Samstag, Dezember 21, 2024
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Aus Fehlern lernen

Cantourage: Medizinisches Cannabis aus aller Welt

Stellen Sie sich und das Start-up Cantourage doch kurz unseren Lesern vor!

Mein Name ist Philip Schetter und ich bin der CEO von Cantourage. Ich bin bereits seit 2018 in der Cannabisbranche tätig und seit 2022 bei Cantourage. Zuvor war ich bei einem anderen Cannabisunternehmen unter anderem für den Bau von Produktionsstätten sowie für den Aufbau verschiedener Ländergesellschaften und den Vertrieb von Cannabis in mehreren EU-Ländern verantwortlich. 

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Ich bin nicht der Gründer von Cantourage, sondern bin erst drei Jahre nach der Gründung zu dem Unternehmen gewechselt. Cantourage wurde 2019 von Florian Holzapfel, Patrick Hoffmann, Norman Ruchholtz, Constanze Pelzer und Mario Reichenbach aufgebaut, wobei die Gründungsgeschichte eigentlich noch weiter zurückgeht. Patrick und Florian haben bereits 2015 den ersten Großhändler für medizinisches Cannabis gegründet, was insbesondere durch die Legalisierung von medizinischem Cannabis in Deutschland 2017 sehr erfolgversprechend war. Ein Jahr später wurde das Unternehmen an Aurora verkauft, wo ich seit 2018 ebenfalls tätig war. 

2019 verließen Florian und Patrick Aurora und riefen mit dem Rest des Gründungsteams die Cantourage GmbH ins Leben. Mich überzeugte das neuartige Geschäftsmodell des Unternehmens mit seiner „Fast Track Access”-Plattform für Anbauer, weshalb ich dann 2022 als Geschäftsführer bei Cantourage eingestiegen bin. Darüber hinaus bin ich seit der Aurora sehr eng mit den beiden befreundet. Bei Cantourage arbeiten viele der Teammitglieder schon seit 2017 zusammen – es fühlt sich schon fast wie ein Familienunternehmen an.

Welche Vision steckt hinter Cantourage?

Wir revolutionieren den Markt für medizinisches Cannabis. Unser Ziel ist es einerseits, Patient:innen den Zugang zu hochwertigen Therapien und Produkten zu vereinfachen und sie mit gutem Cannabis zu fairen Preisen aus aller Welt von verschiedensten Anbauer:innen zu versorgen. Andererseits ermöglichen wir mit unser „Fast Track Access“-Plattform Cannabis-Produzent:innen aus aller Welt, schneller, leichter und kosteneffizienter Teil des wachsenden europäischen Marktes für medizinisches Cannabis zu werden. 

Von der Idee bis zum Start: Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Eine Herausforderung sind die strengen Gesetze in Deutschland und in der EU. Hierzulande dürfen nur wenige Unternehmen medizinisches Cannabis anbauen, weswegen wir unser Cannabis aus dem Ausland importieren. Wir haben durch diese Herausforderung eine Win-win-Situation für uns und unsere Anbauer:innen geschaffen – denn unsere Partner:innen können so ihr Cannabis in Europa verkaufen und wir profitieren von den günstigen Anbaukosten in anderen Ländern. Die für Cannabis-Arzneimittel entscheidenden Herstellungsschritte erfolgen in einer nach EU-GMP (Good Manufacturing Practice) zertifizierten Produktionsanlage hier in Deutschland. 

Finanziert wurde Cantourage zu Beginn verschiedenen Investor:innen, unter anderem von Think.Health Ventures. Im November letzten Jahres sind wir mit unserem jungen Unternehmen an die Börse gegangen, um den Markt für Medizinal-Cannabis in Deutschland zu demokratisieren – sprich:  Anleger:innen die Gelegenheit zu bieten, früh in Cannabis und auch früh in ein Wachstumsunternehmen zu investieren. 

Wer ist die Zielgruppe von Cantourage?

Wir verkaufen unsere Produkte an Apotheken und Großhändler:innen, von denen dann Cannabis-Patient:innen ihre THC-haltigen Medikamente beziehen können. Unsere Zielgruppe sind daher zum einen natürlich die Apotheken und Großhändler:innen. Darüber hinaus haben wir mit Telecan ein Tochterunternehmen, das die Vernetzung von Ärzten und Ärztinnen und Patient:innen ermöglicht und vereinfacht. Dadurch sprechen wir auch heutige und potentielle Cannabis Patient:innen an. 

