Bracenet birgt Geisternetze ( alte Fischernetze) aus dem Meer und stellt in Upcycling Handarbeit Armbände her
Stellen Sie sich und das Startup Bracenet doch kurz unseren Lesern vor!
Ahoi! Wir sind Madeleine und Benjamin und kämpfen mit unserem Team bei Bracenet für den Schutz der Meere. Denn sie gehen unter in der Plastikflut: Allein im Nordpazifik schwimmt ein Müllstrudel, der 4,5-mal so groß wie Deutschland ist. Fast die Hälfte davon besteht aus sogenannten “Geisternetzen”, alten Fischernetzen, die verloren gegangen oder absichtlich versenkt worden sind. Jedes Jahr landen 640.000 Tonnen mehr solcher Geisternetze in den Meeren. Sie tun, was sie am besten können: immer weiter fischen. So verenden jedes Jahr Millionen von Meerestieren. Bracenet setzt diesem Spuk ein Ende! Gemeinsam mit unseren Partnern Healthy Seas und Ghost Diving bergen wir die Netze aus den Meeren und verarbeiten sie anschließend in Upcycling-Handarbeit in Hamburg zu Armbändern (den Bracenets), Hundeleinen, Keychains, Ringen und mehr. 10 % der Erlöse spenden wir an Healthy Seas, um weitere Bergungsmissionen zu finanzieren. Heute beraten wir außerdem Unternehmen und Organisationen mit unserer Erfahrung im nachhaltigen Wirtschaften.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
2015 waren wir im Urlaub an der Ostküste Afrikas tauchen und sind dabei auf die Geisternetze gestoßen. Das Problem hat uns erschreckt und nicht mehr losgelassen. Also haben wir unsere Rucksäcke voller Netze mit nach Hause genommen und überlegt, was wir dagegen tun können. Die Lösung: Das Bracenet, ein Armband, upgecycelt aus einem Stück Geisternetz. Zunächst haben wir es als Nebenprojekt geführt. Doch die Nachfrage ist so schnell gestiegen, dass wir uns Ende 2017 entschieden haben, unsere Hauptjobs zu kündigen und uns voll auf Bracenet zu konzentrieren. 2018 gründeten wir die GmbH und heute zählen wir schon ein Team von 35 Mitarbeiter*innen. Bracenet hat sich also aus einem Problem heraus entwickelt und die Gründung war der nötige Schritt, um die Lösung konsequent auszubauen.
Welche Vision steckt hinter Bracenet?
Jedes Bracenet bedeutet ein Stück Geisternetz weniger im Meer und hilft so, Meerestiere zu retten und Ökosysteme zu bewahren. Wir träumen von einer Kreislaufwirtschaft und setzen ein Beispiel für nachhaltiges Wirtschaften. Langfristig wollen wir uns selbst abschaffen, denn das würde bedeuten, die Meere wären endgültig vom Spuk der Netze befreit. Auf dem Weg dahin verfolgen wir immer neue Wege, Geisternetze zu verarbeiten, präventive Maßnahmen zu entwickeln und so die Meere zu retten. Ganz nach unserem Motto: Save the seas, wear a net!
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die Gründung haben wir mit unserem Eigenkapital finanziert. Die erste große Herausforderung war natürlich die Idee selbst und die Produktentwicklung. Wir sind besonders stolz auf das Design der Bracenets, die an ihr früheres Treiben im Meer erinnern und umweltpositiven Konsum darstellen. Weiter ging es mit unserem ersten Großauftrag von der Telekom, wofür wir gemeinsam mit Freunden und Familie jede freie Minute die Bracenets gefertigt haben. Mit Gründung der GmbH haben wir die Abläufe natürlich professionalisiert. Mit unserem tollen Team haben wir das schnelle Wachstum gut gemeistert und fühlen uns sicher aufgestellt für die Zukunft.
Wer ist die Zielgruppe von Bracenet?
Wir wollen nicht nur Menschen erreichen, die sich mit Nachhaltigkeit schon auskennen, sondern auch Nachhaltigkeitsneulinge von unserer Mission begeistern. Bracenet macht Nachhaltigkeit erlebbar und ist ein Statement für den Meeresschutz am Handgelenk. Wir sind Teil einer Bewegung, die die gesamte Gesellschaft durchzieht, und differenzieren unsere Zielgruppe nicht anhand von Alter und Interessen. Bracenet ist ein stylishes Accessoire, das jede*r tragen kann und Menschen verbindet.
Was ist das Besondere an den Produkten? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Des Das Bracenet-Design ist weltweit einzigartig und geschützt. In Zeiten von Überkonsum nutzen wir eine Ressource, die es leider viel zu viel gibt: Geisternetze. Wir verarbeiten sie in ihrer bestehenden Form, alles in Handarbeit und erinnern durch die originale Optik an ihr früheres Treiben im Meer. Anders als bei Recycling-Produkten erkennen Konsument*innen direkt die Herkunft der Bracenets und bauen einen emotionalen Bezug auf. Durch unser Upcycling sparen wir erheblich viel Ressourcen, Energie und Wasser im Vergleich zu konventionellen Alternativen ein. Die Mission von Bracenet steckt an: Wir sind Impulsgeber für eine nachhaltige Gesellschaft. Gleichzeitig demokratisieren wir den Meeresschutz, denn mit Bracenet leistet jede*r einen eigenen kleinen Beitrag.
Bracenet, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unsere Entwicklung der letzten zwei Jahre zeigt, wie viel eine gute Idee erreichen kann: Wir haben bisher knapp 5 Tonnen an Geisternetzen verarbeitet und über 120.000 € an Spenden zusammenbekommen. In den nächsten fünf Jahren setzen wir alles daran, mehr als 50 Tonnen Netz zu neuen Produkten aufzuwerten und über 1.000.000 € an Spenden zu generieren. Wir wollen außerdem weiter mit der Wirtschaft, NGOs, Wissenschaft und Politik kooperieren, um Präventivmaßnahmen zu entwickeln und weltweit auszubauen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Erstens: Stellt den Zweck in den Vordergrund und erklärt offen, wie euer Produkt das jeweilige Problem bewältigt. Nicht alles ist perfekt? Kommuniziert das offen und arbeitet an einer Lösung. Verbraucher*innen wollen euer Projekt verstehen und schätzen Authentizität. Zweitens: Denkt das Projekt zu Ende, hinterfragt alles. Können eure Materialien wirklich nicht ohne Plastikverpackung angeliefert werden? Ist eure eigene Verpackung genauso nachhaltig wie das Produkt? Und zuletzt: Jeder Beitrag zählt, also bleibt positiv! Ihr schafft das!
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Madeleine und Benjamin für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder