Cliniserve ist ein System mehrerer Apps für Pflegekräfte und Patienten, die über unseren Server und unsere Workflow Engine verknüpft sind
Stellen Sie sich und das Startup Cliniserve doch kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Julian, CEO und Mitgründer von Cliniserve. Cliniserve hat das Ziel, mit Hilfe von Software die Herausforderung des Pflegeengpasses zu lösen. Dazu wird einerseits mittels Prozessoptimierungen in der Stationsarbeit die Zeit verlängert, die Pflegekräfte mit Patienten verbringen (aktuell nur 15%).
Andererseits werden Personaleinsatzprozesse angepasst, um sicher zu stellen, dass der richtige Mitarbeiter zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist – angefangen im Ausfallmanagement.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Wir sind drei Gründer und wollten gemeinsam ein Unternehmen aufbauen, dass einen Mehrwert für die Gesellschaft stiftet. Dazu wollten wir in einem Bereich aktiv werden, in dem es noch großes Produktentwicklungspotenzial gibt – uns macht es Spaß Produkte zu entwickeln und zu verbessern. Gleichzeitig war es uns sehr wichtig, Nutzern einen spürbaren Mehrwert zu generieren. Die Pflege, mit ihrem geringen Digitalisierungsgrad und extremen Belastungen, ist dafür perfekt.
Welche Vision steckt hinter Cliniserve?
Unsere Vision ist es, den Pflegealltag nachhaltig zu verändern. Wir wollen dem Berufsstand Pflege helfen, an Ansehen zu gewinnen. Dazu sollen Pflegekräfte zu Case Managern des Patientengenesungsprozesses werden, wofür der direkte Patientenkontakt und Zeit für komplexe Pflege-Prozeduren am Wichtigsten sind. Alles weitere soll an Spezialkräfte, andere Mitarbeiter und in Zukunft vielleicht auch Roboter delegiert werden. Damit helfen wir den Pflegeengpass zu bekämpfen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die größte Herausforderung war es, das komplexe Gesundheitswesen und den Krankenhaus(IT)markt zu verstehen. Inzwischen haben wir eine bewährte Herangehensweise ohne IT Integrationen für die erste Implementierung und einen klaren Roll-out Plan im Anschluss gefunden.
Um diesen Lernprozess zu überbrücken, hat uns das EXIST Gründerstipendium Zeit verschafft, bis wir entsprechende Erfolge vorweisen konnten. Damit haben wir Ende Juli 2019 die erste Finanzierungsrunde abgeschlossen, die unser Wachstum und Produktausbau finanziert.
Wer ist die Zielgruppe von Cliniserve?
Unsere Nutzer sind Pflegekräfte und andere Stationsmitarbeiter. Unsere Kunden sind aber Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, die unter anderem von gestiegener Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung und optimiertem Personaleinsatz profitieren.
Wie funktioniert Cliniserve? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Cliniserve ist ein System mehrerer Apps für Pflegekräfte und Patienten, die über unseren Server und unsere Workflow Engine verknüpft sind. So stellen wir sicher, dass der passende Mitarbeiter die passenden Aufgaben erhält. Zusätzlich vereinfachen wir über Webapps die Verwaltung von flexiblen Mitarbeitern, ermöglichen eine Priorisierung von Schichtbesetzungen und vereinfachen die Kommunikation von Schichten an Mitarbeiter.
Unser großer Vorteil ist, dass wir innerhalb weniger Tage ohne IT Projekt einsetzbar sind. Die Mehrwerte sind für die Mitarbeiter direkt spürbar durch gesparte Laufwege und mehr Zeit, gleichzeitig incentivieren wir schnelle Prozesse durch ein Prämiensystem. Davon profitiert auch die Klinik, die sich ohne großes Risiko und Investment von unseren Lösungen überzeugen kann. Durch diesen schnellen Einsatz und den Fokus auf die Mitarbeitersicht unterscheiden wir uns von unseren Wettbewerbern.
Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?
Aktuell haben Kliniken andere Sorgen, als digitale Produkte einzukaufen und einzusetzen. Stattdessen stehen direkte Versorgungsprozesse und die Sicherstellung der Schichtbesetzung im Vordergrund. Durch Besuchsverbote und Einschränkungen in Meetings sind zudem viele Einkaufs- und Implementierungsprozesse eingefroren. Für die Sicherstellung der Schichtbesetzung bieten wir dafür mit unserer TEAM Lösung Unterstützung.
Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?
Da wir einen Beitrag zur Bewältigung der Krise bieten wollen, bieten wir TEAM aktuell komplett umsonst und mit vereinfachtem Onboarding Prozess an. Somit können Kliniken auch im Krisenmodus schnell und unkompliziert entlastet werden – die Einrichtung dauert dabei nur 24h und erfordert keinen Aufwand des Managements. TEAM hilft den Kliniken konkret Freiwilligen-Pools und andere flexible Ressourcen besser einzuteilen und automatisiert zu benachrichtigen.
Durch die Schichtbörse können Stationsteams zudem leichter Ersatz innerhalb des Teams finden, wenn jemand ausfällt. Dadurch werden viele unnötige Telefonate gespart und der Personaleinsatz verbessert, was in der jetzigen Lage wertvolle Ressourcen freisetzt. Nähere Infos gibt es hier: https://www.cliniserve.de/corona/
Wo sehen Sie in der Krise die Chance?
Das Gesundheitswesen und der Krankenhaus/Pflegesektor im Speziellen erhält aktuell viel Aufmerksamkeit. So fließen auch viele zusätzliche Mittel, Förderprogramme und Investitionen ins System. Viele lange vernachlässigte Probleme werden aufgedeckt, insbesondere strukturelle und der geringe Digitalisierungsgrad.
Auch nach der Krise werden so viele überfällige Veränderungen angestoßen werden, für die wir als Partner bereits Lösungen haben. Somit sehen wir mittelfristig eher einen Schub für unser Geschäft.
Cliniserve, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In fünf Jahren werden wir europaweit das führende Pflegesteuerungs- und Einsatzsystem sein.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Nicht nur die Technologie, auch den Markt möglichst gut validieren und ein passendes Business Modell aufsetzen.
Möglichst schnell iterieren und Feedback aus reellen Anwendungssituationen einholen – nur Testing reicht nicht!
Ein Team zusammenstellen, das gemeinsam Spaß hat und die gleichen Ziele hat – aber gerne verschiedene Persönlichkeiten.
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Julian Nast-Kolb für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder