DeepSpin entwickelt MRT Systeme der nächsten Generation
Stellen Sie sich und das Startup DeepSpin doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind Clemens Tepel und Pedro Freire Silva, CEO und CTO von DeepSpin. Clemens arbeitete die letzten 3 Jahre in der Unternehmensberatung bei McKinsey und Pedro an seinem Ph.D. zu miniaturisierten, massenfertigbaren Magnetresonanztomographie (MRT)-Systemen.
DeepSpin entwickelt MRT-Systeme der nächsten Generation zu einem Bruchteil der Kosten, des Gewichts und der Größe existierender Systeme. Ermöglicht wird diese technische Revolution durch unser neues Antennendesign und die K.I.-Betriebsstrategie der Systeme. Mithilfe dieser Technologie wollen wir MRT für jeden Patienten weltweit zugänglich machen und die Technologie als Goldstandard in einer Reihe an bisher unzugänglichen medizinischen Fachgebieten etablieren.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Wir hatten beide schon immer eine Affinität zu Unternehmertum und haben daher beide unabhängig voneinander im letzten September am Entrepreneur First Program in Berlin teilgenommen. In diesem Rahmen haben wir uns kennengelernt und dann relativ schnell gemerkt, dass die Chemie passt und sich unsere Interessen und Skillsets sehr gut ergänzen. Wir gründeten DeepSpin dann, nachdem wir innerhalb von nur vier Wochen Zusammenarbeit die Idee in Simulation validieren, führende Industrieexperten als Senior Advisor an Bord holen und kommerzielles Interesse durch erste Letter of Intent von Kliniken beweisen konnten.
Aus unserer Sicht ist das Gründen eines Unternehmens der beste Weg eine neue bahnbrechende Technologie in den Markt zu bringen und ihren maximalen Impact zu realisieren. Würde dieselbe Technologie innerhalb eines bestehenden Unternehmens entwickelt, gibt es immer zusätzliche Beschränkungen, die berücksichtigt werden müssen. Im eigenen Unternehmen hingegen legen wir die Richtung fest.
Welche Vision steckt hinter DeepSpin?
Die Vision hinter DeepSpin ist es MRT universell zugänglich zu machen. Aktuell kann die Technologie nicht überall eingesetzt werden, wo sie nützlich wäre, da derzeitige MRT-Systeme mehrere Millionen Euro kosten, speziell abgeschirmte Räume benötigen und speziell ausgebildete Fachkräfte zur Bedienung erfordern. DeepSpins Technologie hebt diese Einschränkungen auf und ermöglicht dadurch die Anwendung der Technologie in Zukunft auch in neuen medizinischen Fachgebieten sowie in neuen Geographien.
Von der Idee bis zum Start – Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die hohe Komplexität und der hohe Innovationsgrad unseres Ansatzes machten es zunächst schwierig, diesen potentiellen Investoren zu erklären. Nach wahrscheinlich über 100 Pitches haben wir inzwischen unser Narrativ nun aber so verfeinert, dass wir nicht nur unsere Seed-Finanzierungsrunde zügig abschließen, sondern auch eine Reihe öffentlicher Förderungen für unsere Finanzierung gewinnen konnten.
Wer ist die Zielgruppe von DeepSpin?
Die MRT ist ein sehr vielseitiges Instrument, da sie Informationen über anatomische Strukturen, neurologische Informationen und sogar chemische Informationen liefern kann. Daher erstrecken sich unsere Kunden über eine Vielzahl von medizinischen Fachgebieten, zum Beispiel Radiologen, Orthopäden, Onkologen und sogar Tierärzte.
Wie funktioniert DeepSpin? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Unsere Technologie ermöglicht uns, MRT-Systeme zu einem Bruchteil der Kosten von etablierten Herstellern wie Siemens, GE oder Philips herzustellen und auch neue Challenger wie Hyperfine zu unterbieten. Im Prinzip stellen wir den herkömmlichen MRT-Ansatz auf den Kopf: Anstatt hochpreisige Hardware mit einfacher Software zu kombinieren, können wir dieselben klinischen Informationen durch die Anwendung ausgeklügelter Algorithmen auf vereinfachter Hardware erhalten. Dies ist erst durch unser neuartiges Spulendesign und unsere proprietären K.I.-Algorithmen möglich.
Neben der Kostenreduktion ermöglicht unser Ansatz außerdem auch komplett neue Systemdesigns, bei denen der Patient nicht mehr in eine Röhre gefahren wird, sondern sitzend oder auf einem normalen Krankenbett untersucht werden kann.
Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?
Der direkte Einfluss von Corona auf unser Unternehmen ist eher gering, da unser aktueller Fokus auf der Technologieentwicklung liegt, welche großteils normal weiterlaufen kann.
Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?
Wie in der vorherigen Frage erwähnt, ist der Einfluss von Corona auf unsere Haupttätigkeit, die Technologieentwicklung, eher gering. Wo wir allerdings schon einen Einfluss merken, ist zum einen im Recruiting unserer ersten Mitarbeiter, welches wir komplett remote geführt haben, und zum anderen in der Zusammenarbeit mit unseren Investoren, die – wie übrigens unser Seed-Investment selbst – auch komplett mittels Videokonferenz-Tools stattfindet.
Wo sehen Sie in der Krise die Chance?
Die Krise hat aufgezeigt, dass es im Gesundheitswesen noch viel Potenzial für Digitalisierung und Nutzen von neuen Technologien gibt. Basierend auf dieser Erkenntnis wird in Zukunft sicher mehr Kapital in die Branche fließen, was uns in zukünftigen Finanzierungsrunden natürlich auch zu Gute kommt.
DeepSpin, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Der nächste Schritt und unser derzeitiger Fokus ist die Entwicklung unseres Prototyps. Darauf aufbauend werden wir eine erste Produktversion entwickeln, die auf vorklinische Anwendungen abzielt, bevor wir die Medizinproduktzertifizierung angehen, die es uns dann ermöglicht, unser System in der klinischen Applikationen anzuwenden.
In 5 Jahren wird DeepSpin der Name für kostengünstige MRT-Lösungen sein und langfristig wird unser Ansatz eine komplett neue Produktkategorie der medizinischen Bildgebung definieren.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Achte auf ein komplementäres Skillset im (Gründer-)team. Unsere Diskussionen im Gründerteam bringen oft neue Ideen hervor, da wir beide unterschiedliche Perspektiven einbringen und gleichzeitig aber auch ein Verständnis für das Gebiet des jeweils anderen haben, da auch Pedro einen Executive MBA absolviert hat und Clemens durch sein Maschinenbaustudium ein Verständnis für die Technologie hat.
Starte ein Business, in dem du einen “unfairen” Vorteil gegenüber deinem Wettbewerb hast. Dies kann zum Beispiel eine proprietäre Technologie wie bei DeepSpin oder auch besserer Zugang zu notwendigen Ressourcen oder Informationen sein. In jedem Fall solltet ihr einen solchen unfairen Vorteil oder “Right-to-win” haben.
Habe eine klare Mission, die dich motiviert die Extra-Meile zu gehen. Der Weg zum Erfolg wird wahrscheinlich länger dauern als geplant und euch vor Herausforderungen stellen, die schwieriger sind als erwartet. Wenn ihr 100% hinter eurer Mission steht, hilft euch das, auch in den schwierigen Zeiten, die notwendige Motivation zu finden. Ein zusätzlicher Benefit ist, dass auch Mitarbeiter und Investoren mehr und mehr Wert auf Unternehmen mit positivem sozialen Impact legen.
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Clemens Tepel und Pedro Freire Silva das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder