Freitag, April 19, 2024
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Verhütung für den Mann

COSO ist ein ultraschallbasierter, hormonfreier und reversibler Verhütungsansatz für den Mann

Stellen Sie COSO Contraception doch kurz unseren Lesern vor

Viele Männer würden gerne mehr Verantwortung in Sachen Verhütung übernehmen, doch die Möglichkeiten sind auf Seiten des Mannes begrenzt. In dieser Marktlücke setzt COSO an. 

Liebe Leser*innen, ich bin Rebecca, die Entwicklerin von COSO. COSO ist ein ultraschallbasierter, hormonfreier und reversibler Verhütungsansatz für den Mann. 

Auf biologischer Ebene erzeugt Ultraschall Tiefenwärme im Hodengewebe, was eine temporäre Unterdrückung der Spermienbildung zur Folge hat. Forscher*innen konnten diesen Effekt erfolgreich in Studien am Tiermodell nachweisen. Bisher wurde das Prinzip für den Menschen nicht weiterverfolgt. 

Hier kommt COSO ins Spiel. 

Im Nutzungsablauf findet die erste Behandlung unter ärztlicher Aufsicht statt, um das Gerät auf den Nutzer anatomisch anzupassen und eine korrekte Durchführung zu gewährleisten. Alle weiteren Anwendungen finden zum Schutz der Privatsphäre beim Nutzer Zuhause statt. 

Zum Gebrauch wird das Gerät mit Wasser befüllt und im Sitzen die Hoden darin für wenige Minuten ultrabeschallt. In regelmäßigen Intervallen werden die Anwendungen wiederholt sowie die Verhütungswirksamkeit mittels Spermiogrammen überprüft. Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Methode reversibel ist. Das heißt, dass einem etwaigen Kinderwunsch zu einem späteren Zeitpunkt nichts im Weg steht.

COSO nimmt es sich zum Ziel den Verhütungsansatz für den Menschen auf dem Markt zugänglich zu machen und damit einen gesellschaftsrelevanten Mehrwert zu schaffen. 

Warum haben Sie sich entschlossen sich mit männlicher Verhütung zu beschäftigen?

Vor etwa einem Jahr erhielt ich die Diagnose der Gebärmutterhalskrebsvorstufe, ausgelöst durch die Pilleneinnahme in Kombination mit dem HPV-Virus. Auf der Suche nach Verhütungsalternativen wurde der Mangel an Verhütungsmethoden, im Speziellen für Männer, besonders deutlich. Dieser Mangel betrifft nicht nur mich persönlich, sondern auch viele andere Nutzer*innen, was die derzeitige gesellschaftspolitische Diskussion zeigt. Daher habe ich beschlossen im Rahmen meiner Masterthesis in Industrial Design an der Technischen Universität München einen neuen Verhütungsansatz für den Mann zu entwickeln. 

Was wäre für COSO Contraception die größte Herausforderung? 

Um COSO als Verhütungsmethode auf dem Markt einführen zu können, werden klinische Studien benötigt. Das stellt die größte Herausforderung für COSO dar. Denn bisher fehlen valide Daten zu den Behandlungsdauern, Anwendungsintervallen und Wirksamkeitszeiträumen sowie zu technischen Parametern des Ultraschallmoduls. Des weiteren muss erforscht werden welche Nebenwirkungen durch das Verfahren entstehen können. Aus den Studien am Tiermodell sind dazu bisher keine bekannt. 

Klinische Studien durchzuführen ist aufwendig und teuer, daher ist das Team von COSO derzeit auf der Suche nach Investoren und Partnern in die Forschung. 

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Definitiv! Alles begann mit einem kleinen Gedankenspiel, als ich in meiner Recherche auf die ultraschallbasierte Verhütung stieß. Ich fragte mich, wie könnte ein Szenario für den Menschen dazu aussehen? Da ich selbst kein Mann bin und Design von Interdisziplinarität lebt, arbeitete ich im Co-Design mit einer definierten Nutzergruppe zusammen. Ziel war es die Anforderungen und Präferenzen der potenziellen Nutzer herauszuarbeiten, um eine möglichst hohe Nutzerakzeptanz zu erhalten. Ebenfalls holte ich mir Unterstützung von Expert*innen aus der Forschung, Urologie, Andrologie, Sexual- und Psychotherapie, um die fachliche Seite im Konzept miteinzubeziehen. 

Das Konzept von COSO veröffentlichte ich nach Abschluss meiner Masterthesis auf der Website coso-contraception.de und dem Instagram-Kanal @coso.contraception. Absicht war dabei einerseits Diskussionen zum Thema der männlichen Verhütung anzustoßen. Andererseits sollten durch ein realistisch präsentiertes Szenario neue Impulse gesetzt werden, um etwaig weitere Forschungsvorhaben anzustoßen.

Mit der Veröffentlichung von COSO entwickelte sich eine gewisse Eigendynamik. Durch Interviews mit der politischen Organisation Better Birth Control und diversen Verhütungsmagazinen sowie den Gewinn des James Dyson Awards in Deutschland stieg das öffentliche Interesse an COSO immer weiter. Es meldete sich eine Vielzahl an potenziellen Teilnehmern für klinische Studien. Zudem ergaben sich erste Gespräche mit potentiellen Investoren und Entwicklungspartnern, wodurch nun eine Gründung von COSO im Raum steht. 
Anhand der Entwicklung von COSO zeigt sich, dass man mit einer Idee starten kann, auch wenn noch nicht alles perfekt ist. Dazu kann ich nur ermutigen. 

Welche Vision steckt hinter COSO Contraception?

COSO hat die Vision dem derzeitigen Mangel an Verhütungsmethoden für Männer mit einer nutzerzentrierten Lösung entgegenzuwirken und einen gesellschaftsrelevanten Mehrwert zu schaffen. Auf der Metaebene adressiert COSO Themen im Sinne der voranschreitenden Überbevölkerung sowie ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit. Des weiteren soll COSO zur kritischen Diskussion über Verantwortung und Gleichberechtigung  sowie zur Neuverhandlung von Geschlechterrollen beitragen.

Wer ist die Zielgruppe von COSO Contraception?

Im Entwicklungsprozess von COSO wurde mit Männern zwischen 20 und 30 Jahren in festen Partnerschaften kooperiert. In dieser Altersspanne kristallisierte sich der Verhütungsbedarf als am höchsten heraus, laut eigens durchgeführter Umfrage mit 422 Teilnehmer*innen. Zudem wurde die Produktidee für den deutschen Markt ausgelegt.

Mit der Veröffentlichung des Projekts zeigte sich im Austausch mit Interessierten und weiteren Expert*innen diverser Bereiche, dass die Nutzergruppe weitaus größer zu fassen ist. Großes Interesse zeigte sich ebenfalls von Menschen ohne feste Partnerschaft sowie von Personen, die bereits ihre Familienplanung abgeschlossen haben. Zudem kristallisierte sich ein großes internationales Interesse an COSO heraus. Besonders im europäischen, asiatischen und amerikanischen Raum traf COSO auf große Resonanz, sowohl von medialer als auch nutzerorientierter Seite.

Was entscheidet Sie von anderen Anbietern? 

Betrachtet man die etablierten Verhütungsmethoden für Männer auf den Markt, wird deutlich, dass diese keine optimale Lösung darstellen. Aufgrund der geringen Verhütungssicherheit des Kondoms entstehen laut WHO jährlich weltweit rund 80 Millionen ungewollte Schwangerschaften. Die Vasektomie ist hingegen eine dauerhafte Verhütungsmethode, die für den Großteil der Bevölkerung nicht in Frage kommt, was sich in der geringen Nutzungsrate widerspiegelt. 

Die Forschung an der Pille für den Mann wurde aufgrund starker Nebenwirkungen wieder eingestellt. Andere Verhütungsansätze, hatten bisher keinen durchschlagenden Erfolg auf dem Markt, wie beispielsweise das Samenleiterventil als Implantat und das samenleiterverstopfende Vasalgel als Injektion. Diese Verfahren stellen komplexe körperliche Eingriffe dar, so herangezogene Experten. Weitere Optionen wie der Verhütungsring oder die Verhütungshose müssen für mehrere Stunden täglich zur Hodenerwärmung getragen werden. Der Vorgang schränkt die Benutzerfreundlichkeit ein und ist laut befragten Urologen anatomisch nicht ungefährlich. 

COSO ist im Vergleich zu den Wettbewerbern reversibel, frei von körperlichen Eingriffen und bisher bekannten Nebenwirkungen. Zudem ist die Nutzung einfach in den Alltag integrierbar und schonend in der Wirkung. Wichtigste Differenzierung ist zudem die hohe Akzeptanz, die im kooperativen Entwicklungsprozess obersten Stellenwert hatte. Denn neue Ansätze sind nur erfolgreich, wenn sie von der Gesellschaft akzeptiert werden. 

Die hohe Nutzerakzeptanz von COSO zeigt sich vor allem im medialen Interesse auf internationaler Ebene sowie im Feedback von potentiellen Nutzern, Studienteilnehmern, Entwicklungspartnern und Investoren. 

COSO Contraception, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In den kommenden Jahren sehen wir uns als marktfähiges und skalierbares Unternehmen auf internationaler Ebene. Auf dem Weg dorthin haben wird durch unsere Investoren und Partner ein starkes Netzwerk gebildet, unser Team bedarfsgerecht aufgestellt und Humanstudien erfolgreich abgeschlossen. 

Auf gesellschaftlicher Ebene hat COSO zu einem Umdenken beigetragen, neue Wege in Sachen männlicher Verhütung eröffnet und dadurch einen echten, gesellschaftlichen Mehrwert generiert. 

Wir bedanken uns bei Rebecca Weiss für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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