Wie funktioniert Cantourage? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Da wir Cannabis aus der ganzen Welt importieren, sorgen für eine nie dagewesene Vielfalt an getrockneten Blüten, Extrakten sowie Arzneimitteln wie Dronabinol und Cannabidiol. Wir möchten Patient:innen in Europa ein möglichst breites Portfolio anbieten. Wichtig sind uns dabei faire Preise, insbesondere für Selbstzahler-Patient:innen, also für diejenigen, bei denen die Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen. Hochwertiges Cannabis kann in vielen Ländern sehr günstig angebaut werden. Deshalb importieren wir Cannabis-Rohmaterial und stellen daraus Arzneimittel in Deutschland her. 

Wir garantieren durch unseren Herstellungsprozess eine hohe  Qualität und geben Preisvorteile durch günstige Herstellungskosten und hohe Volumina an die Patient:innen weiter. Unser Motto ist: Jede:r kann sich seine Cannabistherapie leisten – egal ob mit Kostenübernahme durch die Krankenkasse oder als Selbstzahler:innen.

Wir suchen unsere Partner:innen weltweit, wichtig sind uns besondere Anbautechniken und Produkte, um auf alle heutigen und zukünftigen Patient:innenbedürfnisse gut reagieren zu können. Wir haben zurzeit Partnerschaften mit Anbauer:innen in 18 verschiedenen Ländern. Hierzu ist zu sagen, dass wir das Cannabis nicht einkaufen, sondern die Anbauer als Partner sehen – das bedeutet, dass sie die Cannabispflanzen anbauen, während wir die Arzneimittel herstellen und in Europa vermarkten. Die erzielten Umsätze teilen wir uns dann mit unseren Anbaupartnern. Schließlich möchten wir, dass sich unsere Anbauer ein nachhaltiges Geschäft aufbauen und uns auch über Jahre hinweg mit gutem Cannabis versorgen können.

Cantourage, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Zunächst mal warten wir natürlich gespannt auf die geplante Legalisierung von Cannabis. Denn mit der Legalisierung wird nicht nur der Freizeitkonsum erlaubt, es ändern sich auch einige wichtige Punkte für medizinisches Cannabis. Aktuell fällt Medizinalcannabis immer noch unter das Betäubungsmittelgesetz, was erhebliche Hürden für Ärzte und Ärztinnen sowie Apotheken bedeutet. Durch die Legalisierung werden einige Anforderungen wegfallen, wodurch sich noch mehr Mediziner:innen mit medizinischem Cannabis auseinandersetzen und Patient:innen einen besseren Zugang zu Cannabistherapien bekommen werden. Wir gehen davon aus, dass dadurch auch unsere Verkaufszahlen ansteigen werden. 

Wir sind bereits jetzt das führende europäische Unternehmen für die Herstellung und den Vertrieb von Cannabis. Unser Unternehmen hat bereits in diesem Jahr ein deutliches Umsatzwachstum verzeichnet – diesen Aufwärtstrend möchten wir selbstverständlich fortsetzen. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Keine Alleingänge: Wir setzen bei Cantourage auf Teamwork und die Skills unserer vielen, unterschiedlichen Talente. Gründer:innen sind auf Menschen mit Leidenschaft und Unternehmergeist angewiesen, die sie dabei unterstützen, ein Unternehmen wachsen zu lassen.

Aus Fehlern lernen: Gerade in jungen Start-ups hat man noch nicht so viele Strukturen wie in etablierten Firmen. Da kann nicht immer alles rund laufen. Statt sich von der Bahn werfen zu lassen, sollte man Rückschläge als Chancen sehen und es in Zukunft besser machen.

Die Vision nicht aus den Augen verlieren: Unser Ziel ist es – und das war es seit Tag eins – Patient:innen mit gutem Cannabis zu fairen Preisen zu versorgen. Daran werden wir auch immer festhalten. Gründer:innen dürfen niemals vergessen, wieso sie eine Idee hatten und ein Unternehmen gegründet haben.

Wir bedanken uns bei Philip Schetter für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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