Freitag, April 26, 2024
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Mut zum Scheitern

Capmo Software: Baustelle digital verwalten und analysieren

Stellen Sie sich und das Startup Capmo doch kurz unseren Lesern vor!

Ich bin Florian, CEO und Co-Founder von Capmo. Ich habe an der LMU in München BWL studiert und durch das CDTM mein Interesse an digitalen Technologien entdeckt. Um diese Thematik zu vertiefen, habe ich meine Münchner Heimat fürs Master-Studium gegen die Schweiz und Berkeley ausgetauscht. Danach war für mich klar: Ich will mich dafür einsetzen, mit digitalen Technologien zentrale Probleme unserer Gesellschaft zu lösen. Und da ich vom Betrieb meiner Großeltern mit der Arbeitsweise in der Baubranche vertraut war, wusste ich sofort, wo ein solches Problem lauert. Nachdem wir uns tiefer in die Thematik eingearbeitet haben, war schnell klar, wie gravierend das Problem ist – und die Branche dringend eine Lösung benötigt. Diese entwickeln wir mit Capmo.

Capmo ermöglicht es Bau- und Immobilienfachleuten, Bauprojekte termin- und budgetgerecht fertigzustellen. Unser intuitive Software ersetzt Stift, Papier und manuelle Prozesse durch digitale Workflows und intelligente Bauanalysen. Unsere SaaS-Lösung ermöglicht es Baufachleuten, Baustellen digital zu verwalten, nahtlos mit anderen zusammenzuarbeiten und einzigartige datenbasierte Einblicke in ihre Projekte zu gewinnen. Capmo ist auf Tausenden von Baustellen in ganz Europa im Einsatz und wird sowohl von kleineren Büros als auch von großen Bauunternehmen wie Arcadis und Max Bögl genutzt.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Meine Mitgründer und ich haben uns am CDTM in München kennen gelernt. Auch wenn wir sehr diverse Hintergründe haben, haben wir gleich gemerkt, dass sie eins verbindet: Wir wollen mit intuitiven Technologien Leuten helfen, die heute noch nicht von digitalen Möglichkeiten profitieren. Darum war für uns war von Beginn an klar, dass wir nie einen x-Beliebigen Online-Shop gründen, sondern der Gesellschaft einen echten Mehrwert bieten möchten.

Welche Vision steckt hinter Capmo?

Wir glauben an eine Bauindustrie, in der Fachleute nicht mehr an Excel und USB-Sticks verzweifeln, sondern die Gebäude, in denen wir leben und arbeiten, effizient und erfolgreich bauen können; in der wir uns nicht mehr über Katastrophen wie BER und Stuttgart 21 ärgern müssen, sondern über geniale Bauwerke staunen dürfen. In so einer Industrie werden Rückfragen werden nicht mehr in unendlichen E-Mail-Nachrichten, sondern in einem ganzheitlichen Betriebssystem für den Bau gestellt, sodass alle Informationen zentral an einem Ort verfügbar sind. Digitale Baupläne ersetzen schwere Ordner und automatische Funktionen langwierige Schreibaufgaben. Datenbasierte Analysen helfen den Überblick zu behalten. Zahlreiche Branchen wie die Finanzbranche oder auch die Automobilindustrie gehen mit gutem Beispiel voran und beweisen das Potenzial digitalen Arbeitens. Für uns besteht kein Zweifel, dass auch die Baubranche enorm von digitalen Prozessen profitiert, die sich weniger auf Bauchgefühl als auf Fakten und Daten stützen. 

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Unsere größten Herausforderungen waren und sind: Fokussierung und Recruiting. 

Mit über 70.000 Unternehmen im Bauhauptgewerbe und mehr als 250.000 Betriebe im Baunebengewerbe ist der Bausektor extrem sehr fragmentiert. Capmo wird daher von verschiedensten Zielgruppen und Akteuren eingesetzt. Zu Beginn haben wir versucht, alle potenziellen Kunden zu erreichen und diesen gerecht zu werden. Wir haben die verschiedensten Zielgruppen angesprochen und waren auf nahezu allen Branchenveranstaltungen vertreten. Uns hat der Fokus gefehlt. 

Darüber hinaus ist und bleibt es eine große Herausforderung für junge Unternehmen, die besten Talente zu finden. In München wurden in den letzten Jahren unglaublich viele Unternehmen gegründet und die Nachfrage um Mitarbeiter ist groß. Vor allem im Software-Bereich ist das Angebot knapp. Nichtsdestotrotz konnten wir in knapp zwei Jahren auf über 40 geniale Mitarbeiter heranwachsen. Und unser Bedarf ist nach wie vor hoch. Wer somit aktuell nach einer neuen Herausforderung sucht oder jemanden kennt, der jemanden kennt: Wir freuen uns über jede Empfehlung!

Finanziert und unterstützt werden wir von Capnamic Ventures, UVC Partner und HW Capital, sowie einigen erfolgreichen Unternehmen aus dem CDTM Umfeld. Nach der Seed-Finanzierung Ende 2018 haben wir im Januar 2020 die Series A mit über 5 Millionen abgeschlossen. 

Wer ist die Zielgruppe von Capmo?

