Freitag, März 29, 2024
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Was zählt, ist letztlich immer die gemeinsame Vision

Educatio Online Lernplattform Dreiv für FahrschülerInnen

Stellen Sie sich und das Startup Educatio doch kurz unseren Lesern vor!

Ich habe Educatio Digitale Lernsysteme im April 2021 in Passau gegründet und zusammen mit einem kleinen Team unser Herzensprojekt, die Online-Lernplattform Dreiv, für FahrschülerInnen gelauncht. Das Besondere daran ist, dass wir NutzerInnen nicht einfach nur die Fragen der Theorieprüfung zur Verfügung stellen, sondern sie mit umfangreichen Lerneinheiten digital durch den kompletten Theorieunterricht begleiten. Damit wollen wir Fahrschulen ohne große Umstellung ein zusätzliches Angebot zum Blended Learning ermöglichen. Corona zeigt, wie wichtig solche Optionen sind und wie viel Nachholbedarf es hier noch gibt. Im Januar 2022 folgen außerdem Programme auf Hocharabisch, Türkisch, Russisch und Englisch. Wer nicht Muttersprachler ist, hat es in Deutschland schwer einen Führerschein zu machen – die Durchfallquoten liegen deutlich über dem Durchschnitt. Das ist ungerecht und das wollen wir ändern. 

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

In Deutschland sind wir noch ein junges Startup, aber wir schöpfen aus der langjährigen Erfahrung der Edu-Tech-Unternehmensgruppe Nexius, in deren Auftrag ich Educatio ursprünglich gegründet habe. Die Nexius-Tochter Educatio Ungarn hat bereits mehr als 800.000 FahrschülerInnen erfolgreich durch die Theorieprüfung begleitet – da war der Schritt nach Deutschland naheliegend. Gerade in so einem bevölkerungs- und einwanderungsstarken Land steckt viel ungenutztes Potenzial in den SchülerInnen, die aufgrund der Pandemie oder wegen einer Sprachbarriere im Fahrschulunterricht abgehängt werden. Dazu brauchen Fahrschulen unbedingt Unterstützung bei der Digitalisierung. 

Welche Vision steckt hinter Dreiv?

Mit Dreiv verfolgen wir die Vision, das selbstständige Theorielernen für alle Beteiligten und egal unter welchen Umständen zu einer positiven, wertvollen und erfolgreichen Erfahrung zu machen – und damit die Bestehensquoten in Deutschland deutlich zu verbessern.

Von der Idee bis zum Start: Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Die größte Herausforderung war ganz klar der Kaltstart während des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2021. Zu der Zeit bin ich nach Passau gereist, um für wichtige Termine vor Ort sein zu können. Ich kannte die Stadt noch aus meiner Zeit als Master-Student und hatte mich sehr darauf gefreut, wieder hier zu sein. Aber Passau im Lockdown war eine völlig neue Erfahrung. Ich musste nach der Ankunft erst einmal eine Woche in Quarantäne und habe quasi aus meinem Hotelzimmer heraus das spätere Team zusammengesucht – alles über Videocalls und Telefonate. Das war erst befremdlich, aber es hat mir auch die Chance gegeben, Experten nicht nach ihrem geographischen Standort, sondern nach ihren Fähigkeiten auszusuchen. Zum Glück mussten wir während Corona nicht auch noch Finanzierungsrunden bestreiten, da Educatio als Corporate Startup über Nexius finanziert wurde.

Wer ist die Zielgruppe von Dreiv?

Unser Angebot richtet sich natürlich an Fahrschulen, die ihren Bildungsauftrag erfüllen und ihre SchülerInnen voranbringen wollen. Derzeit gibt es hier einen unglaublichen Stau – die Wartelisten werden immer länger. Wir möchten ganz besonders die UnternehmerInnen ansprechen, die in Sachen Digitalisierung mit der Zeit gehen möchten und dabei Unterstützung gebrauchen können.

Wie funktioniert Dreiv? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Zwar gibt es auf dem Markt mehrere Apps, mit welchen gezielt Prüfungsfragen geübt werden können, aber keine vermittelt das eigentliche Theoriewissen oder hilft, Kompetenzen zu entwickeln – also die Hintergründe, das Warum und das Wie. Genau das hebt Dreiv von anderen Angeboten ab: Wir machen ein Blended Learning-Konzept für Fahrschulen möglich, also eine Kombination aus Selbststudium und Unterricht. Mit Dreiv kann der Wissenstransfer auch mal ausgelagert werden, damit in den eigentlichen Theoriestunden mehr Zeit für den Dialog bleibt – die Fahrschulen geben diesen Bereich ihrer Arbeit also nicht komplett aus der Hand, sondern strukturieren ihn nur effizienter. Und auch für die FahrschülerInnen ist das eine zusätzliche Sicherheit: Sie können ein Thema nachlesen, wann immer sie es brauchen und den Unterricht dann für tiefergehende Rückfragen nutzen.

Educatio, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In 5 Jahren assoziieren FahrlehrerInnen und Schülerinnen den Namen Dreiv mit einem hochwertigen, niedrigschwelligen und leicht verständlichen Selbstlernangebot. FührerscheinanwärterInnen werden sich guten Gewissens bei einer Fahrschule anmelden, die mit unserer Lernplattform arbeitet. Stumpfe Frage-Antwort-Spiele wird es dort nicht mehr geben. Auf der anderen Seite werden wir für die Fahrschulen das Ticket in eine zunehmend digitalisierte Zukunft sein und ihre Möglichkeiten mit den Bedürfnissen und veränderten Lerngewohnheiten ihrer SchülerInnen in Einklang bringen.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Informiert Euch vor der Gründung umfangreich darüber, welche Standorte für Euch in Frage kommen. Logistik und Team sind natürlich wichtige Faktoren, aber auch der eigentliche Gründungsprozess läuft von Region zu Region unterschiedlich. Wenn ich nicht in Passau studiert hätte, wäre mir vielleicht nicht in den Sinn gekommen, dort zu gründen. Dabei sind die Abläufe dort sehr unkompliziert und man wird fantastisch unterstützt.

Remote Work ist für große Unternehmen vielleicht schwierig, aber für junge Startups ist es ein Gamechanger! Teams, Slack und Co. holen tolle ExpertInnen ins Team, die vielleicht nicht um die Ecke sitzen, aber einen unfassbar wertvollen Erfahrungsschatz mitbringen.

Und natürlich gilt: Die Chemie muss einfach stimmen. Es ist eine Sache, einen Experten oder eine Expertin auf einem bestimmten Gebiet im Team zu haben, aber eine völlig andere, wie die gesamte Teamdynamik damit aussieht. Nehmt Euch genug Zeit, um hier Synergien zu suchen und Reibungsfelder zu vermeiden. Was zählt, ist letztlich immer die gemeinsame Vision.

Wir bedanken uns bei Gábor Faragó für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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