Freitag, März 29, 2024
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CharLe Kinder Kleidung aus nachhaltigen Materialien

Stellen Sie sich und das Startup CharLe doch kurz unseren Lesern vor!

Ich bin Mandy (49), gelernte Verkehrsfachwirtin, mit Lebensmittelpunkt in Berlin. Vor 9 Jahren habe ich ein nachhaltiges Kindermodelabel gegründet. Als Mutter zweier Kinder bin ich mit der Nase auf die Idee gestoßen worden.
Mein erstes Baby brachte mich vor 16 Jahren auf die Geschäftsidee – mitwachsende Kinderkleidung in Bioqualität zu entwickeln. Meine Familie war von meinem Vorhaben anfangs nicht begeistert. 

Sechs Jahre vor Gründung recherchierte ich nach biologischen Stoffen und regionalen Nähereien. Ich drückte noch einmal die Schulbank, um die Basics der Schnittkonstruktion zu erlernen. Nebenbei tüftelte ich bereits an dem ersten mitwachsenden Oberteil für Babys und Kleinkinder, zuhause in meinem stillen Kämmerchen.  

Meine Kinder sind auch die Namensgeber meines Unternehmens. Der Name CHARLE setzt sich aus den Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen, Charis und Lewin, zusammen.         

Warum haben Sie sich entschlossen ein Unternehmen zu gründen?

Im März 2010 habe ich meine Firma CHARLE – sustainable kids fashion gegründet. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits verschiedene mitwachsende Kleidungstücke entwickelt. Das erste war besagtes Langarmshirt, welches über 3 Regelgrößen mitwächst. Es zählt auch heute noch zu den beliebtesten Artikeln unserer Kunden.

Ich habe mein Unternehmen mit dem Ziel gegründet, die Kinderbekleidungsbranche zu revolutionieren. Ich dachte, es könnte viele Eltern begeistern, selten Kleidung für ihre schnellwachsenden Kinder kaufen zu müssen und wollte sie an meiner Idee teilhaben lassen.

In den Jahren davor hatte ich mir ein gut funktionierendes Netzwerk aus Geschäftspartnern aufgebaut. Mein Anspruch war es, die gesamte Textilkette in Deutschland abzubilden, obwohl diese bereits als tot galt. Das ist mir gelungen. Vom Garnproduzenten über Stricker und Färber bis zum Konfektionsbetrieb sind alle dabei. Denn: Auf der Suche nach geeigneten Biostoffen für mein Projekt musste ich leider die bittere Pille schlucken, dass es sie nicht gab. Nicht in der Qualität, in der ich sie mir wünschte. So beschloss ich, die Stoffe selbst zu produzieren. 

Mit der Summe aus erlerntem Know-how und guten Partnern musste ich letztlich gründen. 

Was war bei der Gründung ihres Unternehmens die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung bestand für mich wohl darin, meine Familie davon zu überzeugen, dass der Weg aus einer gut bezahlten, verantwortungsvollen, unbefristeten Anstellung hin in eine – aus ihrer Sicht unsichere – Zukunft für mich genau der richtige war.

Auch finanziell bewegte ich mich auf dünnem Eis. Ich hatte kaum Rücklagen. Es musste also klappen. Das trieb mich an.  

Meine Mutter (Damenmaßschneiderin) und mein Mann (IT-Spezialist) sind recht schnell wichtige Mitarbeiter bei CharLe geworden.     

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Aus meiner Sicht muss man das sogar, sonst tut man es womöglich nie. Denn die Umstände sind meist nie perfekt.

Perfektionismus ist wohl eine sehr deutsche Eigenschaft. Viele gute Ideen werden wegen dieser Anspruchshaltung oft erst gar nicht umgesetzt. Und dann ist ja da auch noch das böse Verb „scheitern“. Wir Deutschen haben häufig die falsche Einstellung zum Thema scheitern. Wir haben vergessen, dass Scheitern zum Wachsen dazu gehört. Man muss sich nur Kleinkinder vor Augen führen, die Laufen lernen. Würden sie bei ihren ersten Gehversuchen nach dem Stürzen nicht wieder aufstehen, liefen sie nie auf ihren zwei Beinen. So ähnlich sehe ich das mit der Gründung eines Unternehmens: Wenn du nicht ab und zu Tiefschläge einsteckst und lernst, sie beiseite zu schaffen, dann wirst du dich nicht entwickeln und dein Unternehmen auch nicht.

Welche Vision steckt hinter CharLe?

Nie anfangen aufzuhören. Nie damit aufhören anzufangen.

Wer ist die Zielgruppe von CharLe?

Menschen, die Kinder lieben.

Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Ich denke, es ist die Konsequenz. Wir mussten zum Beispiel lernen, dass der Einzelhandel nicht sonderlich interessiert ist an mitwachsender Kinderbekleidung. Wenn deren Kunden nämlich nur alle 2 bis 3 Jahre in ihren Läden erscheinen, weil die Kids eben nichts Neues brauchen, dann können sie nicht existieren. Waren sollen sich aus Einzelhandelssicht schnell drehen. 

Wir haben uns 2014 bereits aus dem Wiederverkäufermarkt zurückgezogen und bedienen vorzugsweise Direktkunden. Der Vorteil: Wir können uns und unsere Produkte effizienter und vor allem gemeinsam mit unseren Kunden entwickeln. Eben, weil wir direkt mit ihnen im Austausch stehen. Wir erfahren sehr schnell, welches Kleidungsstück gut funktioniert oder wo noch nachjustiert werden muss. Uns geht es nicht vorrangig um Profit, sondern um ein gutes Auskommen, ein gutes Arbeitsklima, um die Entwicklung und den Verkauf hochwertiger und langlebiger Produkte. Wir wachsen organisch.
  
Ich interessiere mich nicht für den schnelllebigen Markt. Das Prinzip „Fastfashion“ entspricht einfach nicht meinem Grundgedanken von Gerechtigkeit. Schnelllebigkeit ist nicht nachhaltig und macht daher keinen Sinn.

Jede Geschäftsidee sollte immer enkeltauglich, also nachfolgenden Generationen dienlich sein.  

Kleidung darf lange haltbar und trotzdem modisch sein. Das setzt zum einen eine  gute Qualität der Materialien voraus und zum anderen eine hohe Ästhetik. Ein schöner Spagat, der uns viel Freude bereitet. 

Auf der Suche nach geeigneten Zutaten für unsere ökologische Kinderbekleidung, fanden wir leider nur plastikbasierte Gummibänder, aber keine natürlichen. Da diese meinem Qualitätsanspruch nicht entsprachen, suchte ich 2011 einen Spezialisten, um gemeinsam mit ihm ökologische Gummibänder zu entwickeln. Ich hatte zwar eine klare Vorstellung von der Materialzusammensetzung, aber ansonsten keine Ahnung davon, wie daraus ein fähiges Band werden sollte. In Österreich wurde ich fündig. Ende 2012 hielten wir das erste Biogummiband in unseren Händen. Was anfangs nur für den Eigenbedarf gedacht war, entwickelte sich schnell zu einem zweiten Standbein: Die Entwicklung und der weltweite Verkauf biologischer Gummibänder.

CharLe, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Zurück zu den Wurzeln. Die Zukunft gehört der Kreislaufwirtschaft und wir arbeiten an deren vollständigen Umsetzung in unserem fünfköpfigen Unternehmen. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?

Glaube an dich.
Sei authentisch.
Habe Mut.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Mandy Geddert  für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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