Capmo ist eine flexible Lösung für alle Bauprozesse und somit für jedes Unternehmen in der  Bau- und Immobilienbranche geeignet, das planbasiert arbeitet und Bauprojekte beziehungsweise deren Teilbereiche realisiert, steuert oder koordiniert. Unser Kundenspektrum reicht von mittelständischen Architektur- und Ingenieurbüros über Bauträger und Immobilienverwalter bis hin zu den Platzhirschen in der Branche wie Zechbau oder Max Bögl. 

Den größten Nutzen von Capmo haben Fachkräfte, die eine Steuerungsfunktion im Bauprojekt innehaben. Bauleiter profitieren in erster Linie von den Funktionen auf der Baustelle. Für Architekten und Projektleiter, die nicht täglich auf der Baustelle sind, ist außerdem die dezentrale Steuerungsfunktion eine große Hilfe. Für Projektsteuerer, Geschäftsführer und Auftraggeber bringen die datenbasierten Analysen wertvolle Erkenntnisse zur Optimierung der Unternehmensleistung.

Wie funktioniert Capmo? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Das Baugewerbe ist die zweitwenigste digitale Industrie in Europa. Die Mehrheit der Baustellen arbeitet noch immer mit papierbasierten Plänen, verwendet Sprachaufzeichnungsgeräte zur Dokumentation des Baufortschritts und Faxgeräte zur Koordinierung der Arbeiten. Daher ist der größte Konkurrent für uns die veraltete Technologie. Die wenigen digitalen Konkurrenten auf dem Markt verfolgen im Wesentlichen einen anderen Ansatz. Sie konzentrieren sich nicht auf die Bereitstellung eines ganzheitlichen Betriebssystems für die Baustelle, sondern auf einzelne Anwendungsfälle wie die Arbeitszeiterfassung oder das Mängelmanagement. Mit Capmo definieren wir eine ganz neue Kategorie von Software – eine ganzheitliche und einfach zu bedienende Lösung für das Baustellenmanagement. 

So vielfältig wie die Anwendungsbereiche unserer Software ist auch der Nutzen. Laut der neuesten Kundenumfrage verhilft die digitale Arbeitsweise unseren Kunden zu einem besseren Unternehmensimage (81%), mehr Effizienz im Arbeitsalltag (70%) und weniger Nacharbeit im Büro (67%). Darüber hinaus berichten unsere Kunden von enormen Zeit- und Papiereinsparungen: Ca. 60% unserer Kunden sparen bis zu 5 Stunden Zeit pro Woche und 20% Papier. Auch in der Zusammenarbeit mit Bauherren und Gewerken nehmen unsere Kunden Verbesserungen wahr: Der E-Mail-Verkehr hat sich  um 20% reduziert und ca. 50% unserer Kunden konnten Missverständnisse dank der digitalen Zusammenarbeit reduzieren. Und nicht zuletzt sind es rechtliche Dispute, bei denen digital arbeitende Unternehmen auf der sicheren Seite sind.

Capmo, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Unser Ziel ist es, dass bald jede Baustelle in Europa effizient und datengetrieben arbeitet.  Um dieses zu erreichen, werden wir Capmo In den nächsten Monaten und Jahren weiter zu einer holistischen Software für das Baustellenmanagement ausbauen und den europäischen Markt für uns gewinnen. Bereits heute bauen mehrere hundert Kunden in Europa auf unsere digitale Lösung  für die Baustelle und das Büro und setzen mit unserer Software weit über 5000 Projekte datenbasiert um. Bis 2023 möchten wir bei 100.000 Bauprojekte zu einem pünktlichen und erfolgreichen Abschluss beitragen. Einher mit diesem Wachstum geht natürlich auch das Wachstum im Team. Nach knapp 3 Jahren arbeiten bei Capmo schon über 40 Personen an unserer Vision der digitalen Zukunft der Baustelle. Und auch wenn wir erst kürzlich unser brandneues Büro im Münchner Stadtzentrum bezogen haben: In 5 Jahren werden uns die 600 m2 dort nicht mehr ausreichen. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Lean denken und handeln

Wir haben uns nach dem Studium 3 Monate Zeit genommen, Interviews mit Akteuren in der Branche geführt und extrem viel recherchiert. Irgendwann haben wir jedoch erkannt: Wir müssen ins Tun kommen. Aus Wissen allein entsteht kein Unternehmen. Somit mein Tipp: denkt und handelt lean! Entwickelt Hypothesen, die euch die strategische Richtung vorgehen, und validiert diese so schnell es geht. So lernt ihr ständig dazu und macht schnell Fortschritte.

Mut zum Scheitern

Habt den Mut für Experimente und arbeitet nach dem Prinzip “Trial and Error”. An manchen Punkten werden ihr scheitern; an anderen jedoch auch einen großen Schritt vorankommen. Ohne es zu probieren, geht es jedoch nirgends hin. Auch wenn es schon eingestaubt ist, gilt ein Motto bei der Gründung damals wie heute: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! 

Diversity is King

Ihr hat eine Idee und wollt daraus ein Unternehmen machen; wahrscheinlich seid ihr absolut überzeugt von diesem Plan. Für andere mag er jedoch nicht so brillant erscheinen. Schreibt deshalb Diversity von Beginn an groß und bezieht immer auch andere Perspektiven in das eigene Doing mit ein. So eröffnen sich häufig ganz neue Wege und ihr bekommt ihr eine differenzierte Sicht auf euer Vorhaben.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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