Interview Bernd Korz, Geschäftsführer der alugha GmbH über Herausforderungen und Chancen eines Unternehmers
Stellen Sie sich unseren Lesern bitte kurz vor!
Mein Name ist Bernd Korz. Ich bin Gründer und CEO von alugha. alugha übersetzt Videos und Audios mithilfe von künstlicher Intelligenz in über 250 Sprachen. Wir haben eine webbasierte Software für die Live-Zusammenarbeit mit Collaborators entwickelt. Sie vereint Speech-to-Text, Transkription, Subtitling, Übersetzung und Text-to-Speech auf einer Plattform. Die Stimme stammt entweder von einem Menschen oder einer KI.
Die ursprüngliche Idee stammt von mir. Ich war früher YouTuber und wollte meinen Video-Content mehrsprachig anbieten. Das war nicht möglich. Also habe ich mit der Entwicklung begonnen. Bei alugha haben wir uns für einen sehr deutschen Ansatz entschieden, der uns von anderen Anbietern unterscheidet: alugha ist die einzige DSGVO-konforme Videoplattform, die fast ohne Cookies auskommt, und unsere wasserkraftbetriebenen Server stehen in Europa.
Welche waren für Sie die größten Herausforderungen?
Eine sehr große war die COVID19-Pandemie. Ich denke, ich muss nicht darauf eingehen, welch eine Herausforderung es war, komplett auf Homeoffice umzustellen. Und das, obwohl wir bei alugha schon immer hybrid gearbeitet haben. Mittlerweile versuchen wir den Backloop, wir sehen uns ab und an im Büro – nicht nur wegen des Arbeitens, sondern auch, um den Teamspirit zu erhalten.
Eine weitere Herausforderung war meine Gesundheit. 2020 bin ich schwer erkrankt, ich hätte sterben können. Da ich im operativen Business stark verankert bin, war der Umgang mit dieser ungewissen Situation sehr schwer. Ich fragte mich: Kann es alugha ohne geben? Wie könnte es weitergehen? Wer könnte mich ersetzen? Zuerst haben wir meine Frau zu einer weiteren CEO gemacht, und dann hing alles von einer Operation ab. Muss ich mich um meinen Nachlass kümmern oder geht es weiter? Die Prognose war nicht sehr positiv. Gott sei Dank ist alles gut ausgegangen, und ich gelte als geheilt. Rückblickend war das eine sehr heftige Zeit.
Eine weitere Herausforderung – vor allem für unsere Entwickler – bin tatsächlich Ich. Ich habe eine große Vision. Geht nicht, gibt’s nicht. Aktuell arbeiten wir am Live-Streaming mit Live-Untertitelung und zeitgleicher Übersetzung, wir sind schon sehr weit beim Voice-Cloning. Ich habe viele weitere Ideen, die das Team dann umsetzen muss.
Was hat Sie in Ihrer Jugend am meisten geprägt?
Ich hatte keine leichte Kindheit und Jugend. Ich war eines von zehn Kindern und wurde sehr streng erzogen. Und ich musste mich früh durchsetzen und selbstständig sein. Wenn ich etwas wollte, musste ich mich darum kümmern. All das hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Ich habe noch nie Alkohol getrunken und lebe seit über zehn Jahren vegan.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag von Bernd Korz aus?
Eigentlich arbeite ich 24/7. Meine Arbeit ist zugleich mein Hobby und mein Leben. Wobei ich der Familie zuliebe versuche, Pausen einzulegen. Ansonsten Business as usual: Meetings, Termine, Probleme lösen. Und Reisen, ich bin ständig unterwegs, auf Messen, als Speaker, auf Geschäftsterminen.
Welche Produkte bietet alugha an?
Kernprodukt ist unsere multilinguale Videoplattform mit dem Herzstück, unserer Online-Software, dem sogenannten dubbr. Sie funktioniert so: Der Nutzer lädt ein Video oder Audio hoch – entweder als Datei oder als Link, etwa direkt von YouTube. Dann wird mittels Speech-to-Text-Verfahren ein Transkript erstellt. Die Untertitel sind automatisch an der richtigen Stelle im Video oder Audio platziert. Das macht unsere KI sehr gut. Wer dennoch einen Fehler entdeckt, kann diesen direkt online ausbessern. Dann folgt die Übersetzung: Nutzer wählen aus aktuell über 200 Sprachen die gewünschte aus und erhalten binnen weniger Minuten die übersetzten Untertitel im Video oder Audio. Auch hier ist es möglich, nachzubessern – mit eigenen Übersetzern oder wir übernehmen dies für unsere Kunden. Wir decken inhouse etliche Sprachen ab.
Nächster Schritt ist dann Text-to-Speech. Entweder greift man auf unsere sehr guten KI-Stimmen zurück oder dubbt online – einfach, indem man an den Rechner ein Mikrofon anschließen und Segment für Segment einspricht. Die fertige Datei lässt sich in Websites einbinden oder via Social-Media teilen. Sie startet automatisch in der Browser-Sprache, alle Metadaten usw. werden automatisch mitübersetzt. Oder man lädt die Videos mit einzelnen Sprachen herunter und dann wieder hoch, beispielsweise in einen YouTube-Kanal.
Daneben gibt es weitere alugha-Projekte, wie etwa ALUCATION, eine Non-Profit-Wissens-Videoplattform, auf der über 5.000 mehrsprachige Lernvideos bereitstehen. Eines meiner größten Anliegen ist es, Wissen für jedermann zugänglich zu machen. Unsere KI koloriert auch Schwarz-Weiß-Filme, wir machen Travel-Videos und vieles mehr.
Wer sind Ihre Kunden?
Querbeet. Von kleinen Influencern über Mittelständler bis hin zu Konzernen. Es geht um Produktvideos, Tutorials, Schulungen, Imagevideos, Podcasts usw. Viele Kunden nutzen alugha, um ihre Inhalte selbst mehrsprachig zu machen. Andere schicken uns ihre Videos, und wir kümmern uns um alles Weitere.
In welchen Märkten sind Sie am aktivsten?
Weltweit. Da wir in Mannheim sitzen, sind wir viel im DACH-Raum und in Europa tätig. Ein weiterer Standort ist in Dubai. Von dort betreuen wir den mittleren Osten, Afrika und Indien.
Wie hat sich das Unternehmen seit der Gründung entwickelt?
Wir haben viel investiert – Energie, Zeit und Geld. Jetzt befinden wir uns in der letzten Startup-Phase, wenngleich wir immer noch hohe Summen in die Entwicklung stecken. Unser Produkt hat in den letzten Monaten einige sehr große Unternehmen überzeugt. Manche stellen komplett auf alugha um.
Welche drei Tipps haben Sie für einen erfolgreichen Karrierestart?
Immer zu seinen Werten stehen, in Visionen denken und einfach machen.
Wo sehen Sie sich in den nächsten fünf Jahren?
Mich interessiert das Hier und Jetzt. Unser Business ist sehr schnelllebig. Ich will flexibel bleiben und meine Visionen weiter umsetzen. Und irgendwann vielleicht etwas mehr Freizeit haben.
Wir bedanken uns bei Bernd Korz für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder