Freitag, Februar 21, 2025
StartFemale FoundersIst das die Verbindung, auf die Startups gewartet haben?

Ist das die Verbindung, auf die Startups gewartet haben?

embassidy by Meike Neitz baut Brücken zwischen der europäischen und afrikanischen Startup-Welt und unterstützt Gründer, Ökosysteme und Investoren mit maßgeschneiderten Programmen und Coaching.

Könnten Sie uns einen Überblick über die Gründungsgeschichte von embassidy und die Hintergründe der beteiligten Personen geben?

Meike Neitz:  Ende 2020 wurde ich als Digitale Botschafterin der GIZ nach Namibia entsandt. In Windhoek durfte ich mithelfen, das lokale Startup Ökoystem mit aufzubauen – eine wahnsinnig spannende Aufgabe! Dies habe ich auf ganz unterschiedlichen Ebenen getan: Lokale Innovation Hubs unterstützt, Startup Programme designed und ausgeführt, den Privatsektor aktiviert, das Namibische Business Angel Netzwerk (NABAN) aufgebaut und viel Lobbyarbeit vor der lokalen Regierung für das Thema Startup betrieben. Leider musste ich 2022 zurück nach Deutschland. 

Nach einer weiteren Station im Bereich Entrepreneurship Support, bei der Digital Hub Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums habe ich gemerkt, dass mich der afrikanische Kontinent nicht loslässt  – im Gegensatz zur deutschen Startup Landschaft  ist die dortige Startup Szene noch viel kleiner unausgereifter, birgt allerdings wahnsinning viel Potential und ich hatte schon seit meinem Karriereeinstieg im Bereich Emerging Markets eine Leidenschaft für diese besondere Dynamik. Also habe ich Anfang letzten Jahres embassidy gegründet – eine transkontinentale Entrepreneurship Support Organisation, die zwischen Afrika und Europa agiert. Sie verbindet die Erfahrungen der Namibia-Zeit mit meinem Wissen und Fähigkeiten im Bereich Startup support aus vorherigen Stationen. 

Was ist die zentrale Vision von embassidy, und welche konkreten Schritte unternehmen Sie, um diese zu verwirklichen?

Meike Neitz: embassidy’s “Why” ist der tiefe Glaube an die Kraft von Unternehmertum, an die Wichtigkeit von Innovation. In vielen westlichen Ländern, auch so in Deutschland, wurde diese Bedeutung erkannt und Startups aktiv gefördert – so hat sich das deutsche Startup Ökosystem in den letzten Jahren herausgebildet. Ich freue mich, dies schon seit mehr als zehn Jahren mitbegleiten zu dürfen und fühle mich ihm sehr verbunden. In vielen afrikanischen Ländern ist diese Erkenntnis aber noch neuer; die Ökosysteme sind jünger und viel unausgereifter.

Doch gerade in diesen Märkten sind Startups auf noch viel grundlegenden Basis eine ungemein wichtige Rolle ein:  Sie wirken als Bildungskatalysator, Schaffen Arbeitsplätze, unterstützen beim Aufbau einer Mittelschicht und finden lokale Lösungen für lokale Herausforderungen, wie beispielsweise den Kampf gegen den Klimawandel spielen, welcher erwiesenermaßen dort noch viel drastischere Auswirkungen hat- kein Wasser, keine Erträge, keine Arbeit aufgrund von ausbleibender Ernten, Verlust von ruralen Lebensräumen und große Armut in den Städten. Mit embassidy arbeite ich zwischen europäischen und afrikanischen Ökosystemene – ich bin hier in Deutschland nach wie vor mit Startup coachings aktiv, unterstütze in Namibia und anderen afrikanischen Ländern mit Ökosystem-Aufbau und der Entwicklung von Startup Programmen. 

Meike Neitz mit Presidential Advisor Namibia, James Mnyupe, in Windhoek

Welche Zielgruppen sprechen Sie mit Ihren Dienstleistungen an, und wie stellen Sie sicher, dass deren spezifische Bedürfnisse erfüllt werden?

Meike Neitz: Ich habe die Serviceleistungen von embassidy in drei Segmente unterteilt: Meta, Makro und Mikro.  Auf Metaebene im Bereich Entrepreneurship Support unterstütze ich im Bereich Ökosystemaufbau – da sind die Kunden beispielsweise Ministerien, Wirtschaftsförderungen, Kommunen oder Initiativen, die aus ihrem Standort einen Innovationshub machen möchten.

Auf Makroebene entwickle ich Startup Programme und führe sie aus – dieses Angebot richtet sich an die GIZ, EU oder andere Regierungsorganisationen, die solche Programme fördern und ausführende Organe dafür suchen. In diesen Bereich fällt auch die “Brückenbau-Arbeit” zwischen den Kontinenten. 

Auf Mikroebene coache ich Startups im Bereich Pitching, Storytelling, Public Speaking. Da sind meine Kunden Accelerator, Inkubatoren, Company Builder oder Hubs, die mich für “ihre” Startups buchen. 

Da ich auf beiden Kontinenten gelebt und gearbeitet habe, sehr flexibel und passgenau arbeite, kann ich in jedem Fall sehr individuell auf die Bedürfnisse und Wünsche meiner Auftraggeber eingehen. 

Mit welchen besonderen Herausforderungen sehen Sie sich in Ihrer Arbeit konfrontiert, insbesondere im interkontinentalen Kontext zwischen Europa und Afrika, und wie gehen Sie damit um?

Meike Neitz: Die größte Hürde ist meiner Meinung nach immer noch die eurozentristische Ansicht vieler, dass der afrikanische Kontinent keine attraktiven Märkte böte. Auf der internationalen Weltbühne, vor allem im Bereich Startups, spielt es noch keine wirkliche Rolle – die Investitionen in Deutschland sind 5x zu hoch als in Afrika als Ganzes – ein Kontinent mit 1,4 Milliarden Menschen! Das muss man sich mal in Relation setzen! 

Auf dem afrikanischen Kontinent selbst ich in vielen Ländern vor allem das Thema schulische und universitäre Bildung aus großes Problem – das Niveau ist noch zu niedrig. Eigentlich muss die unternehmerische Ausbildungsarbeit viel früher ansetzen, dafür bräuchte es noch mehr lokales Umdenken und vor allem Gelder. Es fehlt im Bereich Startup noch an richtigen Innovationen – die hierzulande ja oft aus den Universitäten kommen, gerade im Bereich Climate Tech. Doch die Research-Arbeit an Afrikanischen Unis ist noch zu unausgereift, hier muss noch viel passieren. 

Im Business- und Handelskontext sind die Herausforderungen in der transkontinentalen Arbeit vor allem im Bereich Infrastruktur und Logistik, die oft fehlende Anbindung an globale Zahlungsströme, politische Instabilität und Korruption. 

Was unterscheidet embassidy von anderen Startup-Beratungen, und was betrachten Sie als Ihren einzigartigen Wettbewerbsvorteil?

Meike Neitz: Ich kenne tatsächlich keine weitere Consultancy, die sich rein auf Startup Beziehungen zwischen Europa und Afrika spezialisiert hat – das macht embassidy besonders. Zudem bringe ich ein Kaleidoskop an Erfahrungen in meine Pitchtrainings und andere Workshopformate mit ein – von meiner Zeit bei Die Höhle der Löwen, über die lehrreichen Jahre mit meiner ersten Beratungsfirma Die Zukunftsmanufaktur bis hin zu den vielen wichtigen interkulturellen Prägungen, die ich durch meine Reisen in inzwischen 94 Ländern (von denen ich in 9 gelebt habe) mitgenommen habe. Ich habe alles gelernte im Rucksack dabei!

Wie sehen Ihre zukünftigen Pläne für embassidy aus?

Meike Neitz: Im Moment bin ich sehr glücklich, denn ich habe eine sehr loyale Kundenbasis für meine Startup Coachings – von der Impact Factory in Duisburg, über die Westerwelle Stiftung bis zu Campus Founders in Heilbronn. Diese möchte ich natürlich stetig erweitern und stecke hier in Gesprächen mit einigen Accelerator Programmen. Im Bereich Ökosystemaufbau und Entrepreneurship Support steckt embassidy mit weiteren Mitgliedern von Team Africa gerade in ein paar spannenden Tendern, die wir hoffentlich gewinnen. 

Ich wünsche mir weiter ein kontinuierliches Wachstum mit spannenden (Climate Tech) Projekten auf beiden Kontinenten, eine nachhaltige Reputation für embassidy als vertrauensvoller Partner für Startup Projekte auf beiden Kontinenten aufbauen und möchte mir ein super A-Team aufbauen, das mich unterstützt. 

Pitchtraining für Hessian.ai in Darmstadt, April 2024

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern mit auf den Weg geben, basierend auf Ihren bisherigen Erfahrungen?

“Distraction comes in the disguise of opportunity” – fahrt eine klare Strategielinie fahren und lasst euch nicht ablenken, selbst wenn manche Dinge sich erst einmal wie tolle Möglichkeiten anhören. Konzentriert euch auf eure “core value proposition” und Produkt/Service und verzettelt euch nicht. 

Unterschätzt nicht die Kraft von Personal Branding. Wenn Gründer es schaffen, sich früh eine starke Personenmarke aufzubauen verschieben sich die Verhältnisse von “push” zu “pull”. Also: Anstatt “Push-Marketing” zu betreiben, kommen Opportunitäten, Investorgespräche, Partnerschaften durch den “pull” ihres Personal Brandings herein. Das kann ein Game Changer für das gesamte Unternehmen sein!

Aus meiner Erfahrung ist der frühere Gründungsmythos von “wir haben nächtelang durchgemacht und uns Junkfood in unsere Garage bestellt” nicht mehr zeitgemäß und natürlich einfach komplett ungesund. Ich finde Pausen ungebmein wichtig, einen gesunden Lebensstil, der nicht nur auf das eigene Business ausgerichtet ist und an die Kraft der Interdisziplinarität (einer meiner Lieblingsbücher: Range von David Epstein), als Inspiration , Motivation und Energie ziehen aus ganz unterschiedlichen Feldern – sei es das Cellospielen im Orchester oder das Training für einen Triathlon. Schafft Ausgleich!

Wie hat Ihre persönliche internationale Erfahrung die Ausrichtung und Arbeitsweise von embassidy beeinflusst?

Meine Neitz: Meine Reisen und das Leben in verschiedensten Ländern – von Indonesien bis Algerien – hat mir vor allem gezeigt, wie viel Diversität und kulturelle Vielfalt ausmacht. Daher habe ich embassidy von Anfang an komplett remote aufgebaut, meine Assistentin sitzt in Windhoek und mein Wunsch ist es, ein noch größeres transkontinentales Team aufzubauen. Zudem habe ich gelernt, sehr lean zu arbeiten – gerade in afrikanischen Ländern ist es ungemein schwer, an eine Finanzierung zu kommen, so wird noch leaner gearbeitet, als wir es aus Europa kennen, mehr gebootstrapped, mehr “MacGyver”. Dies entspricht mir und meiner Persönlichkeit – ich bin eine Anpackerin. Mit embassidy bin ich gar nicht auf rasantes Wachstum aus, wofür ich Fremdkapital bräuchte, sondern wir wachsen sehr schön und nachhaltig aus uns selbst heraus. Schritt für Schritt, Projekt für Projekt. 

Was ich zudem mitgenommen habe, ist die Wichtigkeit von Netzwerken – daher bin ich extrem glücklich, Teil der Team Africa Allianz zu sein, mit der wir gemeinsam unsere transkontinentale Arbeit – jeder in seinem jeweiligen Fokusfeld – voranzutreiben und uns gegenseitig zu stärken. 

Inwiefern spielt Nachhaltigkeit eine Rolle in Ihren Projekten und Ihrer Unternehmensphilosophie?

Meike Neitz: Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle, da ich einen Fokus auf Climate Tech Projekte gelegt habe. Das ist der Sektor im Startup Bereich der mich wahnsinnig fasziniert und für den mein Herz schlägt! Dadurch, Climate Tech Startups vor allem im globalen Süden zu unterstützen, versuche ich meinen kleinen Teil im Kampf gegen den Klimawandel beizutragen.  Da embassidy, wie oben beschrieben, sehr lean arbeitet, sind meine persönlichen Nachhaltigkeitsziele leicht erreichbar – ich mache das meiste Remote, fahre so viel es nur geht Bahn und kompensiere meine Flugreisen entsprechend.

Wie fördern Sie die Vernetzung zwischen europäischen und afrikanischen Startups, und was für Erfolgsbeispiele gibt es?

Meike Neitz: Wichtig ist zunächst hervorzuheben, dass es mir nicht nur um die Vernetzung von europäischen und afrikanischen Startups geht, sonden auch Ökosystemspielern und Investoren. Deutsche Investoren sind beispielsweise, im Vergleich zu französischen oder amerikanischen Investoren noch extrem unterrepräsentiert auf dem afrikanischen Kontinent – das muss sich ändern! Das gleiche gilt auch für Corporates und mittelständische Unternehmen. Des weiteren glaube ich, dass sich auch beispielsweise auf Hub-Ebene eine stärkere Vernetzung für beide Seiten sehr inspirierend und lohnend wäre – auch daran arbeite ich. 

Ein gutes Beispiel war der German-African Business Summit (GABS) im Dezember 2024 in Nairobi, für den ich vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gebucht wurde. Gemeinsam mit weiteren Partnern haben wir eine deutsche Startup Delegation zusammen gestellt, mit denen wir nach Kenia geflogen sind. Sowohl Startups als auch Initiativen wie die Digital Hub Initiative, oder StArfrica von der Uni Koblenz hatten dort die Möglichkeit auszustellen, zu pitchen und neue Partner zu finden. Als Highlight besuchte dann MInister Habeck unsere Startup Area und nahm sich viel Zeit, alle kennen zu lernen! 

Ein Startup, das wir mitgenommen haben, ist Recycoal, das von Johannes Kern, einem PHD Anwärter von der RWTH Aachen gegründet wurde. Seine Vision ist eine Umgestaltung der Landwirtschaft und Bekämpfung des Klimawandels mit Hilfe von Biokohle – nutzt man diesen als Fertilizer, verbessert dies die Bodenqualität und bringt mehr Erträge. Zudem spart es Co2 ein sodass Bauen ein zusätzliches Einkommen im CO2 Handel ermöglicht wird. Es ist schon in Ruanda und im Senegal aktiv und ich sehe viel Potential für die Expansion in weitere afrikanische Länder! 

Bild: embassidy Team Bild mit Robert Habeck

Wir bedanken uns bei Meike Neitz für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.


Premium Start-up: embassidy

Kontakt:

Meike Neitz
Herwarth Str. 24
D-50672 Köln

meike.neitz@embassidy.com
https://www.embassidy.com/

Ansprechpartner: Meike Neitz

Social Media:
LinkedIn

Sabine Elsässer
Sabine Elsässer
Sabine Elsaesser is an experienced entrepreneur and media/startup expert. Since 2016, she has served as the Chief Editor and CEO of StartupValley Media & Publishing. In this role, she is responsible for managing the company and providing strategic direction for its media and publishing activities. Sabine Elsaesser takes great pleasure in assisting individuals and businesses in reaching their full potential. Her expertise in establishing sales organizations and her passion for innovation make her a valuable advocate for startups and entrepreneurs.
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