Eliah Semiotics Softwarelösungen für den Therapiebereich
Stellen Sie sich und das Startup Eliah Semiotics doch kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Tina Hillebrecht, Gründerin von Eliah Semiotics. Im November 2019 habe ich mit Dennis Stritzke die Eliah Semiotics UG (haftungsbeschränkt) gegründet. Zusammen entwickeln wir Softwarelösungen für den Therapiebereich. Mit der Eliah App unterstützen wir Menschen mit sprachlichen Einschränkungen bei der Kommunikation. Ich habe die Idee für Eliah durch meine Arbeit als Logopädin mit schwer betroffenen Schlaganfall-Patienten entwickelt. Dennis ist Softwareentwickler und neben Eliah in seiner eigenen Beratungsfirma tätig.
Warum haben Sie sich entschlossen ein Unternehmen zu gründen?
Den ersten Prototypen für Eliah haben wir schon 2018 entwickelt. Damals waren wir beide noch angestellt und ich habe im Master studiert. Mit dem Prototypen haben wir vielversprechende Tests mit der Zielgruppe durchgeführt. Im November 2019 haben wir uns dann zusammengesetzt und entschieden, was aus dem Prototypen werden soll. Um das große Potential ernsthaft verfolgen zu können, war die Gründung der nächste logische Schritt.
Was war bei der Gründung von Eliah Semiotics die größte Herausforderung?
Das war eindeutig die Medizinproduktezulassung.
Dennis hatte ein Jahr vor unserer Gründung seine Beratungsfirma gegründet, deshalb waren die Formalitäten der Gründung schnell erledigt. Aber es ist natürlich etwas anderes, zu zweit zu gründen. Wir mussten uns mit den Worst-Case Szenarien auseinandersetzen. Daran haben wir gemerkt, dass es ernst wurde, wie wichtig Offenheit ist und auch, dass Formalitäten einige Zeit in Anspruch nehmen.
Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?
Auf jeden Fall! Das Produkt muss noch nicht durchdesignt sein, bevor man mit Leuten darüber spricht. Wir haben zum Beispiel schon früh mit anderen Logopädinnen gesprochen und Tests mit der Zielgruppe gemacht. Das war super hilfreich für die Weiterentwicklung.
Welche Vision steckt hinter Eliah Semiotics?
Wir glauben, dass jeder Mensch das Recht hat gehört zu werden. Daher entwickeln wir Hilfsmittel für Patienten, um Kommunikation zu ermöglichen.
Wer ist die Zielgruppe von Eliah Semiotics?
Patienten in Kliniken, Pflegeheimen und Therapieeinrichtungen, die gar nicht oder nur schlecht sprechen können. Das sind zum Beispiel Menschen, wie die jährlich 144.000 Personen die nach einem Schlaganfall – zumindest temporär – nicht mehr sprechen können, beatmete Patienten oder Menschen mit neurologischen Erkrankungen.
Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Im Gegensatz zu anderen Anbietern haben wir Eliah für die Akutversorgung von erwachsenen Patienten entwickelt. Hier sind sehr selten Kommunikationshilfen im Einsatz. Das Besondere an Eliah ist, dass die Inhalte auf die akute Behandlung zugeschnitten sind und die App auch für schwer betroffene Patienten leicht zu bedienen ist.
Wie hat sich Ihr Unternehmen mit Corona verändert?
An unserer Arbeitsweise hat sich kaum etwas geändert. Im Homeoffice habe ich schon vorher oft gearbeitet. Die einzigen Änderungen: Es gibt mehr Online Meetings und leider keinen leckeren Cappuccino im Büro.
Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?
Da wir schon vorher oft verteilt gearbeitet haben, mussten wir kaum etwas ändern. Lediglich in unseren Meetings mussten wir dafür sorgen, expliziter über alle Aufgaben zu sprechen, da es nicht einfach so auffällt, an was die andere Person gerade arbeitet.
Wo sehen Sie in der Krise die Chance?
Tatsächlich ist die Krise eine sehr große Chance, da wir unser Produkt auch für beatmete Patienten eingesetzt werden kann. Wir haben uns entschieden, unser Produkt schneller als eigentlich geplant auf den Markt zu bringen und bis zum 31. Juli komplett kostenlos anzubieten. Das war noch eine Herausforderung, da innerhalb von 2 Wochen die Arbeit erledigt haben, die eigentlich für 2 Monate gedacht war.
Nun sind wir seit dem 24. April auf dem Markt!
Eliah Semiotics, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unser Ziel ist es, dass Eliah möglichst schnell in den Kliniken in Deutschland verteilt wird. Durch das Digitale-Versorgung-Gesetz wird sich in der Gesundheitsbranche einiges tun und hoffentlich auch der Einsatz von Tablets in deutschen Kliniken zur Normalität werden.
In fünf Jahren wollen wir unsere Reichweite mit Eliah mindestens auf Europa ausgeweitet haben. Wir haben bei der Entwicklung darauf geachtet, dass die Integration anderer Sprachen und Anpassung an andere Kulturen kein Problem wird.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?
Traut euch Ideen zu teilen. Der Austausch mit anderen hat uns von Beginn an geholfen, unsere Ideen weiterzudenken. Geheimniskrämerei mag zwar ein Sicherheitsgefühl geben, aber die Angst, dass andere die Idee klauen können ist wohl oft unbegründet. Schließlich muss man das Ganze auch durchziehen, um aus der Idee ein funktionierendes Geschäftsmodell zu machen.
Als Startup im Gesundheitsbereich müssen viele Auflagen erfüllt werden, Gesetze einhalten, oft auch klinische Studien durchführen. Das ist sehr abschreckend. Viele Leute habe eine tolle Idee und scheitern an der Umsetzung. Deshalb sind ein gutes Netzwerk und der Erfahrungsaustausch so wichtig. Das Gefühl ein Produkt auf den Markt zu bringen, das kranken Menschen mehr Lebensqualität bringt, ist dafür unbeschreiblich gut!
Seid offen und ehrlich mit euren Mitgründerinnen. Wenn ihr euch auf die gemeinsame Reise in die Unternehmenswelt begebt, solltet ihr einander vertrauen. Deshalb ist für uns Offenheit und Ehrlichkeit im Team sehr wichtig. Heimlichtuerei hat in einem Startup nichts verloren. Und wenn es nicht passt, sollte man sich lieber früh andere Mitgründer suchen.
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Tina Hillebrecht für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder