Becanex ist ein High-Tech Food Startup, das sich auf die milde Extraktion von Cannabinoiden wie Cannabidiol (CBD) aus Industriehanf spezialisiert hat
Stellen Sie sich und das Startup Becanex doch kurz unseren Lesern vor!
Im September 2018 haben unser technischer Direktor Eral Osmanoglou und ich unsere Vision in der Gründung von Becanex realisiert. Becanex ist ein High-Tech Food Startup, das sich auf die milde Extraktion von Cannabinoiden wie Cannabidiol (CBD) aus Industriehanf spezialisiert hat.
Ich bin seit Ende meines Studiums unternehmerisch tätig und entwickle seit 2012 Produkte mit Hanf für die Lebensmittelbranche. 2016 habe ich LAIA’S Proteinhanf gegründet. LAIA’S vertreibt CBD-Produkte und Hanf-Superfoods und hat genau wie Becanex seinen Hauptstandort in Berlin.
Eral hat an der Universität von Wageningen (NL) Lebensmitteltechnologie studiert. Die Universität gehört zu den renommiertesten in der Lebensmittelbranche. Wir haben uns in Wageningen kennen gelernt. Dort hat Eral mit seinem Team die Technologie entwickelt, die wir heute zur Gewinnung der wertvollen Cannabinoide und Terpene nutzen. Diese Substanzen machen die Pflanze nicht nur für den medizinischen Bereich bedeutend. Sie sind auch interessant für die Lebensmittel- und Kosmetikbranche als Wohlfühl- und Lifestyleprodukt, da sie sich auf verschiedene Weise positiv auf das Wohlbefinden von Menschen und Tieren auswirken können.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Ich habe seit dem Studium selbstständig gearbeitet. Erst als Redakteur und dann als Unternehmensberater. Aus der Unternehmensberatung entstand dann ein eigenes Unternehmen. Das war eine organische Entwicklung. Wir haben viel an Forschungsprojekten gearbeitet, die auf die Lebensmittelbranche ausgerichtet waren.
2013 habe ich mir auf einer Ralley in Westafrika eine schwere Infektion zugezogen. Zwei Jahre hat der Genesungsprozess gedauert. In dieser Zeit habe ich mich verstärkt mit gesunder Ernährung befasst, um meinen Körper zu unterstützen. Dabei bin ich auf Hanfsamen als pflanzliche Proteinquelle gestoßen. Die Samen enthalten viele Vitamine und wichtige Fettsäuren, von denen der Körper profitieren kann. Und wenn man bei Hanfsamen ist, liest man auch sehr schnell über Cannabinoide und die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. So entstand der Entschluss LAIA’S Proteinhanf zu gründen.
Welche Vision steckt hinter Becanex?
Unser Ziel ist es Cannabinoide in höchstmöglicher Qualität zu gewinnen und diese weltweit allen Menschen zur Steigerung ihres Wohlbefindens zugänglich zu machen. Das ist ein ambitioniertes Vorhaben, aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg dahin. Wir haben eine überlegene und einzigartige Technologie und darüber hinaus das Fachwissen, um unsere Extraktionsverfahren kontinuierlich weiterzuentwickeln. So wollen wir zum einen europäischer Marktführer im Bereich der Cannabisextraktion werden. Gleichzeitig behalten wir aber auch das große Ganze im Auge. Wir glauben, dass Menschen weltweit von CBD- bzw. Cannabinoidextrakten profitierten können. Daher wollen wir dafür sorgen, dass auch Menschen in Entwicklungsländern oder Krisengebieten Zugang zu CBD haben und sich dieses auch leisten können.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Bisher habe ich es als die größte Herausforderung empfunden die richtigen Kollegen zu finden. Gleichzeitig ist das aber auch der Teil meiner Arbeit, der mir am meisten Spaß macht. Es ist ein sehr motivierendes Gefühl mit Leuten zu arbeiten, die die eigene Vision teilen und aus eigenem Antrieb das Unternehmen voranbringen wollen. Dabei ist es auch wichtig dem Team etwas zurückzugeben und die Weiterentwicklung eines jeden Einzelnen zu ermöglichen.
Finanziert haben wir den Aufbau von Becanex durch Darlehen verschiedener Investoren. Im Gegensatz zu anderen Startups, die öffentlichkeitswirksam mit ihren prominenten Investoren werben, bleiben unsere Finanziers lieber im Hintergrund. Sie nehmen auch keinen direkten Einfluss auf das Unternehmensgeschehen, sondern lassen uns Gründern freie Hand. Für bestimmte Forschungsprojekte erhalten wir zudem Fördergelder zum Beispiel vom Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums. Das ist wichtig, denn gerade Forschung und Entwicklung sind überaus kostenintensiv.
Wer ist die Zielgruppe von Becanex?
Becanex beliefert ausschließlich Geschäftskunden. Dies sind zum einen CBD-Marken, die unsere Öle oder Kosmetika unter ihrem Label vertreiben. Zum anderen etablierte Mittelständler, die Cannabinoide jetzt entdecken und sehr aktiv an der Erweiterung ihres Produktportfolios arbeiten. Unsere Abnehmer kommen vorrangig aus Deutschland und den Niederlanden, sowie weiteren europäischen Ländern. Wir sind dabei unser Kundennetzwerk international zu erweitern. Durch Corona wurden wir hier ausgebremst, doch wir sind zuversichtlich, dass wir in Zukunft unser internationales Geschäft stark ausbauen werden.
Perspektivisch wollen wir auch verstärkt Produzenten aus der Lebensmittelindustrie beliefern und mit ihnen gemeinsam neue CBD-haltige Produkte entwickeln. Wenn man in die USA schaut, sieht man, dass dort ein extrem schnell wachsender Markt für CBD-haltige Nahrungsergänzungsmittel, Snacks und Getränke entstanden ist. Auch in Europa liegt hier großes Potenzial. Das gleiche gilt für den Kosmetikbereich. CBD-haltige Cremes, Lotionen oder Gels werden immer beliebter. CBD kann beim Erhalt eines gesunden Hautbildes helfen oder die Regeneration der Muskeln nach dem Sport unterstützen.
Was ist das Besondere an den Produkten? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Wir sind in Deutschland das erste Unternehmen, das sich mit einer eigenen Produktionsanlage auf die Extraktion von Cannabinoiden und Terpenen spezialisiert hat. Dazu nutzen wir ein selbst entwickeltes, patentiertes Extraktionsverfahren, das es uns ermöglicht in nur einem Schritt zu extrahieren. Bei anderen Verfahren werden bei der Nachbearbeitung des Extrakts häufig toxische Lösungsmittel verwendet, die dann wieder entfernt werden müssen. Durch diese zusätzlichen Schritte gehen viele der gewünschten Inhaltsstoffe verloren. Unsere One-Step-Extraktion ist schonender als herkömmliche Verfahren. Dadurch bleibt ein größeres Spektrum an Cannabinoiden und Terpenen erhalten.
Auch in Farbe und Geschmack ist unser Produkt mindestens europaweit führend. Unser Öl ist honiggelb und hat ein mild-nussiges und fruchtiges Aroma. Keine Spur von Bitterkeit, wie man sie von anderen CBD-Ölen kennt. Wir bieten sowohl ein Vollspektrum-Extrakt als auch ein Broad-Spektrum-Extrakt an. Letzteres enthält, wie das Vollspektrum, alle in der Pflanze vorkommenden Cannabinoide und Terpene, ist aber THC-frei.
Becanex, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In den kommenden Jahren wollen wir unsere Produktionskapazitäten massiv ausbauen, indem wir unsere Produktionsstätte erweitern und eine weitere Maschine 2.0 erarbeiten. Unsere Technologie wird dabei von unserem eigenen Team entwickelt. Damit können wir dann das Fünfzehnfache der jetzigen Kapazitäten erreichen. Auch wollen wir die THC-Entfernung in den Extraktionsprozess integrieren. Aktuell ist dies noch ein separater Schritt, der uns in der Produktionsmenge einschränkt.
In den kommenden Jahren wollen wir zudem verstärkt Kooperationen mit Lebensmittelherstellern eingehen und sie mit unserem Extrakt beliefern. Aktuell wird dieser Schritt jedoch noch durch regulatorische Vorgaben verzögert. Damit CBD in Lebensmitteln oder in Nahrungsergänzungsmitteln zugelassen ist, brauchen die jeweiligen Produkte eine Novel-Food-Lizenz, müssen also als sogenannte neuartige Lebensmittel zugelassen sein. Aktuell laufen die Antragsverfahren noch, wodurch Unternehmen, was die Vermarktung derartiger Produkte angeht, noch eingeschränkt sind. Wir hoffen, dass die Vergabe der nötigen Zulassungen bald abgeschlossen ist, so dass wir in diesem Bereich voll durchstarten können.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Erstens: Gründe nie allein, das macht keinen Spaß. Man sollte jemanden an seiner Seite haben, mit dem man zusammen kämpfen kann. Gleichzeitig ist es wichtig jemanden zu haben, mit dem man seine Erfolge feiern kann.
Zweitens: Neben der Onlinewelt gibt es immer noch eine Offlinewelt. Ich bin der Meinung, dass dieser in Zukunft auch wieder mehr Beachtung geschenkt werden wird. Einige Behörden bzw. Förderstellen haben sich regelrecht gefreut, als wir mit unserer Extraktionsmaschine etwas „Handfestes“ vorlegten und nicht das X. KI-Projekt aufziehen wollten. LAIA’S verkauft unsere Produkte an Endverbraucher und ist zum Beispiel auf verschiedenen Wochenmärkten vertreten, um direkt in Austausch mit unseren Kunden zu treten. Dabei erhält man unheimlich wertvolle Einblick, was Menschen bewegt und wo ihre Bedürfnisse liegen.
Und drittens: Die Customer Experience sollte immer im Mittelpunkt stehen. Alles dreht sich um den Kunden. Unternehmen müssen ihren Mehrwehrt für den Kunden deutlich kommunizieren. Als Unternehmen sollte man in seinem Bereich Experte sein und die Kunden beraten und auf Fallstricke hinweisen können. Gleichzeitig muss man jedoch verstehen, was der Gegenüber braucht und Produkte und Services entsprechend anpassen. Sonst geht das Angebot an der Nachfrage vorbei und man wird es schwer haben Abnehmer zu finden.
Wir bedanken uns bei Sebastian Kamphorst für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder