Samstag, Dezember 14, 2024
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Den eigenen Markt im Blick haben

Canary scannt mit Drohnen die Baustelle aus den Bildern ensteht ein 3D Modell

Stellen Sie sich und das Startup Canary Works doch kurz unseren Lesern vor!

Wir sind Thomas Deniffel und Christoph Wölfle. Im Juni 2018 haben wir Canary Works gegründet. Canary ist ein System, das Gebäude in 3D scannt. Basierend auf den dadurch erhobenen Daten extrahieren unsere Algorithmen Informationen und zeigen diese für verschiedene Akteure auf der Baustelle aufbereitet in einem Dashboard an. Mit den Informationen kann man schon am Entstehungstag Fehler erkennen und sofort korrigieren, solange noch kein größerer Schaden entstanden ist.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Wir wollten etwas Eigenes schaffen und damit eine Branche grundlegend verändern. Da hat es sich angeboten, das Hobby zum Beruf zu machen und auf der grünen Wiese ein Projekt zu starten, bei dem man jeden Tag aufs Neue dazulernt, ausprobiert und Verantwortung für sein Tun übernimmt.

Und wieso haben Sie das Allgäu als Standort gewählt?

In einer Metropole wie München geht ein Start-up schnell in der Masse unter – das ist im Allgäu anders. Die Allgäu GmbH bietet der Start-up-Szene ganzjährig eine Networking-Plattform, um Kontakte zu knüpfen. Den Höhepunkt markiert die Gründerbühne, auf der Erfinder ihre Innovation unter Beweis stellen können. Auch wir konnten unsere Idee im Rahmen der Gründerbühne 2019 vorstellen und freuen uns sehr über den 2. Platz. Eine ausgewogene Work-Life-Balance im Allgäu darf natürlich auch nicht außer Acht gelassen werden.

Welche Vision steckt hinter Canary?

Unsere Vision mit Canary ist es, die veraltete Baubranche grundlegend zu modernisieren und Fehler im Bau frühzeitig zu verhindern. Wenn ein Gebäude gebaut wird, besteht eine 51%ige Wahrscheinlichkeit, dass es – nach der häufig zu späten Fertigstellung – direkt reparaturbedürftig ist. Dann kommen zusätzlich gut fünf Prozent des Preises an nachgelagerten Kosten hinzu. Die Vergangenheit zeigt, dass Bauschäden zu- und nicht abnehmen und das, obwohl die Branche allein in Deutschland 110 Mrd. Euro umsetzt und dabei 14 Mrd. Euro jährliche Bauschäden generiert. 

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Ein Projekt zu starten, bei dem man erst einmal über 1,5 Jahre kein Geld verdient und das dabei sehr forschungsintensiv ist, stellte uns vor die Herausforderung der Finanzierung. Dank unseres Projektgeschäfts, das wir schon seit 3 Jahren betreiben und einer staatlichen Förderung für forschungsnahe Projekte, ist uns dies bisher gelungen.

Mitarbeiter zu finden und zu führen, ist auch gar nicht so einfach. Außerdem beschäftigen wir uns sehr viel damit, unser Product-Market-Fit kontinuierlich zu steigern – also unser Produkt immer besser an die Bedürfnisse unserer Kunden anzupassen.

Wer ist die Zielgruppe von Canary?

Alle Unternehmen und Arbeitnehmer der Baubranche können von unserem Service profitieren – also Bauherren, Bauplaner, Bauingenieure, Bausachverständige und viele mehr. Aber auch die direkten Kunden der Bauunternehmen haben etwas davon, denn unserer Drohnen beugen Verzögerungen im Zeitplan aufgrund von Mängeln oder Fehlern vor. 

Wie funktioniert Canary? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Ein Schwarm autonomer Drohnen scannt die Baustelle über Nacht. Sie nehmen dabei tausende Tiefenbilder der Gebäude auf, die sie dann zu einem 3D-Modell zusammenfügen. Der von uns entwickelte Algorithmus extrahiert daraus Informationen und zeigt die gewonnenen Datensätze in einem Dashboard an. Mit diesen Datensätzen können dank eines Soll-Ist-Abgleichs Bau- und Konstruktionsfehler noch während des Bauprozesses erkannt und korrigiert werden.

Bisherige Systeme benötigen einen geschulten Mitarbeiter. Canary muss nur von einem Laien eingeschaltet werden, der Rest erledigt sich von ganz alleine. Der Algorithmus erkennt zudem, wo die Drohnen noch nicht waren oder welche Stellen noch zu ungenau sind. “Löcher” im Scan werden automatisch erkannt und von einer der Drohnen baldmöglichst angeflogen und gefüllt. Damit lösen wir das grundlegende Problem der Verschattung. Der Scanner legt die 3D-Modelle der einzelnen Scans übereinander und kann so zudem die Entwicklung jedes gescannten Punktes im zeitlichen Verlauf beobachten.

Wie ist das Feedback?

Wir waren sehr erstaunt zu sehen, wie positiv unser Vorhaben in der von uns als konservativ eingeschätzten Baubranche angenommen worden ist. Wir konnten viele „Letters of Intent“ abschließen und Partnerschaften mit mittelständischen und großen Bauunternehmen eingehen. Hier sind wir im wöchentlichen Austausch, um alle Bedürfnisse zu berücksichtigen und unser System in die Prozesse der Unternehmen einzubinden. 

Wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir wollen weitere Kooperationen und Partnerschaften mit Unternehmen der Baubranche eingehen, um die Kundenbedürfnisse noch besser kennenzulernen. Auf jeden Fall wollen wir expandieren und Standorte außerhalb von Deutschland anvisieren.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Wichtig ist es, ständig den eigenen Markt im Blick haben. Ein frühestmöglicher Kontakt zu potentiellen Kunden hat uns außerdem viel gebracht. So verhindert man, dass das Ganze in eine falsche Richtung läuft. Und natürlich: Durchhalten! Starke Nerven sind für Gründer von unschätzbarem Wert.

Bild: Platz Canary Works © Allgäu GmbH, Isenho ffs

Wir bedanken uns bei Thomas Deniffel und Christoph Wölfle für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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