Sinnvoller Ansatz oder Gefahr für Schatten-IT?
Privates Smartphone in der Hand, Firmen-Mail im Posteingang, Zoom-Call auf dem Sofa – klingt nach moderner Arbeitswelt, ist aber oft ein IT-Albtraum mit freundlichem Gesicht. Was lange als netter Nebeneffekt von Homeoffice und Flexibilität durchging, hat sich längst zu einer strategischen Frage entwickelt: Lässt man Mitarbeitende ihre eigenen Geräte nutzen oder nicht?
Die Idee hinter BYOD – kurz für „Bring Your Own Device“ – klingt erstmal vernünftig. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich schnell, wie fein die Linie ist, auf der Unternehmen da balancieren.
Vertraute Geräte, neue Risiken – wo BYOD glänzt und wo es gefährlich wird
Denn klar, es gibt sie, die handfesten Vorteile. Wer mit dem eigenen Laptop arbeitet, kennt die Oberfläche, weiß, wo sich was befindet und tippt sich nicht erst warm. Das spart Zeit und Nerven – auch in der IT-Abteilung, die ein Gerät weniger einrichten und warten muss. Die Hardwarekosten sinken, und im besten Fall sind die privaten Geräte sogar leistungsfähiger als die Bürokrücken im Kellerlager. Hinzu kommt: Die Leute fühlen sich mitgestaltet, statt fremdbestimmt. Das wirkt – besonders auf jüngere Fachkräfte, die eh keine Lust auf Windows-Rechner von 2015 haben.
Und jetzt kommt das große Aber, denn die Sache hat Haken. Viele davon. Denn sobald ein privates Gerät mit Unternehmensdaten hantiert, betreten alle Beteiligten rechtliches und technisches Minenfeld.
Wer kontrolliert, was auf dem Gerät installiert ist? Was passiert, wenn das Smartphone verloren geht – mit Zugriff auf Kundendaten, Projektpläne und Passwörter? Und wie trennt man private Urlaubsfotos vom vertraulichen Pitch-Deck?
Ein möglicher Rettungsanker ist Apple MDM Software. Damit lassen sich private Apple-Geräte zentral verwalten, absichern und im Notfall sogar aus der Ferne löschen – ohne das komplette Handy zu plätten.
Schatten-IT lässt grüßen – wenn Kontrolle zur Illusion wird
BYOD öffnet ungewollt die Tür für ein altbekanntes Phänomen: Schatten-IT. Mitarbeitende, die lieber Google Drive statt SharePoint nutzen, weil’s schneller geht. Notizen in der iPhone-App, statt in der verschlüsselten Projektplattform. Wer soll da noch den Überblick behalten? Die IT-Abteilung ganz sicher nicht. Die wird oft erst dann eingebunden, wenn schon etwas passiert ist. Im besten Fall ein Versehen, im schlimmsten Fall ein Datenleck.
Der Datenschutz kommt dabei meistens zu kurz. Denn die DSGVO kennt kein Pardon, egal ob das Tablet aus dem Elektromarkt oder vom Arbeitgeber stammt. Sobald personenbezogene Daten verarbeitet werden, greifen die Regeln – und die Verantwortung bleibt beim Unternehmen. Ohne saubere Richtlinien, technische Absicherung und regelmäßige Kontrollen ist BYOD daher eher Lotterie als Strategie.
Mit System statt Hoffnung – wie BYOD sicher funktionieren kann
Am Ende bleibt BYOD ein zweischneidiges Schwert. Es bringt Tempo, Flexibilität und Modernität – aber nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Sonst wird aus dem Wunsch nach Freiheit schnell ein Kontrollverlust mit Folgen.
Wer das vermeiden will, braucht mehr als einen Haken im IT-Handbuch. Es braucht Regeln, Klarheit und das Verständnis, dass Bequemlichkeit nicht auf Kosten der Sicherheit gehen darf. Denn so praktisch der eigene Laptop auch sein mag – die Verantwortung bleibt nicht am Küchentisch liegen.
Titelfoto: Bild von Flipsnack auf unsplash
Autor Dino Bozzi
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