Freitag, November 22, 2024
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Bonfire ermöglicht remote arbeitenden Teams intuitivere Kommunikation

Stellen Sie sich und das Startup Bonfire doch kurz unseren Lesern vor!

Ich bin 32 Jahre alt, geboren in Rheinland-Pfalz, Wirtschaftspsychologe und klinischer Psychologe, Partner bei conufactur.com sowie Gründer des Remote Work-fokussierten Start-ups bonfireoffice.com. 

Bonfire ermöglicht remote arbeitenden Teams einen sozialeren Austausch und intuitivere Kommunikation, indem wir virtuelle Büro-Räume entwerfen, die ähnlich wie kooperative Online-Spiele funktionieren. Dadurch werden die Teams befähigt, einfacher soziale Strukturen und eine eigene Kultur zu entwickeln. Sie bleiben motivierter, sichtbarer und mental gesund.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Der Wunsch, etwas Eigenes zu starten, war schon lange in mir angelegt. Bereits als Grundschüler habe ich – teilweise sehr kuriose – Geschäftsideen am PC festgehalten und mir gesagt, wenn ich irgendwann “eine richtig gute” habe, werde ich sie realisieren. Jetzt, 20 Jahre später, war es dann endlich soweit. Die Umstände und die Umgebung haben gepasst. Außerdem glaube ich daran, dass man an dem, was man beruflich tut, grundsätzlich Spaß haben sollte. Und was klingt nach mehr Spaß, als die Entwicklung eines Online-Office-Rollenspiels, das die Zusammenarbeit auf Distanz völlig auf den Kopf stellt?

Bei und nach der Unternehmensgründung hat mir meine psychologische Ausbildung geholfen, ein tiefergehendes  Verständnis von Menschenführung aufzubauen. So hilft mir die Psychologie bei der Auswahl von neuen Kollegen und der Zusammenarbeit mit meinem Team. Ich bin davon überzeugt, dass ein gut funktionierendes Team das Fundament für ein erfolgreiches Produkt ist. Die finale Entscheidung zur Gründung habe ich im Open Innovation Hub wayra Deutschland getroffen – das diverse Umfeld mit den unterschiedlichsten GründerInnen, die jeden Tag hart daran arbeiten, ihre Ideen zu realisieren, hat mich sehr motiviert, diesen Schritt zu gehen.

Welche Vision steckt hinter Bonfire?

Unsere Vision ist es, Remote Work zu einer sozialen Erfahrung zu machen und dezentral arbeitende Teams näher zusammenzubringen. Wir sind davon überzeugt, dass ortsunabhängiges Arbeiten für viele Berufsgruppen und auch für unseren Planeten die Zukunft ist. Zum einen, weil die Produktivität der Arbeitnehmer laut Studien im Schnitt steigt und die Menschen selbstbestimmter leben und arbeiten können. Zum anderen, weil die Umwelt durch weniger Pendelverkehr signifikant entlastet wird. Damit Remote Work langfristig funktioniert, muss aber die soziale Interaktion zwischen den Kollegen ebenso im Fokus stehen wie deren Produktivität. Dafür gibt es heute noch keine Lösung und diese Lücke wird Bonfire füllen.

Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Eine große Herausforderung waren die schieren Mengen an neuen Informationen und Anforderungen, mit denen man sich beschäftigen muss, die aber oft nichts mit dem Produkt selbst zu tun haben. Und egal wie viel  Feedback man bekommt, es bleibt diese latente Ungewissheit, ob und wie das eigene Produkt angenommen wird. Hier ist es wichtig, dass man sich selbst vertraut und Skeptiker zwar ernst nimmt, ihnen aber nie zu 100 Prozent Glauben schenkt.

Finanziert haben wir uns einerseits über meine Tätigkeit als Organisationspsychologe, andererseits über die für Start-ups so essentiellen drei Fs – Friends, Family und Fools. Wir planen diesen Herbst zudem eine erste Finanzierungsrunde, in der externes Kapital für das notwendige Wachstum beschafft werden soll.

Wer ist die Zielgruppe von Bonfire?

Unsere Zielgruppe sind Teams und Unternehmen, die zum Großteil oder bereits komplett dezentral arbeiten oder zukünftig arbeiten möchten. Auch Fernuniversitäten werden mit Bonfire interessante Möglichkeiten bekommen. 

Wie funktioniert Bonfire?

Bonfire kann man als ernsthafte Bürosimulation verstehen. Man stelle sich das Spiel “Die Sims” vor, nur dass die Avatare, die man auf dem Bildschirm sieht, Kollegen sind, die im echten Leben vielleicht überall auf der Welt verteilt sind. Mit Bonfire fühlt es sich so an, als würde man ein Büro mit ihnen teilen. Die Nutzer loggen sich einfach über ihren Browser mit ihrer E-Mail-Adresse ein. Sie erstellen einen individuellen Avatar mit entsprechendem Kurzprofil und betreten ihr virtuelles Office, wo sie dann auf ihre Avatar-Kollegen treffen. Unser innovatives Videostreaming rundet die Erfahrung ab. Alles ist auf intuitive, synchrone, und soziale Interaktion bzw. Kommunikation ausgelegt. 

Wo liegen die Vorteile?

Einerseits hat man die sozialen und kommunikativen Vorteile eines gemeinsamen Büros und andererseits die Freiheit, ortsunabhängig zu arbeiten. Die Nutzer fühlen sich sichtbar und verbunden und können durch ihre Avatare komplexer miteinander kommunizieren und interagieren. Dazu gehören auch teambildende Mini-Games, die Kreativität und den Zusammenhalt im Team unterstützen. Teamleiter und Führungskräfte haben zudem psychologisch relevante Monitoring-Möglichkeiten für aus der Distanz schwer Erfassbares, wie zum Beispiel die Stimmung im Team. 

Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Zum einen die Avatar-basierte Interaktion in Echtzeit, zum anderen bieten wir psychologisch fundierte Komponenten wie Stimmungsbarometer oder Mood-Checks. Auch arbeitszeitbegrenzende Features und die Möglichkeit, arbeitsbezogene und freiwillige private Informationen zu teilen, werden integriert, um den kollegialen Austausch zu erleichtern.  Besonders wichtig ist uns, dass Bonfire ein offenes System wird. Wir müssen und werden Schnittstellen für etablierte Remote Tools und Büroanwendungen zur Verfügung stellen.

Wie hat sich Ihr Unternehmen mit Corona verändert?

Die Idee zu Bonfire kam mir im November des letzten Jahres. Es musste also fast von Beginn an mit der Situation umgegangen werden. Von daher hat sich nicht viel verändert, weil es noch nicht viel zu verändern gab.

Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?

Wenn man eine Software für Remote Teams baut, dann liegt es nahe, die eigene Organisation auch dezentral zu führen. Covid-19 hat mir die Entscheidung sehr einfach gemacht. Die Zukunft von Bonfire ist remote. Daher ist Bonfire für mich als Lösung genauso interessant wie für meine zukünftigen Kunden.

Wo sehen Sie in der Krise die Chance?

Ich glaube, dass kein Marketing-Budget der Welt Fernarbeit in so kurzer Zeit ins Bewusstsein und in den Alltag von so vielen Menschen gebracht hätte. Außerdem hat die Pandemie gezeigt, dass die Software-Lösungen, die wir im Moment nutzen, nicht die Krone der Schöpfung sind. Es geht besser. Wir sind noch lange nicht am Ende.

Bonfire, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Was ich weiß ist, dass sich der Weg, den ich im Moment gehe, sehr gut anfühlt. In fünf Jahren habe ich mehr Menschen gefunden, die diesen Weg mit mir gehen wollen. Ich sehe ein Team, das mit mir gemeinsam für Bonfire brennt und mit dem ich gemeinsam die Flammen so schüren kann, dass  man sie von überall aus sehen kann. 

Zum Schluss – welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Folge deiner Intuition, aber ignoriere nie die Zahlen! Suche nach Partnern, die können, was du nicht kannst. Je mehr Feedback du zu deiner Idee bekommst, desto besser – und Kritik ist hier ebenso wichtig wie Lob. Spreche mit Personen, die weiter sind als du und lerne aus ihren Fehlern und ihren Erfolgen. 

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Raphael Herkommer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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