AZUBeasy unterstützt Auszubildende und Unternehmen dabei, Ausbildung neu zu denken – authentisch, praxisnah und mit echtem Blick für die junge Generation.
Was war die ursprüngliche Idee hinter AZUBeasy und wie hat sich daraus die heutige Plattform entwickelt?
Die Idee ist aus meiner eigenen Geschichte entstanden. Ich habe damals in meiner Hotelfachausbildung den Betrieb im 2. Lehrjahr gewechselt. Nach der Ausbildung wurde mir von verschiedenen Seiten nahe gelegt, dass ich doch studieren müsste, um später mal was zu erreichen. Die alternativen Optionen zu möglichen Weiterbildungen kamen hier gar nicht zur Sprache. Also getagt, getan und ich hab BWL studiert. Über die Jahre in meiner anschließenden Arbeit im Projektmanagement hab ich immer wieder festgestellt, dass Azubis nicht die Anerkennung erhalten, die ihnen zusteht. Also habe ich einfach mal angefangen mit meinem Blog und habe meine eigenen Erfahrungen geteilt. Das ganze hat sich dann weiter entwickelt über meinen Podcast, über meine Onlinekurse, meine Social Media Präsenz bis hin so meinem Videoformat, meinen Speakings und Workshops.
Wie kam es zur Gründung von AZUBeasy – gab es ein persönliches Erlebnis, das den Anstoß gegeben hat?
Wie eben schon erwähnt kam die Idee aus meiner eigenen Geschichte. Ich habe damals schon in der Schule unschöne Erfahrungen gemacht mit einem Schulwechsel auf Grund von zu schlechten Noten. Durch zwei 5-er in Mathe und Englisch bin ich vom Gymnasium auf die Realschule gewechselt in der 7. Klasse. Das heißt ich weiß auch gut, wie es Schülern geht, wenn sie mit dem Druck aus der Schule und der Gesellschaft nicht mehr standhalten können. Mein Ziel war es von Anfang an Azubis endlich die Aufmerksamkeit zu schenken und die Anerkennung, die sie verdienen. Gleichzeitig ist es mein Ziel die Ausbildung zur Besten Zeit des Lebens zu gestalten und Schülern endlich eine passende und zielgruppengerechte Orientierung in der Berufsorientierung zu bieten.
Welche Mission treibt Sie an, wenn Sie über die Zukunft der Ausbildung in Deutschland sprechen?
Mein Ziel ist es schlichtweg die Ausbildung zur Besten Zeit des Lebens zu gestalten. Es ist so viel mehr als nur drei Jahre einen Beruf zu erlernen. In dieser Zeit formt und wandelt sich ein junger Mensch enorm, lernt sich selbst nochmals von einer ganz anderen Seite kennen, macht Fehler, fällt hin, steht wieder auf und lernt dazu. Diese Zeit ist so besonders und prägend und genau darum geht es: es müssen endlich auch die letzten Unternehmen verstehen, dass es hier nicht nur darum geht, eine Ausbildung zu machen. Es geht darum einen Jugendlichen zu begleiten, der eine Reise durchlebt, innerhalb der drei Jahre erwachsen wird und am Ende auf eigenen Beinen stehen kann.
Wie unterstützt AZUBeasy junge Menschen dabei, ihren Berufseinstieg einfacher und selbstbewusster zu gestalten?
Bei meinem Videoformat 1 Tag als Azubi gehe ich in Unternehmen, schlüpfe selbst in die Rolle eines Azubis und begleite einen Azubi den Tag über bei seiner Arbeit. Das ganze filme ich mit meine 360° Kamera mit um jede Perspektive einzufangen. Durch 3-4 Stunden Videomaterial entsteht am Ende ein sehr authentisches, nahbares, ungeskriptetes und echtes Video in 2D-Format, dass auf YouTube für alle Schüler und Azubis frei zugänglich ist.
Der Tag soll direkt erlebbar machen, wie die Ausbildung ablaufen kann, wie man in dem Unternehmen miteinander spricht, wie es in den Büros, Lagerräumen oder auch Werkstätten aussieht. Wie die Mittagspause abläuft und wie die Kollegen miteinander umgehen. Für uns alle sind das sehr alltägliche Dinge, für junge Menschen ist das jedoch oft nicht greifbar. Auf Grund von einer Stellenanzeige mit 10-15 Punkten kann sich doch kein 17-jähriger entscheiden, welchen Beruf er lernen will. Da gehört heute einfach ein bisschen mehr dazu.
Welche Rolle spielt dabei Ihre eigene Erfahrung als ehemalige Auszubildende und BWL-Absolventin?
Meine eigenen Erfahrungen sind elementar für meine tägliche Arbeit. Schüler und Auszubildende merken das sofort, ob man ihnen etwas vormacht oder ob man ihnen echte Geschichten und Erlebnisse erzählt. Umso nahbarer und authentischer ich mit den Schülern und Azubis sprechen kann, umso einfacher fällt mir meine Arbeit. Zudem kenne ich beide Perspektiven: die der Azubine und die der Studentin. Das heißt ich urteile nicht vorschnell über jemand, der in der einen oder anderen Rolle ist, sondern kann beide Gesichtspunkte sehr gut verstehen und nachvollziehen und mich auch reindenken.
Was unterscheidet AZUBeasy von anderen Angeboten im Bereich Ausbildung und Berufsorientierung?
AZUBeasy setzt sich ja im wesentlichen aus drei verschiedenen Bestandteilen zusammen: aus meinem Videoformat 1 Tag als Azubi, meinen Trainings und Workshops für Azubis und meinen Speakings auf HR-Events, in denen ich die Insights der Azubis und Schüler wiederum an Ausbilder teile. Das heißt ich schlage täglich die Brücke zwischen Schüler, Azubi und Ausbildungsbetrieb. Gleichzeitig bin ich täglich mit Azubis und Schülern über Social Media in Kontakt, arbeite sehr viel direkt mit den Azubis in meinen Trainings und Onlinekursen zusammen und weiß deshalb ganz genau, was die junge Generation heute so bewegt.
Dieses Wissen kann ich entsprechend an Ausbildungsbetriebe weiter tragen, was für sie sehr wertvoll ist um ihre eigene Ausbildung stetig weiter zu entwickeln. Denn wenn wir mal ehrlich sind, wird kaum ein Azubi seinem Ausbildung wirklich ehrlich die Meinung zur eigene Ausbildung ins Gesicht sagen, vor allem wenn etwas nicht so gut läuft. Das macht meine Arbeit bei AZUBeasy auf jeden Fall einzigartig.
Wie gelingt es Ihnen, mit Formaten wie „1 Tag als Azubi“ oder den Onlinekursen die Generation Z wirklich zu erreichen?
Bei allen Formaten die ich entwickelt habe bzw. die ich bespiele, versuche ich mich wieder in meine eigenen Ausbildung und meine Schulzeit reinzuversetzen. Gleichzeitig bin ich ja sowieso sehr eng mit den Schülern und Azubis im Austausch, sodass ich mir hier auch immer sehr direktes und ungefiltertes Feedback einhole, sei es über Social Media oder über die Ausbildungsbetriebe. Und am Ende ist es auch viel Trial & Error. Wenn etwas nicht funktioniert – was auch schon vorgekommen ist – dann geh ich mit meinen Zielgruppen ins Gespräch und lerne daraus wieder, um meine Produkte stetig an die Anforderungen und Bedürfnisse der Zielgruppen anzupassen.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen aktuell bei der Zusammenarbeit mit Unternehmen und Auszubildenden?
Wie jedes andere Start Up oder Unternehmen merke auch ich, dass die Investitionsbereitschaft aktuell natürlich auf Grund der teilweise wirtschaftlich angespannten Situation zurückgegangen bzw. verhalten ist. Zudem muss man leider auch sagen, dass sobald Einsparungen intern vorgenommen werden, diese nicht in der Chefetage passieren, sondern meist in der Nahrungskette unten angesetzt werden, was dann leider sehr oft direkt die Auszubildenden betrifft. Das heißt es wird schlichtweg an der falschen Stelle gespart, denn der Nachwuchs ist am Ende unser aller Zukunft. Nichts desto trotz muss man sagen, dass viele Unternehmen es bereits verstanden haben, dass sie hier mehr Gas geben müssen und nicht am falschen Ende sparen dürfen. Und es ist auch sehr stark davon abhängig von welcher Branche wir sprechen, denn es geht nicht allen Branchen gleich gut oder schlecht.
Wie reagieren Betriebe auf Ihre Formate und Trainings – sehen Sie ein wachsendes Bewusstsein für moderne Ausbildung?
Wie eben schon erwähnt haben es viele Unternehmen bereits verstanden, dass sie mehr in die Ausbildung investieren müssen. Mein Videoformat und auch meine Trainings kommen sehr gut bei den Unternehmen an, auch wenn manche Unternehmen gegenüber einer neuen Marketingmaßnahme noch skeptisch sind. So gilt es dann einfach auch diese Unternehmen mit den Erfolgen, Kennzahlen und der steigenden Zufriedenheit bestehender Auszubildenden zu überzeugen.
Was wünschen Sie sich von Politik und Wirtschaft, um Ausbildung wieder attraktiver zu machen?
Der Wandel darf nicht erst in der Ausbildung passieren, wir müssen hier viel früher ansetzen, bereits in der Schule. Denn wenn die Basis der Berufsorientierung nicht stimmt, wird auch der weitere Verlauf mit der Ausbildung sich nicht grundlegend ändern. Nicht umsonst bricht rund 1/4 der Azubis die Ausbildung ab, was unter anderem eben auch an einem Miss-Match zwischen Schüler und Betrieb liegt. Das heißt berufsvorbereitende Maßnahmen müssen flächendeckend ausgerollt werden. Es müssen meiner Meinung nach mindestens 3 verpflichtende Praktika pro Schüler absolviert werden in unterschiedlichen Betrieben. Berufsmessen müssten ab der 8. Klasse verpflichtend sein. Und wenn die Basis der Berufsorientierung dann stimmen sollte, kann man sich an die gesellschaftliche Akzeptanz der Berufsausbildung machen. Das steht dann allerdings wieder auf einem ganz anderen Blatt Papier.
Welche nächsten Schritte und Entwicklungen planen Sie mit AZUBeasy in den kommenden Jahren?
Mein Ziel ist es in den nächsten Jahren mit AZUBeasy ein Team aufzubauen, um noch mehr Schüler und Azubis erreichen zu können. Perspektivisch möchte ich auch noch enger mit Kammern und Schulen, vielleicht auch der Arbeitsagentur und der Politik zusammenarbeiten, um einfach noch breiter die Message nach draußen zu bringen: die Ausbildung zu Besten Zeit des Lebens zu gestalten. Und das funktioniert einfach nur gemeinschaftlich, wenn es in der gesellschaftlichen Anerkennung von der Ausbildung einen Wandel gibt und wenn die Berufsorientierung sich grundlegend verändern wird.
Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern geben, die mit einer eigenen Idee starten möchten?
- Kenne deine Zielgruppe und geh mit ihr so früh wie möglich in Austausch. Umso früher du mehr über sie weißt, desto besser. Stelle dabei unbedingt die richtigen Fragen. Eine Buchempfehlung an der Stelle ist „Der MOM Test“.
- Probier es einfach aus. Wenn du nicht raus gehst und es nicht versuchst, wirst du nicht wissen, ob es funktioniert. Du wirst scheitern, aber auch das gehört dazu. Dann geht es darum wieder aufzustehen und weiter zu machen.
- Wenn du die Möglichkeit hast, starte nebenher. Ich habe mein Start Up über 3,5 Jahre berufsbegleitend aufgebaut und bin erst dann den Schritt voll rein in die Selbstständigkeit. Es muss nicht immer von heute auf morgen alles super gut funktionieren. Gib dir Zeit.
Bild Lisa Kühn @ Lisa Kühn
Wir bedanken uns bei Lisa Kühn für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder


























