicht erst, wenn es zu spät ist. Dafür entwickeln wir Tools, die uns ermöglichen, jederzeit die wichtigsten inneren Werte unseres Körpers im Blick zu behalten und zu wissen, was wir tun müssen, um gesund zu bleiben, anstatt es werden zu müssen.
Darüber hinaus glauben wir, dass der Zugang zu Gesundheitsdaten der Schlüssel ist. Die Kombination aus longitudinalen und horizontalen Gesundheitsdaten ermöglicht eine umfassendere und umsetzbare Sicht auf die Gesundheit der Menschen. Dabei stellen wir Prävention über Heilung. Nur wenn wir proaktiv für unsere Gesundheit sorgen, können wir ein System etablieren, das wirklich Gesundheitsvorsorge betreibt – und nicht nur reaktive Krankenversorgung.
Welche Zielgruppe möchten Sie mit Ihrem Angebot ansprechen, und wie stellen Sie sicher, dass deren Bedürfnisse erfüllt werden?
Jeden Menschen, der sich für seine Gesundheit interessiert und langfristig gesund bleiben möchte.
Mit welchen Herausforderungen ist Aware seit der Gründung konfrontiert, und wie gehen Sie damit um?
Reaktive Krankenversorgung anstelle proaktive Prävention. Dieses Mindset findet sich leider noch bei vielen großen Playern im Gesundheitssektor.
Was unterscheidet Aware von anderen Gesundheits-Apps und -Dienstleistungen auf dem Markt?
Termin innerhalb von einem Werktag in einem Aware-Labor. Venöse Blutentnahme zur Sicherstellung der Qualität der Ergebnisse.
Bis zu 72 Biomarker (im Vergleich zu 13 im sogenannten großen Blutbild). Ergebnisse innerhalb 48 Stunden in der Aware App.
Und die Ergebnisse sind so erklärt, dass sie leicht verständlich sind, Handlungsempfehlungen inkludiert.
Wie planen Sie, das Angebot von Aware in Zukunft weiterzuentwickeln?
Neben der Blutentnahme in unseren eigenen Laboren sollte jeder Mensch in der Lage sein, bereits vorhandene Blutwerte (z.B. von der letzten Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt) hochzuladen. Diese Funktionalität haben wir gerade gelauncht und werden sie auch noch erweitern. Zudem werden wir die Anzahl der messbaren Biomarker deutlich erhöhen und ständig verbesserte Handlungsempfehlungen entwickeln, sowohl human als auch KI gestützt. Darüber hinaus werden wir das Angebot auch über Blut hinaus erweitern, aber dazu später mehr
Welche Rolle spielt die Digitalisierung im Gesundheitswesen für Ihr Geschäftsmodell?
Bluttests werden in der Regel dem Patienten als PDF zur Verfügung gestellt und damit wird er/sie dann auch alleine gelassen. Ziel muss es immer sein, Gesundheitsdaten zu interpretieren und verständlich zu erklären. Da hilft uns jedes PDF, aber die eigentliche Arbeit beginnt erst dann, bei der Interpretation und Analyse der Ergebnisse.
Wie gewährleisten Sie die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der von Aware bereitgestellten Gesundheitsdaten?
Wir führen immer venöse Blutentnahmen durch, um die Aussagekräftigkeit der Ergebnisse zu maximieren. Wir arbeiten nur mit renommierten Laborketten zusammen, die das Blut innerhalb eines Werktages analysieren und innerhalb von zwei Werktagen Ergebnisse an den Kunden liefern können. Jeder Laborbericht wird zudem von einem Arzt geprüft und abgesegnet, bevor die Daten an den Kunden gehen
Welche Bedeutung messen Sie der Benutzerfreundlichkeit und dem Design Ihrer App bei?
Die Aware App ist das Kernstück unseres Arbeitens. Hier kommt alles zusammen und hier entscheidet sich, ob unsere Kund:innen eine gute Erfahrung mit Aware sammeln. Mehr als 75% unseres Teams arbeiten im Bereich Forschung & Entwicklung und stellen jeden Tag sicher, dass die User Experience besser und besser wird.
Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die ein Startup im Gesundheitssektor planen?
Think global, act local. Es gibt nicht nur einen Gesundheitssektor auf der Welt oder in Europa. Selbst innerhalb Deutschlands gibt es signifikante Unterschiede. Follow your gut. Gerade im Gesundheitssektor gibt es viele gegensätzliche Studien und Expertenmeinungen. Lasst Euch nicht verunsichern. Be your own customer. Ich hatte das Bedürfnis, meine eigenen Blutwerte besser zu verstehen und mit anderen einfach teilen zu können. So entstand Aware. Und so kann auch jedes andere Startup im Gesundheitssektor entstehen, aus dem eigenen Bedürfnis heraus.
Bild: Florian Meissner, CEO und Co-Founder von Aware @ Aware
Wir bedanken uns bei Florian Meissner für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.